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Nr. 78 2930 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** * * * Buchhandel * * * Steindruck E Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Lederwalzen für Steindruck-Pressen Nachdruck verboten Gute Walzen sind Bedingung jeder guten Steindruck-Arbeit. Ein Maschinenmeister, der eine schlechte Maschine, aber gute Walzen hat, bringt seine Auflagen, was scharfen, egalen, sauberen, glatten und saftig gedeckten Druck anbelangt, viel besser zustande, als ein solcher, der eine gute Maschine und schlechte Walzen hat. Wie Lederwalzen behandelt werden müssen, um- sie stets in so gutem, druckfähigem Zustande zu erhalten, dass man seine wahre Freude an ihnen hat, und um sie möglichst lange in gutem Zustande gebrauchsfähig zu er halten, will ich in Nachstehendem, gestützt auf langjährige Er fahrung, erklären. Man unterscheidet zwei Arten von Lederwalzen: rauhe und glatte. Bei den rauhen ist die Fleischseite und bei den glatten die Narbenseite des Leders nach aussen gekehrt. Die rauhen Walzen werden ausschliesslich für Schwarzdruck, die glatten für alle Arten von Buntdruck-Arbeiten verwendet. Man nimmt für letztere Arbeiten aus dem Grunde glatte Walzen, weil sich solche besser von der Farbe reinigen lassen als die rauhen, was bei Buntdruck sehr wichtig ist, um die Farben möglichst rein drucken zu können. Die Behandlung beider Sorten weicht darin von einander ab, dass bei ersteren die Farbe durch Ab kratzen entfernt, bei letzteren abgewaschen wird. Das Reinigen der rauhen Walzen, welches beim Druck von gewöhnlichen Arbeiten längstens alle zwei Tage und für feine Arbeiten einmal täglich und zwar am besten abends vor Schluss der Arbeitszeit vorgenommen werden muss, geschieht wie folgt: Man kratzt mittels eines sehr stumpfen Messers, Strich neben Strich, die alte Farbe ab, indem man das Messer etwas schräg hält, sodass der Rücken etwas nach vorn steht, und zwar bewege man dasselbe mit dem Lauf der Haarlage des Leders. Letzteres muss streng beobachtet werden, weil die Walzen sonst zu rauh und ungleichmässig werden. Viele Fachgenossen haben die Gewohnheit, statt eines stumpfen Messers ein scharfes oder statt dessen Glasstücke zu ver wenden, was unbedingt zu verwerfen ist. Ich erinnere mich eines Falles, wo ein Maschinenmeister bei solcher Arbeitsweise das Glasstück, weil mit zu grosser Kraft geführt, zerbrach, wo bei er das Leder und dazu sich einen Finger bis auf den Knochen durchschnitt. Verliert eine Walze mit der Zeit ihre Rauhheit, so schleift man sie, nachdem sie sauber abge kratzt ist, mit Naturbimsstein, Petroleum und Sand so lange, bis die Oberfläche ganz gleichmässig rauh erscheint. Hierauf reinigt man sie von allem Schliff, tränkt sie mit Terpentinöl, kratzt sie noch ein- oder zweimal ab und lässt sie zum Austrocknen über Nacht stehen, worauf sie wieder gebrauchs fähig ist. Die Behandlung glatter Walzen für Buntdruck ist viel umständlicher als die der rauhen. In vielen Anstalten findet man diese Walzen spiegelglatt, was viele Uebelstände ver ursacht. Spiegelglatte Walzen decken volle Flächen stets ungenügend und mangelhaft und rutschen durch ihre Glätte sehr leicht, wobei sie die feinen Theile der Zeichnungen weg reissen. Auch zerstören sie sehr bald die saure Aetzpräparation, wodurch der Stein tont, schmiert, und umständliche Nach ätzungen in der Maschine nöthig werden. Auch macht sich die Walzen-Naht leicht durch einen hellen, mehr oder minder stark hervortretenden Streifen bemerkbar, der auf dem fertigen Bild störend hervortritt. Die als glatt bezeichneten Buntdruckwalzen dürfen nicht spiegelglatt sein, sondern sollen in schwach ange rauhtem Zustande gehalten werden, d. h. die Oberfläche des Leders muss ein ganz feines Korn aufweisen. Solche Walzen können die Zeichnungen vollsaftig decken und reine Arbeit liefern. Sobald eine Walze anfängt zu glatt zu werden, muss man sie schleifen. Zu diesem Zweck wird sie sauber abge waschen, dann mittels Schmirgelpapiers und Terpentinöls so lange geschliffen, bis sich ein ganz feines Korn gebildet hat. I Hierauf wird der Schmirgelschliff von der Walze sauber ab gewaschen, kurze Zeit trocken mit Schmirgelpapier nachge rieben, dann wieder mit Terpentinöl abgewaschen und trocknen gelassen. Hierauf kann sie wieder in Gebrauch genommen werden. Ist das Schleifen soweit vernachlässigt worden, dass die Walze spiegelglatt ist, so genügt das Schleifen mit Sohmirgelpapier nicht, weil dies zu lange Zeit in Anspruch nehmen würde. Die Walzen müssen in solchen Fällen mittels Naturbimsteins zuerst mit Petroleum und später mit Terpentinöl (aber ohne Sand) so lange geschliffen werden, bis sie eine feine Körnung aufweisen. Sind an spiegelglatten Walzen Risse, Sprünge, vertiefte Eindrücke oder sonstige Unebenheiten vor handen, so schleife man diese nicht auf einmal heraus, sondern durch öfteres Schleifen nach und nach, weil das Leder sonst zu rauh würde, wodurch die Walzen im Gebrauch nicht so sauber gereinigt werden könnten, wie es der Druck reiner Farben erfordert. Buntdruckwalzen müssen täglich abends vor Schluss der Arbeitszeit gereinigt (geputzt) werden. Das Abkratzen und Schleifen dieser sehr theuren Lederwalzen ist Sache des Maschinenmeisters. Man lasse diese sehr wichtige Arbeit unter keinen Umständen von dem Maschinen personal oder sonstigen Hilfsarbeitern verrichten, selbst unter Aufsicht nicht. Viele Drucker haben die Unsitte, alte auf den Walzen ein getrocknete Farbe dadurch zu erweichen, dass sie Spiritus (Alkohol), Benzin, Petroleum und dergleichen auf die Walze giessen und dann anzünden. Oder sie erweichen die Farbe auf der Walze mittels der Brennlampe und kratzen sie dann schleunigst ab. Dadurch ist schon manche schöne Lederwalze zugrunde gegangen. Geschliffen sollen nur die Auftragwalzen werden. Die übrigen Walzen, Verreibungswalzen, Duktorwalze (auch Leck walze oder Heber genannt), können und sollen sowohl für Schwarz- als auch für Buntdruck ganz glatt sein, weil sie sich gut und schnell von Farbe reinigen lassen. Beim Druck lege man die beste und gleichmässigste Auf tragwalze vor den Druckzylinder, damit sie als letzte über den Stein geht, um etwaige Ungleichmässigkeiten der übrigen Walzen im Farbe-Auftragen auszugleichen. Werden rauhe Walzen längere Zeit äusser Gebrauch ge stellt, so empfiehlt es sich, dieselben sauber abzukratzen, mit Talg (Unschlitt) gut einzufetten und in möglichst gut schliessen dem Schrank aufzubewahren. Vor dem Wiedergebrauch muss jedoch das Talgfett wieder rein abgekratzt werden. Im Gebrauch muss der Maschinenmeister sein Hauptaugen merk darauf richten, dass die Walzen keine Beschädigungen erleiden: durch Anstossen an harte Gegenstände, durch Fallen- lassen, ferner durch Umfallen, wenn die Walzen an glatten Wänden zu senkrecht aufgestellt werden usw. Auch dürfen die Auftragwalzen über Nacht nicht auf der Eisentischplatte liegen bleiben. Die Beschwerungswalzen lege man von allen Leder walzen abseits, oder mit einem Spindelstiel auf den oberen Rand des Walzenlagers. Sobald ein Walzenleder nicht mehr fest anschliessend auf der Unterlage sitzt, sodass man dasselbe mit kräftigem Handgriff drehen kann, so unterlege man mit Flanell, Moleskin oder Kalmukstoff, weil sonst die Walzen-Naht sehr leicht aufspringt. Ganz neue Walzenleder sind zum Druck nicht sofort ge brauchsfähig. Wollte man dieselben gleich zum Drucken ver wenden, so würde das Wischwasser von denselben gierig auf gesogen und hierdurch keine Farbe-Aufnahme stattfinden können, weshalb sie erst wasserfest präparirt werden müssen, was auf folgende Art geschieht: Die Walzen werden, nachdem sie auf das Walzengestell gezogen und auf beiden Seiten fest zuge schnürt sind, erst mit ganz dünnem Firniss recht dick über strichen. Nach Verlauf einiger Stunden ist derselbe von dem Leder aufgesogen. Sodann streicht man wieder eine Menge neuen Firnisses auf, der nur noch zur Hälfte einsaugt. Hierauf kratzt man den Lederspelt (halblockere Lederfasern) mit