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Nr. 78 PAPIER-ZEITUNG 2929 Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitur g e ngesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches die Neue* oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei beschrieben Klebstoffe von Ferdinand Sichel in Limmer vor Hannover. Die Firma stellt viele Arten Klebstoffe her und sandte uns Proben von den gangbarsten Sorten für die Papier-Verarbeitung. Dieselben lassen sich in zwei Gruppen trennen, nämlich Kleb stoffe für sofortiges Kleben, d. h. Verbinden zweier Papier- usw. Flächen, und Klebstoffe für Gummirung, die nach dem Trocknen durch Feuchtung wieder klebend werden. Die erst genannte Art erfordert einerseits hohe Klebkraft und schnelles Trocknen, anderseits stete Gebrauchsfertigkeit, sowie bequeme Verarbeitung. Der »China-Leim« entspricht diesen Forderungen. Er ist fast geruchlos, von weisslicher Farbe und hat etwa die Dickflüssigkeit des Syrups. Die Klebkraft erwies sich bei den vorgenommenen Versuchen als vorzüglich. Ohne Schaden für die Klebkraft kann die dreifache Menge Wasser zugesetzt werden, und da weder Säuren noch alkalische Beslandtheile in dem Leim enthalten sind, so nehmen empfindliche Papiere und Farben, wenn mit China-Leim geklebt, keinen Schaden. Seitens vieler Fabrikanten wird diese Sorte für alle billigeren Klebe- Arbeiten, wie Kartonnagen, Düten, Wellpappe, Tapeten, Plakatirung und Aebnliches benutzt. Noch dicker, breiartig, ist die Fotografen-Pasta Sie ist ganz weiss und dient zum Aufziehen von Fotografien auf Karton, auch für Zeichnungen und Karten wird sie mit Vortheil verwendet, da sie vom Papier nicht abspringt, sondern dauerhaft bindet. Ein billiger, starker Klebstoff ist der Palmen-Leim, welcher etwas dünnflüssiger als der China-Leim, gleichfalls kalt löslich und sehr ergiebig ist. Er kann mit bedeutenden Wassermengen versetzt werden, ohne dass die Klebkraft nachliesse. Dieser Klebstoff ist farb los, enthält weder Säure noch Alkali und kann daher für die empfindlichsten Waaren, z. B. künstliche Blumen, Stoffproben und Buntpapier, sowie seiner grossen Bindekraft wegen zur Koffer-Fabrikation, in Hülsen- und Dütenfabriken, für besonders schwer bindendes, pergamentirtes oder ölhaltiges Papier mit Vortheil verwandt werden. Gummi-arabicum, Marke A, ist eine filtrirte dickflüssige Lösung von gelber Farbe, für deren Echt heit der Fabrikant Gewähr übernimmt. Die Klebkraft ist sehr gross. Ein vorzüglicher Klebstoff für Briefumschläge, Etiketten, und ähnliche Waaren ist das Arabin-Gummi, das als Marke D breiartig und kaum noch flüssig ist. Durch vollständige Geruch- und Geschmacklosigkeit, sowie bequeme schaumfreie Verarbeitung eignet sich dieses Gummi besonders für die Verwendung auf schnelllaufenden Maschinen und für feine Gummirung. Arabin-Leim ist eine blanke dickflüssige, gold gelbe Masse, die für schnelles Kleben und rasches Trocknen bestimmt ist. Arabin-Leim ist frei von Zucker, Wasserglas oder Kalk, zieht also Feuchtigkeit nicht an, ätzt nicht und ist geruch- und säurefrei. Er empfiehlt sich als Kontorleim, da er stets gebrauchsfertig ist. Alle angeführten Klebstoffe, die nur einen Theil der von der Firma hergestellten Sorten umfassen, sind frei von fäulnisserregenden Bestandtheilen. Vergl. An zeige in dieser Nummer. Flottenvereinspostkarte. Der Deutsche Flottenverein hat eine »offizielle Postkarte« herausgegeben, die von der chromo litografischen Kunstanstalt Wolfrum & Hauptmann in Nürnberg hergestellt wurde und auch in den Handel gebracht wird. Die Karte trägt als bildlichen Schmuck das dem Flottenverein vom Kaiser verliehene und auch vom Kaiser entworfene Abzeichen, welches einen von einer Kaiserkrone überragten rothen Rettungsring auf goldenem unklarem Anker ruhend inmitten eines silbernen, grün durchschlungenen Feldes zeigt, zu beiden Seiten die Kriegs- und Handelsflagge. Den oberen Abschluss des Ganzen bildet die Abbildung eines grossen Kreuzers. Die Ausführung der Karte in Buntdruck und Prägung ist hübsch und sorgfältig. Weihnachts- und Neujahrskarten von Pölcke & Hilliger in Berlin 80, Bethanien-Ufer 5. Eine umfangreiche Sammlung von Postkarten mit allen möglichen weihnachtlichen Sinn bildern, musizirenden Engeln, Christbäumen und dergl. trägt die Aufschrift »Fröhliche Weihnachten«, und eine weitere Sammlung wünscht »Viel Glück zum neuen Jahre«. Auf letzteren zeigen sich kleine Putten, welche die Neujahrsglocken umschweben oder in Bewegung setzen. Auf anderen sind auch bärtige Gnomen abgebildet, die eben die neue Jahreszahl aus grossen Ziffern zusammengesetzt haben und nun in der Neujahrsnacht nach der Stadt befördern, während auf weiteren Karten andere Kurzweil seitens derselben kleinen Männchen getrieben wird. Jedes der verschiedenen Kartenmuster ist an sprechend, viele sind ausserordentlich hübsch und komisch. Sammel-Alben von Ernst Heitmann in Leipzig. Ein kürzlich herausgegebener Katalog der Firma enthält sehr viele neue Muster von Alben für alle erdenklichen Zwecke. Bei dem Schmuck der Decken ist so ziemlich alles herangezogen, was in der Buchbinderei zur Verzierung verwendet werden kann. Farbendruck und Prägung auf Leinwand, Papier, Halbleinen, Skytogen, Ganzleinen, Leder in allen Farben und Musterungen bieten so reiche Abwechslung, dass sich wohl für jeden Geschmack etwas Zusagendes, für jede Stil richtung etwas Entsprechendes finden dürfte. Papier-Ausstattungen von Pietro Miliani, Büttenpapierfabrikant in Falriano, Italien. Die Firma bringt jetzt Bütten-Briefpapiere auf den Markt, welche sie nebst Bütten - Umschlägen in Schachteln gebrauchsfertig ausrüstet. Sehr eigenartig ist die Kassette, welche ein nach Art der Miniaturmaler mit grossem farbigem Initial ausgestattetes Wappen trägt. Dieses zeigt einen auf einer Brücke hämmernden Schmied. Der dazu gesetzte Wappenspruch lautet: »Faber in amne cudit, olim chartam undique fudit«, auf Deutsch: »Der Schmied hämmert im Strom, einst verbreitete er das Papier überall hin«, darunter die Jahreszahl »anno Dni. 1315, Pietro Miliani Fabriano». Das Wort Faber (lateinisch Schmied) wird also in Zusammenhang gebracht mit dem Ort Fabriano, wo schon im 13. Jahr hundert die Papiermacherei geblüht hat. Das in dieser Schachtel enthaltene Papier ist dunkelbraun und rauh, es ist den erhalten gebliebenen ältesten Erzeugnissen der Papier mühlen von Fabriano genau nachgebildet. Jeder Schachtel sind zwei Briefbogen beigefügt, welche die Absicht des Fabrikanten in deutscher und italienischer Sprache künden. Der deutsche Aufdruck lautet: Solcherley papier als du an disem zeddel sihest, erbarer Leser, ist verferttiget worden von denen papiermachern zu Fabriano, im iahre do man zeit nach vnsers HERRN gebürt MCCCXV. Vnnd ist diess papier gemachet on ander beymengung alleyn aus henffen und leinen hadern so zerstampffet worden vnd dann geschlagen mit hoelzern hemmerlin. Ist aber ganz von menschenhenden, vnnd mit keinerley künstlicher machina zuebereytt, vnnd ist geleimet mit leimen so man aus tierheuten siedet. So du es wilst gegen dem licht be- schaun, findestu darinnen durchscheinend, als Zeichen so man fila- gramma nennet, die gestallt eins Sternes, vnnd gleichet also dies papir in aller weyss ienem so bewaret wird in der statt Fabriano alten geschrifften aus obgemeldtem iar. Es verferttigts aber vnd helts feyl eines erbarn Lesers trewer diener. Pietro Miliani In ebenso alterthümlicher Sprache ist der italienische Auf druck verfasst. Eine andere Schachtel enthält hellbraunes Feinpapier. Auch hier ist jeder Briefbogen besonders geschöpft. Das klare Wasserzeichen besteht rechts aus der Abbildung eines zum Angriff blasenden Trompeters der italienischen Scharfschützen, auf der anderen stehen die Worte »di corsa« (Sturm) und eine Fanfare in Notenschrift. Die Umschläge haben längliche Gestalt und tragen gleichfalls das Wasserzeichen »di corsa«. Da dieses Papier, um das Wasserzeichen klar zu zeigen, sehr rein ge mahlen und so durchscheinend ist, dass man den Inhalt des Briefes durch den Umschlag hindurch lesen könnte, so sind jeder Kassette soviele Bogen dünnen blauen Papiers beigefügt, als sie Briefbogen enthält. Diese Papiere dienen zum Einhüllen des Briefes und verhindern das Durchscheinen der Schrift. Die Schachtel ist mit künstlerischen Abbildungen verziert. Eine einfach ausgestattete Schachtel enthält feines, dünnes, weisses, aus reinen Leinenlumpen hergestelltes Papier mit dem Namen des Fabrikanten als Wasserzeichen. Eine für Damen bestimmte Schachtel enthält weisses Hand papier. In jeden Bogen und in die Verschlussklappe jeden Um schlages ist eine Blume so eingebettet, dass sie auf beiden Seiten von Papierstoff umgeben ist. Farren und Moose sehen in dieser Art als Verzierung verwendet, besonders gut aus. Darf ich bitten heissen sechs neue Karten aus dem Verlage von Eduard Arenz in Wien. Sie bilden solche Szenen aus dem gesellschaftlichen und galanten Leben Wiens ab, auf die sich diese Redensart anwenden lässt. Die Bilder stammen von Raphael Kirchner, sie sind hübsch und zeigen echt wienerisches Leben. Der von Uhr. Reisser’s Söhnen in Wien ausgeführte Druck ist sorgfältig.