Volltext Seite (XML)
Nr 77 PAPIER-ZEITUNG 2891 Zeitung von 1894 erschienen; zahlreiche Firmen des Papier faches haben im Lauf der Jahre solche Klischees zum Ver zieren ihrer Briefköpfe, Rechnungen usw. bezogen. Zwei dieser Ströhlschen Wappenbilder drucken wir vorstehend ab. Verstellbare Rollstangen für Papier-Rollen Wie der Verfasser des Aufsatzes mit obiger Ueberschrift in Nr. 68 bin auch ich der Ansicht, dass in mancher Papierfabrik, namentlich in solcher, wo Papier auf Rollen nicht oder selten zum Versand kommt, die Holzhülsen gespart werden können. Aber ich halte die vom Einsender vorgeschlagenen zusammenklappbaren Rollstangen für unpraktisch, weil solche in aufgeklapptem Zustande die Gestalt eines Vierecks annehmen, und auf solche Stangen gewickelte Rollen nament lich, wenn sie fest sind, grosse Neigung zum Ineinandergehen erhalten würden. Anlass hierzu gäben die freien Stellen zwischen den Stangen. Erhöht würde noch diese Gefahr beim Aufstapeln der Rollen, das wohl in jeder Fabrik üblich und auch um Raum zu sparen, nothwendig ist. Eine sehr praktische Spindel, welche gestattet, obigen Fehler zu verhüten und ohne Holzhülsen zu arbeiten, fertigt die Gandenberger’sche Maschinenfabrik Georg Goebel in Darmstadt. Genannter Firma ist die eigenartige Bauart patentirt, bisher aber lieferte sie solche Roll stangen, so viel mir bekannt, nur mit ihren Rollenschneidmaschinen, aber dieselben wären weiterer Verbreitung werth, namentlich zum Aufwickeln direkt von der Maschine. Aeusserst sinnreich gebaut, bedürfen sie nur geringer Kraft und Zeit zum Auf- und Entspannen, denn um beides zu erreichen, genügt ein Ruck. Jedoch müsste zum direkten Aufwickeln, um Ueberspringen zu verhüten, an einer Seite ein Ring angebracht werden. Auch Rollen zum Versand lassen sich auf dieser Spindel herstellen, indem man nach dem Aufführen einige Runden des Papiers mit Leim bestreicht, die nach dem Trocknen eine feste Hülse bilden. Fertigt oder wickelt man ganz dünnes Papier, so ist es zweckmässig, etwa 1—11/2 m lange Bahn dicken, mit Leim bestrichenen Papiers mit einlaufen zu lassen, um der Rundung grössere Festigkeit zu geben, da dünnes Papier der Spannung eher nachgiebt als dickes. Die »Patentspindel von Goebel« hinterlässt ein vollständig kreisrundes Loch und ist stark gebaut. Vorarbeiter Holzschleiferei in Labrador? Nachrichten aus Quebec zufolge beabsichtigt jetzt ein amerikanisches Syndikat eine Holzschleiferei in Labrador zu erbauen. Auf dieser Halbinsel soll ein grosser Vorrath geeigneter Hölzer, namentlich Fichten, auch Birken und Pappeln, vorhanden sein. Das Syndikat habe kürzlich von der Regierung 1000 Quadratmeilen Holzland in Labrador, hauptsächlich an den Ufern des Manitou River, gekauft. Das Holz soll diesen Fluss hinunter geflösst und in einer grossen Fabrik auf den Seven Islands am Nordrande des St. Lawrence Golfes verarbeitet werden. Von diesen Inseln aus kann die Versendung das ganze Jahr hindurch erfolgen. Diese Nachricht des »Journal of Commerce and Commercial Bulletin« ist mit Vorsicht aufzunehmen, da nach bisherigen Nachrichten die theils zu Kanada, theils zu Neufundland ge hörige Halbinsel Labrador nicht waldreich und das dortige rauhe Klima jeder Kultur hinderlich ist. Das 1,4 Millionen Quadratkilometer grosse Land ist fast dreimal so gross wie Deutschland und hat kaum 50C0 Einwohner. Red. Papier zu den amtlichen Unfall-Anzeigen Welche Bestimmungen sind für das am 15. November d. Js. zur Einführung gelangende Unfall-Anzeigen-Papier getroffen? Papierfabrik Wir haben uns bemüht, die gefragten Bestimmungen zu erfahren, jedoch ohne Erfolg. Vielleicht giebt ein Leser Auf schluss. Red. Packpapier in Süddeutschland. Wie eine Stuttgarter Zeitung meldet, fand dort eine Versammlung von Papierfabrikanten Süddeutschlands statt, in welcher der Beschluss gefasst wurde, die Preise verschiedener Papiersorten, namentlich von Pack papier, auf der bisherigen Höhe zu halten. Die Druckpapier fabrikanten waren auf der Versammlung nicht vertreten, -s- Reisende. Der Geschäftsherr, der einen vertragsmässig als Reisenden angestellten Handlungsgehilfen nicht reisen lässt, ist dem Reisenden insoweit schadenersatzpflichtig, als dieser nunmehr seinen Lebens unterhalt mit eigenem Gelde bezahlen muss. Der Reisende hat aber kein unbedingtes Recht, dauernd auf die Reise geschickt zu werden. Wie weit er dies beanspruchen kann, darüber entscheiden die aus drücklichen oder stillschweigenden (Berücksichtigung der üblichen Reisezeit) Vereinbarungen. (Entscheidung des Kammergerichts vom 2. Februar 1901. Rechtsprechung des Oberlandesgerichts 1901 Bd. 2, Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt. Nachdruck verboten Fortsetzung zu Nr. 69 Lederpapiere Nur wenige Sorten bunter Papiere haben in den letzten 30 bis 40 Jahren so weitgehende Verbesserungen erfahren wie die Lederpapiere. Wenngleich ein grosser Theil der in deren Herstellung erzielten Fortschritte der Papierfabrikation zu danken ist, welche es verstanden hat Papiere zu erzeugen, die dem wirklichen Leder an Festigkeit wenig nachstehen, so ist es den Bemühungen der daran betheiligten Buntpapier-Fabriken gelungen, diesen Papieren durch geeignete Appretur nicht nur das Aussehen sondern auch die Geschmeidigkeit und den Griff wirklichen Leders zu geben. Damit sind allerdings nur die besten Imitationen gemeint, äusser welchen noch ver schiedene Abstufungen minderwerthiger Sorten erzeugt werden, die aber alle besser sind als die früheren sogen. Chagrin- oder Titel papiere. Ich will einen kurzen Ueberblick über die Herstellungs weise dieser älteren Papiere geben. Fein Konzept oder mittel fein Kanzlei, später auch Hanf- u. dergl. Papiere wurden erst einmal, natürlich in Bogen, mit gut bindender Leimfarbe ge strichen, dann gewöhnlich einmal, mitunter auch zweimal mit dünner Leimlösung lackirt und dann »abgefärbt«. Zu letzterem Zwecke legte man die oft sehr spröden eingerollten Bogen kurze Zeit in ein schwaches Alaun-Wasserbad und hängte sie dann wieder zum Trocknen auf. Durch dieses Abfärben, das man eigentlich »Härten« hätte nennen sollen, bekam die ge leimte Oberfläche bessere Widerstandskraft gegen die Ein wirkung von Feuchtigkeit. Der Ausdruck »Abfärben« rührt daher, dass man dem Alaunwasser bisweilen vegetabilische Farbbrühen beimischte, um dem Papier sattere Färbung zu geben, was noch früher wohl allgemein geschehen sein mag. Später verwandte man nicht mehr schwefelsaure Thonerde (Alaun), sondern essigsaure Thonerdelösung, welche die Leim schicht vollständig unlöslich machte. Weitere Versuche zeigten, dass es möglich war einen genügend festen Leimüberstrich zu erhalten, wenn man der heissen Leimlösung einen bestimmten Theil dieser Thonerdelösung beimischte, dadurch wurde das Abfärben überflüssig. Dann wurde auch bekannt, dass man heisse Leimlösung in dunklem Raume mit doppelchromsaurer Kalilösung mischen kann, und damit lackirte Papiere, wenn sie in tageshellen Räumen trockneten, ebenfalls wasserwiderstandsfähig werden. Alles dies waren zwar Fortschritte, welche aber mehr auf Verminderung der Herstellungskosten als auf Verbesserung des Fabrikates hinzielten. Man sah wohl ein, dass, um auch in dieser Richtung Verbesserung zu schaffen, statt des Thierleims ein anderes Lackirmittel gewählt werden müsse. Ein solches glaubte man in dem durch die zweckmässigere Einrichtung der Schlacht häuser billiger gewordenen Blutalbumin gefunden zu haben. Die schwach ammoniakhaltige Blutalbumin - Lösung erzeugte sehr zufriedenstellenden, nahezu unlöslichen Glanz, wenn man die damit lackirten Papiere in gut geheizten Räumen trocknete oder sie längere Zeit der Einwirkung der Luft aussetzte, bis der Ammoniakgehalt vollständig verdunstet war. Wurde letzteres versäumt, so blieb die Lackschicht zu weich. Durch Zusatz von in ammoniakhaltigem Wasser gelöstem Schellack wurde schliesslich auch dieser oft unangenehmen Unsicherheit ab geholfen, und zum Lackiren schwarzer Papiere konnte man, um billigeren Lack zu erhalten, noch etwas Blauholzbrühe bei mischen. Letzteres hatte insofern noch einen Vortheil, als sich solche Papiere mittels heisser Stempel und Blattgoldes sicherer prägen liessen, das Gold hielt fester am Papier. Der grosse Uebelstand, dass gelöstes Blutalbumin sehr bald umschlug, im Sommer schon in 24 Stunden, war die Veranlassung, damit gänzlich zu brechen und die vorher nur für bessere Papiere angewandte Borax-Schellack-Lösung als allgemeines Lackirmittel für Titelchagrin sowie für die inzwischen aufgekommenen Kalblederpapiere zu verwenden. Nun war auch die schon seit einigen Jahren eingeführte Streichmaschine soweit vervoll kommnet, dass man Lederpapiere damit färben und lackiren konnte. Auch dies war ein grosser Vortheil, denn erst dadurch war es möglich eine grössere Partie, namentlich hellfarbige Ledersorten, ziemlich gleichmässig zu färben, und beim Lackiren sparte man wenigstens 10 bis 15 pCt. an Lack. Preisdrückerei, die üble Folge der Maschinenarbeit, blieb auch hier nicht aus, in etwa einem Jahre war der Preis für ein Ries 51X62 cm um 1 bis nahezu 2 Thaler gesunken, ohne