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Nr. 76 2855 9 .0 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Steindruck *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Die verehrt. Mitglieder werden hiermit zu der am 24. Sep tember 1901, abends 9 Uhr, in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmstrasse 92/93, stattfindenden Arbeitssitzung ergebenst eingeladen. Der Vorstand Tage a- Ordnung: 1. Geschäftliches. Eingänge. Anmeldungen. Aufnahme neuer Mit glieder. Buchgewerbesaal-Angelegenheit. 2. Beschlussfassung über das 22. Stiftungsfest. 8. Besprechung technischer Neuheiten: a) Kombinirte Schnellpresse zum gleichzeitigen Druck von der Rolle und zum Anlegen einzelner Bogen. Patent Stadthagen. b) Hand- und Finger-Schutzvorrichtungen an Tiegeldruck pressen. c) Neue Abziehpressen. d) Patentirte Platten-Korrespondenz. e) Kleine satztechnische Neuerungen. 4. Neues aus der Fachlitteratur. Schriften Rundschau. 5. Fragekasten. Verschiedenes. Von 8 Uhr ab liegen die Fachschriften aus, und ist die Bibliothek zwecks Bücher- ausleihung geöffnet; versäumten Umtausch wolle man baldgefl. nachholen! Gäste wolle man einführen, sie sind, herzlich willkommen. Aus dem Deutschen Buchgewerbehause Leipzig, 12. September Eine farbenprächtige Ausstellung nimmt gegenwärtig den grössten Theil des westlichen Parterre-Saales ein; eine grosse Anzahl buchgewerblicher Firmen hat daseihst Neujahrskarten ünd Kalender aller Art und verschiedenster Herstellung ausge- legt, sodass diese Ausstellung eine lehrreiche Uebersicht der Leistungsfähigkeit des Buchgewerbes auch auf diesem Gebiete gewährt. Neben den in althergebrachter Weise in Quart ge haltenen Volkskalendern für fast alle deutschen Gauen findet man die dem Bedürfniss ihrer zukünftigen Besitzer angepassten Notiz- und Fachkalender für alle Stände und Gewerbszweige, dann farbenreiche Abreisskalender und kleine, aber reizend ausgestattete Portemonnaiekalender, zum Theil in Gestalt von Muscheln oder Fächern. An die Kalender reihen sich in bunter Folge die Glückwunschkarten; die Firmen Liebich & Kuntze- Leipzig, Löwenstein & Formstecher-Berlin, A. Molling & Co.- Hannover, Vereinigte Kunstanstalten-Kaufbeuren, Martin Schlesinger-Berlin, Wezel & Naumann-Leipzig, E. Nister-Nürn berg, Carl Hellriegel-Berlin, Grimme & Hempel-Leipzig, J. C. Schmidt-Erfurt, J. Neumann-Neudamm, Meissner & Buch-Leipzig, Förster & Borries-Zwickau, H. Hohmann-Darmstadt, Julius Klinkhardt-Leipzig, J. p. Bachem-Köln und M. Pittius-Sorau haben mit dieser Ausstellung den besten Beweis der hohen Leistungsfähigkeit des deutschen Buchgewerbes erbracht, was auch vom Ausland willig anerkannt wird, denn mehrere der vorerwähnten Firmen sind anscheinend in der Hauptsache für das Ausland und namentlich für England thätig. Drei- und Vierfarbendruck, Heliogravüre und Chromolithografie sind herangezogen worden, um Karten und Kalender zu schaffen, die zum Theil wahre Kunstwerke sind, und jedem Raume, in dem man sie aufstellt, zur Zierde gereichen. Der sich an diese Ausstellung anschliessende grosse Süd saal mit der Maschinen-Ausstellung ist nun bis auf wenige Plätze von den Firmen des buchgewerblichen Maschinenbaus besetzt, und auch diese wenigen noch offenen Plätze werden binnen Kurzem vergeben sein. Die Vortheile, die mit der Vorführung der Maschinen im Buchgewerbehause, im Mittelpunkt des deutschen Buchgewerbes, verbunden sind, werden in den be- theiligten Kreisen immer mehr anerkannt, und man sucht sich jetzt noch schleunigst einen Platz zu sichern. Die Maschinen sind mit elektrischem Antrieb versehen und können jederzeit den Besuchern der Ausstellung in Betrieb vorgeführt werden. Viel Beachtung findet die »Typorapid« genannte Flach- Rotationsmaschine für Buchdruck, welche von der Leipziger Schnellpressen-Fabrik Schmiers, Werner & Stein ausgestellt ist. Für Zeitungsdruckereien ist diese kleine, aber sehr leistungs fähige Maschine beim Druck von Extrablättern von unschätz barem Werthe. Die ausgestellte Maschine ist für einseitigen Druck bestimmt, doch wird die genannte Firma auch Maschinen für zweiseitigen Druck bauen, wie sie auch gegenwärtig mit dem Bau einer Schnellpresse für Buch- und Steindruck be schäftigt ist. Eine durch solide Bauart sich auszeichnende Schnellpresse hat die Wormser Aktiengesellschaft Ehrenhardt & Gramm ausgestellt. Eine neue Ausstellerin ist die Maschinen fabrik J. Mossner in Leipzig, welche mehrere Tiegeldruck pressen mit Druckabsteller und praktisch gebaute Perforir- maschinen vorführt. Die schon länger sich an der Ausstellung betheiligende Firma Scheiter & Giesecke in Leipzig hat jetzt neben ihren bekannten Pressen Phönix und Windsbraut auch dauerhaft gearbeitete Regale, Kästen und andere Holzgeräth- schäften ausgestellt. Ebenfalls im Erdgeschosse befindet sich die österreichisch ungarische Ausstellung, die von zahlreichen Druckfirmen des habsburgischen Reiches beschickt ist. Die ausgestellten Druck werke und einzelnen Blätter lassen erkennen, dass sich Oester reichs Buchgewerbe mit seinen Arbeiten nicht zu verstecken braucht. Namentlich im Illustrationsdruck, schwarz und farbig, wird an der Donau und Moldau Nachahmenswerthes geleistet. Im zweiten Obergeschosse ist nun die Ausstellung von Werken Lunois’ einer solchen von Nachbildungen alter und neuer Bucheinlände gewichen, die einen Ueberblick über die Geschichte der Buchbindekunst gewährt. Die ausgestellten Kopien sind durchweg sehr gelungen, zum Theil auch farbig ausgeführt. Man kann hier ebenso gut den einfachen, aber vornehmen italienischen Handband, wie die prächtigen hand vergoldeten französischen Bände des 17. Jahrhunderts studiren und nicht minder auch die vornehmen englischen Einbände des 18. Jahrhunderts. Unter den Kopien von Einbänden aus dem 19. Jahrhundert fallen besonders die französischen durch ihre künstlerische Durchführung auf. Der moderne Einband wird vertreten durch englische Leinenbände, deren einfache Schönheit stets von Neuem überrascht, und zahlreiche an- erkennenswerthe deutsche Arbeiten. In einer Auslage alter und neuer Originalbände aus dem Bestände des Buchgewerbe museums findet die hochinteressante Ausstellung wünschens- werthe Ergänzung, -m- William Morris und seine Nachfolger Die Kelmscott Press hat bereits seit einigen Jahren mit dem Druck aufgehört, und schon beginnt in England die schwärmerische Begeisterung abzuebben, mit welcher seinerzeit jedes neu erschienene Buch von William Morris begrüsst wurde. Im Gegensatz zu dieser Begeisterung beginnt man jetzt die Druck-Erzeugnisse der Kelmscott Press nüchtern und mit kritischem Auge zu betrachten. Ein englisches Fachblatt äussert sich etwa folgendermaassen: Die märchenhaften Preise, die jedes Buch der unter der Ober aufsicht von Morris arbeitenden Druckerei bei seinem Erscheinen er zielte, sind vorüber. Bücher, die mit einem Preise von 20 Lstr. (1 Lstr. = 20 M.) ausgezeichnet wurden und etwa ein Zehntel davon werth waren, wurden beim Buchhändler mit 80 bis 90 Lstr. bezahlt und ein zelne Hefte zu 7 Sh. 6 Pence mit 2 Lstr. 4 Sh. Aehnliche Preise er reichten fast alle Erzeugnisse der Kelmscott Press. Der Geschichts schreiber wird später einmal in Verlegenheit sein, wenn er die Hoch achtung erklären soll, mit der diese Bücher von einer bestimmten Sorte Bücherfreunde angesehen wurden. Ihr litterarischer Werth ist bescheiden. Es war eine affektirte Laune des Geschmacks, die bei einigen reichen Kunstfreunden und Humanisten die Stimmung für Morris’ Werke hervorrief. Ausserdem druckte Morris einige Neuauf lagen alter Dichter, hauptsächlich solcher, die man leicht entbehrt hätte. Zudem waren meist schon bessere Texte vorhanden. Vom Ge-