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Nr. 76 PAPIER-ZEITUNG 2853 Alfabets erfuhren im Laufe der Jahre wiederholt Aenderungen und Verschiebungen. Anfang 1885 siedelte Zeiss von Frankfurt a. M. nach Berlin über und gründete hier die Firma Shannon-Registrator-Co., Aug. Zeiss & Co. Der Absatz des Registrators wuchs rasch. Trotz ausgiebiger Bearbeitung der Papier- und Schreibwaaren- händler mittels Reisender, Anzeigen in den Fachblättern usw. verhielten sich Viele dem Shannon - Registrator gegenüber vorerst ablehnend. 1884 wurde der erste Registrator in Deutschland verkauft, bis 1885 stieg die Zahl der in Deutsch land abgesetzten Shannon - Briefordner auf 55000, bis 1890 auf 537000, bis 1895 auf 1290000 und bis Ende 1900 auf 1900000. Als weiteren Fortschritt in der Erledigung der Bureau- Arbeiten erkannte Zeiss das Kopiren der Briefe auf endlosem Papier. Er erwarb eine amerikanische Maschine dieser Art, brachte daran mehrere patentirte Verbesserungen an und führte sie unter dem Namen »Excelsior-Kopirmaschine« auf dem deutschen Markt ein. Sie ergänzt den Registrator, denn sie ermöglicht mit jedem Brief auch die Kopie der Antwort aufzu bewahren. Diese Kopirmaschinen haben sich gut eingeführt, aber anfangs verhältnissmässig wenig durch Vermittlung der Papierhändler. Das geringe Interesse derselben lag zum Theil daran, dass die Kopirmaschine umfangreich war, und die Schreibwaarenhändler damals meist nur enge Räumlichkeiten besassen. Um die Maschine zu verkaufen, musste Zeiss an fangs wieder unmittelbar an die Firmen mit grossem Brief wechsel herantreten. Bis Mitte 1901 wurden rund 6000 dieser Maschinen verkauft, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch nach dem Auslande. In diejenigen Länder, deren Gesetz jedem Kaufmann das Führen von Kopirbüchern vorschreibt, wie Italien, Frankreich, Belgien, wurde die Maschine nur in vereinzelten Fällen geliefert. Nach amerikanischem Vorbild begann dann Zeiss die Ein führung und Anfertigung von Schreibtischen mit Rolljalousien, von Möbeln zur Aufbewahrung der Registratoren und Mappen aller Art. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1889 lernte er die Bar-Lock-Schreibmaschine kennen, deren Alleinvertrieb er erwarb, und die seitdem wesentlich verbessert wurde. Auch dem Vertrieb dieser Schreibmaschine schenkten die Schreib waarenhändler wenig Interesse, und die Firma musste sich an die Verbraucher wenden. Um dies leichter thun zu können, gründete eie in verschiedenen Städten Filialen. Zuerst entstanden zur Erleichterung der Einfuhr Filialen in Mailand und Zürich, dann in Köln, Dresden, Wien und neuerdings in Frankfurt a. M. Die Gründung dieser Filialen und die Beschaffung tüchtiger Kräfte für dieselben war schwierig, aber die Filialen steigerten den Absatz bedeutend, woraus her vorzugehen scheint, dass der Vertrieb dieser Bureau-Artikel mehr Aussicht auf Nutzen bietet als der Kleinverkauf von Papier und Tinte, Ansichts-Postkarten, Glückwunschkarten und dergleichen mehr. Immer seltener werden die Kontore alten Stils, wie sie Gustav Freytag in seinem Roman »Soll und Haben« beschrieb, und in Deutschland fand die von Zeiss vor 18 Jahren angeregte Umwälzung und Vereinfachung des Bureau wesens besseren Boden als in jedem anderen Land. Wie schon aus Obigem hervorgeht, hat sich das Geschäft der Firma im Laufe der Jahre sehr erweitert. Die Fläche ihrer Räume beträgt 2000 qm, in denen sie 76 Angestellte beschäftigt, ungerechnet die Hunderte von Arbeitern derjenigen Handwerks meister (Tischler, Schlosser, Kartonnagen-Fabrikanten usw.), die ausschliesslich oder zum grössten Theil für die Firma thätig sind. Diese zieht es vor, die Erzeugung ihrer Waaren nicht an einer Stelle vorzunehmen, sondern die einzelnen Theile dort herstellen zu lassen, wo dafür die günstigsten Bedingungen vorhanden sind. Alle diese Bestandtheile werden in den Nieder lassungen der Firma abgeliefert, wo sie zusammengesetzt und versandfähig gemacht werden. Ein Rundgang durch die geräumigen Geschäfts- und Fabriksäle der Firma in der Leipzigerstr. 126, Berlin W, führt durch die Musterzimmer, deren zwei in vorstehenden Bildern wiedergegeben sind, durch die Niederlage von Kontormöbeln aller Art, zu der Abtheilung für die Bar-Lock-Schreibmaschine, wo angehende Handlungsgehilfen das Maschinenschreiben er lernen, dann zu Werkstätten, wo Registratoren zusammengesetzt und Theile dafür fabrizirt werden, zu Aufbewahrungsräumen für diese und andere Waaren, wie Tinte, Zeiss’ Gloria-Feder, Standardor-Register, Notizbücher, welche den Bleistift fest halten, Reform-Lineale usw. Es giebt fast keinen beim Schreiben nützlichen Gegenstand, der nicht in eigenartiger, zweckmässiger Ausführung vorhanden wäre. Im ganzen Be trieb herrscht musterhafte Ordnung, durchweg werden die von der Firma vertriebenen zeit- und raumsparenden Kontor-Ein richtungen benutzt. Dem Geschäft sowie dessen Begründer und Leiter, dessen Bildniss wir bringen, hat es an Anerkennungen nicht gefehlt: der Firma wurde von 8 regierenden Häusern der Hoflieferanten- Titel verliehen, auf 18 Ausstellungen erhielt sie Preise, der In haber erhielt 8 Orden und wurde erst kürzlich zum Königl. preussischen Kommerzienrath ernannt. Probenschau Unter diener Ueberschrift werden alle von Beliebe» der Papier-Zeitung <i dgesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches die Neue« oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei beschrieben Postkarten-Alben von C. Ruff in Kirchheimbolanden. Wir empfingen Muster einer neuen Anordnung der Postkarten im Album, derart, dass auf jeder Seite 5 untergebracht werden können. Von diesen sind drei breit und daneben zwei hoch übereinander angeordnet, wie in der Skizze angedeutet. Für den Druck auf dem Karton ist eine Zeichnung von ganz modernem Stil gewählt, die durch ihre ruhige, einfache Form und graugrüne Farbe auf | | blaugrauem Karton den Karten den erwünschten neutralen Hintergrund giebt. Am deutlichsten | i — tritt dieser Vorzug bei Postkarten mit lebhaften Farben hervor. Auch das Vorsatzpapier, welches । : aus einem einfachen Kleemuster besteht, ist I I sehr hübsch. Auf die Einbanddecken wurde besondere Sorgfalt verwandt. Eine derselben hat grauen Leinenüberzug, auf dem in prächtigem Farbendruck eine Winderlandschaft am Abend dargestellt ist. Gegen die übrige Fläche der Decke ist dies Bild durch eine helle, breite Linie abgegrenzt, und in der unteren rechten Ecke stehen in weisser Schrift die Worte »Postkarten-Album«. Eine andere Decke gleicher Grösse hat grünlichen Leinenüberzug, der durch das naturgetreue Bild einiger blühender Weidenzweige sehr geschmackvoll verziert ist. Lederpapier mit Goldpressung und ■rünliches Marmorpapier bildet die Ausstattung einer dritten lecke, während bei einem kleineren Album wieder schöner Buntdruck, einen Blüthenzweig darstellend, angewendet ist. Die beschriebenen Decken sind ausnahmelos geschmackvoll und frei von Ueberladung, dabei sorgfältig in der Arbeit und aus vorzüglichen Rohstoffen zusammengesetzt. Die Firma, welche äusser Postkarten-Alben auch ähnliche Waaren, wie Liebigbilder-, Reliefbilder-, Amateurfotografie- und Poesie-Alben fertigt, ist augenscheinlich bemüht in erster Linie tadellose Arbeit zu liefern.