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2852 PAPIER-ZEITUNG Nr. 76 Deutsche Papier-Industrie Fortsetzung zu Nr. 17 d. Js. Shannon-Registrator-Co., Aug. Zeiss & Co. In Berlin W »Ordnung ist die Seele der Arbeit«, »Zeit ist Geld«, diese Schlagworte waren schon lange in Aller Munde, bevor man daran dachte, auf Mittel und Einrichtungen zu sinnen, um Briefordners und beschloss, sich ganz der Einführung seiner verbesserten Einrichtung zu widmen. Er kehrte deshalb im Dezember 1883 nach Frankfurt a. M. zurück und kaufte die Shannon - Patente für Deutschland, England, Frank reich und Belgien. Wie sich nach Kurzem herausstellte, waren beinahe alle Patente werthlos und hätten etwaigen Angriffen kaum Stand gehalten. Seine Verbesserungen schützte Zeiss durch Patente in den wichtigsten Staaten und ging nun an die Erzeugung und Einführung seines »Shannon - Registrators«. In einer zu dessen Verbreitung herausgegebenen Druckschrift »Carpe diem« (nutze den Tag) schildert Zeiss, wie schwierig es war, die Schreibwaaren-Händler zu bewegen, den Vertrieb des Registrators auf zunehmen. Auch als Zeiss sich im Frühjahr 1884 durch Zeitungs-Anzeigen und Versand von Prospekten an die Verbraucher wandte, fand er grossen Widerstand. Die Heftung der Papiere am Kopfe und die damals noch recht mangel hafte Bauart der Reservemappe wurden als Nachtheile empfunden. Diese beseitigte Zeiss, indem er eine verbesserte Aufreih-Vorrichtung an der Seite des Brettes anbrachte, sodass die Briefe seitlich gelocht und wie ein Buch um geblättert werden konnten. Gutes Festhalten der Briefe und Sicherung gegen Ausreissen an den gelochten Stellen gelang ihm durch Er findung der seitlich in Scharnieren beweglichen Druckplatte mit Schlitzen. Eine Zahnstange sichert die Benutzbarkeit des Registrators bei iedem Füllungsgrade. Für die Mappen, in welche die Briefe aus dem Registrator zu entgiltiger Aufbewahrung gelangen, ersann Zeiss eine Binder-Vorrichtung, welche gestattet, die Papiere umzublättern und herauszunehmen, eine Ver besserung gegenüber dem ursprünglichen Patent von Downie. Manche grosse Schwierigkeit musste überwunden werden, ehe es gelang, die bekannten Bretter aus zweierlei Holz als die Arbeit in kaufmännischen und anderen Schreibstuben zu vereinfachen, übersichtlicher zu gestalten und so Zeit und Geld zu sparen. Man hörte wohl in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Neuerungen der Amerikaner auf diesem Ge biete, glaubte jedoch diese den hastenden und jagenden Ge schäftsleuten jenseits des Ozeans überlassen zu dürfen. Nur allmälig befreundete sich die europäische Geschäftswelt mit den neueren Verfahren des Schreibstuben-Betrieb es, und es be durfte hartnäckiger unermüdlicher Arbeit, um das Bessere an stelle des altbewährten Guten einzuführen, Unterlage der Registratoren so herzustellen, dass sie sich weder verzogen noch warfen, besonders da Zeiss Alles, auch die Metalltheile, in Deutschland machen liess. Die Auf stellung der Unter-Abtheilungen des Alfabets für Registratoren mit grösserem Briefwechsel erforderte statistische Bearbeitung von Adressbüchern nicht nur Deutschlands, sondern aller europäischen Staaten, wo der Registrator eingeführt werden sollte, um die Häufigkeit der Namen mit den verschiedenen Anfangs-Silben, der Vornamen, der Ortsnamen mit bestimmten Anfangs-Buch staben usw. festzustellen. Diese Unter - Abtheilungen des denn auch die Kaufleute hängen zäh am Alt hergebrachten. Eine durchgreifende Aenderung vollzog sich in der Art der Ordnung und Aufbewahrung der Briefe. Nur in wenigen Geschäften findet man noch die mit den Buchstaben des ABC bezeichneten offenen Fächer oder Mappen- Abtheilungen, wo die Briefe, wenn man sie auch bei ihrer Ankunft mit Mühe in alfa- betische Ordnung brachte, nach öfterem Durch blättern bald so regellos durcheinander lagen, dass man das Gesuchte nur mit Mühe und grossem Zeitaufwand finden konnte. August Zeiss, Gründer und Inhaber obiger Firma, hat durch Einführung, Verbesserung und Ver breitung des »Shannon-Registrators« dem Fort schritt auf diesem Gebiete Bahn gebrochen und den Grund zu einem in Deutschland blühenden Industriezweig gelegt. 1860 in Frankfurt a. M. als Sohn eines Kaufmanns geboren, widmete er sich vom 16. Jahre an diesem Stand. In Frankfurt a. M , Paris, Neapel bei verschiedenen Firmen des Textilfaches thätig, erhielt er in Frankfurt a. M. durch einen von Amerika herübergekommenen Verwandten im Sommer 1883 Kenntniss von dem dort patentirten ursprünglichen Shannon- Registrator, der jedoch ziemlich unvollkommen war. Zu Neapel als Theilhaber einer Hanf- Firma arbeitete Zeiss an Verbesserungen dieses