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Mr. 76 PAPIER-ZEITUNG 2851 liehe Holz zum Verkohlen, ja zum Glimmen und Entflammen bringen können. In einer vom Schreiber Dieses geleiteten Zellstofffabrik ent stand auf dem Späneboden Feuer, das zum Glück sofort bemerkt und erstickt wurde. Als Ursache wurde unzweifelhaft festgestellt, dass die Sägespäne, welche in einer Holzverschalung das so genannte Uebertreib- oder Abblasrohr umgaben, infolge der Hitze des Rohrs sich entzündet hatten. Die Fabrikanten sollten darauf achten, dass solche Rohre weder unmittelbar auf den Holzfussböden liegen, noch durch die Holzspäne geführt werden, falls sie nicht mit so dicker, un verbrennlicher Isolirschieht umgeben sind, dass deren Oberfläche durch den Inhalt des Rohrs höchstens handwarm wird. S. F. Selbstentzündung von Holz in der Nähe von Dampfleitungen Vergl. vorstehenden Aufsatz „Feuersgefahr usw“ In Nr. 74 Seite 2784 bringt die Papier - Zeitung eine Mittheilung des Dampfkesselrevisionsvereins Düsseldorf über die Selbstentzündung des hölzernen Dachgebälkes" in der Nähe eines Ueberhitzers. Fälle solcher Selbstentzündungen kommen meiner Ansicht nach häufig vor, ohne dass die Ursache erkannt wird. Ich war vor einigen Jahren Leiter einer Pappenfabrik und be sichtigte eines Abends nach 7 Uhr meiner Gewohnheit nach sämmtliche Fabrikräume. Als erfahrener Feuerwehrmann richtete ich meine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die um 6 Uhr von den Arbeitern verlassenen jetzt leerstehenden Räume und betrat auch das aus drei Stockwerken bestehende Winter - Trockenhaus. Die Heizung desselben erfolgte durch Dampf, der durch Rippenrohre, welche in holzüberdeckten, in den Fussboden eingelassenen Kanälen lagen, ein geleitet wurde. Die Dampf-Spannung in den Rohren betrug beiläufig 1 Atm. Das Trockenhaus war während des Tages frisch behängt worden, und der Dampf wurde kurz vor meinem Revisionsgange ein gelassen. Ich bemerkte nichts Aussergewöhnliches und begab mich wieder in meine Wohnung. Eine Stunde später wurde mir gemeldet, dass aus dem Abzugskamine des Trockenhauses schwarzer Rauch komme, Feuerschein war nicht zu bemerken. Eindringen in die oberen Stockwerke war infolge übermässiger Rauchentwicklung nicht mehr möglich. Ich liess daher alle von aussen erreichbaren Oeffnungen schliessen und Wasser zur Thür im untersten Stockwerk bringen, da ich hier den Brandherd vermuthete und glaubte, das Feuer habe noch nicht weit um sich gegriffen und würde sich noch löschen lassen. Als genügend Wasser herbeigeschafft war, öffnete ich rasch die Thür und trat mit einer Sicherheits-Laterne über die Schwelle. Zuerst war alles finster. Im Augenblick darauf, als durch die Thür frische Luft einströmte, sah ich das gesammte, den Boden bildende Holzwerk wie mit einem Schlage aufflammen und konnte mich nur durch einen Sprung und Zuschlägen der Thür retten. Ich konnte mir im Moment den Vorgang nicht erklären, hatte auch zum Nach forschen keine Zeit, da ich mit den wenigen, mir augenblicklich zur Verfügung stehenden Arbeitern auf die Rettung des Fabrik-Gebäudes bedacht sein musste, was uns auch mit Hilfe später kommender Arbeiter anderer Fabriken und der nächsten Ortsfeuerwehr unter vielen Mühen gelang. Später kam ich zur Ueberzeugung, dass hier nur Selbstentzündung die Ursache gewesen sein könne, und gab dies auch bei der Vernehmung durch die Behörde an. Bei der zweiten Vernehmung theilte mir der untersuchende Beamte mit, die Staats anwaltschaft habe erklärt: »Eine Selbstentzündung bei Anwendung von Dampfheizung sei absolut ausgeschlossen«. Ich erklärte, dass ich zwar nicht wisse, womit der Herr Staatsanwalt diese Behauptung begründen wolle, dass ich mir aber erlaube, anderer Ansicht zu sein. Die Brandursache blieb, wie gewöhnlich in solchen Fällen, unermittelt Ich vermuthe, dass, als ich die Thür öffnete, überhaupt noch kein Feuer vorhanden war, sondern dass sich das Holz, welches sich schon mehrere Jahre über den Dampfleitungen befand, langsam erhitzte und endlich zu verkohlen begann. Das Eintreten frischer Luft brachte das kohlende Holz zum flammen. Wäre der Brand nicht bemerkt und die Thür nicht geöffnet worden, so glaube ich, dass sich durch das langsam verkohlende Holz Gase gebildet hätten, die schliesslich durch eine geringfügige Veranlassung zur Explosion gekommen wären. Die Brandursache wäre dann noch räthselhafter gewesen. Es wäre mir sehr interessant, ähnliche Fälle kennen zu lerhen, ich ersuche die Herren Fachgenossen, ihre diesbezüglichen Erfahrungen zum Besten zu geben. W. Rolf Schwefel Die amerikanischen Einfuhrhändler von Schwefel wurden verständigt, dass sizilianischer Schwefel um einen halben Dollar die Tonne, etwa 20 Pf. die 100 kg, theurer geworden ist. Erzeugung, Verbrauch, Ausfuhr und Vorräthe von sizilianischem Schwefel haben sieh im Laufe der letzten zwei Jahre nur un wesentlich geändert, daher muss man annehmen, dass die englische Gesellschaft Anglo-Sicilian Sulphur Company, welche den sizilianischen Schwefelmarkt beherrscht, den Preis erhöht hat, weil sie hofft, denselben durchzusetzen, ohne dass sich der Absatz vermindere Eine neue Papierstadt Die Stadt Holyoke in Mass., V. St. v. Amerika, hatte bis jetzt das Vorrecht als Papierstadt, Paper City, bezeichnet zu werden, da sie eine Menge Papierfabriken besitzt, und die Bevölkerung zum grössten Theil in der Papier-Industrie ihren Erwerb findet. Neuerdings macht die Stadt Kalamazoo, Mich., V. St. v. Amerika, ebenfalls Anspruch auf den Namen Papier stadt. Dort sind in kurzer Zeit mehrere Papierfabriken ent standen, und die vorhandenen wurden vergrössert, sodass jetzt 1010 Arbeiter in dortigen Papierfabriken beschäftigt sind. Die Gesammterzeugung der Fabriken wird nach Fertigstellung der Neuanlagen jährlich 41700 Tonnen Papier ausmachen. Widerstandsfähigkeit der Schreibmaschinenschrift. Um ein ge naues Urtheil über die Dauerhaftigkeit und Lichtbeständigkeit der mittels Schreibmaschinen hergestellten, den Gerichten zu gehenden Eingaben und Schriftstücke zu gewinnen und deren Widerstandsfähigkeit gegen Fälschungen und Radirungen über blicken zu können, hat, wie die »Photographische Korrespondenz« meldet, das österreichische Justizministerium bei der k. k. Gra fischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ein Gutachten ein holen lassen. Die Versuche dieser Anstalt haben ergeben, dass die Verwendung schwarzer Farbe bei der Herstellung solcher Schriftstücke die grösste Gewähr für deren Dauer haftigkeit biete und Fälschungen und Radirungen am wenigsten zulasse. Es soll die Absicht bestehen, das Ergebniss dieser Versuche den Handelskammern und anderen öffentlichen Körper schaften amtlich bekannt zu geben, um damit zu erreichen, dass die Geschäftswelt Schriften, denen sie Bedeutung beimisst, und die durch die Schreibmaschine hergestellt werden, nur in schwarzer Farbe in Umlauf bringt. K. Packpapier aus Zuckerrohr In Hofmann’s prakt. Handbuch der Papierfabrikation ist die Bereitung von Papier aus den entzückerten Stengeln der Zuckerrohr-Pflanze beschrieben und mitgetheilt, dass diese Fabrikation in den Südstaaten von Nordamerika versucht, aber als unlohnend aufgegeben wurde. Io neuerer Zeit haben wir über mehrere Unternehmungen berichtet, welche diese Fabri kation wieder aufnahmen und wie es scheint erfolgreich be treiben. Ein Freund unseres Blattes sendet uns nachfolgend in Uebersetzung wiedergegebenes Druckschreiben der Aktien- Gesellschaft Cunningham & Co., Zucker- und Papierfabriken in Sugarland, Texas, V. St. v. Amerika »An d'e Freunde unseres alten Texas-Manilapapiers und an die neuen Freunde, die es sich, wie wir hoffen, erwerben wird, Grüsse! Wir haben unsere Papierfabrik nach den Verwüstungen, welche die vorjährige Springfluth verursacht hat, wieder hergestellt, und die Fabrik ist jetzt in vollem Betrieb. Wir erzeugen nach wie vor Papier in jedem Gewicht und jeder Grösse in Rollen und Bogen. Das Papier ist aus den faserigen Rückständen des Zuckerrohrs erzeugt. Es ent hält keinerlei schädliche Chemikalien, keine künstlichen Farben, hat weder Geruch noch Geschmack und ist ziemlich wasserdicht, wodurch es sich als vorzüglicher Packstoff für Fleisch empfiehlt. Diejenige Sorte, wovon 480 Bogen von 24x86 Zoll englisch 70 Pfund wiegen, ist für Fleischer am besten geeignet. Unser Papier hat harten Griff, glatte Fläche und kann Fleisch stundenlang umhüllen, ohne dass Fett durchdringt. Die 70 Pfund-Riese eignen sich auch sehr gut zum Ein wickeln von Metallwaaren, während sich die 35 Pfund-Riese für Spezereiwaaren empfehlen. Das Papier kostet 2 Cent das Pfund bei Wagenladungen, 2‘/4 Cent bei Bezügen von mindestens 1000 Pfund und 21/2 Cent bei geringeren Bezügen frei an Bord Sugarland.« Diese Ankündigung ist auf Zuckerrohrpapier gedruckt. Dasselbe hat hellbraune Farbe und ist durch Knoten und Faserbündel durch und durch etwas dunkler braun gesprenkelt. Das Papier ist klingend, ähnlich wie Strohstoffpapier, hat ziem lich glatte Oberfläche, ist gut geleimt, und an Festigkeit dürfte es zwischen Strohstoffpapier und Braunschliffpapier liegen. Die Fasern sind kurz, aber das Papier hat — wie es scheint durch schmieriges Mahlen — verhältnissmässig hohe Zähigkeit erlangt. Nachporto Erhebung auf Privatpostkarten aus Schweden. Es wurde in diesem Sommer, noch bis vor kurzer Zeit, in Deutschland unlieb sam empfunden, dass für viele aus Schweden kommende, von der Privat-Industrie hergestellte Postkarten Nachporto gezahlt werden musste, trotzdem sie vorschriftsmässig frei gemacht waren, den Karten fehlte jedoch der Aufdruck »Carte postale«; die schwedische Post-Verwaltung hat jetzt die darauf bezügliche Verfügung zurück gezogen, da ihr eine grosse Zahl der lebhaftesten Beschwerden von Absendern und Empfängern solcher Karten zugegangen waren Es können jetzt wieder Postkarten jeder Art aus Schweden, wenn sie auch nur den schwedischen Aufdruck »Brefkort« tragen, den Empfängern ohne Ansatz von Porto ausgehändigt werden. R.