Volltext Seite (XML)
Nr. 75 PAPIER-ZEITUNG 2815 Gefässe ist jedoch noch schwankend, und es herrscht ziem lich viel Geheimthuerei in Bezug auf die Einzelheiten der Ver fahren, die in mehreren elektrolytischen Alkalifabriken des europäischen Festlandes angewandt werden. Zwei von einander wesentlich verschiedene Arten von Zersetzungsgefässen für die Salzlösungen haben sich als die erfolgreichsten erwiesen. In der einen Art wird Quecksilber benutzt, um das an der Kathode frei werdende Natrium- oder Kaliummetall zu binden (amalga- miren), und so diese Metalle aus dem Bereich der elekto lytischen und chemischen Vorgänge in der Zersetzungszelle zu entfernen. Bei der anderen Gattung von Zersetzungszellen wird eine Zwischenwand (Diafragma) benutzt, um den Anoden- vom Kathodenraum zu trennen und die chemische Sekundär wirkung, welche das Metall in das Hydrat überführt, soviel als möglich auf den Kathodenraum zu beschränken. Zwei Arten der ersten Zellengattung (Quecksilber-Verfahren) werden zur Zeit mit zufriedenstellendem Ergebniss im Gross betrieb benutzt, nämlich die Castner-Kellner- und die Solvay-Zelle. Die erstere arbeitet in Weston Point, in Osternienburg und in Niagara-Falls. Die zweite ist, wie mitgetheilt wird, in Jemeppe, Belgien, und in Donetz, Russland, in Betrieb. Redner besichtigte die Fabrik der Castner-Kellner Co. in Weston Point, wo 4000 PS benutzt werden, um sehr reines Soda, sehr starken Bleichkalk und ziemliche Mengen von Natriummetall herzustellen. Lästige Nebenprodukte fehlen gänzlich. Die Asche der unter den Dampfkesseln verbrannten Kohle und ein wenig dünner Rauch aus den Schornsteinen sind die einzigen Abfallstoffe. Die festen Bestandtheile der Salzsoole, welche man durch Rohre aus den benachbarten Salzsudwerken nach der Fabrik leitet, werden mittels Dampfkraft in durchweg werthvolle Erzeugnisse umge wandelt. Die Chlorkalk-Fabrik bedeckt zwei Morgen und dürfte die grösste der Welt sein. Uebergehend zu der mit Diafragma arbeitenden Art der Zersetzungszellen, unterscheidet Redner drei Abarten derselben. Eine der besten ist die von Hargreaves und Bird. Der Erfolg einer Versuchsfabrik in Farnworth führte zum Bau einer grossen Fabrik in Middlewich, Cheshire, England, die noch nicht vollständig erbaut ist, wo aber zur Zeit schon 14 grosse Zersetzungszellen in Betrieb sind, deren jede Strom von 2000 bis 2500 Ampere und 5 Volt verbraucht. Die Erzeugnisse sind Chlorkalk und Krystallsoda. Asbest und auf eigenartige Art porös gemachter Portland-Zement werden dort mit Erfolg als Baustoffe für Diafragmen benutzt. Das Diafragma-Verfahren von Outhenin-Chalandre wird in Chevres bei Genf und in Moutiers in Frankreich verwandt. In die Seitenwände der glockenförmigen Anodenkammer sind zahl reiche etwas geneigte poröse Zylinder eingesetzt. Diese wirken als Diafragmen und enthalten die aus Schmiedeeisen bestehen den Kathoden. Die bei den Kathoden sich bildende Lösung von Aetznatron fliesst nach dem geneigten Ende der Röhrchen and sammelt sich vermöge seines höheren spezifischen Ge wichts am Boden der Zelle. Die Zelle von Le Sueur enthält ein horizontales Diafragma, auf dessen oberer Seite sich die Anode befindet. Die Diafrag- men bestehen aus Asbest und halten drei bis sechs Wochen. Jede Zelle erfordert einen Strom von 800 Ampere und 6 Volt. Die Nutzwirkung der Kraft soll 70—80 pCt. betragen. Man sagt, dass auch das von der chemischen Fabrik Elektron in Frankfurt a. M. ausgearbeitete, in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Russland benutzte Verfahren mit Diafragmen arbeitet. Da jedoch die Gesellschaft hierüber jede Auskunft ablehnt, so ist man auf Vermuthungen angewiesen. Obwohl Zellen, in denen weder Diafragma noch Queck silber benutzt wird, sondern lediglich das spezifische Gewicht die Scheidung des Aetznatrons bewirkt, durch den Misserfolg der Unternehmung von Richardson und Bolland in St. Helens in »erruf gekommen sind, sollen doch auf diesem Grundsatz gebaute Zellen in Aussig, Böhmen, mit gutem Erfolg betrieben und damit angeblich 2640 t Alkali und Chlorkalk jährlich er zeugt werden. Zur Zeit sind in Europa 23 chemische Fabriken, welche elektrolytisches Alkali herstellen, in Betrieb. Dieselben ver wenden rund 50C00 PS. Auch die Herstellung von Bypo- chloriten (unterchlorigsauren Salzen) für Bleicbzwecke wird von vielen europäischen Firmen elektrolytisch betrieben. In Süd deutschland sollen 1600 PS für diesen Zweck ausgenutzt werden. Eine der bedeutendsten Anlagen dieser Art ist die von Corbin & Cie. in Lancey, Isere, Frankreich, wo 700 PS zum Bleichen von Papier-Zellstoff verwandt werden. Die Firma benutzt Zersetzungszellen eigener Bauart. Auch die Kellner Partington Paper Pulp Company besitzt eine grosse Anlage zur Herstellung von unterchlorigsaurem Natron in Sarpsfos, Norwegen. S. F. Elektrisch geheizter Trockner Lorenzo D. Benner in Peoria, Illinois, erhielt das amerika nische Patent Nr. 665388 für einen elektrisch geheizten Trockner, der in erster Linie zum Trocknen von Papierdüten und -Säcken, nachdem der Boden gefaltet und geklebt, bestimmt ist. Der Trockner besteht im Wesentlichen aus einem mit Speichen ver sehenen Radkranz B, der von einem kastenförmigen Blech gehäuse C umgeben ist, welches den vom elektrischen Strom durch flossenen Heizdraht E aufnimmt. Auf dem Umfang des Radkranzes liegt eine Schicht a von Asbest, welche die Uebertragung der Wärme von dem Heizdraht auf den Radkranz verhindert. Der den elektrischen Strom leitende Draht E wird an dem einen Ende der Achse A des Radkranzes ein Bild 3 geführt, geht von dort dieses Gehäuses um Steingut, Porzellan oder dergl. gewunden und läuft durch' das andere Ende der Achse A (siehe Bild 2) wieder nach aussen. Wie Bild 3 erkennen lässt, werden die Papier säcke zwischen einer Filzführung F und dem Umfang des Trock ners hindurchgeführt. Aus Bild 4 ist ersicht lich, wie der elektrische Strom durch den fest stehenden Draht e zu dem in der Achse A angeordneten Heiz draht E geführt und am anderen Ende der Achse A durch den feststehenden Draht e 1 zu dem Blechgehäuse C, ist innerhalb eine grosse Zahl von Walzen D aus Bild 4 wieder abgeführt wird. Dies geschah damit der Trockner mit seinem Heizdraht sich drehen kann, ohne dass der letztere sich um seine Achse windet und zerreisst. Platin ist so ausserordentlich knapp geworden, dass die russische Regierung angeordnet hat, abgenutzte Münzen im Gesammtwerthe von 41/4 Millionen Rubel, die aus der ersten Hälfte des vorigen Jahr hunderts stammen und einen nicht unerheblichen Gehalt an Platin be sitzen, zur Gewinnung dieses Edelmetalles einzuschmelzen, g.