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Nr. 74 PAPIER-ZEITUNG 2779 kräftig schwarz gehalten sind, dem Ganzen. Modernes Kolorit diesen Einband aus. AVS DERRUMPELKSSTE. Sfuftgart, Seipzig. 6Deu tsae"e ag sKnstäfe Bild 7 Platonische Liebe spricht aus und sinniger Entwurf zeichnen -MAXIMILIAn KRAOSS- UnTERVEM FKAUETTURMEn ‘ROMAn AUS vEn MUnchnER LEBEn- beutsene vagt-ansrat, StMTART, Lorzio. Bild 8 Auf knallrothem Grunde stehen die beiden Figuren der Decke 7, Müllenbach, Aus der Rumpelkiste, während die kräftig konturirten Figuren uns in Weiss, Violett und Schwarz ent gegentreten. Die Titel Schriften dieser drei Decken entspringen künst lerischer Auffassung und lehnen sich durchaus der modernen Richtung der Entwürfe an. Ganz anders wirkt 2. STV TTC ART- DEVTSCHE VERI AGS ANSTALT auf den Beschauer der Einband 8, M. Krauss. Unter den Frauenthür- men. Echt münchne- risch in Auffassung und Durchführung: verblüf fende Einfachheit, und doch gute Wirkung. Nur zwei Farben hat der Künstler angewen det, Die Frauenthürme, das Wahrzeichen von München, sind in Roth, alles Andere ist in Schwarz gehalten. Diese einfache Decke zeigt so recht, wie auch mit wenig Mitteln gute Effekte erzielt werden können, wenn der Künstler mit unserer Technik hinlänglich vertraut ist. Die Decke 9, Lessings Werke, Volksausgabe, ist .. . streng ornamentirt, in stilisirten Blumen ausgeführt, ein Meisterstück im Entwurf. Die Farbenzusammenstellung ist harmonisch und vornehm. * on. stumpfgrünem Grunde heben sich die weissen Blüthen mit ihren schwefelgelben Kelchen und Aesten vortheilhaft ab. Die Staubfäden und die Titelschrift sind in Bronzedruck wiedergegeben. Das gediegene Aeussere entspricht ganz dem edlen Inhalt des Buches. E. T. SSINCS /LESSINGS Y \ WERKE 7 Hamburger Brief Anfang September 1901 In den hiesigen grafischen Gewerben ist nach der etwa drei Monate anhaltenden geradezu unheimlichen Geschäftsflauheit während Aer letzten acht Tage ein erfreulicher Aufschicung namentlich in der buch- und Steindruckerei zu verzeichnen, sodass sich viele Geschäfte veranlasst sahen, ihr Personal entsprechend zu vermehren. Auch ist mit dem Druck des Hamburger Adressbuches (Verlag Hermann’s Erben) Regonnen worden, wodurch ebenfalls etwa 30 Buchdrucker lohnende Beschäftigung für einige Monate gefunden haben. Nach den vor- Agenden Berichten ist zu hoffen, dass die günstige Geschäftslage von Bestand sein wird. Die letzte Versammlung des Buchdrucker-Vereins für Hamburg- Altona beschäftigte sich u. A. auch mit der Frage des »Aussetzens«- Folgender Antrag gelangte nach längerer Debatte zur Annahme: »Jeder konditionslos werdende Kollege, wenngleich ihm auch vom Prinzipale die Hoffnung auf Wiedereinstellung gemacht wird, ist als arbeitslos und demgemäss als unterstützungsberechtigt zu betrachten.« Da es jedoch verschiedene Arten des Aussetzens giebt, so wurden noch folgende Ergänzungen zu dem Anträge angenommen: »Alle Kollegen, die ihre Kondition unterbrechen oder im Anschlusse an die ihnen vom Geschäft bewilligten Ferien noch weiter vom Geschäft fern bleiben, um eine Reise zu unternehmen oder Aufenhalt auf dem Lande zu nehmen, haben während dieser Zeit Beiträge zu zahlen. Diejenigen Kollegen, welche vom Geschäft gezwungen werden, aus zusetzen und für diese Zeit sich nicht in den Arbeitsnachweis auf nehmen lassen oder nicht in Hamburg aufhältlich sind, erhalten keine Unterstützung, sind aber vom Beitrage befreit. Durch diesen Beschluss sind die früheren Beschlüsse äusser Kraft gesetzt.« Im Kunst-Salon Louis Bock & Sohn findet vom 15. September ab eine Ausstellung deutscher Kunst-Plakate statt. Die hiesigen Kunst- Institute zeigen überhaupt in neuerer Zeit das anerkennenswerthe Bestreben, die Ziele der modernen Kunstrichtung auch entfernter stehenden Kreisen des Hamburger Publikums durch Ausstellung mustergiltiger Erzeugnisse näher zu bringen und unseren Fach leuten dankenswerthe Anregungen zu bieten. So wurde neuer dings im Museum für Kunst und Gewerbe eine sehr reichhaltige Ausstellung von künstlerischen Musiktiteln veranstaltet, die sich regen Besuches zu erfreuen hatte. Mehr als 200 Titel konnte die Verwaltung des Museums, dank dem Entgegenkommen deutscher, italienischer und dänischer Musik-Verlagsanstalten, den Besuchern vor Augen führen. Auf den bei den einzelnen Blättern angebrachten Zetteln sind äusser den Künstlernamen auch die Namen der Verleger hervor gehoben, und zwar mit vollem Rechte, denn es ist ein grosses Ver dienst der Verleger, wenn sie von dem herkömmlichen Schlendrian abzuweichen suchen und Künstler zu der Herstellung der Umschläge heranziehen. Vielfach geschah dieses wohl auf Wunsch des Kompo nisten — besonders Hans Hermann hat sich um geschmackvolle Aus schmückung seiner Kompositionen bemüht — aber zahlreiche Verlags handlungen, wie Breitkopf & Härtel in Leipzig, Alfred Schmid Nachflg. in München, B. Schott’s Söhne in Mainz, N. Simrock in Berlin, Heinrichshofen in Magdeburg, A. W. Rost in Dresden, Alfred Michow in Berlin, Julius Hainauer in Breslau, um nur einige herauszugreifen, sind aus eigener Initiative an die Künstler herangetreten. Wiederum andere, denen die Gelegenheit hierzu mangelte, haben auch die Herstellung eines geschmackvollen Umschlags der bekannten Noten- druckanstalt C. G. Röder in Leipzig, in der die Mehrzahl aller Noten drücke hergestellt wird, anvertraut, und diese Anstalt hat infolgedessen einen ganzen Stab von Künstlern herangezogen, die fast nur auf dem Gebiete des Musiktitels thätig sind; besonders zu erwähnen unter diesen sind Wennerberg und F. Dannenberg. Die bekannten Musikalien-Verleger Ricordi in Mailand und Wilh. Hansen in Kopenhagen haben die Ausstellung um eine Kollektion italienischer und dänischer Titel bereichert. Ricordi war einer der Ersten, der der künstlerischen Ausstattung der Umschläge von Musi kalien seine Aufmerksamkeit zuwandte und nicht müde wurde, immer neue Kräfte zu diesem Zwecke heranzuziehen. Unter diesen befinden eich hervorragende Künstler, wie z. B. Michetti. Von den zahllosen Blättern dieses Verlages konnte nur eine kleine Auswahl — etwa dreissig — ausgestellt werden. Mit besonders schönen Arbeiten ver treten sind u. A. folgende Künstler: Scopetta, der leichte Aquarell töne liebt, Villa, der seinen Arbeiten das Aussehen farbiger Kreide zeichnungen verleiht, Bosco, in Linien und Farben von modernem Geschmack, Mataloni, herb in seinen Umrissen, Laskof und Montalti und, als der fruchtbarste, Metlicovitz, der sich auch als Plakatzeichner einen Namen gemacht hat. Unter den dänischen Arbeiten verdienen die von Eva Kaikau und S. Hammersköjs wegen ihrer Grosszügigkeit hervorgehoben zu werden. Ferner sind da Blätter von Paul Fischer, Eslin Aslund und von Frau Carl Nielsen; diese, durchweg von der Künstlerin für Kompositionen ihres Mannes entworfen, wirken zwar sehr dekorativ, grenzen aber mitunter, wie z. B. bei der Ueber- tragung eines berühmten musizirenden Engels von Melozzo da Forli in den Plakatstil, schon an das Groteske. Zusammen mit den Blättern der bekannten französischen Künstler, ferner der Holländer A. Molkeboor, der Hindere, Berlage, des Schweden Victor Andrn, des Belgiers Rysselberghe, einigen wenigen englischen und norwegi schen Arbeiten geben die dänischen und italienischen Titel ein interessantes Gesammtbild internationalen Charakters, — aber es muss anerkannt werden, dass auf diesem Gebiete die deutschen Künstler den Wettbewerb des Auslandes nicht zu scheuen brauchen; was die dekorative Gesammtwirkung, insbesondere die Hineinziehung der Schrift für diese Wirkung betrifft, dürften sie sogar Allen voran sein. Die Franzosen glänzen dagegen durch die Vorzüglichkeit der Zeich nung (wirklich dekorativ zu sein, bestrebt sich nur Auriol), die Italiener und Schweden durch die Feinheit der Farbentöne, die Hol länder durch die Eigenart des Ornaments. Im Oktober 1899 hat die Patriotische Gesellschaft hierselbst auf Grund einer öffentlichen Sammlung, die 50000 M. ergab, eine öffent liche Bücherhalle eröffnet, die »allen Bevölkerungsklassen gute, gesunde Lektüre unentgeltlich zur Verfügung stelle und Jedem die Möglichkeit gebe, durch Darbietung des richtigen Stoffes Geist und Gemüth zu bilden und in seinem Berufe weiter zu arbeiten«. Die Bücherhalle wird stark und zunehmend benutzt. 8000 Personen sind jetzt berech-