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Nr. 73 PAPIER-ZEITUNG 2743 meister-Verein, denen Gelegenheit gegeben war, den Apparat in seiner vollen Thätigkeit zu sehen, die Bauart desselben sehr einfach, den Hergang sehr leicht fasslich fanden. Hergestellt wird der Apparat von der Firma Fischer & Krecke G. m. b. H. in Berlin, und wie auch schon früher, hatte Herr Kommerzien- rath Georg Büxenstein die Druckform zur Verfügung gestellt. .Ueber die Wirkungsweise des Apparates ist zunächst zu berichten, dass mit dem bisher wohl am meisten angewandten System des Ansaugens der Bogen vollständig gebrochen ist. Der erste Angriff auf den Bogen erfolgt mittels eines einfachen, rohen Gummifingers, welcher eine kleine Welle anschiebt. Vor dem Gummifinger befindet sich ein n-förmiger Haltefuss, welcher sich, nachdem die kleine Welle angeschoben ist, hebt; sofort schiebt der Finger die Welle höher, und beim höchsten Stand fällt der Fuss wieder herunter und hält die hohe Welle fest, während der Finger hinter den Fuss zurückgegangen ist, um eine neue kleine Welle anzuschieben. Dieser Haltefuss ist verstellbar, um die verschiedene Stabilität verschiedener Papier sorten auszugleichen und das Anschieben zweier Bogen zu ver hindern. Versucht der Finger letzteres, so rückt man den Fuss näher zum Finger; ist das Papier jedoch fester und schwerer, und macht der Finger den Versuch abzugleiten und keinen Bogen zu nehmen, so entfernt man den Fuss nach Bedarf. In diese hohe Papierwelle nun, welche der Fuss noch hält, wird mittels eines Blasebalges ein kräftiger Luftstrom geblasen, so dass sich der angeschobene oberste Bogen vollständig von dem Papierstoss loslöst. Zwei an der Vorderkante des Bogens an gebrachte Gummifüsse verhindern ein sofortiges Vorschieben des Bogens. Erst wenn der Blasebalg ausgeblasen hat, führen die beiden Gummifüsse den Bogen 30 mm über die Vorderkante des vorgeschlagenen Papiers hinaus. Diese 30 mm dienen den Greifern des Apparates, welche sich dem Bogen über den schrägen Tisch hinweg nähern, zum Erfassen des Bogens. Die Greifer treten den Rückweg mit dem erfassten Bogen zu den Vordermarken an, lassen aber den Bogen 20 mm vor den Vordermarken los, und an der Stelle, wo ungefähr früher die Hinterpunktur sass, springt ein Hebel heraus, welcher den Bogen festhält; derselbe ruht jetzt auf zwei auf dem Deckel befindlichen Kanevas-Blättern. Durch diese Unterbrechung wird ein Bauschen gegen die Vordermarken verhindert. Den letzten Anschub gegen die Vordermarken bewirken nun die Kanevas-Blätter, welche den Bogen fest und sicher gegen die Vordermarken bringen. Der Bogen ist jetzt von dem eigentlichen Anlege-Apparat befreit, und nun tritt ein hiermit in Verbindung stehender Schiebe-Apparat in Thätigkeit. Auch hier hat gegen die frühere Bauart eine vollständige Umwandlung stattgefunden. Der Bogen wird nicht mehr ins Register geschoben, sondern gezogen. Beide Seitenmarken nähern sich dem Bogen, um an jeder Seite eine Pausche anzuschieben, wodurch man die Sicher heit erhält, dass der Bogen fest und sicher gegen beide Marken liegt. Jede Marke ist mit einer Klemmvorrichtung versehen, welche man mittels weniger Schrauben-Umdrehungen auf der einen oder anderen Seite anstellen kann. Hat die Klemme ge fasst, so bewegen sich beide Marken nach aussen, und die mit der angestellten Klemme zieht den Bogen nach sich. Der Weg des Bogens ist jetzt vollendet, und unsere Zylindergreifer fassen zu. Die Leistungsfähigkeit des Apparates hängt nur von der Geschwindigkeit der Presse ab. Ich habe eine Auflage von 35000 Exemplaren ohne Störung mit tadellosem Register gedruckt, zwischendurch 500 ff. auf starkem glattem Papier, welches zudem an zwei Seiten abge- schnitten war, wodurch es ausserordentlich festlag, aber auch hier arbeitete der Apparat zur vollen Zufriedenheit. Beim Vor schlägen kurbelt man den Tisch im Augenblick herunter, man Kann Papier bis 150 mm Höhe vorschlagen. Der Transport Dach oben regelt sich auf mechanischem Wege, je nach Bedarf und Stärke des Papiers, selbstthätig. Makulatur durch schiefes Anlegen oder Ecken nach vorn hatte ich nicht zu verzeichnen, da die Maschine, wenn auch nur ein Greifer des Apparates nicht fasst, hinten heraus stehen bleibt. Dieses Ausrücken geschieht auf elektrischem Wege mittels zweier Elemente, welche im Fusstheil der Maschine stehen. Otto Horn in Berlin ,. Schenkung. Der amerikanische Stahlfabrikant Andrew Carnegie hat •Sher von seinem Riesenvermögen 11 219 600 Dollar für Bibliotheks- zwecke hergegeben, also in runder Summe 45 Millionen M. Revision des Buchdrucker-Tarifs. Die diesjährige Tarifrevisions- Berathung findet nach einer Bekanntmachung (vgl. Nr. 69 S. 2600) am Montag den 28. September, früh 9 Uhr beginnend, und die folgenden Tage im Vereinshaus zu Berlin, Wilhelmstrasse 118, statt. Eingeladen zur Theilnahme sind äusser den Prinzipals- und Gehilfen-Vertretern der neun Tarifkreise die ordentlichen Prinzipals- und Gehilfen- Mitglieder des Tarif-Amts, je ein Vertreter des Prinzipal-Vereins und der Gehilfen - Vereinigungen, Verband und Gutenberg - Bund, die Redakteure der »Zeitschrift« und des »Korrespondent«, sowie Prinzipals- und Gehilfen-Sachverständige für die am 26. September beginnende Berathung des Setzmaschinen - Tarifs. Umfangreiches Material ist zu bewältigen, denn nicht weniger als 29 Prinzipals- und 841 Gehilfen- Anträge, sowie 22 redaktionelle Anträge des Tarif-Amts liegen vor. Der Hauptpunkt der Anträge liegt in der Regulirung der Lohnsätze. Nach den vor 10 Jahren gemachten Erfahrungen gilt jedoch eine gütliche Vereinbarung als feststehend, und diese Tarif-Revision dürfte trotz der nicht günstigen Lage friedlich verlaufen, -s- Eine Versammlung der Buchbinderei-Arbeiter und -Arbeiterinnen, die im Pantheon in Leipzig tagte und von etwa 500 Personen besucht war, nahm zunächst den die Zeit vom 1. Januar 1901 bis jetzt umfassenden Geschäftsbericht ihrer Tarif-Kommission entgegen. Danach ist in 89 Kommissionssitzungen und in 25 Werkstuben-Versammlungen über verschiedene Vorkommnisse auf dem Tarifgebiete, insbesondere über die Einführung des Tarifschiedsgerichts und einer neuen Geschäfts- (Fabrik-)Ordnung verhandelt worden. Da die Geschäftsordnung nicht so streng durchgeführt werde, wie anfänglich angenommen worden sei, so soll deren beabsichtigte Beseitigung einer späteren Zeit Vor behalten bleiben. In sechs von acht abgehaltenen Tarif-Schieds gerichtssitzungen ist zu Gunsten der Gehilfen entschieden, in einem Streitfälle ist das Gewerbegericht angerufen worden. Insbesondere hatte sich die Tarif-Kommission mit einer Firma, die nur Nichtver bandsmitglieder einstellt, zu beschäftigen. In der Kasse der Streik-Kommission stand einer Gesammteinnahme von 873 M. eine Gesammtausgabe von 343 M. gegenüber. Die Versammelten be willigten der Tarif Kommission eine Remuneration von 120 M. und nahmen eine Neuwahl der Kommission vor. Hieran schloss sich eine Debatte über das Halten zu vieler Lehrlinge in einigen Geschäften. Der Vertreter des Innungsgehilfen-Ausschusses versprach diese Ange legenheit in der Innung vorzubringen, da der Tarif genau vorschreibt, wieviel Lehrlinge in jedem Geschäft im Verhältniss zur Zahl der dort beschäftigten Gehilfen gehalten werden dürfen. Nach Erledigung einiger gewerkschaftlicher und Tarif-Kommissions-Angelegenheiten erreichte die Versammlung ihr Ende, g. Ein Internationaler Buchdrucker-Kongress hat Anfang August in Luzern stattgefunden. 16 Verbände aus folgenden Ländern waren vertreten: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Schweiz, Italien, Däne mark, Schweden und Norwegen, Belgien, Holland und Luxemburg; Frankreich war nicht betheiligt, hatte aber einen Gast geschickt. Da der frühere internationale Sekretär Siebenmann gestorben, so ist die Sekretärstelle zur Besetzung ausgeschrieben worden. Derselbe hat die Beziehungen unter den einzelnen Buchdrucker-Verbänden, soweit sie internationale Interessen betreffen, zu vermitteln, Mitthei- lungen über Verfassung, Leistungen, Unterstützungs-Einrichtungen, Vermögensstand, Tarifverhältnisse usw. aller bestehenden Verbände einzuholen und darüber fortlaufende Berichte den Fachblättern und Verbandsvorständen zugängig zu machen; bei Reglung von Tarifver hältnissen im Gebiet der dem internationalen Buchdrucker-Sekretariat angehörigen Verbände soll der Sekretär mitwirken, -s- Die Fachschule für Berliner Buchdrucker beginnt den Unterricht im Winterhalbjahr 1901 am Dienstag, 8. Oktober, abends 7 Uhr, im Schul lokal, Niederwallstrasse 6/7, Hof, Quergebäude. Setzer und Drucker werden in besonderen Klassen unterrichtet, und zwar in beiden Abthei- lungen in drei aufsteigenden Jahreskursen. Unterrichtszeit: Dienstag und Freitag abends von 7—9 Uhr. Unterrichtsgegenstände sind: a) in den Setzerklassen: Deutsch, fremde Sprachen, Fachrechnen, Fachtheorie und Fachzeichnen; b) in den Druckerklassen: Deutsch, Rechnen, Fysik, Maschinenkunde, Fachtheorie und Fachzeichnen. Das Schulgeld beträgt für Lehrlinge der Bundesmitglieder 3 M., für alle anderen Lehrlinge 4 M. 50 Pf. für das Quartal pränumerando. Anmeldungen werden Dienstag, 8. Oktober, und Freitag, 11. Oktober, abends 7 Uhr, im Sehullokale, eine Treppe, angenommen. Abgestürzt. Unter den Opfern der Alpenwelt befindet sich in diesem Jahr wieder ein Schriftsetzer Namens Hurschler, welcher, wie aus Luzern gemeldet wird, am Oberbauen abgestürzt ist und an einer Felswand als Leiche aufgefunden wurde, -s- Unfall. Am 5. d. M. gerieth der Druckerlehrling Matiert in dem Betriebe der Firma J. Harrwitz Nachfolger in Berlin, als er während des Ganges der Schnellpresse einen Spiess herunterdrücken wollte, zwischen die Druckform und die Auftragwalzen. Das erste Glied des Daumens der rechten Hand wurde ihm vollständig zerquetscht. Der Vorfall mahnt aufs Neue, streng darüber zu wachen, dass solche Hand griffe nur bei äusser Betrieb gesetzter Maschine vorgenommen werden. B.