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2740 PAPIER-ZEITUNG Nr. 73 entweder die äussere oder die innere Mantelfläche für die Trocknung Anwendung. Man trifft die doppelwandigen Trockenzylinder mit äusserer Wärm- oder Heizfläche in den Anlagen der Textil-Industrie, jene mit innerer aber namentlich in Farbenfabriken, in Fäkalextrakt- Fabriken u. A., sowie in den sogenannten Thermischen Vernichtungs- Anstalten, woselbst Thierkadaver unschädlich und dabei für ver schiedene Zwecke noch nutzbar gemacht werden. Die einfachen Trockenzylinder, wie wir jene mit einfachem Mantel nennen wollen, sind besonders und in grosser Zahl in den Werken der Textil- und Papier-Industrie vertreten, woselbst meist mehrere zu einer Maschine vereinigt sind. Dem Betriebszwecke entsprechend ist die Dampfspannung, unter welcher die Trockenzylinder arbeiten, sehr verschieden. Bei einzelnen streicht der Dampf ohne Spannung durch, wobei er die Wände er wärmt, oder er wird in solch geringen Mengen eingelassen, dass in folge seiner baldigen Verdichtung zu Wasser kein üeberdruck im Innern entsteht; bei anderen wiederum sind Dampfspannungen bis zu 4 Atm. und darüber für den Betrieb nöthig. Wenn der zu trocknende Stoff sehr feucht und stark ist, oder die Trocknung in kürzester Zeit und vollkommen erfolgen soll, so ist hierzu selbstredend Dampf von höherer Temperatur und damit von höherer Spannung erforderlich, als im entgegengesetzten Fall. Das Gleiche gilt, wenn aus wirthschaftlichen und anderen Gründen mit einer Trockenmaschine möglichst viel geleistet werden soll. Dann muss die Umdrehungszahl der Zylinder und damit die Geschwindig keit des über dieselben laufenden, zu trocknenden Stoffes thunlichst hoch sein, sodass für den Trockenvorgang wenig Zeit zur Verfügung bleibt. Dem entsprechend steigt die zum Heizen der Trockenzylinder nöthige Dampftemperatur und damit bezw. mit der ihr entsprechenden Spannung auch die Strömungs-Geschwindigkeit des Dampfes. Mit unter wird auch mit unnöthig hohen Dampfspannungen gearbeitet, wodurch häufig die Güte des Produktes gefährdet wird; ausserdem sind Trockenzylinder für hohen Druck entsprechend schwerer und theurer, worauf man bei der Bemessung der Dampfspannung auch Rücksicht nehmen muss. Was den Baustoff anbelangt, aus welchem die Trockenzylinder gefertigt werden, so richtet sich dieser nach dem jeweiligen Betriebs zweck. Namentlich ist dies hinsichtlich des Mantels der Fall. Ist eine rasche Wärmeübertragung durch denselben verlangt, so wählt man eine möglichst geringe Wandstärke, für welche aus Festigkeits gründen nur Bleche aus zähen Metallen wie Schmiedeeisen. Stahl, Kupfer und dergleichen benutzt werden können. Bei der häufig vor handenen Anforderung einer genau zylindrisch abgedrehten, glatten und harten Oberfläche kommt dagegen unter gewöhnlichen Umständen nur Gusseisen in Betracht. Formflusseisen (Stahlguss) wäre aller dings wegen seiner weit grösseren Festigkeit entschieden vor- Papier-T rockenzylinder Nachdruck nur mit Genehmigung der »Zeitschrift des Bairischen Dampfkessel-Revisions-Vereins« gestattet Einer Aufsatzreihe des Ober-Ingenieurs Geiger in genannter Zeitschrift, Nrn. 5, 6 und 8 d. Js., über »Trockenzylinder« ent nehmen wir Folgendes: Nachdem in letzterer Zeit sowohl an dieser Stelle als auch in anderen Fachschriften über eine Reihe von Unfällen an Trocken zylindern berichtet worden ist, dürfte es angezeigt erscheinen, diese so viel verbreitete und zu den ältesten zählende Gattung von Dampf gefässen einmal eingehender zu betrachten. Unter Trockenzylindern verstehen wir hier die mit Wasserdampf geheizten Hohlzylinder, welche sich um ihre meist waagerecht gelegte Achse drehen, wobei ein zu trocknender Körper (Stoff) über die Mantel fläche gleitet oder sich an letzterer abwickelt. Bei dem grössten Theile der Trockenzylinder ist der ganze Innenraum mit Dampf ge füllt, jedoch giebt es auch solche mit hohlem Mantel, bei denen nur dieser geheizt ist. Bei den letzteren findet je nach Betriebszweck zuziehen, jedoch steht sein hoher Preis der allgemeinen Benutzung noch im Wege. In der Bauart unterscheidet man bei den einfachen Trocken- Zylindern gewöhnlich drei Hauptgruppen, nämlich: Schlichtzylinder, Papierzylinder und übrige Trockentrommeln für verschiedene Zwecke. Die eisernen Papier-Trockenzylinder gehören der sogenannten Trockenpartie der Papiermaschine an und haben die Aufgabe, das die Nasspartie bezw. die Nasspressen mit — wie uns angegeben wird — ungefähr 60 bis 56 pCt. Wassergehalt verlassende Papier allmälig vollends zu trocknen. Aussehen und Festigkeit des fertigen Papiers sollen nicht unwesentlich von der Trocknung beeinflusst sein. Eine zu rasche Trocknung soll nämlich, abgesehen davon, dass durch dieselbe die Fasern des Papiers in eine unnatürliche, gespannte und damit die Festigkeit beeinträchtigende Lage zu einander kommen, eine derart heftige Verdunstung des Wassers veranlassen, dass sich im Innern des Papiers gespannter Dampf entwickelt, der zerreissend auf die Fasern wirkt. Die Arbeit des Trocknens wird daher auf eine grössere Anzahl mittels Zahnräder angetriebener, mehr oder weniger stark geheizter Zylinder vertheilt, über welche das mit sogenanntem Papiermacherfilz bedeckte Papier läuft. Die Zahl der Zylinder ist je nach deren Weite und Umfangs-Geschwin digkeit und nach der Qualität des zu er zeugenden Papiers sehr verschieden, mindestens aber vier. Zwischen die Zylinder sind nach Bedarf Trockenpressen eingeschaltet, welche zur Erzielung der gewünschten Dichtheit und Glätte des Papiers nöthig sind. Äusser gusseisernen Trockenzylindern trifft man für besondere Zwecke in Papier fabriken manchmal auch solche mit Kupfermänteln, die wir hier aber nicht eigens behandeln wollen, nachdem sie sich von jenen der nachfolgenden Gruppe nicht wesentlich unterscheiden. Auch bei den Papierzylindem, wie überhaupt bei allen sich drehenden Trockenzylindern, wird der Heizdampf durch die hohle Achse ins Innere ein geführt. Nicht selten benutzt man zur Heizung den Abdampf der die Papier maschine treibenden Dampfmaschine, welche gewöhnlich so gebaut ist, dass sie je nach Dicke und Güte des Fabrikats mit verschiedener Geschwindigkeit laufen kann. (Gewöhnlich ist die Papiermaschine und nicht die Dampfmaschine auf veränderliche Geschwindigkeit ein gerichtet. Red) In der Regel aber entnimmt man den Heizdampf unmittelbar der Kessel-Anlage, in welchem Fall eine bessere Reglung der Wärme Verhältnisse der Zylinder möglich ist, und ein zu hoher, den Gang der Dampfmaschine beeinflussender Gegendruck auf deren Kolben vermieden wird. Die zur Heizung nöthige Dampfspannung ist selten mehr als 2 Atm., mitunter sogar sehr gering. Zum Unterschiede von den Schlichtmaschinen waren unsere Papiermaschinen sammt ihren Trockenzylindern bis jetzt fast aus nahmslos inländisches Erzeugniss. Erst in jüngster Zeit sollen in Deutschland einige amerikanische Papiermaschinen eingeführt worden sein, die wesentlich mehr Trockenzylinder haben sollen, als bei uns gebräuchlich. Der Durchmesser unserer Papierzylinder schwankt in der Regel zwischen 0,6 und 1,5, erreicht aber zuweilen auch 2,5 m und mehr. Die Länge der Zylinder wechselt je nach der erforderlichen Papier breite zwischen 1 und 21/2 m. Oft haben die Papierzylinder ein und derselben Maschine verschiedene Durchmesser; die Erörterung der Gründe hierfür würde uns hier zu weit führen. Der Hauptsache nach bestehen die Papierzylinder gewöhnlich aus einem gusseisernen, 15 bis 80 mm dicken, aussen vollkommen zylin drisch abgedrehten und geglätteten Mantel mit Innenflanschen an den Enden, auf welche die aus dem gleichen Material gefertigten Böden aufgeschraubt, oder auch — was wir für weniger richtig halten . aufgenietet sind. (Vergl. frühere Nummern der genannten Zeitschrift, ferner Nrn 64, 94 und 98 der Papier-Zeitung von 1900.) Die Form des Mantels ist im Allgemeinen immer dieselbe. Kleinere Verschiedenheiten kommen nur an und nahe den Flanschen vor, die übrigens, wie an erwähnter Stelle bereits gezeigt wurde, auf die Festigkeit des Zylinders von wichtigem Einflüsse sind. Abgesehen von Verschiedenheiten in Dicke und Breite der Flanschen, im Ab- stand des Schraubenkreises vom Zylinderrand usw., weichen die ein zelnen Ausführungen des Mantels ausserdem noch dadurch von ein ander ab, dass z. B. durch Versteifung der Flanschen mittels Rippen- oder Verdickung des Mantels gegen die Flanschen zu, sowie durch eine sehr reichliche Ausrundung des Ueberganges zwischen beiden, dem Auftreten von Brüchen infolge des unter Dampfdruck auf die Flanschen wirkenden Biegungsmomentes vorzubeugen gesucht ist. In dieser Hinsicht sei auf die oben erwähnten Explosions-Berichte vorn vorigen Jahr und die daran geknüpften Erörterungen, sowie ferner aut die sehr lehrreiche Abhandlung des Herrn Baudirektors Professor