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2706 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** B *** Steindruck Nr. 72 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchgewerbe Eingesandte Werke finden Besprechung Buchbinderei * * * * * Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft Am Dienstag, 10. September, abends 9 Uhr, sollen die Sitzungen unserer Gesellschaft wieder beginnen und zwar zunächst noch in den unteren Räumen des Architektenhauses, Wilhelmstr. 92/93. Ein grosses Gebiet zur Entfaltung interessanter und erspriess licher Thätigkeit sehen wir auch diesmal vor uns, und so laden wir denn alle Mitglieder recht herzlich zu regem Mitthun ein. Durch viele Neumeldungen ist die Mitgliederzahl in letzter Zeit erfreulicherweise erheblich gewachsen; auch dieser Um stand wird dazu beitragen, eine immer grössere Zahl von Be rufsgenossen zu gemeinsamer Arbeit zusammenzuführen und ein immer regeres Vereinsleben zu wecken. Trotzdem wollen unsere Freunde nicht verabsäumen, die idealen Ziele unserer Gesellschaft in Fachkreisen überall hervorzuheben, sodass in Bälde unter Verdopplung der Mitgliederzahl dem Verein jene Bedeutung im Berliner Buchgewerbe zukommt, die er als Er halter, Mehrer und Förderer fachtechnischen Wissens und Könnens mit Recht verdient. Mit kollegialem Gruss! Der Vorstand Tagesordnung der erslen Sitzung nach den Ferien: 1. Geschäftsbericht. Veränderungen. Anmeldungen. Aufnahmen. 2. Mittheilungen über die Buchgewerbesaal-Angelegenheit. 3. Vortrag. Thema und Berichterstatter werden noch bekannt gegeben. 4. Grafische Rundschau. Fachpresse. 5. Technische Fragen. Von 8 Uhr ab liegen die Fachschriften auf Gäste, besonders solche ans Druckerkreisen, sind willkommen Farbige Steindrucke Ich bitte Sie in nachstehender Sache um Ihr fachmännisches Urtheil. Ich sende Ihnen als Drucksache zwei Druckbogen, welche von zwei verschiedenen Maschinenmeistern in vier und fünf Farben gedruckt sind. Das Papier stammt aus einer Fabrik und ist in einer Partie geliefert. Die in vier Farben gedruckte Auflage sieht frisch und blank aus, die in fünf Farben gedruckte dagegen ganz matt und unansehnlich. Der Meister der vierfarbigen Auflage sagt aus, nur mit Mittelfirniss gedruckt zu haben, der Meister der fünffarbigen dagegen will den Farben Glanzweiss beigegeben haben, sodass letztere Auflage eigentlich die bessere, blanker stehende sein müsste, während doch das Umgekehrte der Fall ist. Ich kann mir nicht erklären, woher der Unterschied im Ausfall des Druckes rührt! Die vierfarbige Auflage wurde mit einem ganz billigen Germania- roth zu 4 M. das Kilo gedruckt, die fünffarbige wurde zuerst auf die gleiche Farbe eingerichtet, diese hat aber den Bildern ein so schlechtes Aussehen gegeben, dass schliesslich f. Amarantlack in ziemlicher Menge beigemischt wurde Trotzdem fiel, wie der Probe bogen zeigt, der Druck dieser Farbe schlecht aus. Mein Faktor behauptet, die Beschaffenheit des Papiers müsste Schuld an dem grossen Unterschied des Drucks sein. Ich aber vermuthe, dass den Farben etwas beigemischt sein müsse, was das Aufsaugen der Farben im Papier verursacht hat. Beide Meister sind seit langer Zeit bei mir in Stellung. Steindruckerei-Besitzer Antwort unseres Fach-Mitarbeiters: Die von mir vorgenommene Prüfung der zwei gedruckten Bogen hatte folgendes Ergebniss: Das Papier beider Bogen hat gleichen Farbton, gleiche Dicke und gleichen Stoff von gleich guter Mahlung. Beide sind mit Harzseife ganz geleimt und weisen gleiche Saugfähigkeit auf. In keiner Beziehung konnte ich einen Unterschied zwischen den zwei Bogen wahr nehmen. Hierauf druckte ich auf Abschnitte beider Bogen ein und dieselbe Farbe in der Maschine. Nachdem die Farbe ein getrocknet, war kein Unterschied zu bemerken. Ueber die erste Farbe druckte ich einen Tag später eine zweite mit ganz geringem Zusatz von flüssigem Sikkativ. Beide Proben zeigten nach dem Trocknen da, wo die zweite Farbe auf der ersten lag, leichten Glanz, es war kein Unterschied zwischen beiden Bogen wahrzunehmen. Die Ursache des Misserfolgs liegt also nicht am Papier, sondern an den Druckfarben. Ich finde, dass die Druckfarben an dem Bogen, der feurige Farben aufweist, trocken, dagegen an dem andern Bogen mit den matten Farben bis jetzt noch nicht vollständig getrocknet sind. Ich bin danach der Ansicht, dass die Druck farben etwas zu dünn verdruckt und demzufolge vom Papier zu stark aufgesaugt wurden, es wäre besser gewesen, statt Glanzweiss, Glanzfirniss oder flüssiges Sikkativ anzuwenden. Zusätze, die das Einsaugen der Druckfarbe fördern, sind: dünner Firniss, Glycerin, Petroleum, Cellin, Incoline und Druck- Tinkturen. Solche Zusätze sollte Fragesteller bei Drucken der bemusterten Art auf ungestrichenen Papieren vermeiden. Um der schon fertig gedruckten Auflage nachträglich feuriges Aussehen zu verleihen, empfehle ich eine glatte Zeichnung derart herstellen zu lassen, dass dieselbe alle Hauptfarben knapp deckt, und diese dann mit einer Mischung aus Glanzfirniss, Mittelfirniss und einer Kleinigkeit Blattgold- firniss zu überdrucken. Je feuriger man die Farben wünscht, umsomehr Glanzfirniss muss dieser Mischung zugesetzt werden. X. Steindruck-Rotationsmaschine mit Steinwalze Unter obiger Ueberschrift veröffentlichte in Nr. 69 der Papier- Zeitung ein praktischer Steindruck-Maschinenmeister einen Artikel, der unsere Maschinenfabriken für den Bau von Steindruck-Rotations maschinen begeistern soll. Zwar sagt er gleich eingangs, dass er selbst nicht Maschinenbauer ist, aber aus einem sehr einfachen Grunde hätte er auch als praktischer Maschinenmeister schon einsehen müssen, dass es auf die vorgeschlagene Weise nicht geht, von endlosem Papier zu drucken. Ich befasse mich daher auch nicht weiter mit den vor geschlagenen Einzelheiten des ganzen Verfahrens, sondern führe nur an, was die Verwendung von Steinwalzen von vornherein ausschliesst. Bekanntlich gehören zum Antrieb einer Rotationsmaschine auch Zahnräder. Diese müssten in diesem Fall entweder auf beiden Seiten der Steinwalze direkt als Zahnkranz aufgelegt und befestigt werden, oder auf einer Achse sitzen, welche durch den Stein hindurchgeht. Der äussere Umfang der Steinwalze müsste mit dem Umfang der Zahnräder natürlich übereinstimmen, um ein richtiges Transportiren der Papierbahn zu ermöglichen, was ja auch zu erreichen ist. Aber schon nach einmaligem Abschleifen der Walze verringert sich der Um fang etwas, und nach ganz kurzer Zeit würde man merken, dass der Umfang der Walze immer kleiner wird, wohingegen der Druck- Zylinder immer mehr verstärkt werden muss, um überhaupt einen Druck zu erzielen. Sind nun aber Druckzylinder und Steinwalze in ihrem Umfang verschieden, und wird letztere in ihren Umdrehungen durch die an beiden Seiten befindlichen Zahnräder, welche wiederum in die Zahnräder des Druckzylinders eingreifen, beeinflusst, so ist ein richtiges Transportiren der Papierbahn nicht mehr möglich, und fort gesetztes Reissen des Papiers würde die Folge sein, ganz abgesehen von dem zweifelhaften Aussehen des Druckes. Um ein Beispiel zu liefern, nehme ich an, dass der Steinzylinder nur noch den halben Umfang des fortwährend verstärkten Druck zylinders besitzt. Er müsste also zwei Umdrehungen machen, wenn der letztere eine Umdrehung macht. Dies verhindern aber die an beiden Seiten befindlichen Zahnräder, welche sich immer nur die normale Schnelligkeit leisten. Die Papierbahn käme ins Rutschen und Stocken und, wie oben bereits angeführt, ins Reissen, von anderen Misshelligkeiten ganz zu schweigen. Dass es auf andere Weise vielleicht doch noch einmal möglich sein wird, auch in der Steindruckerei von endlosem Papier zu drucken, soll füglich nicht bestritten werden, aber mittels Steinwalzen geht es auf keinen Fall. Br. Der wandelnde Drucker. In den Strassen von Paris begegnet man seit Kurzem einem Manne, der gleich den Briefträgern einen kleinen Kasten an einem Schulterriemen trägt. Er überreicht den Vorüber gehenden Zettel, die er durch einen Ruck am Kasten herstellt und mittels eines Klemmspaltes einzeln abreisst. Auf dem Zettel ist er selbst abgebildet mit der Unterschrift: »Ich geh’, ich drucke, ich theile aus.« Ausserdem steht eine Theater-Anzeige als hauptsächlichster Inhalt darauf. Die vielen Zettel, die man in den Strassen austheilt, werden fast alle unbesehen fortgeworfen. Aber farbengedruckte Zettel, die man vor Augen drucken sieht, liest man wenigstens und hebt sie sogar auf Der wandelnde Drucker wird als Neuheit bewundert und arbeitet nicht vergebens. Die neue Erfindung ist allerwärts patentirt, auch in Deutschland, g.