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2562 PAPIER-ZEITUNG Nr. 68 Handelskammer-Berichte 1900 München. Hadern und Lumpen. Eine Hadernhandlung in München berichtet: »Das Geschäft in Hadern zur Papierfabrikation war im Berichtsjahr zufriedenstellend, der Absatz flott. Entgegen unserm vorjährigen Be richt ging das Geschäft in Hadern zur Kunstwollfabrikation (Woll- hadern) heuer sehr schlecht, da der Woll-Hausse unmittelbar eine Woll-Baisse folgte und zwar so schnell, wie wir dies noch nie erlebt haben. Sämmtliche Sorten Papierabfälle haben seit sechs Monaten gute Nachfrage und sind dementsprechend im Preise gestiegen. Dies hat seinen Grund hauptsächlich darin, dass die Holzstofffabriken durch an haltenden Wassermangel längere Zeit ihren Betrieb erheblich ein schränken mussten, und Holzstoff daher knapp wurde. Die Arbeitslöhne sind in diesem Jahre wieder in die Höhe gegangen, doch sind im Allgemeinen Arbeiter nun leichter zu be kommen.« Ueber Papier berichtet die München-Dachauer Aktiengesell schaft für Maschinenpapierfabrikation in München: »Die allgemeine Geschäftslage in der Papierfabrikation hat sich dem Vorjahre gegenüber wesentlich geändert. Es ist endlich nicht nur ein Stillstand in dem seit Jahren andauernden Rückgänge der Papierpreise eingetreten, sondern die ausserordentlich grosse Nachfrage ermöglichte sogar eine Preissteigerung, die allerdings noch lange nicht hinreicht, um die durch die gleichzeitig eingetretene beträchtliche Erhöhung der Preise für Holz und andere Rohstoffe entstandenen Mehrkosten ganz zu decken. Ausserdem verursachte der böhmische Bergarbeiterstreik eine nie dagewesene Kohlennoth. Recht bedauerlich ist, dass sich die längst angestrebte, dringend nöthige Tarifherabsetzung für Papier aller Art, ausgenommen das in Kisten verpackte, in Spezialtarif I, infolge Einspruchs einiger westdeutscher Fabriken bis jetzt noch nicht verwirklichen liess Nun mehr ist aber dieserhalb bei der letzten Generalversammlung des Vereins deutscher Papierfabrikanten der einstimmige Beschluss gefasst worden, den betreffenden Antrag an maassgebender Stelle zu wieder holen. Hinsichtlich des Zolles für Papier und des Abschlusses neuer Handelsverträge sollte unbedingt an den neuerlichen Zollforderungen, 4 M. für 100 kg für ordinär Schrenz- und Strohpackpapier, und 10 M. für 100 kg für alle anderen Papiere, festgehalten werden, wenn wir dem Aus lande gegenüber bestehen wollen. Für vom Auslande eingeführte Rohstoffe, Zellstoff und Holzschliff, sollte dagegen keine Erhöhung des Eingangs zolles eintreten; ferner halten wir die Aufhebung des Lumpenausfuhr zolles seitens des Auslandes für besonders nothwendig. Die Arbeiter verhältnisse waren zufriedenstellend.« Die Emballage-Papierfabrik Ismaning Kayser & Comp. be richtet Nachstehendes: »Der Gang unseres Geschäftszweiges im Jahre 1900 war, insofern der Absatz an und für sich in Frage kommt, aussergewöhnlich günstig, da die Erzeugung in der zweiten Hälfte dieses Jahres dem Verbrauch nicht zu folgen vermochte. Leider muss berichtet werden, dass infolge der hohen Preise der Rohstoffe der Nutzen noch geringer war als je in einem der Vorjahre, nachdem einerseits an den im Herbst 1899 für heuer getroffenen Schlüssen sehr viel Geld verloren ging, als auch anderseits die eingetretene Vertheurung der Fabrikation nur zum Theil mit höheren Preisen ausgeglichen werden konnte. Für 1901 sind die Aussichten allerdings etwas günstiger. Die Arbeitslöhne sind um 10—15 pCt. gestiegen, und zu gewissen Zeiten war es schwierig, den nöthigen Arbeiterstand zu erhalten.« Fotografische Papiere. Die Firma Dr. Opitz & Comp. in München schreibt: »Von dem lebhaften Aufschwung der Fotografie in den letzten Jahren ist auch die Fabrikation fotografischer Papiere günstig beeinflusst worden. Unsere Erzeugnisse erfreuen sich steigender Beliebtheit, so dass sich der Umsatz wesentlich hob. Die Preise der Rohstoffe sind um etwa 10—20 pCt. gestiegen, auch die Arbeitslöhne sind höher ge worden. Lohnstreitigkeiten sind in unserm Betrieb nicht vorgekommen. Ueber den Einfluss der neuen Handelsverträge können wir nicht ur- theilen, da wir hauptsächlich inländisches Geschäft machen.« Kunstverlag. Die Verlagsanstalt F. Bruckmann Akt.-Ges. München, berichtet: »Wir können auf befriedigende Ergebnisse im Jahre 1900 zurück schauen. Zwar steigen sämmtliche Rohstoffe, namentlich Papier wie auch die Löhne, doch war es trotzdem möglich, mit auskommenden Preisen zu arbeiten.« Steindruckerei. Die Lithografisch-Artistische Anstalt München, vorm. Gebr. Obpacher, schreibt: »Das Geschäft im Allgemeinen, sowohl im Verkehr mit auslän dischen Märkten als im Inlande, war lebhaft, wenn schon auf dem Kontinent im Postkarten-Geschäfte zeitweises Nachlassen der Kauf lust unverkennbar war. Sämmtliche Rohstoffe stiegen im Preise, auch das Papier. Die Arbeitslöhne blieben dieselben wie im Vorjahre. Herabsetzung der mit Frankreich, den Vereinigten Staaten und Kanada z. Zt. bestehenden Tarife würde einer weiteren Belebung des Geschäftes dienlich sein.« Chrirmolithografie. Die Münchner Chromolithografische Kunst anstalt, A.-G., schreibt: i »Der Geschäftsgang im Allgemeinen wie im eigenen Betrieb blieb | gleich günstig wie im Vorjahre. Die Rohstoffpreise stiegen im Berichtsjahr fortwährend. Besonders sind die billigeren Papiersorten . um 25—50 pCt., die besseren um 10—20 pCt. in die Höhe gegangen, ' ohne dass es möglich war, die Preise des fertigen Erzeugnisses ent sprechend zu erhöhen. Auch die Löhne gingen im Berichtsjahr weiter in die Höhe. Arbeiterausstände fanden nicht statt, da die Forderungen der Arbeiter: 9 stündige Arbeitszeit für Drucker und 8stündige für Lithografen, in । Baiern längst bewilligt sind. Norddeutschland hat meist noch lOstün- ' dige Arbeitszeit; auch durch die grössere Anzahl der gesetzlichen Feiertage, die bei uns auch bezahlt werden, sind wir Norddeutschland gegenüber im Nachtheil. Die Ausfuhr unserer Erzeugnisse wird immer schwieriger; nach Frankreich und Amerika ist sie ganz unmöglich geworden. Bei den übrigen Ländern ist der Zoll sehr hoch. Nach Oesterreich hatten wir | früher bedeutenden Absatz: doch ist dort der Kunstdruck unter dem Schutz der Zölle derart erstarkt, dass fast nichts mehr zu machen ist, im Gegentheil: die österreichischen Anstalten unterbieten uns in Deutschland, da ihre Erzeugnisse zollfrei eingehen. Unser Wunsch geht dahin, die Aufhebung der österreichischen Eingangszölle an- j zustreben oder Belegung der österreichischen Waare mit dem gleichen Eingangszoll zu befürworten. Durch den Aufschwung unseres Faches in den letzten zwei Jahren sind die misslichen Zollverhältnisse im eigenen Lande weniger fühlbar geworden; ein Rückschlag ist jedoch möglich, besonders, wenn die Ansichtskarten-Industrie zurückgeht« Biichhandel. Die Lage des Sortimentsbuchhandels war nach dem Bericht des Münchener Buchhändlervereins im Jahre 1900 nicht günstiger als im Vorjahre; wenn auch in München der Absatz durch erhöhten Fremdenverkehr etwas gehoben wurde, so litt das Sortiment doch nach wie vor unter dem Wettbewerb der Ramschbazare, sowie den regel mässig vor der besten Verkaufszeit auftretenden, marktschreierischen Anzeigen norddeutscher, sogenannter Gross-Sortimente, deren Lockungen immer noch ein Theil des kaufenden Publikums folgt. Der Verlag hatte unter der Erhöhung des Papierpreises zu leiden; weil bei einem grossen Theil der Publikationen, z. B. bei Schul büchern, Preiserhöhung, also Abwälzung der erhöhten Herstellungs kosten nicht möglich ist, müssen die Mehrkosten in erster Linie vom Verlagsbuchhandel getragen werden. Ein weiterer Nachtheil drohte den sich mit der Herstellung und dem Vertriebe beschäftigenden Buchhandlungen durch die Be stimmungen des Bair. Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 27. April 1900, demzufolge künftig das Binden der in den Volksschulen verwendeten Bücher und Hefte mittels Drahtheftung nicht mehr zulässig sein sollte; da als Termin der In- krafttretung der Verfügung der 1. April 1901 festgelegt war, wäre dadurch den sich mit diesem Vertriebe beschäftigenden Handlungen ein Schaden von ungefähr 800000 M. erwachsen, was auf Grund einer Untersuchung festgestellt wurde. Auf Grund erhobener Vorstellung ist glücklicherweise eine neuerliche ministerielle Entschliessung er gangen, die den Termin für den Aufbrauch älterer Hefte und mit Draht gehefteter Schulbücher auf den 1. Mai bezw. 15. September 1902 verschob, wodurch wenigstens der ärgste Schaden abgewendet wurde. Ob überhaupt eine Verbannung der Drahtheftung aus den Schulen nöthig ist, darüber sind die Sachverständigen noch sehr getheilter Meinung.« Schreibwaaren, Zeichen-Utensilien für Schul- und technische Zwecke liefern zu billigsten Engrospreisen. Neue ausführliche Preisliste auf Verlangen gratis und franko Albert Naferkorn & Co., Papier- u. Sohrelbw.-Grosshdlg., Ceipzig, strasseio Für Papierwaaren- u. Düten-Fabrication empfehle ich zum Kleben von Pergamyn-, gewöhnlichen Papieren etc. meinen [129398 Hfanzen-Leim und alle Sorten Welzenstärke zu billigsten Preisen J. Zphraimsohn, Berlin SW 61