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Nr. 66 PAPIER-ZEITUNG 2483 wiederholen, dass ich Ihre Reklamation nicht anerkenne. Was Sie mit vergilbtem Rand finden, ist so unwesentlich, dass wohl kein Experte bei einem unsortirten Papier diesen geringfügigen Umstand als Grund zur Ausstellung anerkennen wird. Um jedoch Weitläufigkeiten zu vermeiden, will ich ein Uebriges thun und Ihnen auf diesen Posten einen Nachlass von 5 pCt. bewilligen. Dass Sie auf meine Kosten anderweit Ersatz kaufen, lehne ich ganz entschieden ab.« Bin ich nach Ihrer Ansicht berechtigt, infolge der dem Papier anhaftenden Mängel dasselbe zur Verfügung zu stellen? Ich kann eine solche Waare trotz Nachlasses für meine Kundschaft nicht ge brauchen Kann ich, da mein Lieferant Ersatz zu liefern ablehnt, auf dessen Kosten mich anderweitig decken? Papiergrosshandlung Das Papier ist, wie es scheint, eigens für Verpackungs zwecke erzeugtes unsortirtes Packpapier aus dem lediglich zerrissene oder halbe Bogen ausgeschieden wurden. Wenn die uns gesandten 18 Bogen als richtiger Durchschnitt gelten, so ist nicht, wie Fragesteller sagt, die Hälfte, sondern nur */• des Papiers mit gelben Streifen versehen. Ausserdem sind mehrere Bogen am Rand ein wenig vergilbt. Wir sind nicht der Ansicht, dass diese Streifen das lediglich zum Ein packen von Waaren dienende Papier für seinen Zweck unver wendbar machen, und glauben, dass der geringe Mangel durch 5prozentigen Nachlass des Lieferers ausgeglichen wäre. Wir empfehlen Vergleich auf dieser Grundlage. Ob im Streitfall der Richter einen Ersatzkauf genehmigen würde, ist zweifelhaft. Konsular-Gebühren Votn Rhein Sind die Konsuln des Deutschen Reiches im Auslande verpflichtet, die von einem Besteller hinsichtlich des Ausfalls der Waare erhobenen Reklamationen zu prüfen und zu begutachten, damit ich vom Kunden nicht übervortheilt werden kann? Dürfen die Konsuln für derartige Inanspruchnahme Gebühren berechnen, und wie hoch sind dieselben ungefähr, wenn es sich um eine Bemühung am Sitze des Konsulats handelt, bestehend aus Besichtigung der Waare im Hause des Kunden, Einsicht der Spesen und Zollverläge? Ist in Sao Felix, Brasilien, ein deutsches Konsulat, oder welches ist dafür zuständig? B. Die Konsuln sind verpflichtet, den Vortheil ihrer Lands leute nach Kräften zu wahren, und es ist unseres Wissens üblich, dass sie in Streitfällen der bezeichneten Art als Gut achter dienen oder — falls ihnen die nöthige Fachkenntniss fehlt — auf Grund der Erklärung eines von ihnen gewählten Sachverständigen ihr Urtheil abgeben. Es ist üblich und berechtigt, dafür Gebühren zu berechnen, da derartige Amtshandlungen auch im Inland mit Kosten ver knüpft sind, und überdies viele Konsuln im Ausland kein Ge halt, sondern nur von Fall zu Fall Gebühren beziehen. Dr. Bürners Buch »Zolltarife des Papier- und Buchgewerbes«, Verlag der Papier-Zeitung, Preis 3 M., enthält nach Staaten geordnet alle Orte wo deutsche, österreichisch-ungarische und schweizer Konsulate bestehen. Sao Felix ist darunter nicht enthalten. In Brasilien giebt es nach genanntem Buch 21 Orte mit deutschen, 8 mit österreichisch-ungarischen und 8 mit schweizer Konsulaten. Die uns kürzlich unter die Augen ge kommene Rechnung eines deutschen Konsuls in Japan betrug in einem Fall, wo er selbst als Sachverständiger wirkte, 15 M. Beklebte Strohpappe Wir kauften von X zwei Waggons zweiseitig beklebte Strohpappe in vier Formaten und spezifizirten den ersten Waggon auf 5175 kg, welcher auch ohne wesentliche Abweichung in Quantität geliefert wurde. Den zweiten Waggon spezifizirten wir dem Theilhaber persön- ich noch einmal auf 205 Pack, und erhalten nun 258 statt 205 Pack, also 25 pCt. mehr. Da die Pappe für eine Bestellung bestimmt ist, die sich vielleicht nicht wiederholt, und wir auch die Pappen für den Auftrag nicht alle gebrauchen können, so fragen wir hiermit an, ob wir die Mehrlieferung von 53 Pack, also 25 pt., annehmen müssen. Auf unser Angebot, 10 pCt. Nachlass auf Mehrlieferung, glaubt X nicht umgehen zu können und behauptet, der Fabrikant müsse 20—25 pCt. Pielraum für Mehrlieferung haben, auch wäre es keinem Fabrikanten der Welt möglich, die ungefähre Menge zu liefern. Wir können das zu viel Gelieferte nicht verwenden, da es ver- schiedene Formate hat, und wir bei deren Verarbeitung nachweislich mit Verlust arbeiten. Y & Z , Wir glauben nicht, dass Fragesteller zur Uebernahme so beträchtlicher Mehrlieferung gezwungen werden können. Bei Herstellung beklebter Strohpappen ist es dem Fabrikanten doppelt schwer, das bestellte Gewicht genau einzuhalten: erstens wechselt der Wassergehalt der von der Formatwalze abge- nommenen feuchten Pappe, daher muss der Pappenfabrikant, um nach der Trocknung bestimmt genug Waare zu haben, eher etwas mehr als weniger von den feuchten Deckeln herstellen; zweitens bilden das Beklebepapier und der Klebstoff neue, nicht genau berechenbare Quellen der Gewichtsänderung. Sonach ist es billig, wenn der Besteller von Extra-Formaten eine unter den beschriebenen Umständen unvermeidliche Mehrlieferung übernimmt, denn für den Fabrikanten sind solche nicht gang baren Formate nur mit Verlust verkäuflich, während der Be steller — in diesem Fall die Kartonnagenfabrik Y & Z — eher dafür Verwendung haben kann. Allerdings muss die Mehr lieferung innerhalb gewisser Grenzen bleiben. Wenngleich also, wie einleitend gesagt, kein Zwang zur Uebernahme bestehen dürfte, so erfordert doch die Billigkeit, in ähnlichen Fällen eine Mehrlieferung unter Bedingungen an zunehmen, die den Fabrikanten nicht zu sehr drücken. Aus sprache erbeten. Red. Natron-Wiedergewinnung Ich beabsichtige in der hiesigen Zellstofffabrik, welche noch nicht nach dem reinen Sulfat-Verfahren arbeitet, sondern neben Sulfat noch eine kleine Menge Soda zusetzt, einen Schmelzofen zu bauen um die in 24 Stunden sich ergebende Menge von 6600 kg Rohsoda einzu schmelzen. Welche Dimensionen muss dieser Schmelzofen haben, wie gross müssen die totale und die freie Rostfläche sein? Muss der Rost tief oder hoch liegen? Der Schmelzherd soll direkt vor den Kalzinirherd gebaut werden und von letzterem nur durch eine Feuerbrücke getrennt sein. Der Kalzinirofen hat eine lichte Weite von 1,8 m und eine Länge von 15 m. Die Rohsoda soll über die Feuerbrücke hinweg, ohne aus dem Ofen herausgezogen zu werden, auf den Schmelzherd gekrückt werden und dort einschmelzen. Hinter dem Kalzinirofen befindet sich ein Scheibenverdampf apparat, und hinter diesem zeigt der Zugmesser 12 mm Wassersäule. Glauben Sie, dass dieser Zug zum Betriebe des Schmelzofens hinreicht? Ist es überhaupt möglich in der beabsichtigten Weise zu arbeiten, oder ist zwischen Schmelz- und Kalzinirherd noch eine Zwischen feuerung nöthig? Wird der Mehrverbrauch an Kohle nennenswerth sein? Fabrikleiter Wir verweisen den Fragesteller auf die Abschnitte über Strohstoff, Espartostof und Holzzellstoff in Carl Hofmann’s praktischem Handbuch der Papierfabrikation, sowie auf Lunge’s Handbuch der Soda-Industrie, wo sich zahlreiche Angaben über die verschiedenen Bauarten von Soda-Schmelzöfen be finden. Wir besitzen zu eingehender Beantwortung obiger Fragen nicht die genügende Erfahrung. Theoretische Berech nungen führen auf diesem Gebiet leicht zu Irrungen. Nur praktische Erfahrungen ermöglichen das Richtige zu treffen, und Leute, die solche haben, lassen sich gut bezahlen. Red. Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt Fortsetzung zu Nr. 64. Nachdruck verboten Marmorpapiere c) Vorsatz- oder Carrara-Marmor wurde früher oft als Vorsatz in allerhand Büchern verwendet, woher auch sein Name stammt. Seit mehreren Jahren schon wird an dessen Stelle mehr oder weniger künstlerisches Walzen- oder anderes Druckpapier ver wendet. Die Herstellungsweise von Vorsatz-Marmor ist genau dieselbe wie von Achat. Während man jedoch beim Achat helle Farben verstreicht und dunkle aufsprengt, werden für Vorsatz dunkle Farben vorgestrichen und reines oder nur wenig angefärbtes Weiss aufgesprengt. Als Bindemittel für Vorstrich- wie auch für Aufsprengfarbe ist Kasein am besten geeignet. Einmal macht es die Farben so fest, dass sie durch Feuchtig keit nicht zusammenkleben, auch ist mit der Kaseinleimung Vor theil beim Arbeiten verbunden. Die weissen Farbenspritzer laufen gern mit dem Grunde der Vorstreichfarbe zusammen, namentlich wenn etwas voll gesprengt wird; mischt man aber die dünne Vorstreichfarbe mit etwas Formaldehyd, so ist dieser Uebelstand gehoben. Bei wenig sorgfältiger Arbeit sieht dieser Marmor immer klecksig aus und erinnert sehr an Maurerarbeit. Es giebt noch eine grosse Menge sehr verschiedener Marmorpapiere, welche durch direktes Aufsprengen auf nassen Vorstrich erzeugt werden können. Die verschiedenartige Ge staltung der aufgesprengten Tupfen und die Verwandlung der selben hängt ab von mineralischen Salzlösungen, öligen oder seifigen Stoffen, Abkochungen von Tannin oder farbstoffhaltigen Pflanzentheilen usw., welche theils für sich, theils auch mit Farben oder Farblösungen gemischt vorgestrichen oder aufge sprengt werden. Ihre Entstehung beruht zum grossen Theil auf der Bildung von mehr oder weniger vollständigen Nieder-