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Nr. 65 PAPIER-ZEITUNG 2479 Briefkasten Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt Zu Frage 3110 In Nr. 59. Der junge Mann widmet eich der Bunt papierfabrikation, möchte sich aber zugleich die nöthigen Kenntnisse im Papierwesen aneignen. Ich bitte hierüber um Ihren Rath. Antwort: Eine Fachschule iür Buntpapier-Fabrikanten giebt es nicht und wird auch infolge der verhältnissmässig ge ringen Zahl derartiger Fabriken kaum errichtet werden. Ein ’unger Mann der sich diesem Berufszweig widmet, wird gut thun, nachdem er sich allgemeine Bildung und praktische Kenntnisse im Buntpapierfach erworben hat, in einem Tech nikum oder mittlerer Gewerbeschule Kenntnisse in Chemie und Maschinenbau zu erlangen oder die Färbereischule in Krefeld oder Mülhausen im Elsass zu besuchen. Die Leiter dieser Anstalten werden für ihn einen geeigneten Lehrplan ausarbeiten. Die Papierfabrikation zu erlernen, ist für einen Buntpapier- Fachmann nicht nöthig und würde ihm zuviel Zeit kosten. Da gegen wäre es für ihn nützlich eine Zeit lang kaufmännisch in einer Grosshandlung von Buntpapier und Buchdruckereibedarf thätig zu sein. 3124. Frage: Von einem Fabrikanten kaufte ich Zellstoffpapier nach beifolgendem Muster, Rollen zu 150 cm Höhe, und erhielt Faktura über Rollen, von welchen jede einzeln mindestens 100 kg wiegt. Ich habe für derart schwere Rollen keine Verwendung, auch noch niemals von einem Fabrikanten Rollen schwerer als 50—60 kg erhalten. Auf meine Reklamation antwortet mein Lieferant: »Die Schwere von 100 kg bei Kartonrollen von 150 cm ist gang und gäbe, Rollen von nur etwa 50 kg hätte ich besonders vorschreiben müssen.« Trotz meines Einwandes, dass ich seitens der vielen Fabrikanten, von welchen ich schon während meiner langjährigen Praxis Rollen bezog, niemals derartige erhielt, erkennt mein Lieferant meine Reklamation nicht an und weist dieselbe zurück. Bin ich zur Annahme ver pflichtet? Antwort: Da es auch unsres Wissens vielfach üblich ist, Kartons von der Dicke und Breite der bestellten Art in Rollen von 80—100 kg Schwere herzustellen, und da Fragesteller es versäumt hat, das Höchstgewicht der zu liefernden Rollen vor- zusehreiben, so ist seine Beschwerde unberechtigt und er zur Annahme verpflichtet. 3125. Frage: Die Papierfabrik A rieth mir, mich in folgender Angelegenheit an Sie zu wenden. Bitte sagen Sie mir, ist von bei gehenden Papieren das kleine Format an Güte dem grösseren gleich, oder um wieviel ist das kleinere im Stoll geringer? Die Papiere sollten vollkommen gleich sein. Ich halte das kleinere, das nach dem grösseren Muster neu angefertigt wurde, für so minderwerthig, dass ich die Abnahme selbst bei Preisherabsetzung verweigerte. Das Papier ist für eine weitere Gesangbuchauflage bestimmt, und ich befürchte, Scherereien bei den Abnehmern (Buchbindern) zu haben. Die Papier fabrik versichert mir die Gleichwerthigkeit, bietet aber 10 pCt. Ab schlag, was mich erst recht stutzig macht. Antwort: Untersuchung mit Dr. Wurster’s Holzschlif-Rea- gentien zeigt, dass das kleine Format a etwas weniger Holz schliff enthält als das grosse b. Danach könnte man annehmen, dass a kräftiger ist als b. Reissproben von Hand beweisen aber das Gegentheil. Wahrscheinlich wurde zu a mehr todt- gemahlener Schliff oder Fangstof oder mehr Erde als zu b be nutzt. Ob der Festigkeits-Unterschied zur Annahme-Weigerung berechtigt, können wir nicht entscheiden und empfehlen, das Urtheil einer Papierprüfungs-Anstalt einzuholen, die mit den nöthigen Maschinen ausgerüstet ist um festzustellen, ob der Reisslängen-Unterschied beider Papiere mehr als 10 pCt. be trägt. Ist nämlich die Reisslänge der Lieferung um mehr als 10 pCt. geringer als die der Vorlage, so ist nach den Ver kaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten An nahme-Weigerung gerechtfertigt. Der Minderwerth des ge lieferten Papiers ist unseres Erachtens durch 10 Preisnachlass reichlich aufgewogen. 3126. Frage: Wir bestellten 1200 kg Manila in zwei Formaten 120 bis 125 g/qm, in Güte nach Probe I. Geliefert wurde nach Probe II. Nach unserer Ansicht ist die Güte der Lieferung bedeutend geringer als die des Bestellmusters. Berechtigt uns der Güte-Unterschied zur V erfügungsstellung ? Antwort: Probe I ist ausserordentlich zäh und klingend, Probe II zeigt diese Eigenschaften in geringerem, aber für gutes Manila-Papier hinreichendem Maasse. Da der zu dieser Papier gattung benutzte Rohstoff, Schiffstaue, in stets gleicher Be schaffenheit nicht erhältlich ist, muss man dem Hersteller solcher Papiere bei Arbeit nach Muster einen ziemlichen Spiel raum zubilligen, und wir finden, dass dieser im vorliegenden Fall nicht überschritten, also Verfügungstellung nicht be rechtigt ist. 2127. Frage: Welches Papier ist zu benutzen um ein Erzeug niss, wie beiliegende Probe, durch Lackiren transparent daraus her zustellen? Muss der Lack durch Alkohol stark verdünnt oder müssen sonstige Mittel dazu benutzt werden? Kann man transparentes Papier fertig kaufen? Wo und unter welcher Bezeichnung? Antwort: Das mitgesandte Papiermuster ist Gelatine- Papier, wie solches von mehreren deutschen Buntpapierfabriken sowie von Fabriken chemisch präparirter Papiere hergestellt wird. Als Rohstoff dazu dient feinstes dünnes Streichpapier. Bezugs quellen theilen wir nicht mit und empfehlen zur Ermittlung solcher die Anzeigenspalten der Papier-Zeitung sowie das von uns herausgegebene Papier-Adressbuch von Deutschland, Abthei- lung: Erzeugnisse. Von diesem Adressbuch wird jetzt eine neue Auflage vorbereitet, Vorbesteller erhalten dasselbe billiger. 3128 Frage: Ich bestellte bei der Papierfabrik A eine Anferti gung extra zäh Packpapier 50—55 g/qm 75,100 grosse Bogen, bezw. 60—65 g/qm wie einliegende Probe I, und machte den Fabrikanten besonders darauf aufmerksam, dass das Papier nicht schwerer sein und an Festigkeit meinem Muster nichts nachgeben dürfte. Ich erhielt wie Probe II geliefert, das mir von meinem Kunden zur Verfügung gestellt wurde mit dem Bemerken, dass der Stoff geringer und die Festigkeit lange nicht so sei wie gehabt (Muster I). Ausserdem sei das Papier etwa 15 pCt. schwerer als bestellt. Da ich für fraglichen Stoff anderweit keine Verwendung habe, musste ich das Papier wohl oder übel der Fabrik zur Verfügung stellen und bitte um Ihren Rath. Antwort: Die geringere Zähigkeit des Liefermusters deutet auf schlechtere Stoffzusammensetzung. Prüfung mit Dr. Wurster’s rothem Reagens bestätigt dies, indem sie nach weist, dass I holzschlifffrei, II aber nicht unbedeutend holz schliffhaltig ist. Dies berechtigt zur Annahme-Weigerung des Papiers II als nicht mustergemäss. Beträgt das Uebergewicht einzelner Riese mehr als 5 pCt., so hat der Käufer das Recht, die zu schweren Riese zurückzuweisen. Einzelne zu schwere Bogen berechtigen nicht zur Annahme-Weigerung. Das Ueber gewicht von Bogen - Packpapieren wird nicht berechnet. (Punkt 6 der Verkaufsbedingungen des V. D. P. vom 13. No vember 1900.) 3129. Frage: Hat ein Unterleutnant das Recht, bei einer miss lungenen Turnübung in der Kaserne einem jungen Kaufmann, der als Einjähriger dient, folgende Worte vor der Mannschaft ins Gesicht zu schleudern: »Landsmann macht meiner Heimath keine Ehre«? Der Einjährige war nicht im Offizierskursus, da in seinem Militär jahr (1894) 140 Einjährige im Regiment waren. Der Leutnant stammt aus meinem Geburtsort. Antwort: C’est le ton qui fait la chanson, d. h. es hängt von dem Tonfall der gerügten Aeusserung ab, ob sie be leidigen wollte. Gedruckt erscheint die Aeusserung unter den obwaltenden Umständen scherzhaft und harmlos, und den Ton fall kann man nicht feststellen. Dem Leutnant steht das Recht zu, als Lehrer und Vorgesetzter eine Rüge zu ertheilen. 3130. Frage: Bei der Firma X bestellte ich 1000 Postkarten nach dem mir früher zugesandten Muster »Villa Elsa«. Zur Bedingung stellte ich gleich gute Ausführung wie Probe. X übernahm mit Schreiben vom 30. Mai diese Garantie. Halten Sie die Ausführung »Bankhaus F.« mit der von »Villa Elsa« für gleichwerthig? Der Be steller verweigert die Annahme mit der Begründung, dass sowohl Karton wie Ausführung der von mir bemusterten »Villa Elsa« nicht entsprächen. Antwort: Wir halten die Beschwerde des Kunden für un begründet. Druck-Ausführung und Karton der gelieferten Post karten sind denen des Musters gleichwerthig. Dass die Post karte mit »Bankhaus F.« schlechteren Eindruck macht als die mit »Villa Elsa«, liegt daran, dass die Fotografie von einem ungünstigen, nämlich zu nahen Standpunkt aus aufgenommen wurde, wodurch das Bild verzerrt aussieht. Ferner hätte, damit das Bild angenehmer wirke, das Gebäude kleiner und mit mehr Luft darüber dargestellt werden sollen. Da aber bei Bestellung aufgegeben wurde, dass das »Bankhaus F.« allein auf die Karte kommen und die Umgebung überklebt werden soll, so kann man der Kunstanstalt keinen Vorwurf daraus machen, wenn sie sich bemühte, das Haus recht gross erscheinen zu lassen. 3131. Frage: Welche Beimischungen muss man den Anilinfarben geben behufs Herstellung von Marmorpapier, damit diese beim Be feuchten nicht abfärben und beim Satiniren zwischen Zinkplatten schöne Glätte bekommen? Die Marmorirung soll durch Aufsprengen der Farben geschehen. Welches ist die geeignetste schwarze Farbe für Marmorirzwecke? Antwort: Die Aufsatzreihe »Fortschritte der Buntpapier fabrikation« enthält gerade in den letzten Fortsetzungen über »Marmorpapier« zahlreiche Vorschriften, die auch vorliegende Frage beantworten. Die weiteren Fortsetzungen werden noch mehr über diesen Gegenstand bringen.