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2424 PAPIER-ZEITUNG Nr. 64 Geschäfts-Nachrichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Sebnitzer Papierfabrik Akt.-Ges. in Sebnitz i. S. In Nr. 56 theilten wir die Ergebnisse des abgelaufen Geschäfts jahres mit. (Vorschlag: 3 pCt. Dividende gegen 0 im Vorjahre.) Dem Geschäftsbericht entnehmen wir ergänzend Folgendes: In dem am 31. März d. J. beendeten Geschäftsjahre wurde nicht der erwartete höhere Gewinn erzielt, welcher sich auf Grund der am 31. Juli 1900 aufgenommenen Inventur hatte erwarten lassen. Dies lag namentlich an dem letztjährigen abnorm trockenen Sommer, durch welchen die Holzschliffpreise auf nie geahnte Höhe getrieben wurden. Ausserdem fehlte die Wasserkraft fast vollständig, sodass hierfür Ersatz durch Dampf und infolgedessen ein höherer Kohlenverbrauch stattfand, welcher infolge der bedeutend erhöhten Kohlenpreise die Fabrikation sehr belastet hat. Von der Hochkonjunktur im Papier fache, welche im April d. J. ihr Ende erreichte, konnte die Fabrik, wie die meisten anderen Papierfabriken, nicht viel profitiren, da noch viele Abschlüsse zu billgen Preisen liefen, und neue Abschlüsse zu den erhöhten Preisen schwer erreichbar waren. Die Beschäftigung war gut, reichliche Aufträge sind ins neue Geschäftsjahr mit hinüber genommen worden, indessen halten die Abnehmer mit dem Abruf der Waare sehr zurück. Die Erzeugung betrug 7274973 kg (gegen 5272387 kg im Vorjahre), der Versand belief sich auf 7191857 kg im Werthe von 2013459 M. (5188275 kg und 1436646 M.). Die aus dem Umbau der Fabrik herrührenden, bis 1903 laufenden Acceptschulden haben sich seit 1. April d. J. um rund 56000 M. verringert. Die Gesellschaft hat im laufenden Jahre mit der Firma August Scherl G. m. b. H. in Berlin einen 10jährigen Abschluss für die Lieferung des Papiers für den Berliner Lokal-Anzeiger und andere Blätter dieses Verlages dergestalt gethätigt, dass sich der Lieferungspreis nach dem jeweiligen Stande der Rohstoffpreise regelt. Für das in der Neuanlage zu fabrizirende Papier, soweit es von der Firma August Scherl G. m b. H. nicht verbraucht wird, wurde unter ähn lichen Bedingungen mit einer anderen Firma ein gleichfalls 10jähriger Abschluss bewirkt. Sonach ist bis 1. April 1912 die gesammte Er zeugung der Neuanlage fest verschlossen. Zur Ausführung des Lieferungsvertrages mit der Firma August Scherl G. m. b. H. musste man eine Neuanlage nebst Holzschleiferei errichten, welche durch die ausserordentliche Generalversammlung vom 21. März genehmigt wurde. Gegen diesen Generalversammlungs-Beschluss ist seitens eines Aktionärs Protest eingelegt und Klage erhoben worden; bisher hat nur eine Verhandlung über prozessuale Vorfragen stattgefunden, zu deren Fortsetzung Termin auf den 8. Oktober anberaumt ist. Für die Neu anlage wurde bei Station Kohlmühle der Bahnlinie Schandau—Sebnitz ein allen Anforderungen entsprechendes Grundstück erworben und im Juni mit dem Bau begonnen. Wie wir einer sächsischen Tageszeitung entnehmen, schreitet der Bau, an welchem weit über hundert Arbeiter beschäftigt sind, rasch vorwärts. Der Schornstein ist bereits bis zur Höhe eines dreistöckigen Hauses gediehen, das Dampfkesselhaus kommt binnen Kurzem unter Dach, und für das Fabrikhaupt gebäude ragt das Mauerwerk schon über Grund, g. Papier- und Zellstoff-Fabrik Akt.-Ges. in Wolfach in Baden. Dem Geschäfts-Bericht über das Geschäftsjahr vom 1. Mai 1900 bis 30. April 1901 entnehmen wir zur Ergänzung des in Nr. 63 Mitgetheilten Folgendes: Erzeugt wurden 5065307 kg gebleichter und 218810 kg un gebleichter Zellstoff, was auf 860 Arbeitstage gerechnet eine durch schnittliche Tageserzeugung von 14664 kg ergiebt. Der Gesammt-Vortrag auf neue Rechnung beträgt nicht 75 774 M. 95 Pf, wie in Nr. 68 gesagt, sondern 160189 M. 95 Pf., da der vor jährige Vortrag nicht zum Gewinn gerechnet wurde. Die Verdampfungsanlage wurde in ihrem ersten Theil fertiggestellt und in Betrieb gesetzt, doch ergaben sich während desselben Störungen chemischer Natur. Die Anlage wird vorläufig auf Verbrennung der Kalklauge eingerichtet, um diese wenigstens während der warmen und wasserarmen Sommermonate zu beseitigen. Die Versuche zur Behebung vorerwähnter Störungen werden im Laboratorium der Firma eifrig fort gesetzt, und sie hofft dazu zu gelangen, die Anlage nach der ihr zu Grunde liegenden Idee betreiben und ihr dann auch den zweiten Theil der Wiedergewinnung angliedem zu können. Die von den Herren Mathias Müller jr. in Köln und Oscar Antonetty in Köln-Ehrenfeld bisher betriebenen Wellpapierfabriken sind an die Herren Carl Lampmann Söhne in Köln übergegangen. Fritz Fischer, Trauerpapier- und Karten-Fabrik in Düren, Rheinland. Die Fabrik wurde durch Neubauten und Anschaffung neuer Maschinen bedeutend vergrössert. Herr Carl Lang, langjähriger Reisender der Firma M. Mayer in Koblenz, ist als Theilnaber eingetreten. Die Firma Velox Briefordner-Fabrik Gustav Schein berger in Köln ist geändert in Velox Briefordner-Fabrik Frau Laura Eickershoff. Der bisherige Firmen-Inhaber Herr Gustav Scheinberger zu Köln ist gelöscht, neue Inhaberin ist Frau Wittwe Laura Eickershoff, geb. Mack. Herr Richard Skowronek ist auf Ansuchen der Mitbetheiligten nach am 5. Juli d. J. getroffener gütlicher Vereinbarung aus der Firma Metallwerke Glauchau vorm. Rich. Heinig & Co. Lohse & Skowronek in Glauchau, deren offener Theilhaber er war, ausgeschieden und hat das Geschäft mit allen Patenten, Musterschutzrechten, Waarenzeichen usw., auch soweit solche auf seinen Namen eingetragen waren, sowie das Recht zur Fortführung der Firma den Mitgesellschaftern über lassen. Bis Ende Juni 1902 wird er ausschliesslich für die Firma als Provisionsreisender ohne Inkassobereehtigung in Schlesien, Provinz Sachsen, Braunschweig und Anhalt thätig bleiben, seine Abschlüsse bedürfen aber der Bestätigung der Firma. Das Geschäft wird unverändert durch den persönlich haftenden Gesellschafter Herrn G. M. Lohse fortgeführt. Herr Ober-Ingenieur Erhardt Stahl wurde als Betriebsleiter eingesetzt und ihm gleichzeitig Vertretungsvollmacht ertheilt. Die Firma Fr. Gustav Haferkorn, Grossbuchbinderei in Berlin SW. 68, Ritterstr. 71—75, wurde mit dem Zusatz G. m. b. H. in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt. Geschäftsführer ist der Gesellschafter Herr Wilhelm Beese. f Am 8. d. Mts. starb in Reichenberg, Böhmen, Herr Josef Mende, technischer Leiter der Buch- und Steindruckerei von Gebrüder Stiepel daselbst, im 42. Lebensjahre. + In Kassel starb dieser Tage der Mitbegründer, Verleger und Chefredakteur der Kasseler Allgemeinen Zeitung, Herr Buch druckereibesitzer Weber. Konkurs-Aufhebung. Das Konkursverfahren über den Nachlass des verstorbenen Max Fischer, Lithograf in Mühl hausen, Els., wird nach Abhaltung des Schlusstermins wegen Geringfügigkeit der Masse eingestellt. Konkurse. Buchhändler Eduard August Friedrich Wilhelm Victor Trapp in Dresden, Hopfgartenstr, 6, II. Konkursverwalter ist Herr Rahtsauktionar Pechfelder, Dreh gasse 1. Anmeldefrist, offener Arrest mit Anzeigepflicht bis 1. September. Wahltermin 10. September, vormittags 9 Uhr Prüfungstermin 10. September vormittags 9 Uhr. — Papier hülsen- und Spulenfabrikant Wilhelm Reuss in Unter kochen. Zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forde rungen ist Termin auf 4. September, vormittags 11 Uhr, vor dem Königl. Amtsgericht Aalen anberaumt. — Buchbinder Guido Schenk in Ronneburg. Konkursverwalter ist Herr Agent Ernst Hornfeck. Offener Arrest ist erlassen. Anzeige- und Anmeldefrist bis 7. September. Erste Gläubigerversammlung 31. August vormittags 10 Uhr. Allgemeiner Prüfungstermin 21. September vormittags 10 Uhr. Fabrikbrand. In Gleiwitz ist, wie »Der Tag« meldet, die Dachpappenfabrik von Ludwig Gassmann in der Nacht zum 8. d. Mts. theilweise niedergebrannt. Der Schaden ist bedeutend. Ein tragisches Geschick entriss in Königsberg einen blühenden Mann seiner Familie. Der erst 36 Jahre alte Papierhändler Johannes Entz, Grosse Schlossteichstrasse 4, hatte vor einiger Zeit dort einen Handel mit feineren Papierwaaren eröffnet. Anfangs ging es leidlich, dann aber gingen trotz allen Fleisses die Einnahmen soweit zurück, dass Entz dieser Tage Konkurs anmelden musste. Dann aber verliess er seine Wohnung und eilte in seiner Verzweiflung zum Bahnhof. Er fuhr zunächst nach Ludwigsort, ging dann zu Fuss nach Petersort und schoss sich dort mehrere Kugeln durch den Kopf. K. Seit mehreren Wochen erschienen in der Saale-Zeitung fast täglich Einsendungen, worin die städtischen Behörden in Halle a. 8. ersucht wurden, die Cröllwitzer Papierfabrik zu gewissen Aenderungen im Betrieb ihrer Strohstofffabrik anzuhalten, da diese angeblich bis nach Halle üble Gerüche verbreite. Namentlich wurde gefordert, dass die Fabrik weder Schwefelnatrium noch Natriumsulfat der Kochlauge zusetze, sondern lediglich Aetznatron verwende. Der Magistrat be traute auch zwei Chemiker mit der Ueberwachung des Fabrik-Betriebes, und diese sollen — gleichfalls nach der Saale-Zeitung — durch Analyse von Flugasche aus dem Schornstein, die ausserhalb der Fabrik mittels Tücher aufgefangen wurde, die Verwendung schwefel haltiger Chemikalien nachgewiesen haben. Wie die »Berliner Börsen- Zeitung« meldet, wurde nunmehr der Cröllwitzer Papierfabrik behörd licherseits aufgegeben, dem erwähnten Uebelstande abzuhelfen, und ihr dazu 6 Wochen Zeit gelassen. Wahrscheinlich wird es ihr schon früher möglich sein, das bisher in der Strohstofffabrik verwandte Kochverfahren in einer den üblen Geruch beseitigenden Weise zu ändern.