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Nr. 59 PAPIER-ZEITUNG 2227 Papiere gewonnen, welche sich eine Fülle von neuen Anwendungen errungen haben. Ich erinnere nur an das in den letzten Jahren auf gekommene sogen. Butterbrotpapier, welches keineswegs mit Oel oder Paraffin getränkt ist, trotzdem aber eine glasartige Durch sichtigkeit besitzt. Einen viel grösseren Triumf würde die Papier industrie feiern, wenn sie durch irgend welche andere Hilfsmittel das Papier undurchsichtiger machen könnte, als es jetzt ist. Es wäre dann sofort möglich, die Papierstärke für alle Drucksachen zu ver ringern und damit den Umfang derselben in demselben Maasse herab zusetzen. Man könnte mir nun sagen, dass es wenig Zweck hat, ein Problem aufzustellen, dessen Lösung in keiner Weise abzusehen ist; auch wäre ich gewiss sehr um eine Antwort verlegen, wenn man mich fragen wollte, in welcher Weise wohl das erstrebte Ziel zu erreichen wäre. Vielleicht sind es gerade solche Bedenken, welche es bewirken, dass bei der häufigen Besprechung des wachsenden Papierverbrauches und der daraus sich ergebenden Konsequenzen das von mir eben angegebene Auskunftsmittel fast niemals erwähnt wird. Man hält es eben von vornherein für ausgeschlossen, dass Papier unter einer gewissen Stärke undurchsichtig gemacht werden könne. Dass trotzdem die Sache nicht so ganz aussichtslos ist, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen sollte, ergiebt sich aus einer in einem ganz verborgenen Winkel der vorjährigen Pariser Weltausstellung untergebrachten Vorführung, die eben wegen ihrer Verborgenheit der grossen Mehrzahl der Besucher entgangen sein dürfte. Es war die Ausstellung der Oxford University Press, einer Gesellschaft, welche unter dem Namen »Oxford India Paper« ein ganz ausserordentlich dünnes, sehr zähes und dabei doch vollkommen undurchsichtiges Papier herstellt. Diese Gesellschaft hatte Druck werke von bekanntem Umfang, wie z. B. die Encyclopaedia Britannica, die Bibel, die Werke Shakespeares von einem und demselben Satz einerseits auf gewöhnliches, anderseits auf ihr neues Papier drucken lassen und dann in genau gleichem Einband ausgestellt. Es war mit Leichtigkeit zu erkennen, dass der Umfang der Werke auf dem neuen Papier noch nicht die Hälfte dessen betrug, was die gewöhnliche Ausgabe aufwies. Dabei schien die Leserlichkeit, wie sich an den ausgestellten Probeseiten ergab, in keiner Weise herabgesetzt zu sein. Da die ganze Ausstellung in verschlossenen Schränken untergebracht und nähere Auskunft nirgends zu erlangen war, so kann ich weitere Details nicht angeben; unzweifelhaft aber ist es, dass ein sehr glück licher Gedanke dieser Ausstellung zugrunde lag, ein Gedanke, der es wohl verdient, aufgegriffen und von der ganzen Papier-Industrie mit vereinten Kräften durchgearbeitet zu werden. Die Herstellung eines dünnen und dabei doch völlig opaken Papieres ist ein Problem, welches zu den grossartigsten gehört, die ihrer Lösung in der Zukunft harren. Die deutschen Papiermacher haben sich mit Erfolg bemüht, Papier von der Art des Oxford India Paper herzustellen. Auf der Berliner Gewerbe - Ausstellung 1896 führte die Firma Ferdinand Flinsch in Leipzig in ihrer Weesensteiner Papier fabrik hergestellte sogen, »undurchsichtige Dünndruck-Papiere« vor, sowie auf solches Papier gedruckte Bibeln, Eisenbahn- Kursbücher und Reiseführer (Baedeker und Andere), die auf geringem Raum viel enthalten müssen. Dieses Papier fand die Anerkennung der Fachleute. Um die Durchsichtigkeit des Papiers zu vermindern, muss man Fasern wählen, die an sich wenig durchscheinend sind, ferner muss man diese rösch mahlen, d. h. lediglich zerhacken und nicht quetschen. Am wichtigsten ist aber die Wahl eines sehr feinen und undurch sichtigen Füllstoffes, der die Fasern-Zwischenräume ausfüllt. Die meisten dieser Bedingungen sind der Festigkeit des Papiers schädlich, und darin findet die Verwendung von stark undurchsichtigen dünnen Druckpapieren eine Schranke. Auch wird die Mehrheit der Bücherfreunde starkes, griffiges Papier dünnem vorziehen. Red. Frist für alte Frachtbriefformulare. Das Reichseisenbahnamt hat die Frist für den Aufbrauch der in den Anlagen C und D der Ver- kehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. November 1892 vorgeschriebenen Frachtbriefformulare, die durch die Eisenbahn- Verkehrsordnung vom 29. Oktober 1899 verschiedene Aenderungen erfahren haben, bis zum 31. Dezember 1901 ausgedehnt, g. Leipziger Herbstmesse (Papiermesse). Die 19. Leipziger Papier messe, Petersstrasse 44, III. Stock, veranstaltet vom Mittel deutschen Papierverein, Vorsitzender Bruno Nestmann, beginnt am 25. August d. Js. Anmeldungen und Anfragen sind zu richten an Herrn Rudolf Fleischhauer, Petersstrasse 44. Die Ostermess-Aussteller werden ersucht, bis zum 27. Juli zu er klären, ob sie sich an dieser Herbstmesse betheiligen; ver spätete Anmeldungen können nur im Anschluss an die bereits belegten Plätze berücksichtigt werden. Der weitaus grösste Theil der Ostermess-Aussteller hat sich die Plätze für die kommende Messe bereits gesichert. Z. Barytpapier Angeregt durch den gleichnamigen Artikel in Nr. 44 der Papier- Zeitung will ich an diesen einige Worte knüpfen, um den von dem Stande der Sache nicht Unterrichteten einige Aufklärung zu bieten. Gestrichene Papiere, wenn sie auch nicht fotografischen Zwecken dienen, erfordern eine Erfahrung, die bei Laien nicht vorauszu setzen ist. Die Entwicklung der für fotografische Zwecke dienenden Barytpapiere fand hauptsächlich in den Chromopapierfabriken statt, und wird heute noch äusser von Malmedy, Rives und Schering auch von diesen Fabriken betrieben. Die Herstellung des Barytpapiere er fordert viele Aufmerksamkeit, Erfahrung und Kapital. Diese Schwierigkeiten, verbunden mit örtlichen Verhältnissen, haben viele durch die Rentabilität des Artikels hervorgerufene Versuche scheitern lassen, sodass heute noch die Konkurrenz auf diesem Gebiete be schränkt ist. Ausserdem hält es auch sehr schwer, erfahrene Leute zu finden. Versuche mit Ungeübten kommen sehr theuer zu stehen, da das Roh papier theuer ist. Schreiber Dieses hat im In- und Auslande Gelegen heit gehabt zu sehen, was für Anstrengungen gemacht werden, um sachkundige Leute für derartige Anlagen zu gewinnen. Fast immer melden sich sogenannte Streichmeister, die statt des Könnens nur das Wollen besitzen, von der Sache selbst aber kein weiteres Verständniss besitzen, als dass sie eine Streichmaschine bedienen können! Es ist aber für die Herstellung gewöhnlicher Druck-Streichpapiere schon etwas mehr erforderlich. Beim Fabriziren von Barytpapier muss der Betreffende unbedingt besondere Ausbildung für diese Arbeit besitzen, um berechnen zu können, dass die Art und Weise der Herstellung von Barytpapier nicht nachtheilig auf die folgenden Behandlungen einwirken darf. Abgesehen davon, dass Härtung, Leimung und An färbung der Barytmasse selbst schon schwieriger ist, als gewöhnlich angenommen wird, da eine falsche Härtung z. B. der Grund für Ab schwimmen und Loslösen der Schicht, Blasenbildung usw. ist, auch das Rollen des Papieres hängt theilweise von derselben ab, so rächen sich alle Fehler, die beim Barytiren und später bei der Weiter verarbeitung des fotografischen Papieres gemacht worden sind. Man hat immer bei derartigen Anlagen diese Schwierigkeiten sehr unterschätzt, und dies ist grösstentheils die Ursache des Misslingens und oft sehr bedeutender Verluste gewesen. Ausserdem bietet der Bezug des Rohpapieres durch das bestehende Syndikat Schwierigkeiten, obwohl bereits mehrere Konkurrenzfirmen entstanden sind, z. B. Felix Schoeller jr., Gustav Roeder & Co., Ph. Sonntag, sodass jetzt wenigstens ausserhalb des Syndikates Waare zu haben ist. Bedauerlich ist, dass Firmen, die seinerzeit aus dem Kartell ausgetreten waren, bereits wieder in dasselbe eingetreten sind. In erster Reihe ist es nothwendig, dass die Papierfabriken einen für fotografische Zwecke brauchbaren Rohstoff herstellen. Immerhin aber wird die Herstellung von Barytpapier ihre Schwierigkeiten bieten; dies zeigen die bereits bestehenden Fabriken, denen Barytpapier oft noch Kopfschmerzen verursacht. Die Ausfuhr von Barytpapier ist heute noch sehr gross, ein Beweis dafür, dass mhan im Auslande trotz aller Be mühungen noch kein gutes Barytpapier herstellen konnte. Der Haupt grund liegt wohl daran, dass es wenig tüchtige Baryteure giebt. Ein amerikanischer Betrieb kündete schon vor Jahren an, dass er in Kürze mit einer Tageserzeugung von 2500 kg Rohstoff für fotografische Zwecke auf den Markt treten werde. Bis heute ist es meines Wissens bei der Ankündigung geblieben. Jedenfalls würden im Falle des Ge lingens auch keine Kosten gescheut werden, jenseits des Ozeans zu barytiren. Fotochemiker Wasser-Filtration Herr Ernst Behrend aus Varzin, Leiter der Hammermill Paper Company in Erie, Pennsylvania, hielt vor der dortigen Handels- und Gewerbekammer (Board of Trade) am 24. Juni einen Vortrag, dessen wesentlicher Inhalt im New Yorker Paper Trade Journal abgedruckt ist. Nachdem er die Nothwendigkeit der Filtration erläutert und die Reinigung von Wasser mittels grosser Sandfilter für Städte beschrieben hatte, fügte er zu, dass die Papiermacher ein so theures System nicht anwenden könnten. Der Papier fabrikant Herr Warren erfand zu dessen Ersatz das nach ihm benannte einfachere Verfahren (beschrieben in Hofmanns Hand buch der Papierfabrikation auf Seiten 1717 bis 1720). Eine ähnliche Einrichtung wird von der Firma Schröter in Reppen gebaut und hat auch in Deutschland grosse Verbreitung ge funden. Dieselbe besteht bekanntlich aus grossen, runden Bottichen, die mit Sand gefüllt sind, welcher sich durch ein gebaute Rührer in Bewegung setzen und rasch auswaschen lässt. Bei Verwendung dieser wie anderer Sandfilter empfiehlt sich nach Behrends Angabe die Einführung folgender Ver besserung: Die grossen Sandfilter der städtischen Wasserwerke usw. üben erst dann ihre beste Wirkung aus, wenn sich auf ihnen eine dünne Schicht von organischer Masse abgelagert hat, welche auch die kleinsten Verunreinigungen und mikroskop ischen Organismen zurückhält. Um eine solche Schicht im