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mässig feuchtem Zustand eine Weile leer laufen lässt, während dessen die Stellungen gut ausprobirt und beginnende Falten bildungen ausstreicht (natürlich, um die Gefahr des Dazwischen gerathens zu vermeiden, auf der nach aussen laufenden Seite) bis glattes Laufen stattfindet. Dann erst beginne man unter Beobachtung gleichmässiger Lagerstellungen, die ja auch gleich mässige Auftragung herbeiführen, mit der Arbeit. 2. Das einzige Mittel, die Konsistenz des Kleisters genau zu regeln, während derselbe über dem Feuer bereitet wird, ist die Erfahrung. Angenommen, dass Stärke und Wasser in immer gleichem Verhältniss zu einander angewandt werden, so ist doch der Ausfall von der Beschaffenheit der Stärke und den Hitzegraden sowie von der Art des Umrührens so ab hängig, dass man von immer gleichem Ausfall — wenn über Feuer gekocht wird — nicht reden kann. Uebrigens ist Be reitung des Kleisters über offenem Feuer unzuverlässig unc nicht zu empfehlen, auch ist es garnicht erforderlich, dem Kleister schon während der Zubereitung gebrauchsfähige Konsistenz zu geben, da er sich beim Erkalten doch noch ver dickt. Es ist gebräuchlich, Kleister dick zu kochen und ihm beim Gebrauch durch Einrühren von Wasser (tüchtig durch mischen und durch das Sieb schlagen) die gewünschte Konsistenz, je nach Bedarf, zu geben. 3. Die Wirkung des Feuchtens ist dieselbe, ob das Papier auf einer Feuchtmaschine beliebiger Art oder mit Filztüchern gefeuchtet wird. Den Feuchtigkeitsgrad kann man regeln. Wenn nicht Rollenpapiere sondern Formate (Bogen) ver arbeitet werden, so geht das Feuchten mit der Hand nicht viel langsamer von statten, indem je nach Dicke und Art des Papiers Lagen von 3 bis 8 Bogen und mehr durch Wasser ge zogen werden. 4. Es steht zu befürchten, dass selbst die weniger empfindlichen holzschliffhaltigen Einlagen Stockflecke be kommen und an den Rändern vergilben, wenn sie längere Zeit im feuchten Keller lagern, zumal wenn dieselben nicht ganz zuverlässig trocken die Fabrik verlassen oder durch längeren Transport und ungünstige Witterung Feuchtigkeit angezogen haben. Lagerung in feuchtem Keller ohne Licht und Luft zufuhr sei ausgeschlossen. Ueberhaupt sollte man in Kellern, die den Eindruck ständiger Feuchtigkeit machen, kein Papier lagern. In zementirten oder gut gepflasterten licht- und luft zugängigen Kellern mit trockenen Wänden kann man Papiere ohne Bedenken lagern. Jedenfalls empfiehlt es sich, die Papier stösse mit auf Bohlen unterlegten Brettern zu stapeln und zwischen den einzelnen Stapeln unter sich sowie von der Wand 1/a bis 1 Fuss breite Räume freizulassen. Julius Hess, Berlin S Abziehpapier (Nachdruck verboten) Dieses Wort zaubert mir ein schönes Bild längst entschwundener Zeiten vor das Auge, ein Bild meiner verschwundenen Kindheit, wo ich als Beruhigungsmittel einen Bogen Abziehpapier erhielt, damit ich meiner Umgebung weniger Kopfschmerzen bereiten sollte. Obwohl eine Gebrauchsanweisung beilag, musste ich doch mehrmals die Hilfe meines Vaters in Anspruch nehmen, um ein zufriedenstellendes Re sultat zu erlangen. Oft ging das Papier überhaupt nicht los, d. h. es liess sich weder mit noch ohne väterlicher Hilfe abziehen — unerbitt lich haftete das Bild daran fest. Trat dieser Fall ein, so schüttelte ich wohl ungläubig und zweifelnd den Kopf und gab meinem Vater, der mir auseinanderzusetzen versuchte, wie schwierig die Herstellung von Abziehpapier sei, die Antwort: Was sich nicht abziehen lässt, ist eben kein Abziehpapier! Auch heute bin ich noch derselben Ansicht. Ich halte fest an diesem Ausspruch aus meiner Kinderzeit, obwohl ich seit Jahren in der Papierfabrikation thätig bin und aus Erfahrung weiss, mit welchen Schwierigkeiten die Herstellung desselben ver bunden ist. Abziehpapier, auch Umdruck- oder Metachromotypiepapier genannt, dient zum Umdruck in den Druckereien und zu Abziehbildern, deren Aufdruck auf Metallgegenstände wie Nähmaschinen, Ofenschirme, Kohlenkästen und dergleichen übertragen und dann lackirt wird. Bei Gold- und Silberdruck wird mit Firniss vorgedruckt, der Druck so dann mit Blattmetall belegt und das Ganze abgeputzt, sodass das Metall nur an dem Firniss haften bleibt. Die Gegenstände werden dann lackirt oder gummirt, das Papier aufgelegt, auf der Rückseite gefeuchtet und abgezogen. In jedem Hause kann man Gegenstände aus Metall sehen, die auf diese Weise durch Bilder geschmückt sind, obwohl Mancher glaubt, es sei Handmalerei. Bei der Herstellung von Abzieh papier ist es vortheilhaft, ein Vorlagemuster zu besitzen, da derartiges Papier in fast allen Fabriken auf andere Art hergestellt wird, welche meist als Fabrikationsgeheimniss gilt. Hat man aber eine Vorlage zur Hand, so kann der Kenner leicht herausbekommen, welche Zu sätze die benutzte »Abziehmasse« enthält. Es können nur folgende Stoffe vorkommen: Gummi arabicum, Weizenstärke , Glyzerin, Albumin-(Eiweiss), Radix Althaeae, d. h. Eibisch Wurzel, und Baryt, d. h. Blanc fixe. Gummi arabicum erkennt man am Geschmack, an der hohen Kleb fähigkeit und an dem hohen Glanze, während sich Stärkezusatz durch Bläuung verräth, sobald man den Strich mit einer verdünnten Jod lösung betupft. Glyzerin besitzt süsslichen Geschmack, während Radix Althaeae schleimig schmeckt. Diese Kostproben sind allerdings nicht angenehm, jedoch nothwendig. Baryt muss man entweder durch chemische Untersuchung oder mit Aschenprobe feststellen. Eiweiss erkennt man sehr leicht am Geruch. Das Rohpapier ist stets unge leimte Cellulose mit geringem Lumpenzusatz, und muss sehr glatt und rein sein. Die Herstellung des Striches ist sehr verschieden. Man findet Abziehpapiere mit einem, zwei und drei Aufstrichen auf einer Seite. Je mehr Aufstriche gemacht werden, desto theurer wird das Papier. Diese Aufstriche werden mit Streichmaschine, wie in Buntpapier-Fabriken, vorgenommen. Leichte Maschinen sind den schweren vorzuziehen, da weniger Ausschuss entsteht. Man unter scheidet bei einmal gestrichenen Papieren nach vorgenommenen Untersuchungen folgende Arten von Abziehpapieren: 1. Gestrichen mit Weizenstärke, 2. „ „ Gummi arabicum, 3. „ „ beliebigen Mischungen obiger Stoffe. Bei zweimal gestrichenem Abziehpapier sind folgende Stricharten möglich: I. a) Stärke, b) Gummi arabicum, II. a) Baryt, b) Stärke, III. a) Baryt, b) Gummi arabicum, IV. a) Baryt, b) Mischung von Stärke und Gummi arabicum. Bei dreimaligem Strich: I. a) Baryt, b) Stärke, c) Gummi arabicum. II. a) Stärke, b) Albumin, c) Gummi arabicum. Der beste aber auch der theuerste Strich ist meiner Ansicht nach der Baryt-Stärke-Gummistrich. Diesen Strich will ich kurz darlegen, da die anderen sowieso nur Theilarbeiten desselben sind. Auf das ungeleimte Rohpapier kommt ein Barytstrich, der aus dem bekannten käuflichen Blane fixe besteht. Derselbe ist durch die Knetmaschine zu einer homogenen Masse zerrieben worden, wie es bei Chromofarben der Fall ist. Sodann wird er mit Leim versetzt, durch Chrom-Alaun gehärtet und erhält noch einen Zusatz von Wachslösung, Glyzerin, Spiritus usw. Mit dem Zusatz von Glyzerin muss man sehr vorsichtig sein, da das Papier durch Zusatz davon sehr hygroskopisch wird und sich leicht dehnt. Gerade die Dehnung aber will man durch den Barytstrich verhüten. Da Leimung und Härtung dieses Barytstriches sehr gut sein soll, so muss man soviel beigeben, bis der ungeleimte Rohstoff durch den Strich leimfest geworden ist. Man hüte sich je doch, zu fest zu leimen, da sich sonst das Papier leicht an den Rändern einrollt und bei jedem Strich mehr Ausschuss liefert, auch lässt es sich dann oft mit dem Abroller nicht abwickeln, sodass dies mit der Hand vorgenommen werden muss. Das Rohpapier muss selbstverständlich alle Eigenschaften eines vorzüglichen Streichpapiers besitzen, da sonst die Arbeit nicht geht. Ungeeignetes Papier mag oft Grund des Misslingens sein! Ist der Barytstrich fertig, so wird das Papier einmal kalandrirt, um eine glatte Unterlage zu erhalten. Sodann wird der Stärkestrich und auf diesem der Gummi arabicum- Strich vorgenommen. Auch hierbei muss man beim Zusetzen von Glyzerin oder Radix Althaeae vorsichtig sein, da sonst dieselben Uebelstände eintreten können, wie bereits oben erwähnt. Selbst verständlich kann man den letzten Strich auf Verlangen beliebig anfärben. Das Papier muss gut getrocknet abgerollt werden, da es feucht bereits in Rollen zusammenklebt. Allzugrosse Hitze schadet jedoch auch, da sich dann das Papier leicht rollt; auch die Luft feuchtigkeit muss im Streichsaale gut geregelt sein und das Papier trocken aufbewahrt werden. Gummi arabicum ist bedeutend theurer als Weizenstärke, diese muss aber sehr gute weisse Waare sein, während beim Gummi eine gröbere geringere aber doch reine Sorte zu empfehlen ist. Selbst verständlich muss die Gummilösung gut filtrirt werden, damit keine Un reinlichkeiten in den Strich gelangen, ebenso die Stärke und Barytmasse. Stärke wie Gummi müssen eine zeitlang eingeweicht werden, weil sie sich dann besser lösen. Nimmt man anstelle von Baryt Eiweiss, so löst man dasselbe in kaltem oder lauem Wasser auf (nicht in heissem, da es darin erstarrt), und streicht diese Lösung, versetzt mit Glyzerin, auf die Stärke. Hierbei darf man nicht mit den Händen im Eiweiss herumarbeiten, weil sich an wunden Stellen leicht Warzen bilden können. Der so hergestellte Barytstrich ist gut, wenn er die Leim-, Tinten-, Abhebe-, Klebe- und Reibeprobe besteht. Da die Tinten- und Leim probe bekannt sein dürften, so will ich von deren Beschreibung absehen. Drückt man mit dem befeuchteten Finger fest auf die Strichseite, und bleibt beim Zurückziehen Farbe am Finger zurück, so ist die Leimung schlecht. Die Reibeprobe besteht darin, dass man das Papier zwischen zwei Fingern, die Schichtseiten sich deckend, reibt und beobachtet, wieviel Streichmasse sich losgelöst hat. Je mehr sich hierbei loslöst, desto schlechter sind Leimung und Härtung. Die Klebeprobe ist am sichersten Ein Streifen geleimtes und mit bestem Fischleim überzogenes aber ungestrichenes Stück Papier wird angefeuchtet und so auf das zu prüfende gestrichene Papier geklebt, dass ein ungestrichenes Ende unverbunden bleibt. Nach dem Trocknen versucht man den Papierstreifen von der Unterlage loszulösen. Je nachdem der Strich auf dem Klebstoffe hängen bleibt, also die