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Pulsnitzer Anzeiger : 13.06.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-194406135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19440613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19440613
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-06
- Tag 1944-06-13
-
Monat
1944-06
-
Jahr
1944
- Titel
- Pulsnitzer Anzeiger : 13.06.1944
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Dient lag. den 13. Juni 1444 Pulsnitz und Umgebung r 13. Juni st794: Erste Verwendung eines Luftballons zu Kriegszwecken. —- Die 'Oesterreichcr schieße» einen französischen Fesselballon ab. — 1850: Der Geschichtsforscher Max Lenz geb. - 1878 (bis 13. Juli): Berliner Kongreß. — 1840: Zusammenbruch der gesamten französischen Nord- front. — Paris zur offenen Stadt erklärt. Le Havre genommen. Sonne: A. 4.37, U. 21.23; M o n d: A. 1.32, U. 12.17 Uhr. Jeder muß ihm helfe«! Der Selbstschutzbercichführcr und feine Aufgabe Bei einem größeren Luftangriff sind oft die dem ört lichen Luftschutzleiter zur Verfügung stehenden Kräfte wie Polizei, Feuerwehr usw. nicht ausreichend. Diese Kräfte müs sen deshalb immer dort angesetzt werden, wo sie wichtigste Aufgaben zu erfüllen haben. Es muß daher auch einmal m Kauf genommen werden, daß ein einzelnes Haus abbrennt, wenn dafür ein Krankenhaus oder em besonders dicht be iwohntes Gebiet gerettet werden kann. Aus dieser Erkenntnis Heraus muß also die Bevölkerung sich weitgehend selbst schüt zen. indem sie die notwendigen Arbeiten schon vor einem Angriff trifft, vor allem alfo größte Mengen Sand und Wasser bereitstellt. Trotzdem kann es, wie die Erfahrung zeigt, Vorkommen, Laß die in einem Hause vorhandenen Personen mit dem Schaden nicht fertig werden. Leider ist es auch geschehen, daß Bewohner von nicht betroffenen Häusern den betroffenen Volksgenossen nicht sofort zu Hilfe eilten Aus diesem Grunde sind die einzelnen Städte in Selbstschutzbereiche eingeteilt worden. Die Führer dieser Selbstschutzbereiche sind vom ört lichen Lustschutzleiter beauftragte Personen die bis zum Ein treffen von Polizei, Feuerwehr usw. die Verantwortung für Lie Schadenbekämpfung tragen Sie müssen dafür sorgen, daß In gemeinsamer Hilfe den bedrohten Volksgenossen Unter stützung zuteil wird. Der Selbstschutzbereichfuhrer kann also Hausbewohnern aus nicht betroffenen Wohnstätten Anwei sung erteilen, den Brand beim Nachbarn mitzulöschen. Wer Liesen Anordnungen nicht folgt, wird bestraft. Darüber hinaus steht dem Selbstschutzbereichkührer ein Selbstschutztrupp zur Verfügung, der gewissermaßen als Stoßtrupp an besonders gefährdeten Stellen wirken soll. Der Selosischutzbereichsührer ist für seinen Bereich also der Be auftragte deL örtlichen Lustschutzleiters, der jedermann bei Ler Bekämpfung von Brand- und Svrengschäden Anweisun gen zu geben hat. Ist ein Haus durch die Selbstschutzkräste nicht mehr zu Halten, muß es geräumt werden. Diese Räumung, die grund sätzlich vom Lustschutzleiter oder von der Polizei befohlen Wird, muß im Ernstfälle aber auch vom Selb'chutzbereichs- sührer selbst angeordnet werden, wenn er auf Grund der Sachlage feststellt, daß er mit seinen Selbstschutzkräften der -Gefahr nicht mehr Herr wird. Hat er die Räumung befohlen, Lann müssen sich alle Hausbewohner dem Befehl fügen. Um alle Aufgaben, die ihm gestellt sind, bewältigen zu sännen, muß der Selbstschutzbersichsführer seinen Bereich genau kennen. Er muß edes einzelne Haus dahin überprü- sen. ob es ordnungsgemäß verdunkelt ist, ob genügend Sand und Wasservorräte vorhanden sind, ob der Boden entrüm pelt ist usw. Leider werden den Selbstschutzbereichsführern hier oft Schwierigkeiten gemacht. Es muß deshalb ausdrück lich daraus hingewiesen werden, daß die Selbstschutzbereichs- sührer nur ihre Pflicht tun, wenn sie immer wieder Nachschau Halten und Kontrollen veranstalten. Verletzen sie ihre Pflicht Lurch Gl-richgültigkeit oder Nachgiebigkeit, werden sie selbst Zur Verantwortung gezogen. Es ist deshalb selbstverständliche Pflicht eines jeden Volks genossen, sich darum zu kümmern, wer sein Selbstschutzbe reichsführer ist, daß jeder ihm seine Aufgabe erleichtert und suf seine Anordnungen und Anregungen verständnisvoll ein geht. Damit hilft sich jeder Volksgenosse am besten, denn der Selbstschutzbereichsführer ist nur zum Schutze der Bevölke rung eingesetzt. Ein intttessanlek Vortrag mit Lichtbildern und Film, veranstaltet vvm Standort Pulsnitz der HI, findet am 1b. Juni, 20 Uhr im Gasthof Menzel statt. Zu diesem hochinteressanten Vortrag des Ka» Vitänleutnant Dr. Gräfe sind die Partei, deren Gliederungen und besonders alle Jugendlichen herzlichst cingeladen. Für Jugendliche verboten! Die Standortführuna der Hitler- Jugend Pulsnitz bittet uns darauf hinzuwcisen, daß das Verbot deS Filmthcatcrbcsuches nach Maßgabe des Reichsgesetzes unbedingt beachtet werden muß. Auch in Begleitung Erwachsener (auch Eltern und Erziehungsberechtigten) ist den Jugendlichen der Besuch der ge Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger sperrten Filme unbedingt untersagt. In nächster Zeit wird eine ver schärfte Kontrolle durchgeführt werden., s.tern, wirkt aus eure Kinder ein, daß diesem Uebelstand abgeholfen wird. Die Hitlerjugend ver anstaltet s clbst Jugendveranstaltungen, so daß auch hier die Jugend lichen mit geeigneten Filmen versorgt werden. Filmtheaterkarten nicht mehr telefonisch bestellen. Nachdem von der Post darauf hingewiesen wurde, daß die fernmündlichen Bestellun gen von Eintrittskarten für Filmtheater sich in letzter Zeit außer ordentlich gehäuft und nicht nur zu einer Ueberbeanspruchung der Leitungen sondern mehrfach auch zu größeren Störungen geführt hoben Hat die Fachgruppe Filmtheater der Reichsfilmkammer die Filmtheater angewiesen, in Zukunft keine telefonischen Kartenbe stellungen mehr cntgegenzunehmen, um aus kriegsbedingten Gründen die Fernsprechämter nicht unnötig zu belasten. Verkauk von Dauerwaren nur bis zum 25. Juni. Die Haupt vereinigung der Deutschen Viehwirtschaft hat angeordnet, daS der Verkauf der Dauerwaren aus beiden Sonderzuteilungen bis zum Ablauf der bZ. Versorgungspcriode (25. Juni 1444) erfolgt sein muß. Die Fleisch bearbeitenden und verarbeitenden Betriebe, insbesondere di« Fleischwarenfabriken werden darauf hingewiesen, daß die Belieferung Nr. 13h - Seite 3 der Cinzelhandelsgeschäste (Wiederverkäufer) so rechtzeitig zu erfolgen hat ,daß der Absatz an die Verbraucher bis zu dem oben genanntem Zeitpunkt abgeschlossen ist. Eine Verlängerung der Verkaufsfrist über den vorgeschricbenen Zeitpunkt hinaus ist unerwünscht. Oberlichtenau. Kameradschafts abend des ATV. Am vergangenen Sonnabend führte der Allgemeine Turnverein «inen Kameradschaftsabend durchs Im Verlaufe dieses Abends wurden unter Leitung des Oberturnwartes Moschke turnerische Darbietungen vorgeführt. Der Vcreinsführer, Pg. Guhr, gab einen kurzen Ueber- blick über den Verein und ehrte langjährige Mitglieder. Bürger meister Pg. Brückner, der ebenfalls ein langjähriges Mitglied ist, hielt eine inhaltreiche Ansprache, in der er über die Organisation des NORL. im 5. Kriegsjahr und über den ATV. selbst sprach. Oberlichtenau. Leckerbissen der Kleinkunst werden uns am Freitag. 1b. Juni, von der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" gereicht. Der Besuch dieser Veranstaltung wird sich lohnen, „Leckerbissen" werden nicht alle Tage auf unseren Tisch gebracht, des halb genießen wir sie, wie sie uns erreichen: am Freitag im Linden gasthof. »Lis» / Zur neuen Reichsstraßensammlung Mir sUr Uns / (17 «nd 18 Juni) Cs ist eine alte Tatsache, daß man das, was man besitzt, mei stens als Selbstverständlichkeit hinnimmt, und sich seiner Bedeutung erst dann bewußt wird, wenn man es für eine zeitlang entbehren muß oder er unwiederbringlich verloren hat. Vor allem mit der Gesund heit ist dies so. So lange wir gesund, kräftig und einsatzfähig sind, machen wir uns keine Gedanken darüber, daß wir damit eigentlich schon allein vielen Menschen gegenüber etwas voraus haben, fu^das wir dem Schicksal tagtäglich danken müßten.! Befällt uns dann eine Krankheit, sind wir ungeduldig und hadern mit dem Schicksal, das gerade uns durch solche Tage gehen läßt.: Ist die Krankheit über wunden sind wir wieder gesund, dann sind auch jene Tage schnell vergessen und alles wieder beim alten. Wie wertvoll die Gesundheit wirklich ist kann wohl nur der er messen der'sie für immer verloren hat- Nicht wenige sind es, die heute für das Vaterland dieses große Opfer bringen.! Sie haben keinen Augenblick überlegt, oder gefragt, was sie dafür als Gegen leistung zu erwarten haben.- Ja, sie wären sogar empört gewesen! wenn man überhaupt von solchen Dingen gesprochen hätte. Ruhig und selbstverständlich sind sie in ihren Einsatz gegangen, oft schon nach wenigen Stunden haben sie dann irgendwo auf einem Haupt verbandplatz gelegen, ein Arm oder ein Bein war ihnen zerschmettert oder sic Hatter schwere innere Verwundungen erlitten. Verwundungen, deren Folgen sie das ganze Leben begleiten werden. Diese Männer haben sich eingesetzt für uns alle^ Sie haben ihr« Gesundheit geopfert, damit das Volk leben kann- Unsere Pflicht aber nun ist es, für sie zu sorgen und alles zu tun, um- ihre Wunden möglichst gut wieder ausheilen zu lassen, und soweit cs geht ihnen die Gesundheit wiederzugeben/ Oft ist es bei leichteren Verwundungen auch möglich, durch entsprechende Pflege und Betreu ung diese Kameraden wieder ganz gesund zu machen- Auch die Folgen mancher schweren Verwundung lassen sich in fast allen Fällen aus- heilen, zumindest doch aber stark vermindern. T«:' und Nacht stehen viele ungMhltc Menschen im Dienst dieser Hilfe für unsere Verwundeten. Tag und Nacht stehen alle in selbst losem Einsatz« Tag und Nacht tun sie nichts anderes, als in selbst verständlicher Bereitschaft für andere Menschen dazusein. Tag und Nacht haben sic keine andere Sorge, als sich um das Wohl der ihnen Anvertrauten zu kümmern. Denken wir einmal an die vielen na menlosen DRK-Schwestcrn, die in den Lazaretten Dienst tun- Nicht nur in der Heimat selbst, nein, auch in den Lazaretten an der Front! draußen tun sie still und selbstverständli chihre Pflicht.« Welcher hel denmütige Einsatz hinter dieser Pflicht steht, geht schon aus der Tat sache hervor, daß zu ihnen die ersten Träger des Eisernen KreuzcS gehören, di« bisher an Frauen verliehen wurden. Darüber hinaus ist die gesamte gewaltige Organisation des Deut schen Roten Kreuzes zu einem Instrument geworden, durch dessen Einsatz schon vielen Menschen die Gesundheit, wenn nicht gar das Leben erhalten worden ist, nicht nur draußen an der Front, sondern auch bei uns daheim.! Gerade in den letzten schweren Monaten in denen der Gegner die Heimat durch seine bestialischen Terroran- grifse zum Kriegsgebiet macht, hat sich das alles wieder gezeigt. Wir tragen in uns alle die Pflicht und den Wunsch, un seren verwundeten Kameraden zu helfen. Oftmals aber fehlt uns, von Kleinigkeiten abgesehen, die Möglichkeit dazu. Und dennoch wollen wir nicht abseits stehen. Wir haben das Glück daß uns unsere Ge sundheit erhalten wurde. Unseren Kameraden aber können wir, wenn auch .nicht persönlich, so doch eine wertvolle Hilfe zukommcn lasscn- wenn wir das Deutsche Rote Kreuz bei seiner Fürsorge für die Ver- wu diten und Kranken unterstützen. Wenn sich darum am 17. und 18. Juni die schaffenden Frauen und Männer unseres Volkes mit der Sammelbüchse an euch wenden, dann denkt daran, daß eure Spende der Pfleg« und Betreuung unserer Verwundeten zukommt« Und dann denkt weiter daran, daß es beshalb mehr sein soll als lediglich eine „Spende". Seid bereit im Geiste derer zu spenden, di« mehr geopfert haben als der größere Geldbetrag wettmachen könnte. Und vergeßt nicht, daß ihr das Wertvollste, eure Gesundheit, immer no chbesitzt.. Laßt euch dann auch nicht beschämen von den Kameraden im feldgrauen Rock, die wie immer, auch dann an der Spitze marschieren, wenn es gilt, die Sammelbüchsen zu füllen, vor allem, wenn sie erst einmal im Lazarett gelegen haben, wenn sie sich mit eigenen Augen von dem segensreichen Wirken des Deutschen Roten Kreuzes überzeugen konnten« Es ist ein schönes Zeichen, wenn gerade die Deutsche Ar beitsfront diesmal das Sammeln übernommen hat. Die Frauen und Männer, die in der Heimat, in der Rüstungsindustrie, die Waffen und die Munition für die Kameraden, im Felde schaffen sie setzen sich nun in gleicher Weise auch für diejenigen ein, die draußen im Kamps eine Verwundung erlitten haben. Aufs neue dokumentieren sie gerade jetzt während ber erbittertsten Kämpfe gegen die Invasion die enge Verbundenheit zwischen Front und Heimat, denn jeder Ver wundete, der hier in einem Lazarett liegt, und vielleicht in ein paar Monaten schon wieder hinausgcht, ist uns ein Mittler und Mahner zwischen Heimat und Front. Er wird auch die Eindrücke mit hinaus zu seinen Kameraden nehmen, die wir ihm von unserer Haltung und Bereitschaft geben! ASVflp. 57 Standort Pulsnitz und Ohorn Standortbesehl (21). Zur Veranstaltung am Freitag 20 Uhr in Menzels Gasthof nehmen alle Einheiten der HI und des BDM mit „Glaube und Schönheit" teil (namentliche Liste!) und die Führer des DJ. und des IM. Antreten 14.30 Uhr vor Menzels Gasthof. Gcf. 15. Morgen Mittwoch 20 Uhr Volksschule Pulsnitz. Frie- dersdorf 20.15 Uhr Schule. Flieger-Ges. 2/178. Morgen Mittwoch 14.30 Uhr Schwimmen und Sport. Sportplatz Pulsnitz Meißner Seite. BDM. M-Gr. Pulsnitz. Morgen Mittwoch Sport für Schar 1 und und 2 20 Uhr Turnhalle.! Donnerstag, 15. 6., 20 Uhr Heim abend SHar 3. Volksschule. JM-Gruppe 15/178 Pulsnitz. Schar 3 u. 4 hat morgen Mittwoch Schack 1 u. 2 Freitag um 15 Uhr Heilkräutcrsammcln. JM-Gruppe 15a/178 Friedcrsdorfck Morgen Mittwoch 15 Uhr Volksschule Fricdersdorf.« Heilkräutersammeln. Gef. 16/178 Ohorn tritt morgen Mittwoch 20 Uhr am HJ-Heim an. Metorschar 5 Ohorn tritt morgen Mittwoch 20 Uhr am HJ-Heim rum Geländedienst an. BDM-Gruppe 14/178 Ohorn. Morgen Mittwoch 20 Uhr Schaft 1 u. 2 am Heim zur Heilkräutersammlung. Schaft 3 Heimabend. Fähnlein 16/178 Ohorn.) M. 1 u. 2 treten morgen Mittwoch 15 Uhr am HJ-Heim an, ..... ' , BDM. Niederstcina. Unser heutiger Dienst fällt aus. ' BDM. Obersteina. Dienst am Mittwoch fällt aus. Fähnlein 20/178 Lichtenbergs Jgz. 1 tritt morgen Mittwoch 15 Uhr mit Sportzeug an der Turnhalle, Jgz. 2 am HJ-Heim an. Schar 2 12/178 Oberlichtenau tritt morgen Mittwoch 20 Uhr an der Schule -um Geländedienst an. -auptschriftleüer: Hans Wilhelm Schreibt. Verlag: Mohr u. Hoffmann, Pulsnitz >ruck« Buchdruckereien Karl Hoffmann und Gebr. Mohr, Pulsnitz. Preis!. Nr. 3 Urheber-R-chkschoh: Drei ouellen-verlag, «snlgebra» <2-,. vreedea) 12s „Interessiert mich nicht!" spreche ich in die Muschel. Im Telefon ist ein Geräusch, das ich nicht zu deuten vermag. „Sind Sie verrückt geworden, Fries? Machen Sie keure Witzel Wir müssen den Halunken sofort den findigsten Menschen auf die Fersen Hetzen, der findigste sind Sie! Ich Hab' keinen andern! Fries, ich bitte Sie, ich habe wirklich niemanden außer Ihnen. Tun Sie mir das nicht an! Kommen Sie, Fries?" „Ja sage ich unwillig und lege den Hörer in die Gabel. Dann gehe ich in das Schlafzimmer, wasche mir die Hände und mache mich fertig. Aus der Küche kommt mir ein Duft von Braten ent gegen. „Christine, ich muß fort! Wann ich zurückkomme, rveiß ich noch nicht. Du wirft es ja sehen, wenn ich wieder da bin." Sie will in ein Lamento ausbrechen aber ich sage streng: «Hör auf!" Da läuft sie und macht die Gartentüre auf. Wie ich lang sam mit dem Wagen durchfahre, redet sie wieder aufgeregt, mit Ratschlägen und Ermahnungen. „Wo Sie's so schön zu Haus haben!" endet sie. Ich gebe Vollgas. — Der Präsident kommt mir schon entgegen. „Vom Bahn amt ist die Meldung da, daß zwei Männer, auf die unsere Beschreibung Halbwegs paßt — die Kerle verwandeln ja ihre Gesichter von einer Minute auf die andere — Fahrkarten ge lost haben zum O-Zug Brüssel 14.45 Uhr." Er zieht hastig die Uhr. „Sie haben noch sieben Minuten Zeit! Unten steht einer von unsern Wagen. Ihrer wird zu Ihnen zurückgebracht werden. Drei Beamte geben wir Ihnen mit: Schwarz, Seliger und Weinberger! Sie sitzen schon im Wagen. Fries! Men Siel" - ''. » Ich springe in den Wagen, dessen Schlag ein Polizei beamter offen hält. Im gleichen Augenblick fahren wir schon. Ich drücke den dreien die Hände. „So, da wären wir wieder einmal beisammen." Sie lachen und sind stolz. Irgendwo ist eine Verkehrsstörung. Wir müssen warten. „Polizeiauto!" brülle ich wütend. „Geht nicht!" schreit jemand zurück. „Verkehrsunfall!" Wir kehren um und nehmen einen anderen Weg. Wir haben zwei Minuten Zeit verloren. Wie wir auf den Bahn steig hasten, fährt der O-Zug hinaus. Ich zische einen Fluch über die Lippen. Ein Herr vom Bahnamt tröstet mich. „In zwei Stunden geht der nächste O-Zug Richtung Köln." Es bleibt nichts übrig als zu warten. Das Jagdfieber hat mich wieder. Wir fahren also hinter ihnen her. Die Nacht kommt ... Dunkelheit, Funkenregen und Lichtketten der Städte und Bahnhöfe. Mr sind jetzt vielleicht zwanzig Kilometer vor Köln. Plötzlich steht der Zug auf der Strecke. „Was ist? Was gibt's? Was ist denn los?" Jemand schreit laut durch die Nacht: „OZug 258 mit dem von Köln kommenden Perjonenzug zusammengefahren — Strecke unpassierbar." Ich springe aus dem Wagen. „Wo?" frage ich. „Da vorne! Zwei Kilometer ungefähr." Mr laufen die Strecke entlang. Jetzt werden wir sie gleich haben. Hoffentlich ist das ein günstiger Zufall! Wir sind schon bald da. Trümmer, über die Lichter geistern, rufende Stimmen, Weinen, Schreien! Wir dürfen uns nicht aufhalten. Der Bahndamm ver läuft hoch. Drüben ist die Straße. Dort parken zahlreiche Kraftwagen. Ihre Scheinwerfer Hellen die Nacht zum Tag auf. Wir sind noch nicht ganz dort, wo sich alles unlösbar ver- knäuelt hat, da mache ich ein Zeichen, und wir drücken uns an die Wand des letzten Wagens, der noch steht. Ich sehe zwei Männer kaum zehn Schritte vor mir. Ihre Gesichter sind in Angst und Schrecken verzerrt. Sie haben einen Handkoffer zwischen sich, dessen Inhalt sie herauswerfen. Schuhe, Hemden, Kleider fliegen die Böschung hinunter. Jetzt haben sie, was sie suchen ... eine Aktentasche. Der eine preßt sie an die Brust, der andere wirft den Koffer den Gegenständen nach. Sie flüstern miteinander, springen selbst die Böschung hinunter und laufen. Ich bin im Bilde. Sie wollen einen der leeren Kraft wagen da drüben zur weiteren Flucht benützen. Es ist kein Zweifel, daß es die Verbrecher sind. Ich muß stehenbleiben und schauen, welchen sie nehmen, denn wenn ich jetzt schon laufe, sehe ich das nicht. Ha, den Grauen! Jetzt los! In diesem Augenblick legt mir jemand eine wächserne, blutüberronnene Frau in den Arm. Man weiß nicht, ist sie tot oder ohnmächtig. „Halten Sie sie einen Moment, bitte! Ich hole nur eine Tragbahre!" „Um Gotteswillen, ich kann nicht!" schreie ich wütend und bin in Versuchung, die Frau die Böschung hinunterzuwerfen.' Aber da kommt er schon mit der Bahre. Ich lasse sie in seinen Arm gleiten, und wir stürzen uns die Böschung hinunter. Da drüben steht ein Polizeiauto. Der Mann versteht mich nicht. Er hört nur meinen Namen, sieht meine Begleiter, He- greift, daß es sich um eine polizeiliche Verfolgung handelt. Vielleicht glaubt er, es hänge mit dem Unglück da oben zu sammen. Er reißt den Schlag auf. „Steigen Sie ein! Steigen Sie ein! Fahren Sie! Fahren Sie!" Der graue Wagen ist weg. Wir haben doch zu viel Zeit verloren. Wir müssen sie aber noch vor Köln einholen. Es kommen zu viele Wagen entgegen. Die drinnen sind, wollen uns aufhalten und fragen nach dem Eisenbahnunglück. Ich schreie ihnen was zu ... tröstlich ist es nicht. Da ... der graue Wagen! Die Gauner haben Pech ge habt. Sie haben offenbar den schlechtesten Wagen erwischt. Wir kommen immer näher. Sie hegen keinen Verdacht. Sie denken wohl, es handele sich um ein Polizeiauto, das zurück kehrt, um noch Hilfe zu holen. Wie wir nahe genug sind, reiße ich den Revolver heraus und ziele auf das linke Hinterrad. (Fortsetzung solgt) ,
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