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Dienstag, den 29. Dezember 1903 53. Jahrgang Nr. 300. irden Wochentag abend« Ar den folgenden Lag und OO "ehmen außer der Lxpedrtwn amb die Au-KSger auf kostet durch die Austräger pro Quartal M1L^ MM -M U, U MU U- dem Lande entgegen auch befördern die Annonce». durch die Post Mk 1.82 frei in'S Haus. V V Expeditionen solche zu Onginalpreuen fAv Hohenstein-Ernstthal, Gberiunluvitz, Gersdorf. Lngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Ämgenbcrg, Fallen, Langenchursdors, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Mchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. W fkr das «önigttche Amtsgericht and de« Ttadtrat zu Hohenstei« - Srustthal. Ovgcrn aller Gerneinbs-Vertvcrltrrngerr ösr unrliegenöen Ortschaften. Kürger- und 1. Kezirksschule Hohenstein-Ernstthal (Altstadt.) «R Die Anmeldung der mit Ostern 19V4 schulpflichtig^ warvenden Kinder, das sind alle die, welche bis zum 30. Juni 1904 da« 6. Lebensjahr vollenden, hat Montag und Dienstag, den 4. und 5. Jan. von 2—5 Uhr in der Expedition des Unterzeichneten und zwar au, 1. Taye die der Knaben, am 2. Tage die der Mädchen zu erfolgen. Kinder, welche in der Zeit oom 1. April—30. Juni 1898 geboren sind, können auf Wunsch der Eltern ohne weiteres zurückgestellt werden. Bei der Anmeldung ist bestimmte Erklärung abzugeben, ob das betreffende Kind der mittl. od. einfache« Schule zugeführt werden soll In die mittl. Volksschule können Kinder aus dem ganze« Stadtgebiete, in die ein fache nur solche aus dem OrtSteile Hohenstein ausgenommen werden. Beizubringen ist für alle Kmder der Impfschein, für die auswärts geborenen außerdem die Geburtsurkunde mit Ta«f- bescheinig»«« Hohe«stei«-Ernstthal, den 23. Dezember 1903. Dir. Dietze. Schulanmeldung in Oersdorf. Die Anmeldung der Ostern 1904 schulpflichtigen Kinder, elso der 1. Juli 1897 bis 31. März 1898 Geborenen, ist für die Knaben des Unterortes (bis mit Hofgrabw) den 7., Mädchen de« S. Ja«uar; für die Knabe« des Oberortes de« S., Mädchen den 11 Januar 2—4 Uhr im Zeichensaale (neuer Flügel, 1 Treppe) nur durch Erwachsene zu bewirken. EL können auch solche Kinder aagemeldet werden, die bis 30. Juni 1898 geboren sind, doch nur, Wenn sie die er forderliche Reife habe«. Bnzubcingcn: Impfschein für alle, standesamtliche Geburtsurkunde mit Taufvermerk 'ür die auswärts Geborenen; 20 Pf. in die Schulkasse. — Hausnummer!! — Gersdorf, den 22. December 1903. Die Schnwirektiou Pfeifer. 0pt8Kl-3NKenK3886 -kl SlllWsmKtt D KMuf. Nachdem die Königliche Kceishauotmüvnfchaft Ch mrütz das aus Beschluß ver Generalversammlung vom 31 Oktober 1903 neu errichtete Statut ymihmigt hat. tritt dosseibe am 1. Januar 1904 in Kraft, mit der Maßgabe, daß in Unterstützungsfällen, Ri wachen am genannten Tage die Dauer der Unterstützung nach den bisher geltenden Vorschriften nicht beendet ist, von dießm Zeitpunkt ab die neuen Bestimmungen Anwendung finden, sofern sie für den UnterstützungSbrrechtigten günstiger sind. Gersdorf, den 25. Dezember 1903. Otto Hoppe, Bors. Mittwoch, den 30. Dezember 1903 von vorMittKgs 9 Uhr an -Z-N soll das zum ehemaligen Nmbsrtchen Stadtgute gehörige lote Inventar, buchend in verschiedenen Wagen Schlitten, Ackergeräte, landwirtschaftlichen Maschinen, Schiss und G-schirr, sowie Futter und Stroh, und von vormittags 112 Uhr an das lebende Inventar, bestehend in 2 Pferden, 1 Bullen, 12 Kühen, einigen Schweinen und Hühnern, im Reubertschen Gute gegen Barzahlung meistbietend versteigert werden. BietungLlustige werden hierzu eingeladen. Stollberg, am 23. Dezember 1903. Der Stadtrat. Lösch. Textilarveitervewegung i« ErimmitsHan. DaS Amtsblatt schreibt: Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß am 23. Dezember die Zahl der in sämtlichen beim Streit in Frage kcmmenden Betrieben beschäftigten Arbeiter, «inschl. der Meister, Vorarbeiter und Fabrikhandwerker, nach amtlichen Feststellungen 2019 Personen betragen hat. ES ist seit der Feststellung am vorigen Sonn abend also wieder eine Zunahme von etwa hundert Personen zu verzeichnen. — ES ist daS Gerücht ver- breiter worden, daß nach Wiederaufnahme der Arbeit die Löhne seitens der Industriellen herabgesetzt würden. Wir sind von zuständiger Seite zu der Erklärung er- mächtigt, daß dies eine große Lüge ist. Eine Herab- setzung der Löhne ist vollständig ausgeschlossen. Vom Verbände der Arbeitgeber der Sächs. Textilindustrie zu Chemnitz ist sämtlichen in den hiesigen Fabriken beschäftigten Personen heute ein Geschenk von 5 Mark überreicht worden. Das Verbot der Weihnachtsfeiern für die hiesigen Ausständigen in der von der Streikleitung geplanten Art und Weise wüd immer noch von sozialdemo kratischer Seite aufs auSgiomste benutzt, um gegen unsere Behö den vorzugehen und die Sache in ganz falschem Lichte darzustellen. Wir stellen demgegenüber nochmals ausdrücklich fest, daß der Stadtrat durchaus nicht gegen die Abhaltung ei er Weihnachtsfeier ge- wesen ist. Bei der Anmeldung der Festlichkeit nahm der Stadtrat mit voller Berechtigung Anstoß an den Ansprachen, die im Programm vorgcjehen waren. Die Anmelder erklärten jedoch, daß sie unter keinen Um- ständen auf diese Ansprachen verzichten wollten; sie lehnten auch daS Verlangen des Stadlrats ab, wenigstens Angaben über den voraussichtlichen Inhalt der Reden zu machen. Wie wir erfahren, würde sogar unsere Geistlichkeit, «nnn sie darum angegangen worden wäre, bei den beabsichtigten Chnstbescherungen gern eine An p'ache gehalten und alles unterstützt haben, was zur Ausgestaltung einer wirklich christlichen Feier bei- gctragen hätte. Nicht das Weihnachtsfest als solches ist den Crimmitschauer Arbeitern verboten worden, die Behörden haben nur die Absicht der sozialdemokratischen Parteileitung durchkreuzt, das Versammlung-Verbot zu umgehen und eine wirksame Gelegenheit zu aufreizenden Reden im Beisein von Frauen und Kindern zu schaffen. Das muß gegenüber den irrtümlichen Auffassungen in den Zeitungen, wie sie auch heute wieder in den „L. N. N." zu Tage treten, entschieden hecvorgehoben werden. Der „Dresdner Anz." berichtet: Zur Crimmitschauer Ausstandsbewegung berichtet der „Vorwärts" in seiner Mittwoch-Nummer: „Ein Geheimer RegierungLrat hat aus Dresden der Leitung der Ausgesperrten Mitteilung gemacht, daß er nach Crimmitschau kommen und Vorschläge zur Einigung machen werde!" In der Tat hat in diesen Tagen Herr Geheimer RegierungLrat Professor Dr. Böhmert dort geweilt, um sich persönlich zu informieren. Einen Auftrag der Regierung aber hat Herr Geheimrat Böhmert weder direkt noch indirekt erhalten. Der „Vorwärts" irrt also, wenn er seiner Meldung folgende höhnische Sätze anfügen zu dürfen glaubt: „Also jetzt, wo den Fabrikanten das Wasser bis zum Halse steht, tut die Regierung den Schritt, den sie lange hätte tun müssen! Die Arbeiterschaft war im Gegensatz zu den Fabrikanten immer zum Entgegenkommen bereit. Daß sie jetzt sreilich nicht mehr zu den Bedingungen in die Fabriken gehen wird, zu denen sie vor einem Monat noch bereit gewesen wäre, kann man ihr nicht verdenken. Regierung und Fabrikanten könnten dem Sieger (!) nicht die Bedingungen diktieren, unter denen er die Schlacht abbrechen soll. Bei aller Friedens liebe der Arbeiterschaft kann von einer Beendigung des Kampfes nur unter für die Arbeiterschaft ehren vollen B.dingungen die Rede sein!" Die Königliche Regierung steht nach wie vor auf dem von ihr in beiden Kammern deutlich genug ausgesprochenen Standpunkte, in der Crimmitschauer Bewegung sich nicht in das Sachliche des Streiks hineinzumifchen, jondern nur für die Aufrechterhaltung dec Ordnung und für den Schutz der Arbeitswilligen zu sorgen. Der „Cr. Anz." schreib!: Trotz eingehender Ver handlungen mit den Vertretern beider Parteien ist es auch Hnrn Dr. Böhmert nicht gelungen, einen Aus gleich zu schaffen. Seine Versuche scheiterten an den selben Schwierigkeiten, welche die vielfachen Bemüh ungen unserer städiischcn Behörden erfolglos machten, hauptsächlich aber daran, daß die Arbeitgeber gegen wärtig aus Mangel an Beschäftigung l'cht in der Lage sind, alle Arbeiter w eder aufzunehmen. Herr Dr. Böhmert hat sich dahin ausgesprochen, daß die Arbeit geber gewisse Maßnahmen der Arbeiterführer nicht billigen konnten. Ganz besonders verurteilte derselbe die vielfach zu tage getretene gesetzwidrige Gepflogen heit, daß die ganze Arbeiterschaft in einzelnen Be trieben in unberechtigter Weise einfach die Arbeit ein gestellt Hal, während eine Arbeiterabordnung im Kontor weilte, um irgend w lche Wünsche vorzubringen. H rr Dr. Böhmert ist von hier fortgrgangen mit dem Ein- drucke, daß die Arbeitgeber aus sachlichen und tech. nischen Gründen nicht nachg ben können; er hat ver- schiedeve Fabriken besucht, hat mit Arbeitswilli en wie auch mit der Lohnkommission gesprochen und hat die Überzeugung gewonnen, daß hier gute Löhne gezahlt worden sind. Herr Dr. Böhmert empfahl schließlich Herrn Hechh um die nicht unterzubringenden Arbeiter zu beschäftigen und einer größeren Ausbreitung der Arbeitslosigkeit vorzubeugen, die Arbeiterschaft solle die ihr zufließenden Mittel zum Ankauf van leerstehenden Fabriken benutzen und Pco>uktivgenosien!chastengründen. Die Arbeitnehmer würden dann in die Lage kommen, die für die Arbeitgeber nicht günstige Lage der hiesigen Textilindustrie gerecht beurteilen zu können. Die Berl. Morgenpost will wissen: Böhmir.S Einigungs-Versuch ist gescheitert. Auf beiden Seiten besteht jedoch Neigung, sich zu verständigen. Es war der Vorschlag gemacht worden, die lO^ftündige Arbeitszeit einzusühren, worauf nach einem Jahre et- wa eine weitere Ermäßigung von oder '/, Stunde eingetreten wäre. Diesem Vorschlag, den Prof. Dr. Böhmert nicht im offiziellen Austroge machte, stimmten auch die Arbeitnehmer zu. Die Fabrikanten, die sich durch die veränderte ungünstige Geschäftslage und wegen der nicht ausgesührten Saisonbestellungen in der Unmöglichkeit sahen, alle Arbeiter wieder zu le- schäftigen, konnten dem Punkte, daß Maßregelungen ausgeschlossen seien, nicht zustimmen. Daran schei- terte der AuSgleichSversuch, der Kamps dauert weiter. Zum Crimmitschauer Streik schreibt die „Kreuz- Zeitung": „Wenn man die durch den WeberauS- stand in Crimmitschau geschaffene Lage betrachtet, be- greift man die Anhänger des sozialpolitischen statu« quo wieder einmal gar nicht. Auf der einen Seite wird über den Terrorismus der Sozialdemokratie, die den AuSstand erzwungen hat, um sich eine Macht probe zu leisten, auf daS bitterste geklagt und der Entschlossenheit zugejubelt, mit der die nächstbeteiligten Fabrikbesitzer nicht nur, sondern auch ihre BerufSge- genossen im ganzen Reiche diesem Terrorismus die Spitze bieten; aus der anderen Seite paßt man der sächsischen Regierung mit ArguSaugen auf, ob sie nicht etwa die gebotene „Neutralität" zu gunsten der Arbeitgeber verletze. Dabei wird alles durcheinander geworfen, werden die einfachsten Begriffe verschoben. Gewiß sollen die Behörden vom Standpunkte der Theorie in solchen Fällen volle Unparteilichkeit zeigen und sich hüten, ihre Macht im Sinne des als wirt- chastlich Starken geltenden Teiles zu gebrauchen. DaS ann vernünftigerweise aber doch nur so lange ver- angt werden, wie nicht der andere Teil, ob nun aus reien Stücken oder unter einem Drucke von außen, einerseits zur Gewalt greift, d. h. die Arbeitswilligen errorifirt und sich die Unterstützung der Geschäfts- eute, die von den Arbeitern leben müssen, erzwingt. Wenn aber hier nichts zur Abhilfe geschieht, liegt >arin etwa keine Parteinahme für die Urheber de« Unfugs? Diese wissen sehr wohl, daß sie ohnmächtig vären, wenn man ihre EinschüchterungStaktik nicht ruldete; schreien aber gerade deshalb um so lauter über angebliche Beeinträchtigung ihrer staatSbürger- ichen Rechte! WaS denkt man sich dabei, wenn man den schroffen Widerspruch, der hier zwischen Einsicht und Handeln klafft, kurzweg übersieht und sich gegen -den Versuch zum Ausgleiche wehrt? Wir wieder- wlen: Kein Recht darf verletzt, kein Starker aus Kosten des Schwachen geschützt werden. Ein Recht auf Terrorismus gibt eS aber nicht; wo eS besteht, )a sind die Rollen verschoben, sind aus den Schwachen die Starken geworden. Und damit ist der Zeitpunkt tum Einschreiten, d. h. zur Wiederherstellung eines geordneten Standes der Dinge gekommen. WaS im einzelnen zu geschehen hat, können wir in dem vor liegenden Falle nicht beurteilen und enthalten uns deshalb jeden Ratschlages. Soviel aber wissen wir, daß eS von der größten Wichtigkeit ist, >°en Begriff der Zurückhaltung und Neutralität nicht formal, sondern sachlich, d. h. nach Maßgabe der Umstände, zu soffen und zu bestimmen und zwischen Ausübung eines Rechts und Ucberschreituug desselben genau zu unterscheiden." Zur ostasiatische« Frage. London, 24. Dez. Bon den hiesigen japa nischen Gesandtschaft wurde der Central News fol- rende authentische Erklärung gegeben: Eine Antwort Rußlands auf die Note der japanischen Regierung werde keinesfalls vor Anfang Januar erwartet. Die japanischen Gegenvorschläge seien so wichtig, daß sie die Verzögerung nolwmvig machten. Die japanische Note erklärt ausdrücklich, daß man für eine Antwort binnen angemessener Zeit verbunden sein würde, und daß man keine ungebührlich; V rzögerunz erwarte. Gleichzeitig lehnt die japanische Note die Trennung der koreanischen von der mandschurischen Frage ab und besteht auf der Erledigung der mandschurischen Frage. Von der Antvort Rußlands hänge der Fciedcn ab. Japan sei bereit losort ein Armeekorps in Tschemulpo zu landen, und diese Truppenmacht direkt ouf Söul marschieren zu lassen. „Daily Mail" wird aus Tokio vom 23. Dez. gemeldet: DaS gemäßigte japanische Blatt „Koku- min" erklärt, Japan Hobe den Rubikon überschritten und könne nicht den Rückzug antreten. Korea müßte unter dem ausschließlichen Einfluß Japans bleiben. Die russischen Versuche, sich in die koreanische Ange legenheit einzumischen, müßten als Herausforderung betrachtet werden. Die Presse rät nachdrücklich zur wfortigen Entsendung von japanischen Truppen nach Korea, wo die japanischen Interessen durch den von Norden her seitens der russischen Militärbehörden auSgeübten Druck und die russischen Jatriguen in Söul bedroht seien. In unterrichteten Kreisen macht sich mehr und mehr die Meinung g-ltend, daß dieser Schritt unvermeidlich sein werde. Bei diesen ja außerordentlich kriegerisch lautenden Nachrichten darf man nicht außer Acht lassen, daß