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7426 «öyenblatt f. v. Dychn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 139, 18. Juni 1912. obwohl diese bekanntlich meist sehr leicht erregten Tempera- ments sind. Glaubte er ein von ihm begünstigtes Werk ge fährdet, so trat er aus seinen persönlichen Mitteln mit jeder Summe ein, um Kräfte ersten Ranges dafür zu gewinnen und den Erfolg herbeizuführen. Seine Stellung zu einem Werke gründete sich auf eine eminente musikalische Begabung und ein ganz außer ordentliches kritisches Verständnis. Das schöpferische Talent des seltenen Mannes offenbarte sich auch in seinen Kompositionen, die er unter dem Pseudonym Burgmein veröffentlichte. In seinem Serenadenbuch, in »Pierrot und Pierrette«, sowie in der »Leeebia, rapita«, einer Oper, mit der er sich im vorigen Jahre zum ersten Male der Bühne zuwandte, erkennt der Musikfreund ein feines, kunstfrohes Temperament, das Beachtung heischt und verdient. StrindbergS literarischer Nachlaß- — Der Stockholmer Verlag von Albert Bonnier bereitet die erste große Gesamt ausgabe von StrindbergS Werken vor, für die der Dichter 200000 Kronen erhalten hat und damit in dem Augenblick von allen pekuniären Sorgen frei wurde, als die tückische Krankheit ihn packte, der er erliegen sollte. Diese Gesamtausgabe wird auch den literarischen Nachlaß enthalten, der aus den Werken besteht, die noch nicht in Buchform oder noch gar nicht veröffentlicht worden sind. Ein Bank- wird die in Zeitungen und Zeitschriften verstreuten Artikel aus StrindbergS Feder umfassen, soweit es möglich war, sie zu sammeln. Otto Borugräbers erotisches Mysterium »Die ersten Menschen« wurde jetzt nach dreijährigem Landesverbot für die Aufführung am Münchner Schauspielhaus freigegeben. Der Deutsche Frrdustrieschutzverbarrd, Sitz Dresden (vgl. Bbl. S. 7421), der sich die Verhütung von Streiken und gegebenen falls Entschädigung für sie zur Aufgabe gestellt hat, hielt am 8. Juni in Eisenach unter dem Vorsitz des Landtagsabgeordneten vr. Zöphel-Leipzig seine 6. ordentliche Generalversammlung ab. Aus dem von Direktor Grützner-Deuben erstatteten Geschäfts berichte ging hervor, daß die Mitgliederzahl von 2044 zu Anfang des abgelaufenen Geschäftsjahres auf jetzt 3295 gestiegen ist, von denen 432 im vorigen Jahre den Schutz des Verbandes in An spruch nahmen. In 222 Fällen gelang dem Verbände die Ver hütung eines Streiks, während in den übrigen 210 Fällen Ent schädigungen in Höhe von ca. 260 000 geleistet wurden. Ein Literaturpreis der französischen Akademie. — Die französische Akademie verlieh zum ersten Male den großen 3000 Frcs.-Preis, den St. Cricq-Theis als jährliche Belohnung für einen Band religiöser, sittlicher und vaterländischer Gedichte gestiftet hat. Ausgezeichnet wurde die Sammlung »Christliche Georgien« von Francis James. Königliche Akademie zu Braunsberg. — Auf Grund eines Königlichen Erlasses vom 3. Juni führt von jetzt ab das 1-^osuw 8o8iknurll in Braunsberg die Bezeichnung: Königliche Akademie zu Braunsberg. Der Vierte Allgemeine Deutsche Bankiertag findet vom 16. bis 19. September in München statt. Für die Tages ordnung, deren endgültige Festsetzung einem späteren Zeit punkte Vorbehalten bleibt, sind bereits zwei Gegenstände von großem gesamtwirtschaftlichen Interesse in Aussicht genommen. Das Bank-Archiv, Zeitschrift für Bank- und Börsenwesen, schreibt darüber u. a. folgendes: Der Wunsch, den Kurs stand unserer heimischen Anleihen zu verbessern, bildet seit langem den Gegenstand eingehender Erörterungen in den parlamentarischen Körperschaften, der Fachwissenschaft und der Tagespresse. Der Bankiertag, als eine Versammlung sachver- ständiger Finanzpraktiker, erscheint berufen, fördernd und kritisch zu den bisherigen Diskussionen Stellung zu nehmen und unter den Vorschlägen, die zur Besserung des Kurses der deutschen Staatspapiere gemacht sind, die geeigneten von den ungeeigneten und bedenklichen zu scheiden. Auf der anderen Seite hat es der Vorstand des Zentralverbandes für geboten erachtet, eine Frage, die seit Jahresfrist den Gegenstand ernster Aufmerksamkeit und Sorge für die deutsche Bankwelt bildet, die zeitweise übermäßige Inanspruchnahme der Reichsbank, in den Bereich der Erörterungen des Bankiertags zu ziehen. Als besonderer weiterer Verhandlungsgegenstand^ ist die Erörterung von Fragen aus der Bankpraxis in Aussicht genommen. Marokkanische Briefmarken. — Seit kurzem erfreut sich Marokko eigener Postämter neben den schon seit langem bestehen den fremdländischen Postanstalten. Die neue scherifische Post hat sich auch besondere Briefmarken beigelegt. Auf den ersten Blick erkennt man: die Marken sind technisch wie künstlerisch eine minderwertige Leistung. Sie sind billigster, stumpfer, einfarbiger Steindruck in unschönen, matten Farben: graugelb, rosa, grün, rot, blau und braunviolett. Einstweilen sind nur die Werte 1, 2, 6, 10, 25 und 60 Centimos erschienen. Das Papier ist so dünn und schlecht, daß der Poststempel in voller Schwärze und Schärfe auf der Rückseite durchschlägt. Die Zeichnung, die auf allen Werten die gleiche ist, scheint einer alten Ansichtspostkarte entnommen zu sein. Sie zeigt innerhalb eines ornamentierten maurischen Spitz bogens die von Touristen häufig photographierte Tangerer Aissanamoschee mit der dahinter stehenden Palme. Uber dem Spitzbogen läuft eine Leiste mit der arabischen Inschrift »Marokkanische Post«. Zur Rechten und zur Linken am unteren Rande sind die Wertziffern in der auffallenden Größe wie auf den französischen Marken aufgedruckt. Zwischen den Ziffern steht das arabische Wort »Mosuma«, was »Centimos« bedeutet. Der Sammler fragt allerdings nicht danach, ob die Marken schön sind oder nicht; für ihn ist alles schön, was seine Sammlung vervoll ständigt. Fabrik alter Meister in Osaka. — Fälschungen von Papier geld, Staatspapieren, Aktien und sonstigen Wertpapieren haben die Stadt Osaka, das Manchester Japans, schon seit langen Jahren berühmt gemacht, und es vergeht kein Jahr, in dem in Osaka nicht Fälschungen dieser Art ans Licht gebracht werden. Neuer dings hat nun auch die Polizei noch Fälschungen alter Meister der japanischen Malerei entdeckt, die fabrikmäßig hergestellt wurden. Eine Anzahl dieser Fabrikanten sind verhaftet worden, und die Eigentümer »alter Meister« wagen kaum ihre Schätze zu zeigen, um nicht etwa lange gehegte Illusionen zu zerstören. Japan be suchende Kunstliebhaber werden daher gut tun, in Osaka keine »alten Meister« zu kaufen und auch an anderen Orten recht vor sichtig zu sein, wenn sie etwa derartige Erwerbungen zu machen gedenken. In Paris soll übrigens die Fabrikation »alter Meister« und von Antiken im allgemeinen auch ein blühender Erwerbs zweig sein. In der Nennung des Namens eines alten Meisters liegt schon immer eine gewisse Suggestionskraft. Der Käufer sucht einen alten Meister; der Händler zeigt ihm einen, der aus ganz besonderen Ursachen billig zu haben ist. Der Käufer ist stolz auf seine Findigkeit und Sachkenntnis und — trägt seinen »alten Meister« beglückt davon. So in Japan, so auch anderswo. »Palm», Verein jüngerer Buchhändler in München. — In der Versammlung vom 2. Juni haben wir das hundertste Mitglied ausgenommen. Diese seltene und erfreuliche Tatsache sei hiermit allen ehemaligen und zukünftigen Palmmitgliedern berichtet. Nicht am wenigsten hat zu dieser Jubiläumszahl bei- getragen, daß unsere regelmäßigen Zusammenkünfte am Freitag abend im Pschorrbräu bei echt jugendlicher Fröhlichkeit durch ernste, oft künstlerische Vorträge und Darbietungen auf dem Klavier von Kollegen verschönt werden. Rich. Jul. Hirschfeld. Bücher, Mataloge «fw. für B«chhSnvler: Lntomolo»^. — Oataloxus Nc». 63 ok Du lau L 6c>. in I^onäc-n 37, 8odo Lunare. 8°. 92 8. 1703 Nrn. Lsrlin. 1852—1912. 8°. 102 8. m. ^ddiläuuASn. 16 8. 576 Nrn.