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>4S 139, 18 Juni 1S12. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. 7421 reguläre Sortimentsbuchhandel, und mancher Verleger ist auf sie unbedingt angewiesen. An diesen Tatsachen wird durch den angeblichen Verkehr über Leipzig nicht das geringste ge ändert. Aber ein Übelstand ist es, daß solche Firmen und Händler von den buchhändlerischen Verkehrsgebräuchen auch nicht die geringste Ahnung haben und trotzdem von dem Ver leger gezwungenermaßen als Buchhändler angesehen und be handelt werden müssen. Man mag vielleicht einwenden, daß man die regulären Buchhändler und die Auchbuchhändler, so weit es die Abrcchnungsarbeiten betrifft, trennen könne. Das geschieht Wohl, wenn der Verleger seine Erfahrungen gemacht hat. Das Kriterium bleibt aber doch nun einmal das Adreß buch des Börsenvereins, und wer will bei den mehr als 10 000 buchhändlerischen Firmen die richtige Grenze ziehen!*) Wie die Verhältnisse zurzeit liegen, wird der Verleger jedes Jahr von neuem die unerfreuliche Wahrnehmung machen müssen, daß die Ostermesse als Termin der Schlußabrechnung nur noch für verhältnismäßig wenige Sortimenter dieser oder jener Art Bedeutung zu haben scheint; ein übelstand, der hüben wie drüben Unzuträglichkeiten mit sich bringt: für den Sortimenter unnötige Mehrkosten für Mahnungen, Postaus- träge, Verlust des Meßagios und eine empfindliche Kredit schädigung, für den Verleger unnütze Arbeit, Lahmlegung schwer zu missender Kräfte, auf beiden Seiten aber eine uner quickliche Verstimmung. Bezüglich unserer auchbuchhändlerischen Kollegen aber wäre es wünschenswert, daß sie sich, wenn sie schon als Buch händler angesehen werden wollen, wenigstens mit den elemen tarsten Forderungen der buchhändlerischen Verkehrsordnung vertraut machten, und eine dankenswerte Aufgabe für die Herren in Leipzig, die die Züchtung von Auchbuchhändlern als Lebensaufgabe zu betrachten scheinen, ihre Komittenten darüber zu belehren, daß der Anschluß an den Verkehr über Leipzig nicht nur Rechte sondern auch Pflichten bedingt. H. Dotzenrodt. Deutscher Verlegerverein. Verhandlungsbcricht über die am 4. Mai 1912 im Deutschen Buchhändler haus zu Leipzig abgehaltene 26. ordentliche Hauptversammlung. Zu dieser Hauptversammlung hatten sich außer sämt lichen Herren des Vorstands 145 Mitglieder eingefunden. Der erste Vorsteher, Herr Arthur M e i n e r-Leipzig, eröffnet die Hauptversammlung, stellt deren ordnungsgemäße Einberufung fest, begrüßt die Erschienenen und weist darauf hin, daß darunter 9 Vertreter von Mitgliedern sich befinden, die laut eines früheren Vorstandsbeschlusses der Hauptver sammlung anwohnen dürfen, aber nicht stimmberechtigt sind. Punkt 1: Bericht des Vorstands. Der Jahresbericht 1911/12 ist in den »Mitteilungen« Nr. 256 vom 6. April d. I. (und im Börsenblatt 1912, Nr. 113) veröffentlicht worden, liegt also gedruckt vor und wird im Einverständnis der Versammlung nicht wörtlich verlesen. Das Andenken der Verstorbenen wird durch Erheben von den Plätzen geehrt. Die einzelnen Abschnitte des Berichts werden aufgerufen, und der Vorsteher gibt zu den Punkten Erhöhung der Buchbinderpreise und Lohntaris der Buchdrucker ergänzende Erläuterungen. Er hebt hervor, daß sich 42 Berliner Buchdrucker zusammengetan, mit ihren Namen hervorgetreten sind, und mobil gemacht haben gegen *) Vgl. hierzu den zweiten Teil des Artikels »Vor der Ent scheidung« in der gestrigen Nr. 188. Red. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. die jetzige Politik des Deutschen Buchdruckervereins, weist serner darauf hin, daß auch Behörden Erhöhungen der Buch- druckpreisc abgelehnt haben — u. a. die Reichspost und der Rat der Stadt Leipzig — und macht den Mitgliedern zur Pflicht, bei allen Aufträgen, die sie an den Buchdruck geben, auf das Versprechen, daß den Verlegern günstigere Bedin gungen eingeräumt werden sollen, hinzuwetsen. Herr Or. de G ruh t e r-Berlin teilt mit, daß er im Aufträge des Vorstands des Deutschen Verlegervereins im vergangenen Jahre an den Tarifverhandlungen über den neuen Lohntarif teilgenommen hat, berichtet über seine dabei gemachten Erfahrungen und regt an, die Mitglieder möchten die Druckereien, mit denen sie arbeiten, aufsordern, dem Deut schen Jndustrieschutzverband, Sitz Dresden, beizutreten. Der Vorsteher berichtet über die Gründung von I n- teresscntengruppen innerhalb des Deutschen Ver legerbereins. Zum nächsten Punkt des Berichts, der von den beiden Firmen E. Piersons Verlag in Dresden und Modernes Verlagsbureau Curt Wigand Berlin und Leipzig han delt, schlägt Herr vr. de Gruyter die Annahme einer Re solution vor, die er verliest, und die bereits in den »Mit teilungen« Nr. 259 vom 11. Mai d. I. und im Börsenblatt Nr. 109 vom gleichen Tage zum Abdruck gelangt ist. Über die Börsenblattreform spricht Herr Kom merzienrat Karl Siegismund -Berlin. Er führt aus, daß sich diese nach zwei Richtungen bewegt, einmal soll die strenge Sekretierung des Börsenblatts, wie sie seit 1900 besteht, etwas gemildert werden. Der Bezug des Börsenblatts soll bequemer gestaltet werden und zwar durch Überweisung durch die Post. Die zweite Hauptsache der Reform gründet sich auf die finanziellen Verhältnisse des Börsenvereins. Die Vorschläge des Börsenvereins-Vorstands und des Börsenblatt-Ausschusses sind durch die Veröffentlichung den Mitgliedern bekannt und der Vorstand steht nach wie vor auf dem Standpunkt dieser Vorschläge. Herr Kommerzienrat Siegismund kommt ferner aus zwei Abänderungsvorschläge zu sprechen, die speziell von süd deutschen Herren eingegangen sind und gedruckt vorliegen. Der Vorstand des Börsenvcreins und der Börsenblatt-Aus- schuß sind erneut über diese Vorschläge in Beratung ge treten und zu der Meinung gekommen, daß die Grundlage dieser Abänderungsvorschläge Wohl zu akzeptieren wäre. Der Vorstand des Börsenvereins zieht infolgedessen seine Vor schläge, soweit sie den ß 4 und den K 9 betreffen, aus seinem Anträge zurück und hat nun eine neue Formulierung ge troffen, die in den Abänderungsvorschlägen enthalten ist, wie sie hier zur Verteilung gelangt sind. Die beiden Abände rungsvorschläge sind folgende: a) in die Bestimmungen über die Verwaltung des Bör senblatts ist in K 4 Absatz 1 Zeile 3 einzuschieben: »sind mehrere Angehörige einer Firma Mitglieder des Börsen- vereins, so kann das zweite und jedes weitere Mitglied auf die Zusendung des Börsenblatts verzichten, wofür dem be treffenden Mitgliede 15.— seines Jahresbeitrags zurück vergütet werden«. b) der Z 9 soll von Absatz 2 an so gefaßt werden, wie er gedruckt vorliegt. Die Abänderung besteht in der Haupt sache darin, daß der Börsenvereins-Vorstand von dem Vor schläge, den vierspaltigen Satz einzuführen, abgeht und die alte Dreispaktigkeit der Seiten beizubchalten vorschlägt. Er geht auf den Vorschlag der süddeutschen Herren ein und stimmt zu, daß die dadurch eintretende Verminderung der Einnahmen ansgeglichen werden möge durch eine Erhöhung des Zeilen- preises von 10 auf 12tz^ H für die Mitglieder und von 30 auf 35 H für die Nichtmitglieder. Das sind im wesentlichen die neuen Vorschläge, die der so?