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6410 Börsenblatt s. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 132. 10. Juni 1908. Kleine Mitteilungen. BahnhofKbuShavdet. (Vergl. Börsenbl. Nr. 109 u. 123.) — Der Verein Deutscher Bahnhofs-Buchhändler hat am 16. Mai in Leipzig seine Hauptversammlung abgehalten. Der erste Vorsitzende Herr Theodor Schnitzler in Düsseldorf er stattete folgenden Bericht über das Geschäftsjahr 1907/08. Das verflossene Geschäftsjahr wäre ohne große Ereignisse für uns zu Ende gegangen, wenn nicht im letzten Augenblicke, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, im Preußischen Abgeordnetenhause über unser Sein oder Nichtsein tiefgehende Beschlüsse gefaßt worden wären. Aus unserer Zeitung haben Sie, meine Herren, die ganze Sache zur Genüge erfahren. Ich möchte hier nur noch erwähnen, daß der Vorstand unseres Vereins und die am 28. und 29. April in Berlin zu unserer außerordentlichen General-Versammlung anwesenden Mitglieder in vollständiger Übereinstimmung alles dasjenige getan haben, was zur Abwehr des Beschlusses des Preußischen Abgeordneten hauses in Betracht kommen konnte, und ich halte es für meine Pflicht, hiermit denjenigen Herren herzlichen Dank zu sagen, die ihre Kraft so wacker in den Dienst der Sache gestellt haben. Aber auch die tonangebende deutsche Presse, welche sich fast ein stimmig mit uns solidarisch erklärte und ihre Spalten zu längeren oder kürzeren Artikeln zu unserem Schutze öffnete, möchte ich hier nicht vergessen. Wir werden nicht verfehlen, diesen Verlegern schriftlich unseren Dank abzustatten. Es läßt sich zwar heute noch nicht die weitere Entwickelung der Angelegenheit absehen, aber, meine Herren, die uns wohl wollende Erwiderung des Herrn Eisenbahn-Dezernenten im Preußi schen Abgcordnetenhause läßt eine befriedigende Lösung wohl er hoffen. Der weitere Verlauf ist nicht allein von weittragendster Bedeutung für uns, sondern auch für die Verleger und nicht zum wenigsten sür die Schriftsteller, welche sich mit der an Bahnhöfen vertriebenen Literatur befassen. Meine Herren! Es ist kein Ge heimnis, daß der Bahnhofsbuchhandel für den Absatz verschiedener Roman-Novitäten geradezu ausschlaggebend ist. Würde der vom Abgeordnetenhause eingebrachte Antrag, den Bahnhofsbuchhandel nur auf kurze Zeit zu vergeben, vom Eisenbahn-Ministerium akzeptiert werden, dann könnte mit dem Bahnhossbuchhändler auch mancher Verleger und Schriftsteller auswandern in ein besseres Land. Die Schundliteratur, die wir zu bekämpfen ehrlich be strebt sind, würde wieder Oberwasser bekommen. Es würden sich Elemente im Bahnhofsbuchhandel einnisten, die die kurze Zeit ihrer Existenzberechtigung nur zur Schaffung eines augenblicklichen Gewinnes ausbeutelen und in dieser Erwägung nur Sachen führten, die mit einem außergewöhnlich hohen Rabatt zur Aus lieferung gelangten. Hierbei kann aber nur die Schundliteratur in Frage kommen. Der vornehme Verleger, der seinen Autoren ein gutes Stück Geld mitoerdienen läßt, und der demzufolge nur mit dem üblichen Rabatt liefern kann, wäre unter diesen Um ständen ausgeschaltet. Meine Herren! Hoffen wir, daß es nicht so weit kommen wird, aber behalten wir die Augen offen. Sollte ein erneutes Eingreifen erforderlich sein, dann wollen wir uns wieder zu sammenscharen zum Schutze des deutschen Bahnhofsbuchhandels. Ich habe Ihnen, meine Herren, schon so oft betonr, wie wertvoll unser Zusammenschluß sei. Eine bessere Begründung indeß für die Richtigkeit meiner Behauptung, als die sich jetzt abspielende Bewegung gegen die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses, dürfte nicht zu erbringen sein. Dieses gemeinsame Vorgehen zeitigte im Berichtsjahre auch den Ihnen bekannten Erfolg unserer beharrlichen Bestrebungen in Sachen der direkten Ausgabe der Zeitungen am Zuge: den Zeitungsbahnhofsbrief. Ich schließe meinen Bericht, indem ich noch anführe, daß unsere Mitgliederzahl auch im vergangenen Jahre um eine ganze Anzahl gewachsen ist und die ehrlichen Bestrebungen unseres Vereins immer mehr und mehr Geltung finden. Dieser Bericht fand einmütige beifällige Aufnahme, ebenso der dann zur Verlesung gekommene Text der an das Königlich Preußische Eisenbahnministerium gerichteten Eingabe des Vereins, die unter Beifügung sachlich wertvollen Materials dem Herrn Minister als Erwiderung auf den Antrag Brütt überreicht worden ist. Bei den satzungsgemäß erfolgenden Wahlen ergab sich fol gendes Resultat: Herr Th. Schnitzler, Düsseldorf, wiedergewählt als erster Vorsitzender. Herr I. Bettenhausen, Dresden, wiedergewählt als zweiter Schriftführer. Herr Jacob Frdr. Laus in Firma I. G. Schmitzsche Buch handlung, Köln a/Rh, neugewählt als erster Schriftführer an Stelle des Herrn R. Steuernagel, Leipzig, der den bisher von Herrn M. Frömberg, Leipzig, verwalteten ersten Kassierer posten übernahm. (Aus: -Der Bahnhofsbuchhandel».) * Joteraationaler Verleger-Kongreß in Madrid. (Vergl. Börsenbl. Nr. 16, 31, 48, 118, 126, 129 u. 131 > — Die neueste Nummer von -lös kublisüsrs' Oiroular-, London, 6. Juni, bringt zu einem Bericht über die sechste Tagung des Verlegerkongreffes in Madrid auch zwei Bilder, von denen das eine den -Schwarz und Weiß-Palast» in Madrid, in dem die Verhandlungen statt- fanden, darstellt, das andere die Eröffnungssitzung zeigt. Die Herren am Präsidententisch, Bailly - Baillitzce, Arthur Meiner, Albert Brockhaus, Ricordi, der Präsident Ruiz, ferner die Pariser Herren Fouret, Hetze!, Gauthier-Villars und Herr William Heine mann aus London sind wie auch einzelne Herren aus der Ver sammlung deutlich darauf zu erkennen. Di« Beschlüsse deS Deutsche« BühueuvereinS. — Der Deutsche Bühnenverein hat in zweitägiger Verhandlung in Coburg nach fünfjährigen Vorarbeiten einen das gesamte Bühnenvertrags recht regelnden, mit der Deutschen Bühnengenoffenschaft ver einbarten Bühnenvertrag einstimmig angenommen. Eine Reihe wichtiger Einzelfragen, wie die Ausdehnung des Bersicherungs- zwanges auf gering bezahlte Bühnenmitglieder sowie eine Krankenkassenversicherung dieser Mitglieder, wurde an Kommissionen verwiesen. In geheimer Sitzung wurde eine einheitliche Regelung der Grundsätze erörtert, die für den Erwerb des Aufführungs rechts von dramatischen und dramatisch-musikalischen Werken maßgebend sind. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Vertreter des neubegründeten Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller mit tat sächlichen Mitteilungen gehört. Sodann wurde beschlossen, eine eigene Zeitung des Deutschen Bühnenvereins zu gründen. Ein Verleger ist aus der großen Zahl derer, die sich bisher ge meldet haben, noch nicht gewählt worden. Die nächste Tagung des Deutschen Bühnenvereins wird in Düsseldorf statt finden. (Nat.-Ztg.) Ehrung buchhLndlerischer Verdienst«. — Während der Generalversammlung des Schweizerischen Buchhändleroereins in Zürich (Hotel »Bellevue») am 1. Juni wurde eine Gedenktafel enthüllt zu Ehren von zwei Veteranen des Buchhandels, der Herren Karl Schmid und Hans Körber in Bern. Beide erfreuen sich noch der besten Gesundheit; der eine, Herr Schmid (früher in Firma Schmid L Fravcke) ist über 80 Jahre, der andere über 7S Jahre alt. Der letztere, Herr Hans Körber, der seinem Geschäfte noch tätig vorsteht, war auch rüstig und fröhlich in der Versammlung anwesend. Die Tafel ist in feinstem Carrara-Marmor ausgemeißelt und bestimmt, im Hause des Schweizerischen Vereinssortiments m Olten im Innern angebracht zu werden. Die beiden Reliefs- Porträts sind oben von einem Blüten- und einem Früchtekranz — unten von einem Eichenlaub- und einem Lorbeerzweig um rahmt: nachdem das Unternehmen in Blüte gekommen, hat es auch seine Früchte gezeitigt. Das Eichenlaub — das Sinnbild der Stärke und Kraft — deutet an, daß die beiden Herren mit ihrer ganzen Willenskraft und geistigen Stärke dies Werk der Gründung zustande gebracht und deshalb den Lorbeer verdient haben. Unten ist folgende Widmung eingraviert: -Den Gründern des Schweizerischen Vereinssortimentes Karl Schmid und Hans Körber in Bern am Tage der Feier des 2Sjährigen Bestehens 2. Juni 1907 in Dankbarkeit gewidmet von ihren Berufsgenossen.- Die schöne Arbeit stammt aus dem Atelier des Bildhauers Ludwig Wethli in Zürich. (Nach -Der Bund-.)