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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.11.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190311183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19031118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19031118
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-18
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 18.11.1903
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HiWein-ElnstAltt TiMtt Amtsblatt. Mittwoch, dm 18. November 1903. 1. Beilage. Nr. 268. Zirm Kutztag. Bußtage wollen dem ganzen Bolle zurufen: Halt einmal still, steh, wo du hingekommen bist, kehre um! Wir dürfen wohl sagen, daß in unserer Zeit für diesen Rus ein gewisser Verständnis vorhanden ist. Man klagt allgemein über so vieles, daS faul ist; und daß dies nicht bloS von manchen Gesetzen und bestehenden Einrichtungen, bei den oberen Zehntausend, in den bürgerlichen Kreisen der Fall ist, sondern ganz dieselben Menschen mit derselben Selbstsucht und den selben vielen anderen Fehlern in jedem Stand und jeder Partei vorkommen, das hat der Dresdener Partei- tag klar bewiesen. Ueberall steht eS böse aus. Man fühlt, daß eS so nicht weiter gehen kann, man erkennt das Elend, in welches Millionen Menschen durch ihre Verirrungen geraten, man hat auch schon angefangen, einzelne besondere Schäden zu bekämpfen. — Wie wenig man aber dabei auf den Grund geht, die Wurzel oller sozialen Uebels erkennt, davon legen viele Congresse Zeugnis ab, aus denen noch immer nach neuen Hilfsmitteln gesucht, immer neue Bereine gegründet werden; man beklebt den kranken Leid unsres Volkes mit lauter Pflastern, — aber, weil man den Krankheitserreger nicht klar einsehen und zugeben und ihm zu Leibe gehen will, darum wird durch all« die wohlgemeinten Mittel nicht viel gebessert. — Die Ursache alles Elendes muß noch allgemeiner «kaum werden; Dir Sünde ist der Leute Verderben, — und der Sünde erste die Entfremdung von Gott und seinem Wort. Gleichgültigkeit gegen dasselbe bis zur Verachtung, Zucht- und Sittenlosigkeit, Laster und Verbrechen, Krankheit und Schande, Unsriede und Unglück, Elend und Verzweiflung — das sind die Stationen auf dem Weg, der inS Verderben führt. — »Zurück zu Gott und zum Gehorsam gegen fein Wort!" ruft darum der Bußtag laut in'S Land hin ein. Nur dann wird eS allmählich bester werden. Und wer foll umkehren? Wer fall sein Leben mehr oder minder nach Gottes Wort einrichten, Ernst wachen mit feinem Christentum im all äglichen Leben? DaS ist nun die Hauptsache, lieber Leser; hör' einmal aufmerksam auf die BußtagSglocken, sie rufen: auch Du — auch Du — auch Du! Hit Wilt zur LaMG'ßrösfmg. Bei dem Gottesdienste anläßlich der feierlichen Eröffnung des Landtages in der Evangelischen Hof. und Sophienkirche, dem u. a. sämtliche Herren StaatS- Minister, die Präsidenten und Mitglieder beider Kammern fast vollzählig beiwohnten, hielt der Vize- Präsident des LandcSkonsistoriumS, Herr Oberhof- Prediger Dr. Ackermann eine bedeutsame P.edigt auf Grund der Klagelieder Jeremiae 3, 37 — 41: ,L ßt uns unser Herz erheben zu Gott, daß wir erkennen seine Werke, daß wir unS prüfen vor ihm und daß Wir UNS zu ihm bekehren.' Ler bcdeuteode Kunzel- redner sühne in der Hauptsache folgend - auS: Die Geichichte Israels sei voi bildlich für alle Zeiten und Völker und Mahnung und L hre sollte si auch unS sein. An den Untergang d^S deutschen Volkes könne heute kein Mensch denken. Gott känu- unS nicht erst erhoben haben, um unS obald wieder in den Abgrund zu stürzen. Aber in unfen m engeren Baterlande sei jetzt eine löse Zeit. Nach dem Auf schwünge im gewerblichen und geschäftlichen L-ben fei schon seit geraumer Zeit ein Niedergang tingetreten und man sehe noch keine sicheren Zeichen für ein-t baldige Besserung dieses Zustande-. Nach Jahre, Wachsenden nationalen R ichtumS drohe ein Verstech-,.' Im Labyrinth -er Zünde. Kriminalroman von A. K- Oree». Aus dem Amerikanischen von M. Walter. ss. Korts. (Nachdr. verboten.) „D Arthur," unterbrach sie ihn, „das ist ja mein Armband!' Beschämt senkte sie den Kopf, aber sie fühlte wohl den traurig-ernsten Blick, der auf ihr ruhte. Und diesen Blick vermochte sie nicht zu ertragen, mit stummer Bitte in den Augen schaute sie zu dem Hatten auf. Würde er ihr einen Vorwurf machen? Lich zürnend vor ihr abwenden? So mochte sie wohl denken. Doch nein, er ergriff ihre beiden Hände und stellte nur die Krage: „Alice, trotzdem hast Du eingewilligt, die Meine zu werden?" Line liebliche Räte stieg in ihre Wanken; sie sah entzückend schön aus, als sie voll Innigkeit er widerte: „Ich liebte Dich, Arthur, und ich hatte ge hört, daß eine Krau nicht gezwungen werden kann, gegen ihren Mann zu zeugen.' Mit einem Jubelruf schloß er sie in seine Arme. Wirklich, ich habe nie ein glücklicheres Paar gesehen, wie diese beiden. Lie hatten alles um sich her ver gessen, die Lzene zwischen dem Bankier und seiner Krau — den Zorn der Mutter — alles. Erst nach geraumer Weile verließen sie das Zimmer und nun endlich konnte auch ich meinem versteck entschlüpfen. Da es für mich nichts mehr zu tun gab, hielt ich mich nicht länger auf und ohne nochmals mit einem Glied der Kamilie gesprochen zu haben, kehrte ich — es war Mitternacht geworden — in meine Wohnung zurück. der Quelle deS Volkswohlstandes. Noch einer Z-it, wo die Mittel zur Befriedigung der öffentlichen Be- oürsn ffe noch reichlich zu G'bote standen, sei ein Suchen und Fragen entstanden, wie ohne eine allzu drückende Belastung die notwendigen Bedürfnisse und angefanzenen Aufgaben sortgeführt und vollendet und den gesteigerten Ansprüchen der Zeit genügt werden könne. WaS noch schwerer wiege als diese äußeren Bedrängnisse, die bei weiser Beschränkung und Vor sicht und bei Besserung der allgemeinen Weltlage in Handel und Verkehr vielleicht in naher Zeit schon ge hoben werden können, daS seien die Zustände der inneren Volkslebens. ES herrsche eine große Unzu friedenheit mit der bestehenden Ordnung und Zwiefp-li, unter denen, die ein Körper sind. DaS Vertrauen unter den Ständen und verschiedenen Klaffen der Volkes, zwischen den Regierenden und Regierten, ja iogar dar Vertrauen zum König habe sich vermindert. Auch eine fortgesetzte Ausbreitung und Erstarkung der Umsturzpartei sei zu beobachten. Wie habe diese be- wegte Zeit über unS kommen können? Er geschehe nichts ohne deS Herrn Befehl uud BöseS und Gute! lomme aus der Hand deS Allerhöchsten. Wir hätten viel Gutes von Gott empfangen, der Friede sei er ¬ halten geblieben und wir hätten Teil an den reichen Gütern, die unserem ganzen deutschen Volke auS der Einigung des Reiche- zugeflossen sind. Unsere Industrie steh; auf der Höhe, unser Schul- und BildungSwescn blühe und der Volk-Wohlstand sei im Berhäl niS gegen trühsr gestiegen. W r sollten dankbar für alle- da- Gute fein. Aber auch da- Böse komme nicht ohne des Herrn Befehl. ES könne unS j doch nicht irr« machen, denn wir wüßten, daß Gottes Gedanken FriedenSgedanken sind. Auch müßten wir unS fragen, ob wir nicht selbst mitgeholsen haben, um dar schlimm» Geschick auf unS herabzuziehen. Emer schiebe aus den anderen die Schuld, an sich selbst dächten nur w nige bei Beantwortung dieser Frage. DaS wäre falsch; denn das einzelne wie daS gemeinsame Hauswesen der StaateS könne nur bestehen durch die gemeinsame Be- kämpfung der schlimmen Erscheinungen der Zeit. Treue, Gewissentaftigk.it, Genügsamkeit, Ordnungssinn and Gemeinsten seien durch den wachsenden Wohl stand überdickl Warden und daS wäre ein groß-t Verderbnis unserer Zeit. D nn eS drohe mit dem Siege deS übertünchten Scheindasein- den alten Idealer deutschen Geiste- eine ernste Gefahr. Nich» nur aus den Kreisen der Besitzlosen, sondern auch von Tausen den der besseren Kreise. Man habe sich immer mehr o-gelöst vom Glauben an Gott und vom Evangelium and dec kirchlichen Ordnung mehr und mehr den Rücken gekehrt. Um zu helfen, müsse jeder sich selbst bessern, denn nicht nur die Nat, sondern auch eine Schuld liege aus unserem Volke. G rechtigkeit erhöh' ein Volk, während sein Niederga g durch bloße Seußerlichkeiten nicht ausgehalten w rden könne. DeS yalb solle man um Vergebung der Schuld Galt suchen, mit Treu: seine Pflichten erfüllen und unter Außer- achtstcllung d r Parteirückfichten und persönlichen Jnteress n nur dm gemeinsamen Baterlande und dem Könige dienen. Sächsischer Landtag. Dresden, 16 November 1903- H Kammer. 3 öffentlich: Schaag. Beginn der S tzung : Mittag- 12 Uhr. Am R giernngttischc: Staat-minister Or Rüger and Or v. Seydewitz sowie einige Regieruac-kommis- sare. Den einzigen Berat» igSz-gcvstand bildet dat Kä.iinliche Dlkret Ne. 16 v testend einen G letzent wurf »egen vorläufiger Erhebung der Steuern und Abgaben 'M Zehre 1904 Der Ge setzentwurf bezweckt die vorläufige Erhebung der Steuern and Abgaben im Jahre 1904 zu ermöglichen. Als neue Steuern treten zu den bi-herigen dir Ergänzung« steuern nach Maßgabe deS Gesetze- vom 2 Juli 1902 Durch da- Gesetz wird bestimmt, daß im Jahre 1904 vorbehältlich der endgültigen Regelung durch dar für »ie Fioaozperiode 1904/05 zu erlassende Finanzgesetz bir zum Erlaß dieser Gesetzes za erheben: a di> Einkommensteuer mit den vollen gesetzlichen Beträgen (Normalsteuer), b- die Grundsteuer nach vier Pfennigen von jeder Steuereinheit, c. d e Ergäozuug«stcuer, ck die Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehco, e die Schlachtsteuer, iugleicheu die UcbergangSabgabe vor verein-ländischem und die Berbrauchrabgabe von oereioSaurläidisch-m Fleischwerke, 5. die Erbschafts steuer und A. der Urkuadevstemp:l. Alle sonstigen Ab gaben Natural- und Geldleistungen, die nicht auS »rücklich aufgehoben find oder roch aufgehoben werden, bestehen vorschriftsmäßig fort, auch bleiben die in den Staatskassen der im Jahre 1903 io Gemäßheit des StaatShauShaltSetatS zugeteilten übrigen Einnahme grellen rbeos llr bi« zum Erlaß de« küustizen Finanz- gesetze« für die Fmaozperiode 1904/05 zugewiesen. Ja der Debatte begehrt niemand da» Wort. Da« Präsidium stellt den Antrag: .Da» Dekret in Schlußberatuog zu nehmen und hinzu einea Korreferenten zu ernennen.' Dieser Antrag findet einstimmige Annahme. Zum Referenten wird dcr Abz- S Holze Dre«de» (natl.) und zum Korreferenten Abg. Günther (lreis.) ernannt. (Heiterkeit) Darauf folgt der Schluß der S tzung. Die Staatsschulve« Sachsens hab-u sich nnerhalb der Finanzperiode 1900/01, über die der gegenwärtig tagenden Släadcverfammlaag von dcr Re gieruog der v-rfaffung-mäßiue R chcafchasl«bericht er stattet morde': ist, am 161.500.000 Mark vermehrt. Die am Schluss; der F nanzperio e 1900/01 vorh» denen Sta»t«schalden betrage» «"«gesamt 980136,200 Mark Diesen Schulden stand eine Gesamtsumme von l.580,331,926 Mk 98 Pig. «l, Wert de« Sta,t«v:r mögen« gegenüber. Dcr Wert de« GtaaiSve,mögen« überstieg sonach die Staatsschulden um 600195.726 Mark 98 P g. Diese« Berhältm« gestaltet sich aber noch wcsevtl'ch günstiger wenn mau die 3 Proz- Nen t-nschuld an 818 259.500 Mark nicht nach dem N:oo werte, wie e« gescheh t, ist. sondern nach dem Karst von 88 65 Prozent, we er am Schlaffe der F aanz- Periode bestand, and daher um 92 872.046 Mark med iger, sonach aber nor mit 725 387,046 Mark einftell» veno fMchcnsall« berechnet sich dcrMehrm-rt de» sta^t- 'chen BerwürevS argen die staatlichen Shuldco aal 693068,180 Mart 98 Pf. Dazu kommt noch, daß da» unbewegliche Staattvermözeo v rhältnt«mäßig niedrig bewertet >st, »eil die nach dcr BraadverfichcrangStax ibgrschätz'en Gebäude am meisten io« Gewicht fallen, bei deren W rtbcmess mg aber die Grundflächen außer Betracht bleiben aod diese häufig sehr wertvolle Ver mözev-objckte darstcllea. Alle« in allem genommen darf hiernach mit R cht behauptet werden, daß, so v el »er gcgenwärtiae Stand der Staatifinanze» Sachsen» nach ander?» R chmngea »ach zu wünschu übrig läßt »och di- Vermögenslage de« Staate« zweifello« ge- sichert ist. Parteitag des Landesvereins der Deutschen Reformpartei. J> Bischofswerda hielt der LandeSverem! oer Deutschen Reformpartei im Königreich S chsen am Sonntag seinen diesjährigen P-rteitoa ad. Ao-- wesend waren etwa 70 Delegierte au» allen Teile« Sachsen«. Der Vorsitzende, LavdtagSabgeordneter Zimmermann, eröffnete die Verhandlungen mit einem dreifachen Heilruf auf Kaiser Wilhelm und Köoig Georg. Den Jahresbericht erstattete Redakteur Herr lein. Ldt.-Abg. Zimmermann referierte über die Reich«- und Landtag-Wahlen. Ja Sachseu erlangten die R:- lormer bei den R^ichStag-wahlen 73 656 Stimmen, im Reiche 131359, die Antisemiten in-gesamt 261269. WaS daS Kartell und die dagegen nach der Wahl er hobenen Vorwürfe aolange, so meine er, daß der Wahlau-fall in Sachsen ohne Kartell nicht besser ge- worden wäre. Die Resormpartei habe sich dem An schluß an daS Kartell oicht entzieheu können. Da» Kartell sei in vollem Umfange »«halten worden. DeS- halb hätten auch dir Reformer Treue wahren müssen. Mit aller Schärfe müsse er darauf Hinweisen, daß da» Kartell keinem Kandidaten eioe Beschränkung in der Vertretung feine- Programm» auserlegte. Da» Kar tell bestehe oicht mehr, eia Gute» aber habe r» gehabt: Sie Resormpartri sei von deu anderen Parteien al» gleichberechtigt anerkannt worden. Ja dem Liberali»- wu», wie er sich jetzt wieder vordräoge, erblicke der Redner den Todfeind de- schaffenden Volke», er er hoff: aber, daß diese neue Wendung dazu führen würde, klar zu stellen, wie die Rcsormpartei stehe. Zum Schluffe mahnte er zu reichlicherer finanzieller Unterstützung der Parteibrstretungen. In der Debatte wendete man sich in mehr oder weniger energischen Ausführungen gegen da» Kartell und gab dem Wunsche Ausdruck, daß man iu Zukunft unbedingt rasitaler vorgehen solle. ReichStagSabgeordneter Vräse nahm das Kartell in Schutz. Den Kassenbericht erstattete Kaufmana Blumenau. Der derzeitige Kasfcnbefiaod beläuft sich auf 1066 Mk. Ein Antrag, den Beitrag an den Laodc-vereia von 50 Psg. auf 1 Mark pro Mitglied zu erhöhen, wurde d«m Gsamtvorstande zur Erwägung übrrwiefen. Der engere Vorstand wurde durch Zuruf wiedergewählt, außer Dr. Hädicke-Lcip- zig, dcr gebeten hatte, von seiner Wiederwahl al» strlloertetender Vorsitzender abzusehen. An seiner Stelle wählte man Recht-anwalt Schnall- - Leipzig. Unter »ie drei Stimmführer sür B-rlin wurde n> »gewählt Dr. Bennewitz-L ipzig. al» sein Stellvertreter Kausmann Turl Fritzsche - Leipzig. Außerordentliche Mitglieder de» Lande-verein» konnten statutenglwäß bisher nur beitreten, wenn sie in Sachsen wohnhaft waren. Diese letztere Bedingung wurde aufgehoben. Der Verein aezeichnet sich von jetzt ab al» LundeSoerein der Deutschen Reformparte«, ni:t w e bisher „der Deutsch sozialen Reformpartei'. Demgemäß wurde auch eine Aenderung der N>men d.r einzelnen Vereine em- pfohleo. Wstrkistr-slmk i» ßrimiWti. Crimmitschau, 16. Rav. Ja einem längeren Artikel besaßt sich die Zeitschrift „Da» Deutsche Wollen-Gewerbe" mit den hiesigen Verhältnissen. Wir entnehmen dem Ausius die nachstehenden Zeilen: Berlin, Anfang November 1903. Hiesige Konsrklionäre und Sirffgändler benutz'«, jeden ihnen günstigen Umstand, wie z. B. n cht auf den Tag er- wlgte Lieferung, zur Annullierung ihrer Austiäge auf jene sogenannten Tweed-, wie sie auch alle» do» zu- cückwitf n waS nicht tadellos und mustergetren gelie fert wurde. Schwarze halbwolline und reinwollene Etkuno- erfreuten sich immerhin noch einiger Rach, frage, aber auch diese hatten ungemein unter dem oben zeschrlderten Geschäftsgang zu leiden. Wa« den namentlich für halbwollene Eskimo- in Betracht kommenden Streik in E immitschou betriff«, so besteh, dieser nun schon fiit »nqe«ähr 11 Wochen ununter' Lorbeeren hatte ich mir bei dieser Geschichte nicht gesammelt, aber meine Menschenkenntnis be reichert, und das ist für einen Detektiv mindestens ebenso viel wert.' V. „Line merkwürdige Lösung des mysteriösen Kalles!' bemerkte Roberts, als sein Kreund geendet. „Ja,' nickte Harrison, „die merkwürdigste, die sich denken läßt. Und 's ist zum ersten Mal ge wesen, daß ich in einer Kriminalsache, die sich hier allerdings als eine fingierte entpuppt hat, eine so völlig passive Rolle gespielt habe. Ruf jeden Kall aber war es eine hochinteressante Lharakterstudie, die ich an jenem Abend machte.' „Gb sich Herr Irving wohl über den Verlust der Steine getröstet und mit seiner Krau ausgesöhnt hat?' „Herr Irving?' wiederholte Harrison. „Ja, siehst Du, lieber Kreund, hier setzt das tragische Moment der Geschichte ein. Seit gestern abend nämlich ist der Bankier verschwunden. Lr hat enorme Schulden hinterlassen und seine Gläubiger haben das Nachsehen. Das meiste freilich soll er in Spekulation verloren haben. Nun kann ich mir auch erklären, weshalb ihm soviel an der Wiedererlangung der Diamanten lag. Kür jemand, der vor dem Ruin steht, können 25 000 Dollars wohl zum Rettungs anker werden. Sicher hätte diese Summe ihm die Klucht bedeutend erleichtert, die Enttäuschung muß ein harter Schlag gewesen sein." „Und seine Krau?' „Lie ist zu bedauern, denn sie hatte keine Ahnung von der Lage ihres Mannes. Wie ich höre, soll auch sie ihr ganzes Vermögen bei der Kata strophe eingebüßt haben und somit wird ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als bei ihrem Sohne Zuflucht zu suchen. Kür diese stolze Krau vielleicht das bitterste, nachdem sie sich so unversöhnlich gegen ihn gezeigt und seine junge Gattin mit solcher Miß achtung behandelt hat. „Doch es ist spät geworden,' unterbrach er sich, indem er auf die Uhr sah. .Morgen abend, Willi erwarte ich Dich bei mir, um Deine Erlebnisse zu hören.' „Ich komme," versprach Roberts. „Wirst Dich wundern, was ich Dir erzählen werde." „von den Kalschmünzern " „Nein, die habe ich leider immer noch nicht er wischt, bin aber doch nahe daran. Auf der Suche nach ihnen geriet ich jedoch in eine andere Geschichte, die mich in eine verteufelt heikle Situation brachte. Na, das gebe ich Dir morgen zum besten. Ist auch ein Stückchen .Labyrinth der Seele", wie Du es vorhin so schön ausgedrückt hast. Höchster Edelsinn und tiefste Verworfenheit aus einer Wurzel ent stammend. Der Gang der Handlung war im höch sten Grad dramatisch, aber die Geschichte endigte in einer fast mittelalterlichen Kamilientragödie." .Du machst mich wirklich neugierig," fiel Harrison ein. „Also morgen abend in meiner Klause!" „Topp!" nickte Roberts und dann trennten sie sich. Pünktlich zur verabredeten Stunde trat Robert» am folgenden Abend bei seinem Kreunde ein. Dieser, von Haus au» wohlhabend, regalierte ihn zuvor mit einem erlesenen Imbiß, und nachdem sie sich dann gemütlich in dem kleinen Salon der Wohnung niedergelassen, begann Roberts den Bericht seiner Erlebnisse. „Als wir uns in der vorigen Woche im Bureau trafen, erzählte ich Dir, daß ich im Begriff stände, nach einem kleinen Vrt in Massachusetts, Brandon, abzudampfen. Sch hoffte nämlich, dort «ine Spur von meinen so eifrig gesuchten Kalschmünzern zu finden, weil ich in Erfahrung gebracht hatte, daß daselbst täglich eine Anzahl Briefe unter der Chiffre R. 1s. Z. einlief. Das sah verdächtig aus und war wohl wert, näher untersucht zu werden. Nach Rücksprache mit dem Chef fuhr ich also hinüber, voll Hoffnung, endlich einen Anhaltspunkt für meine Nachforschungen zu finden. Das Wetter war herrlich und die Gegend, die ich durchfuhr, bot manche Naturschönheit; allein meine Gedanken waren zu sehr mit der Aufgabe, die mich erwartete, beschäftigt, als daß ich viel Sinn für den Reiz der Landschaft gehabt hätte. Al» ich in Brandon, einem kleinen, aber hübsch gelegenem Drte, den Zug verließ, begab ich mich so- fort zum Posthalter, dem ich mich in meiner Eigen schaft al» Detektiv vorstellte und von dem Zweck meiner Reise in Kenntnis setzte. Bereitwillig überließ er mir den Beutel, in welchem sich die Briefschaften unter der Chiffre K. Z. Z. befanden. Mit einer gewissen Spannung musterte ich den Inhalt. Es waren nur Briefe, die sich, mit einer einzigen Ausnahme, äußerlich sehr ähnlich sahen, obgleich die Handschriften der Adresse verschieden war. Sie kamen au» allen Teilen Nord- Amerikas.
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