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3856 PAPIER-ZEITUNG Nr. 104 fertige Platte nimmt er alsdann heraus, schliesst das Guss- Instrument wieder usw. Während er mit der Bearbeitung beschäftigt war, haben seine Kameraden auch ihre Guss- Instrumente im Kessel gefüllt, sodass immer drei Platten in Arbeit sind. Da die erwähnten Fälze, welche die Matrize im Instrumentendeckel festhalten, mit auf allen vier Seiten abge schrägten Rändern versehen sind, so ist die Nacharbeit des Stereotypeurs in der Hauptsache auf die Angussseite beschränkt, und es klingt glaubhaft, dass am Hopkins’schen Apparat zwei Platten in der Minute von jedem der drei Stereotypeure her gestellt werden können. Zwanzig Sekunden vergehen allein durch die Kühlung der frischen Platte, sodass nur 10 Sekunden auf die eigentliche Bearbeitung gerechnet werden. Natürlich braucht der Apparat nicht von drei Mann bedient zu werden; selbst ein Stereotypeur mit 1 bis 2 Arbeitern als Helfer würde die Arbeit, wenn auch mit einiger Anstrengung, bewältigen können. Wenn man nicht sechs, sondern nur drei Platten als die Durchschnittsleistung in der Minute annimmt, so würden 180 Platten in einer Stunde fertig werden und damit die Leistungen der Autoplate erreicht sein. Ja, Hopkins ist der Autoplate gegenüber noch im Vortheil, weil er gleichzeitig drei verschiedene Platten herstellt, sodass, wenn die drei letzten Kolumnen einer Zeitung annähernd gleichzeitig im Satz fertig werden, er früher Platten von allen dreien an die Rotations pressen liefern kann, und letztere deshalb früher losdrueken können als bei der Autoplate, die erst nach Fertigstellung der letzten Seite alle Pressen fast gleichzeitig druckfertig macht. 0. Wollermann Behandlung der Feuchtwalzen an Steindruckpressen Nachdruck verboten Mangelhafte, schlechte Feuchtwalzen verursachen oft viel Aufenthalt und verhindern glattes, sauberes Abdrucken der Auflagen. Zudem wird durch solche Nachlässigkeit des Maschinenmeisters dem Druckereibesitzer auf die Dauer viel Schaden zugefügt. Wenn die Walzen den Stein ungleich feuchten, ist ungleiches Aussehen der Druckfarbe auf dem Papier die Folge. Auf den zu stark gefeuchteten Stellen sieht die Farbe porös aus statt glatt, und wo zu wenig Wasser, ist die Farbe unscharf, also verquetscht, weil die Farbwalzen an diese Stellen zu viel Farbe abgeben. Je länger in dieser Weise fortgedruckt wird, desto mehr tritt dieser Mangel her vor, bis die Zeichnung theilweise verschmiert ist. Dann ist neue zeitraubende Aetzung derselben nothwendig. Wenn eine Feuchtwalzen-Achse nicht genau parallel zum Stein ist, oder wenn die Walzen ungleichmässig dick sind, wird die eine Seite des Steines mehr angefeuchtet als die andere, wodurch sich das Druckpapier an der stärker befeuchteten Seite ausdehnt und verzieht. Bei mehrfarbigen Drucksachen sind dann trotz aller Künsteleien die Druckfarben an der ver längerten Papierseite nicht zum Passen zu bringen. Der Maschinenmeister, der mitunter die ungleichmässige Feuchtung nicht bemerkt, sieht auf dem Abdruck, dass die eine Seite schlecht druckt. Er vergrössert dann manchmal in seiner Unkenntniss das Uebel dadurch, dass er an der schlecht druckenden Seite übermässig starken Druck giebt. Wird dann die nächste Druckfarbe vorgenommen, so passen die Farben an der gedehnten Seite nicht aufeinander. Wenn sich dann unglücklicherweise an der hinteren Ecke keine Passmarke befindet, so schiebt der Maschinenmeister in der Regel die Schuld dem Umdrucker zu. Ist aber dort eine Passmarke vor handen, mittels deren man die Anlage des Umdruckes genau nach weisen kann, und stimmt diese auf den Steinen, so ver sucht der Maschinenmeister oft, das Missgeschick auf schlechtes Druckpapier zurückzuführen. Eine solche Auflage ist, wenn auch die Farbe an der nicht passenden Papierecke auf die ganze Seite vertheilt wird, verdorben und giebt keine reguläre Waare. Wenn die Eisengusswalzen rosten, weil sie nicht oder nur mangelhaft durch Anstrich wasserbeständig gemacht werden, so wird der durch das Wasser gelöste Eisenrost durch den Ueber- zug auf den Stein geführt, wo er für Stein und Zeichnung schädlich wirkt. Feine Zeichnungen werden je nach der Menge des Rostes mehr oder weniger spitz und verschwinden mit unter ganz. Auch zerstört der Rost sehr bald den sauren Aetz- grund des Steines, wodurch Nachätzungen erforderlich werden, die, wenn öfter wiederholt, die Zeichnung zu Grunde richten. Um sich zu überzeugen, ob die mit blossem Auge nicht erkenn bare Rostbildung eingetreten ist, tupfe man ab und zu ein Stück reinen Chromopapiers mit der flachen Hand auf den Feuchttisch. Wird das Papier dadurch hellbräunlich, oder sind an demselben winzige braune Pünktchen sichtbar, so ist Rost vorhanden. Im anderen Falle behält das Chromopapier seine weisse Farbe, wenn es getrocknet ist. Auch das Wischwasser übt zerstörenden Einfluss auf die Feuchtwalzen aus, wenn demselben Gummi oder Kleisterlösungen zugesetzt werden. Diese Stoffe setzen sich in den Ueberzügen fest, reagiren sauer und bringen letztere hierdurch in kurzer Zeit zum Faulen. Es kann nicht genug wiederholt werden, dass nur reines Wasser gute Dienste leistet. Sauer reagirendes Gummi übt dieselbe Wirkung auf den Stein wie mit Wasser verdünnte Salpetersäure. Wenn z. B. ein Maschinenmeister abends vor Schluss der Arbeit vergisst, eine stark gedeckte Tonplatte mit schwarzer Farbe einzuwalzen, so zieht sich das Gummi, besonders wenn reichlich gummirt ist, und das Gummi sauer reagirt, in dicken Tropfen auf der sehr fetten Farbefirnissschicht zusammen. Mir sind Fälle bekannt, wo am nächsten Morgen nicht nur die Zeichnung unter dem zu sammengelaufenen Gummi durchfressen war, sondern auch Löcher in den Stein gefressen waren. Derartiges kann bei ganz frischem, nicht sauer reagirendem Gummi niemals vor kommen. Saures Gummi erkennt man an seinem sauren Ge ruch, den man, wenn weit vorgeschritten, auf meterweite Entfernung schon wahrnimmt. Um die Feuchtwalzenstoffe zu schonen, empfiehlt es sich, über jede Steinfeuchtwalze eine eiserne Walze mit Messing überzug als Beschwerungswalze zu legen. Dieselbe hat die gute Eigenschaft, Schmutz und Farbe von dem Feuchtwalzen stoff anzunehmen. Sie muss einige Male des Tages mittels Lappen oder Putzwolle mit Terpentinöl sauber abgewischt werden. Alle Feuchtwalzen-Achsen bestehen aus gewöhnlichem Eisen. Daher ist es erforderlich, dass dieselben mit einer wasserbeständigen Substanz ein- oder zweimal bestrichen werden, um dem Rosten vorzubeugen. Man nimmt zu diesem Zwecke Mennige oder eine andere gut deckende billige Körper farbe, reibt dieselbe mit Leinöl gut durch und setzt reichlich flüssiges Sikkativ zu. Die Farbe ist hierauf fertig zum Streichen. Schreiber dieses hat vor einigen Jahren, um ein für allemal das Rosten dieser Walzen zu verhüten, Messinghülsen über die Achsen ziehen lassen, was sich bis jetzt sehr gut bewährte. Ist die aufgestrichene Farbe trocken, so überzieht man dieselbe erst mit einem stark wassersaugenden, etwa 1/ bis 8/4 cm dicken zähen Filz, den man durch Zusammen nähen derart befestigt, dass er glatt und fest aufsitzt. Darüber werden eine oder zwei Lagen, je nach der gewünschten Dicke, Moleskin, Molleton, Swanboy, Flanell oder Kalmuk gezogen. Diese Stoffe sind im Preise wesentlich verschieden. Letzterer ist der billigste und wird am meisten verwendet. Beim Zu sammennähen dieser Stoffe auf den Walzen ist darauf zu achten, dass hierbei Kreuznaht angewendet wird. Der Bind faden, mittelstarkes Sackgarn, liegt dann vertieft, wodurch er gegen Aufreiben beim Druck geschützt ist. Würde man gewöhnliche Naht anwenden, so würde der auf dem Stoff liegende Faden sehr bald zerstört. Die jetzt im Handel erhält lichen Feuchtwalzen-Schläuche ohne Naht bieten manchen Vortheil. Wenn ein genähter Schlauch während des Druckes platzt, so entsteht durch Abtrennen des alten, Schneiden und Nähen eines neuen Ueberzugs eine verlustbringende Unter brechung des Druckes, wogegen ein schadhafter nahtloser Schlauch in einigen Minuten ab- und ein neuer aufgezogen werden kann. Zudem sind dieselben äusserst billig und dauer haft. Beim Aufziehen eines solches Schlauches stülpt man den ganzen Schlauch bis auf Handbreite nach aussen um, zieht dann das nicht umgestülpte handbreite Ende zuerst auf die Walze und den Schlauch darüber nach. Dies ist zu be achten, weil die nasse Unterlage den Schlauch hemmt, und direktes Ueberziehen daher sehr schwierig wäre. Diese Schläuche werden in laufenden Metern geliefert, und bei Bestellung derselben ist der Umfang der Walze oder der Durchmesser derselben genau anzugeben. Aus praktischen Gründen ist es empfehlenswerth, die Feuchtwalzen sämmtlicher Maschinen gleich dick zu wählen. Eine unliebsame Eigen schaft aller Ueberzugstoffe ist es, dass bei neu überzogenen Walzen die Zeichnungen sehr bald spitz werden. Dies kommt wahrscheinlich daher, dass die Stoffe Alaun enthalten, um die Motten fernzuhalten. Sobald nun dieser Alaun mit Wasser in Berührung kommt, löst er sich zum Theil auf und greift die feineren Partien der Zeichnungen an, weshalb neue Stoffüberzüge vor dem Gebrauch gewissenhaft auszuwässern sind. Zu diesem Zwecke nimmt man eine grosse Schüssel oder