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3852 PAPIER-ZEITUNG Nr. 104 Papierwolle Zu 1—2 mm breiten Streifen zerschnittenes und in grösseren Mengen regellos durcheinander geballtes Seidenpapier bildet einen bauschigen, weichen und doch elastischen Packstoff, der unter dem Namen »Papierwolle« in den Handel kommt und zum Verpacken feiner, empfindlicher Waaren der Holzwolle vorgezogen wird. Vermöge ihrer grossen Weichheit und Auf saugfähigkeit ist Papierwolle für chirurgische Verbände statt Watte, Zellstoff oder Holzwolle sehr beliebt. Die Maschinen fabrik von Albert Bolle & Jordan in Berlin S, Ritterstr. 14, baut seit Jahren nachstehende, im Aufrissschnitt Bild 1 und in per spektivischer Ansicht Bild 2 dargestellte Maschine. Eine Lage von mehreren (in der Regel 6) Bogen Seiden papier, für Packzwecke meist in mehreren Farben gemischt, wird auf Tisch a zwischen verstellbare Führungsschienen b gelegt und den sich gegeneinander drehenden Messer wellen c c zugeschoben. Diese sind in ihrer ganzen Länge mit aus Gussstahl hergestellten Kreismessern d d besteckt, die am Umfang 1 oder 2 mm breit sind, je nachdem die Papier streifen 1 oder 2 mm breit sein sollen. Die oberen Messer greifen in die unteren so ein, dass sie paarweise zusammen arbeiten. Sie ergreifen die Papierbogen, zertheilen sie und ziehen sie zugleich mit, wobei abwechselnd je ein Streifen zwischen die Messer der oberen, und der nächstfolgende Bild 1 zwischen die der unteren Welle gelangt. Infolge der raschen Drehung und des Anhaftens würden sich die dünnen Streifen um beide Wellen wickeln. Um dies zu verhüten, sind zwischen je zwei Messern der oberen wie der unteren Welle Ausräumer e e angebracht, welche die Streifen zwischen den Messern her ausholen und bewirken, dass die Papierwolle in einen hinter der Maschine aufgestellten Behälter fällt. Da es trotzdem vor kommen könnte, dass einzelne Streifen sich zwischen den Messern aufwickeln, sind oben und unten, gleichfalls zwischen jedem Messerpaar, weitere Ausräumer ff angebracht, welche etwa stecken gebliebene Späne oderStreifen herausholen. Bild 2 m deutet den Riemen-Ausrücker an. Die Messerwellen werden gewöhnlich 200 oder 310 mm lang gewünscht. Nach Ansicht der Erbauer dieser Maschine, der wir uns anschliessen, wäre Papierwolle zur Füllung der in Nr. 91 S. 3395 erwähnten »Rückenkissen mit Papierfüllung« geeigneter als die dort empfohlenen »Luftschlangen« (Serpentins). Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt. Nachdruck verboten Fortsetzung zu Nr. 102 Gelatinepapier Äusser verschiedenen gemusterten Papieren und Bildern werden auch einfarbig gestrichene Papiere gelatinirt. Zweck des Gelatinirens ist, die Papiere mit einer glashellen, glänzenden, glatten Leimschicht zu überziehen. Die zu gelatinirenden Papiere werden gewöhnlich zweimal mit gleichen Farbmischungen ge strichen, dann ein- oder meistens zweimal mit Gelatinelösung überzogen und nach gehörigem Erweichen mit alaunhaltigem Wasser auf dazu vorgerichtete Glastafeln gezogen, von welchen sie nach dem Trocknen von selbst abgehen und glasglatte Fläche haben. j. Bild 120 zeigt die übliche Einrichtung, welche zum Auf legen derartiger Papiere auf blasenreine, ziemlich dicke Fenster ¬ glastafeln nöthig ist. Im Holztrog A befindet sich schwaches Alaunwasser, das möglichst kalt sein soll. In dieses werden die mit Gelatine überzogenen Bogen einer nach dem andern gelegt und nach dem Erweichen mit der Rückseite über ein Holzstäbchen a zum Abtropfen aufgehängt. Diese Arbeit und das Abtragen der auf Glas gezogenen Bogen besorgt eine Person, während eine zweite am Holzkasten B arbeitet. In diesem liegt auf zwei Leisten ein glattes Brett, ähnlich einem Zeichenbrett, auf dieses wird die zu belegende Glastafel gelegt, welche vorher, wenn nöthig, mit Sodalösung gewaschen und mit Italienischroth oder ähnlichem weichem Pulver sauber ab geputzt wurde. Zunächst wird die Seite der Glastafel, auf die der Bogen gelegt werden soll (die hohle Seite), mit einer ganz schwachen Schicht Ochsengalle, in Alkohol gelöstem Wachs oder in Aether gelöstem Paraffin versehen. Auf dem Brett über dem Kasten B steht eine kleine Schüssel b, in dieser befindet sich z. B. abgesetzte und durch Papier filtrirte Galle und ein Schwamm. Damit wird die Tafel eingerieben, dann aus einem bereitstehenden Gefäss schwaches Alaunwasser darüber gegossen und der aufgehängte Bogen a darauf gelegt. Während die linke Hand den Bogen einigermaassen festhält, streicht die Rechte mit einem Schwamm oder dem hohlen Gummiaus streicher c über die Rückseite des Bogens. Dabei werden Luft- und Wasserblasen zwischen Glas und Papier entfernt und der Bogen gewissermaassen fest an das Glas geklebt. Ankleben kann man es eigentlich nicht nennen, denn wenn die Gelatine durch längeres Daraufliegen sich mit der Hand so erweichen liesse, dass das Papier an dieser Stelle wirklich festklebte, so würde es von dort nach dem Trocknen kaum von selbst abgehen. Nur die geringe Feuchtigkeit und die Luftleere zwischen Bogen und Glas bewirkt durch Einwirkung der äusseren Luft das Festhaften des Bogens am Glase. Auf der gusseisernen Grundplatte g, welche das Gestell h der Maschine trägt, ruhen auch die Lager i der Vorgelege welle I k, welche die untere Messerwelle mittels Stirnräder- Paares in Drehung setzt. Der Antrieb erfolgt durch Riemen und Scheibe l oder bei kleinen Ausführungen von Hand.