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3042 x Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** *** Steindruck Buchgewerbe 0000800888888388030308 Eingesandte Werke finden Besprechung Buchbinderei * * *** Buchhandel Berliner Buchgewerbe-Saal Nach monatelangem vergeblichem Bemühen ist es dem aus Mitgliedern der Typographischen Gesellschaft, des Bandes der Berliner Buchdruckerei-Besitzer, der Korporation der Berliner Buchhändler und des Berliner Faktoren-Vereins bestehenden kombinirten Ausschuss gelungen, einen für die Zwecke des Berliner Buchgewerbe-Saales geeigneten Raum zu einem den Verhältnissen angemessenen Miethpreise zu finden, und zwar in dem Seitenflügel des Neubaues des Herrn Kommerzienrath Lüdecke, Friedrichstrasse 231. Der Raum ist im ersten Stock werk gelegen und vom zweiten Hofe aus zugänglich, um fasst 135 Quadratmeter, bietet gutes Tageslicht und für Aus stellungszwecke sehr geeignete grosse Wandflächen. Der Saal wird bis zum 1. November d. Js. fertiggestellt werden und kann nach erfolgter innerer Einrichtung bis zum Dezember seinem Zwecke übergeben werden. Damit hat die Berliner Typographische Gesellschaft endlich eine Heimstätte gefunden, in welcher sie unabhängig von den Zufälligkeiten des Wirths- hausbetriebes ihre idealen Ziele verfolgen kann; den übrigen grafischen Vereinigungen Berlins aber wird ein Kristallisations punkt geboten und zugleich Gelegenheit gegeben zur Mit benutzung der von der Typographischen Gesellschaft ge schaffenen Einrichtungen, der Fachbibliothek, der Muster sammlungen und periodischen Ausstellungen. Die Person des Pflegers des deutschen Buchgewerbevereins, des Herrn Kom merzienrath Georg W. Büxenstein, giebt eine Gewähr dafür, dass der Buchgewerbe-Verein den Berliner Buchgewerbe-Saal — abgesehen von der materiellen Unterstützung — auch durch Ueberlassung von Ausstellungsmaterial und in anderer Weise fördern wird. Zu wünschen bleibt dann noch, dass ein grösserer Theil derjenigen Berufsangehörigen, welche die Typo graphische Gesellschaft noch nicht zu ihren Mitgliedern zählt, sich derselben anschliessen, damit das Interesse für die Erhaltung und weitere Ausgestaltung des Berliner Buch gewerbe-Saales in einem grösseren Kreise belebt und wach gehalten wird. Die Nachfolger von William Morris Von W. von Knoblauch Vgl. Nr. 76, S. 2855 Die Auflösung der »Kelmscott Press« nach dem Tode von William Morris liess annehmen, dass einige seiner Freunde und Mitarbeiter sich zusammenthun würden, um nach dem Vorbild des Meisters ein ähnliches, gut zahlendes Unternehmen ins Leben zu rufen. Bekanntlich hat William Morris seine Matrizen, Buchstaben, Einrahmungen und Platten sämmtlich dem Britischen Museum vermacht in der Absicht, der von ihm ins Leben gerufenen Renaissance des Buchgewerbes ein beständiges Denkmal zu schaffen. Zwar bedürfen die Reform bestrebungen des Verewigten keiner Rechtfertigung in Bezug auf Formenschönheit des Flächenbildes, aber da es keinen Stillstand auf diesem Gebiete giebt, wollen seine Jünger den Grundgedanken des Meisters weiter entwickeln. Die hohen Preise, die Sammler und Buchliebhaber für die von Morris gedruckten Werke zahlen, mögen zu dem Versuche, Aehnliches zu leisten, beigetragen haben. Die meisten der von Morris gedruckten Bücher sind in festen Händen; dann und wann kommen vollständige Serien seiner Bücher in die Versteigerungs säle. Die letzte von Sotheran verauktionirte Sammlung wurde mit 560 Lstr. bezahlt. Zu den Mitarbeitern Morris’ gehörte der ehemalige Rechts beflissene und jetzige Kunstbuchbinder Cobden Sanderson, der s. Zt. die Doves Bindery begründete und für die Werke der »Kelmscott Press« die Einbände entwarf und ausführte. Dieser Herr, im Verein mit dem genialen Graveur Emery Walker, der die Entwürfe seines Freundes Morris in das Praktische um setzte, haben jetzt die »Doves Press«, der ehemaligen »Kelm scott Press« ungefähr gegenüber gelegen, in Hammersmith ge gründet. Sie befolgen im Grossen und Ganzen die Grundsätze des »Meisters« in ihren Veröffentlichungen, tragen aber der modernen Geschmacksrichtung Rechnung, indem die Seiten keine verzierten Umrahmungen aufweisen, und die Buchstaben und Zeilen grössere Abstände wie die in der »Kelmscott Press« gedruckten Werke zeigen. Sie entgehen hierdurch dem Vor wurf, der W. Morris oft genug, vielleicht auch mit Recht ge macht wurde, dass das Lesen seines Satzes durch die Ueber- füllung der Seite und den zu geringen Zwischenraum zwischen den Worten und den Zeilen ermüdend auf die Augen wirke, und dass hierdurch die Schönheit seines Satzes geschädigt werde. Charakteristisch ist bei den Büchern der »Doves Press« die kräftige Antiqua. Dieselbe wurde, unter Anlehnung an italienische Vorbilder, besonders Nicolas Jensson, von Emery Walker entworfen. Bis jetzt sind drei Bücher erschienen. Tacitus, De Vita et Moribus Agricolae zum Preise von 25 Shilling, J. W. Mackail, William Morris zum Preise von 15 Shilling und Cobden Sanderson's Apologie »The Making of Books« im Preise von 12 Shilling 6 Pence. Die Auflage dieser Werke betrug nur je dreihundert Exemplare. In Aussicht genommen sind die Veröffentlichungen von »Milton’s Paradise Lost« und ein Monumentaldruck der heiligen Schrift. Bekanntlich darf in England die autorisirte Ausgabe der Bibel nur von den Universitäts-Druckereien von Oxford und Cambridge gedruckt und verlegt werden. Die »Cambridge University« hat der »Doves Press« die Erlaubniss ertheilt. Dies »Privilegium« bedingt aber, dass keine grössere Auflage als 500 Exemplare gedruckt wird. Die Bibel soll in 5 Lieferungen zu je 3 Lstr. erscheinen und alle bisher erschienenen Ausgaben in den Schatten stellen. Walter Crane, Anning Bell und ver schiedene andere Künstler der »Birmingham School«, die sich zu den von Morris aufgestellten Grundsätzen der Buchillustration bekennen, sollen ihre Mitarbeiterschaft zugesichert haben. Bücher zu solchen Preisen sind nur reichen Sammlern zu gänglich. Meistens sind die Exemplare schon vor Erscheinen des Werkes in festen Händen. Hauptsächlich zeichnen spekulative Amerikaner die Subscriptionslisten. Auch das von der »Doves Press« verwandte Papier wird besonders angefertigt. Dasselbe ist aus leinenen Lumpen be reitetes, handgeschöpftes Büttenpapier. Das englische Pfund hiervon kostet 2 M. 50 Pf. Die Druckerschwärze wird in Deutschland besonders für die »Doves Press« angefertigt und zeichnet sich durch tiefe, gleichmässige Schwärze aus. Die Bücher werden in dem Charakter des betreffenden Werkes angemessenen, von Cobden Sanderson entworfenen Einbänden von der »Doves Bindery« gebunden. Alles ist Handarbeit. Das zum Binden verwandte Pergament und Pergamentpapier wird in Brentford eigens für dieses neue Unternehmen hergestellt. Auch hier darf nur Handarbeit ver wandt werden. Ich wünsche dem Unternehmen allen Erfolg, doch möchte ich die Behauptung wagen, dass mit modernen Maschinen und Hilfsmitteln ähnliche Ausgaben in grösserer Vollkommen heit hergestellt werden könnten, falls dieselbe Preisberechnung zu Grunde gelegt wird. Ich verweise auf den »Deutschen Ausstellungskatalog« auf der Pariser Weltausstellung, der nach englischem Urtheil in künstlerischer Hinsicht mustergiltig war. Theuer und gut zu liefern ist keine Kunst, aber billige und doch künstlerisch hochstehende Druckwerke zu erzeugen ist eine Aufgabe, welche weder die »Kelmscott« noch die »Doves Press« mittels Handarbeit lösen werden. Ausstellung japanischer Farbenholzschnitte In Leipzig. Im Deutschen Buchgewerbehause wurde eine Ausstellung japanischer Farbenholz schnitte eröffnet, die im Verlauf von anderthalb Jahrhunderten, von 1700 bis 1850, entstanden, eine historische Entwicklung dieser künst lerischen Technik darbieten. Diese vorzüglichen japanischen Drucke stammen aus der Sammlung des Herrn 8. Bing in Paris. Die Blätter sind verkäuflich, g.