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3824 PAPIER-ZEITUNG Nr. 103 Adressbücher deutscher Grossstädte Das Berliner Adressbuch für 1902 ist im Verlag von August Scherl, G. m. b. H., erschienen, wieder einige Tage eher als in früheren Jahren. Es enthält die Adressen der Einwohner von Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf und von weiteren 27 Vororten, umfasst also eine Bevölkerung von etwa 2275000 Seelen. Der Umfang des Buches ist auf 3760 Seiten angewachsen; es wiegt 71/2 kg. Die typographische Ausstattung ist gut. An den Veränderungen, die das Adressbuch im Laufe der Jahre erfuhr (seit 1896 wurde der Umfang nach und nach um 952 Seiten vermehrt), zeigt sich die Entwicklung Berlins zur Weltstadt, die durch dieses Buch eine würdige Vertretung findet. Das Münchener Adressbuch für 1902 wurde in den letzten Tagen von der Polizeidirektion herausgegeben. Der erste Theil, das Ein- wohnerverzeichniss, ist gegen das Vorjahr von 700 auf 733 Seiten, die ungefähr 111000 Namen enthalten, angewachsen. Dementsprechend hat auch der zweite Theil, die Strassenübersicht, zugenommen. Der dritte Theil enthält ein Verzeichniss der verschiedenen Behörden, so wie eine Zusammenstellung gesetzlicher und polizeilicher Vorschriften, den Schluss bildet das von der oberbairischen Handels- und Gewerbe kammer herausgegebene Handels- und Gewerbe-Adressbuch. Das Adress- und Geschäftshandbuch von Magdeburg für 1902 ist am 6. d. Mts. erschienen. Erheblich früher als sonst ist in diesem Jahre das Buch fertig geworden. Einer in der »Magdeb. Ztg.« veröffent lichten Anregung, die Hauslisten umgehend auszufüllen und der Re daktion zurückzugeben; wurde von den Hauseigenthümern bereit willigst entsprochen. Dadurch ist das frühere Erscheinen des Buches ermöglicht worden. Trotz des ständig steigenden Umfanges des Buches ist der Preis nicht erhöht. In dem »Magdeburger Adressbuch» wird auch die handarbeitende Bevölkerung vollständig nachgewiesen, ein Vorzug, der namentlich von den Behörden geschätzt und an erkannt wird. Plakat-Wettbewerb. Der Vorstand der Deutschen Städte-Ausstellung 1903 in Dresden hat zur Erlangung geeigneter Entwürfe für ein farbiges Plakat der Ausstellung unter den deutschen Künstlern einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die Entwürfe sind im verschlossenen Briefumschlag bis zum 1. März 1902 im Stadtmuseum zu Dresden einzuliefern. Zur Gewährung von drei Preisen ist die Summe von 1500 M. ausgesetzt. Einzelne Exemplare des Preisausschreibens sind in dem Geschäftsamte der Deutschen Städte-Ausstellung (Dresden, Altstädter Rathhaus) zu haben, g. Verhütung von Blei-Erkrankungen in Buchdruckerelen. In Nr. 65 d. Js. Wurden in einem Aufsatz über Bleivergiftungen die vom sächsischen Ministerium des Innern festgesetzten Verordnungen zur Verhütung von Bleivergiftungen mitgetheilt. Da in jener Regierungs-Verordnung zu den Betrieben; in denen Blei-Erkrankungen vorkommen, auch die Buchdruckereien gezählt waren, so wurden die in Nr. 65 auf- geführten Maassregeln auch ihnen zur Pflicht gemacht. Nach einer neueren Entscheidung der Regierung ist indessen davon Abstand genommen, Befolgung dieser Verordnung von den Buch druckereien zu fordern. Für diese genügt es, wenn die Arbeiter jedesmal, bevor sie Nahrungsmittel im Betriebe zu sich nehmen, von der Waschgelegenheit Gebrauch machen. Auch das Tabakrauchen bei der Arbeit ist in Buchdruckereien nicht verboten, g. Schriftgiesserei für hebräische Buchstaben. Eine Schriftgiesserei einzig in ihrer Art besteht in Warschau. Die Anstalt erzeugt aus schliesslich hebräische Buchstaben, welche in der ganzen Welt, wo Juden wohnen, Absatz finden. Ihre Schriften werden in besonders grossen Mengen nach der Türkei, Egypten und Amerika versandt. K. Wegen Ankündigung unzüchtiger Schriften wurde am 22. Juli vom Landgerichte I in Berlin der Schriftsteller und Verlagsbuchhändler Dr. Alexis Schleimer zu 200 M. Geldstrafe verurtheilt. Das Gericht hat vier Fälle als erwiesen angesehen. Der Angeklagte ist Herausgeber der Wochenschriften »Die Laterne« und »Satyr«. In beiden Blättern hat er die in seinem Verlage erschienenen Schriften »Susanna im Bade« und »Coulissenzauber« angezeigt und die Anzeige mit dem Zu satze »zur Zeit konfiszirt« versehen. Beide Schriften sind nach der Ueberzeugung des Gerichts als unzüchtig anzusehen, weil die erstere die Erlebnisse einer Berliner Kokotte in Ostende, die letztere eine Verführungsszene enthält. Die Revision des Angeklagten wurde am 17. Dez. vom Reichsgericht verworfen. Kalenderschau Damen-Almanach, Notiz- und Schreibkalender für das Jahr 1902. Sechsunddreissigster Jahrgang. Verlag der Haude & Spener'schen Buchhandlung in Berlin. Preis 2 M. Der hübsche zierliche Notizkalender wurde im neuen Jahrgang mit einem gelungenen bunten Bilde geschmückt. Neben dem gründlich und reichhaltig ausgestatteten Kalendarium und dem Notiz kalender, der für die Bemerkungen jedes Tages eine halbe Seite einräumt, sorgt eine kleine Erzählung aus dem Künstler leben für anregende Unterhaltung, und Maass- und Münz Tabellen, eine Genealogie der europäischen Fürstenhäuser sowie ein Privat-Adresskalender dienen praktischen Bedürfnissen. Im Kalendarium sind sowohl die protestantischen wie die katholi schen Tagesnamen angegeben. Die Ausstattung ist vornehm. Die Einbanddecke aus taubenblauem Leinen hat reichen Gold druck, der Buchschnitt ist vergoldet, und zum durchweg zwei farbigen Druck wurde feines, gelbgetöntes Papier verwandt. Ein mitgegebener Notizbleistift vervollständigt die Ausstattung. Vom Verlag von Trowitzsch & Sohn, Berlin, erhielten wir vier verschiedene Kalender. Der Christbaum-Kalender in Quart format zum Preise von 40 Pf. enthält äusser dem Kalendarium und einer reich mit Bildern geschmückten Geschichte des ab gelaufenen Jahres verschiedene hübsche Erzählungen sowie ein Verzeichniss der nord- und mitteldeutschen Jahrmärkte und Messen für 1902 sowie viele Bilder zur Zeitgeschichte und zu den Erzählungen. Ein kleiner Wandkalender, auf Karton gedruckt, liegt dem Hefte bei. Der »Verbesserte und alte Kalender«, mit grünem Umschlag und in handlichem Oktav- Format, zum Preis von 50 Pf., ist etwas reichhaltiger, als der vorbeschriebene. Der belehrende Theil (wie Rathgeber bei Unglücksfällen und die für die Landwirthschaft werthvollen Tabellen) ist umfangreicher, ebenso der unterhaltende Theil. Für die Provinzen Brandenburg, Pommern und Sachsen, die das Hauptabsatzgebiet für diese Ausgabe bilden, sind die Märkte und Messen angegeben, und ein besonderes Verzeichniss der Jahrmärkte umfasst äusser den genannten auch die an grenzenden Provinzen und Staaten. Ein umfangreicher Anzeigen-Anhang beschliesst den Kalender. »Trowitzsch’'s Volks kalender« erscheint im Jahre 1902 zum 75. Male. Entsprechend dem höheren Preise, er kostet 1 M., ist er auch weit besser ausgestattet. Der Einband ist mit rothem Leinen überzogen, das geglättete Papier hat angenehme gelbliche Farbe. Dieser Kalender umfasst mehr als 250 Seiten ohne Anzeigen. Zu dem unterhaltenden Theil haben u. A. A. von der Elbe, J. Trojan, Frida Schanz und J. Lohmeyer Beiträge geliefert. Der Damen kalender ist ein sehr niedliches kleines Buch in rothem Leinen band mit reichem Buntdruck. Er enthält einen Notizkalender, einige sehr gemüthvolle Dichtungen und eine Skizze von Magda Schuch, sowie eine Genealogie der europäischen Fürstenhäuser. Eine kleine Gravüre wurde dem Titel vor geheftet. Der Druck ist durchweg zweifarbig. Goldschnitt und ein guter Bleistift vervollständigen die vornehme Aus stattung. Büchertisch Die Petroleum- und Benzinmotoren, ihre Entwicklung, Kon struktion und Verwendung. Ein Handbuch für Ingenieure, Studirende des Maschinenbaues, Landwirthe und Gewerbe treibende aller Art. Von C. Lieckfeld, Zivil-Ingenieur. Zweite durchgesehene und vermehrte Auflage mit 188 Abbildungen. Verlag von K. Oldenbourg, München und Berlin. Preis 9 M. Das' Buch erscheint in' der zweiten Auflage stark vermehrt und erweitert. Die Benzin- und Gasmotoren haben sich seit 1894, in welchem Jahre die erste Auflage erschien, gewaltig entwickelt, be sonders die Explosionsmotoren wurden in dieser Zeit wesentlich ge ändert. Der Verfasser hat alle beschriebenen Bauarten auch abge bildet. Da das Buch für Techniker und Maschinenbau-Studirende ebenso wie für die Gebraucher der Motoren bestimmt ist, sind die Maschinen fast sämmtlich in Schnitten abgebildet, aus denen der Bau genau zu erkennen ist. Die Bauarten wurden kritisch gesichtet und nur solche eingehender beschrieben, die sich im Gebrauch be währt haben. Aus dem reichen Inhalt des etwa 300 Seiten starken Buches sind als besonders beachtenswerth die Abschnitte über die »Zündapparate der Benzin- und Petroleummotoren« und über die »Aufstellung und Wartung derselben« hervorzuheben. Die Ausstattung des Buches ist sorgfältig. Die Sozialpolitische Thätigkeit des Verbandes Deutscher Hand- ungsgehilfen zu Leipzig in Form eines A. B. C. Fünfte Denk schrift des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen, Leipzig 1901. Der Leipziger Verband ist seit seinem Bestehen bemüht, die Interessen der Handlungsgehilfen in jeder Richtung zu vertreten. Er hat sich die. sozialpolitischen Bestrebungen besonders angelegen sein lassen und im Verein mit den selbstständigen Kaufleuten beharrlich versucht auf die gesetzgebenden Körperschaften, auf die Geschäfts herren usw. 'einzuwirken und diese Beharrlichkeit hat meist zum Er folge geführt. Daher kann der Verband in dem oben angetührten Buche unter den verschiedenen Stichworten von den durch ihn er reichten Fortschritten in der sozialen Lage der Handlungsgehilfen be richten. Das 114 Seiten starke Heft bildet eine sehr nachdrückliche Empfehlung des Verbandes, und giebt dem Leser zugleich eine Ueber- sicht über die Lage der Handlungsgehilfen. Die Ausstattung des Büchleins ist zweckmässig.