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3818 rAPIER ZEITUNG Nr.103 tragen ist. Anderseits brauchten eie auch für die Vortheile, die der Probegebrauch für sie im Gefolge hat, dem Verkäufer keine Ver gütung zu gewähren. (Staub’s Kommentar zu Art. 339 HG) Das Ergebniss der Schlussverhandlung wird seinerzeit bekannt gegeben. Laun, Böhmen Rechtsanwalt Dr. jur. Netti * * * Eine Reihe von Mitgliedern des Papier-Industrie-Vereins hat in ihren Lieferungs- und Zahlungs - Bedingungen, Bestell scheinen, Rechnungen usw. eine Bestimmung etwa folgenden Inhaltes aufgenommen: Da wir Mitglieder des Papier-Industrie-Vereins sind, ist für etwaige Rechtsstreitigkeiten das Königliche Amts gericht I bezw. Landgericht I Berlin zuständig. Es würde die Geschäfte des Vereins - Syndikus ausser ordentlich vereinfachen und bei Klagen viel Zeit und Kosten ersparen, wenn möglichst viele Mitglieder des Vereins dieses Beispiel nachahmen würden. Holländermesser Nr. 83 der »Papier-Zeitung«: brachte den Nothschrei eines Liefe ranten von Holländermessern. Der es gewesen ist, weiss es, aber allen Uebrigen sage ich ausdrücklich, dass ich der Lieferant nicht ge wesen bin, und mich die Sache nichts angeht. Wenn ich mich nichts destoweniger hineinmische, so geschieht das einestheils aus allgemeiner Menschenliebe, anderntheils aus Interesse zur Sache, die aufgeklärt werden muss. Jene gelieferten Stahlmesser sind nach kurzem Gebrauche unbrauch bar geworden: Soweit sie aus dem Walzenkörper vorstanden, wurden sie nach aussen scharf abgefressen i —, während sie stumpf | | geliefert worden waren. Der Lieferant sollte hierfür verantwortlich gemacht werden. Mit Unrecht! Denn der arme Kerl konnte wahrhaftig nichts dafür. Wie er ja auch das Richtige vermuthete, indem er dem mehr oder minder hohen Säuregehalte der Holländerfüllung die Schuld beizumessen fand. So ist es gewesen. Ich muss gestehen, dass mir, der ich auf diesem Holländergebiete zu Hause bin, sehr viele derartige Fälle unterlaufen sind — theils in eigener Sache, theils in fremder, die andere Leute anging! Ich erinnere mich; es sind einige Jahre her, dass ich eine sehr an genehme, anregende Eisenbahnfahrt mit einem unserer grössten und gescheitesten Papiermaschinen-Fabrikanten machte. Wir fachsimpelten, klatschten, zogen einige Taugenichtse durch die Zähne, vergnügten uns in Erinnerung an gemeinschaftlich ver lebte Zeiten und besprachen die bunten Schicksale unserer guten Freunde, wie der Eine hierhin, der Andere dorthin verschlagen worden sei. Ich weiss nicht, wie es kam, aber plötzlich fragte mich mein Reise gefährte : »Sagen Sie, können Sie mir einen Holländermesserstahl liefern, der das verfluchte Scharfwerden sein lässt?« »Was für ein Scharf werden?« Und er erklärte mir die Sache genau so, wie die Papier-Zeitung sie beschrieben hat. »Nein! Einen Stahl, der der Schwefelsäure widersteht, vermag ich nicht zu liefern. Kein Mensch!« »Wae ist da zu thun? Die Sache ist zur Kalamität geworden und ist dazu angethan, Einen verrückt und arm zu machen. Ich kann mich doch nicht daran halten, den Leuten stets Ersatz zu liefern für Hol- ländermesser, die von Schwefelsäure aufgefressen worden sind! 0! Ich habe viel Schaden gehabt!« »Ich auch.« »Und Sie sagen das so ruhig und mit einer Miene, als ob es sich um einen Pappenstiel handele. Sie dürften denn doch nicht so viele Haare dabei gelassen haben. Aber ich! — Aber ich!« »Ei, doch! Allein ich habe mich jedesmal tüchtig gewehrt, habe die Sache gründlich untersucht, und es ist mir häufig gelungen, den Missethäter, die Säure, ausfindig zu machen und die betroffenen Papier macher zu überzeugen. Es giebt doch noch viele einsichtige Männer im Handwerke, die Vernunft annehmen und so rechtlich denken, dass sie den Schaden auf sich nehmen, die Sache bessern, die Ursache un schädlich machen. Zwar auch ich bin nichtsdestoweniger einigemal unschuldig verurtheilt worden — nicht vom Gericht, wohin ich es nie gebracht habe — und habe gute, langjährige Kunden verloren. Bis heute verloren und noch nicht wiedergefunden. Das ist schmerzhaft! Nicht wahr? Aber ich habe mich mit dem sündigen Gedanken getröstet, dass das, was mir passirt ist, auch anderen Holländermesser-Liefe ranten passirt sein muss, und dass ich für die verlorenen Geschäfts freunde Ersatz erhalten habe. Es ist mir trotz aller Schmerzen bisher noch immer gut und leidlich ergangen, und so hoffe ich auch für die Zukunft das Beste. Ich bin mir keines meinen Freunden zugefügten Unrechtes bewusst.« »Ich auch nicht,« seufzte mein Kommerzienrath, »aber ich habe stark bluten müssen. Wissen Sie was? Kommen Sie, gehen wir in den Speisewagen frühstücken und ersaufen wir den Kummer.« Das besorgten wir denn auch mit Lust und Liebe zur Sache und erreichten unsern Zweck vollkommen. Wir fuhren im goldigen Sonnenschein durch» schöne Rheinthai, das so viele Abwechslung bot in seinen vorbeifliegenden Eindrücken, dass wir auf unser leidiges Thema zurückzukommen weder Zeit noch Lust verspürten, gleichsam als wäre es mit unseren Sorgen aus un serem Sinn gestrichen worden. »Station Bingerbrück! Drei Minuten Aufenthalt! Nach Mainz um- steigen!« »Auf Wiedersehen, Herr Kommerzienrath!« Ob ihm indessen die Katze nicht wieder an den Vögeln gewesen ist? Ich weiss es nicht; denn ich habe später nicht mehr von ihm klagen hören. Ich wünsche ihm von Herzen das Beste und hoffe, dass er nicht mehr hat bluten müssen. Ich bin nicht so glücklich, von mir das be haupten zu können. Denn ich habe noch hinterher einen guten Kunden im Hessischen dran geben müssen. Deshalb war es mir ein Gefühl der Erleichterung und Genug- thuung. als ich in jener Nummer der »Papier-Zeitung« die Frage an geschnitten fand und hoffen durfte, eine gründliche Besprechung von berufener Seite zu erfahren. Die ist aber bis heute ausgeblieben, wenn ich von einer kurzen Notiz absehe, die in Nr. 86 zu lesen war. Aber diese Aeusserung hat sehr grossen Werth, weil ein Papierfabrikant schlicht und klar ausgesprochen und zugegeben hat, dass das Ab fressen der Stahl-Holländermesser lediglich dem Säuregehalte des Papierstoffes zugeschrieben werden muss. In dankbarer Anerkennung und Uebereinstimmung lasse ich hier einige Ergebnisse von Thatsachen folgen, die mir als charakteristische Fälle der Erwähnung werth erscheinen: Nr. 1. Papierfabrik im Rheinlande; Erzeugniss: Feinste Tauen- packpapiere ersten Ranges mit Hochglanz, aus Tauen, Jute und Holz zellstoff. Jahrelanges Abfressen der Holländermesser; ein beklagens- werther Missstand! Und woran hatte es gelegen? An der schwefel sauren Thonerde! Seit der Zeit, wo der Müller angewiesen wurde, die Schwefelsäure Thonerde nicht mehr im Holländer zuzusetzen, son dern eie dem fertig gemahlenen und gefärbten Stoff in der Bütte bei zugeben, hat das leidige Stahlfressen . aufgehört und ist auch nicht mehr die geringste Spur wahrgenommen worden. Nr. 2. Grosse Aktiengesellschaft; ausschliesslich Druckpapier aus Holzschliff und Holzzellstoff. Der Direktor, ein guter Freund von mir, schrieb mir vor etwa 2 Jahren: »Plötzlich begannen die Holländermesser (die, nebenbei gesagt, ich nicht geliefert hatte) sehr rasch abzuschleissen, aber nicht vom Kopf aus, sondern von der Seite her, und wurden, soweit sie aus der Walze vorstanden, immer dünner und dünner. Ich dachte: Was ist das? So was war mir noch nicht vorgekommen. Es kam mir aber sofort der Gedanke, dass etwas an dem verarbeiteten Stoff nicht richtig gewesen wäre. Und da hatten wirs! Der Holzschliff reagirte sauer. Mein Lieferant hatte den Holzschliff mit Schwefelsäure gebleicht. Ich habe mich mit dem Herrn damals verglichen, und es wurden neue Messer auf dessen Kosten eingesetzt. Seit jener Zeit mache ich Jagd auf Säure und habe bis heute nichts mehr von Schwund an den Hol ländermessern gemerkt.« Nr. 3. Grosse Aktiengesellschaft; feinere Schreib- und Druck papiere aus Lumpen, Holzschliff und Holzzellstoff. Ich wusste, dass hier die Holländermesser-Kalamität sozusagen in Permanenz auftrat, und schrieb dem Direktorium, welches mir folgende Auskunft gab: »Antwortlich Ihres Geehrten vom . . . theilen wir Ihnen mit, dass wir den Stahlschwund an den Holländermessern lediglich auf die Ar beit des Stofffortbewegens zurückführen, welche die Messer leisten müssen. Wir finden dies darin begründet, dass bei unsern grossen Holländerwalzen, in denen die Messer in Bündeln von je 8 Stück ein gesetzt sind, immer die vordersten Messer sehr stark schwinden, die mittleren wenig und die hintersten garnicht. Wir bemerken dazu noch, dass wir in diese Holländer meistens Druckstoff eintragen.« Remscheid, November 1901 Ferdinand Jagenberg Alle Preise höher Unter dieser Ueberschrift bringt das New Yorker Fachblatt »Paper Mill« unterm 7. Dezember folgenden Bericht über den Papiermarkt in Amerika: Die Nachfrage für alle Arten Papier und Papierstoff ist lebhaft, und die Preise haben durchweg steigende Richtung. In besonderem Maass gilt dies für Natronzellstoff. Seit vier Monaten haben die Fabrikanten den Preis 4 mal erhöht, zu letzt von 1,95 auf 2,05 cent das engl. Pfd. — 18 M. 5 Pf. die 100 kg. Diese Erhöhung und die seit einiger Zeit durchgeführte längere Sonntagsruhe festigten den Preis von Bücherdruckpapier. Dieses kostet zur Zeit scharf satinirt 38/4 bis 4 cent das engl. Pfd. = im Mittel 35 M. 85 Pf. die 100 kg, und maschinenglatt 31/2 bis 38/4 cent das engl. Pfd. = im Mittel 33 M. 80 Pf. die 100 kg. Zeitungsdruckpapier ist knapp infolge Holzschliffmangels. Der Preis für sofort lieferbare Waare soll 2%/8 cent das engl. Pfd. sein = 24 M. 25 Pf. die 100 kg. Holzschliff ist schwer erhältlich und kostet ab Schleiferei 21 Dollar die Tonne (short ton von 2000 engl. Pfd. = 907 kg), d. h. rund 9 M. 50 Pf. die 100 kg. An dem für Sulfitstoff festgesetzten Verbands-Mindestpreis