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freiheit auf Zeichnungen auf Papier erscheint daher nicht erforderlich. An Gemälden und Zeichnungen wurden im Jahre eingeführt ausgeführt dz dz 1897 5673 3446 1898 4910 3188 1899 5111 3118 1900 5807 3838 im Durchschnittswerthe von 2000 M. für 1 dz. Nach dem geltenden amtlichen Waarenverzeichniss werden Rahmen, welche als Einfassung zollfreier Bilder oder Gemälde dienen, mit den Bildern oder Gemälden zollfrei belassen. Sind jedoch Rahmen augen scheinlich nur deshalb als Einfassung eines Bildes oder Gemäldes gewählt worden, um den Eingangszoll dafür zu ersparen, so werden sie mit den Bildern nach dem für die Rahmen geltenden Zollsätze verzollt. Es ist beabsichtigt, es hierbei auch fernerhin zu belassen und diese Bestimmung in das amtliche Waarenverzeichniss zum neuen Zolltarif zu übernehmen. Schluss (Schreibwaaren und Verschiedenes) folgt Stuttgarter Brief Anfang Dezember Wie alljährlich werden auch in diesem Winter in Stuttgart ver schiedene Vorträge gehalten und Ausstellungen veranstaltet, welche geeignet sind, auch Buchdruckern zu nützen und sie fortzubilden. Diederichs Verlag in Leipzig veranstaltet im Landesgewerbemuseum eine Ausstellung moderner Buchausstattung, umfassend illustrirte Werke, Plakate und Plakat-Entwürfe, Holzschnitte und Kupferstiche, auch älteren Datums bis zurück ins 16. Jahrhundert. Im gleichen Gebäude stellte Karl Weber, Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Frank furt a. M., ein- und mehrfarbige Skizzen und Zeichnungen sowie Blanko-Vordrucke aus. Eine Ausstellung künstlerischer Fotografien des Hoffotografen Brandseph wurde im Rath’schen Kunstsalon, und am 1. Dezember eine solche im Museum der bildenden Künste eröffnet, die gegen 300 Nummern enthält. Prächtige Original-Radirungen von M. Klinger sowie Original-Lithografien, Algrafien und Radirungen von H. Thoma sind dort zu sehen. Gleichfalls am 1. Dezember fand von morgens 10 Uhr ab, leider nur auf mehrere Stunden berechnet, eine sehr reichhaltige Ausstellung meist moderner Drucke vom Grafischen Klub statt. Diese von Mitgliedern und Freunden des Vereins gut besuchte Ausstellung umfasste moderne Werke mit ge pressten Decken, Mehrfarbendrucke, Accidenzarbeiten, Ansichtspost karten, dekorative Vorbilder u. A. aus Stuttgarter Druckereien. Auch auswärtige Drucksachen sowie Farbenproben von Kast & Ehinger und Michael Huber waren ausgelegt und als Hauptstück der Ausstellung ein dauerhaft gebundener Kolossalband mit den Festdrucksachen des vorjährigen Gutenberg-Jubiläums, von Stähle & Friedel in rothbraunes Juchtenleder gebunden. Ausserdem waren mehrere Kraftzurich tungon des Herrn Dethleffs sowie Proben eines neuen aus Leipzig stammenden Zurichte-Verfahrens von Weise und Schümichen, jeden falls Maschinenmeister, ausgestellt. Wenn das so fortgeht mit der Erfindung neuer Zurichtmethoden für Bilder, so wird den Prinzipalen die Wahl schwer werden. Ausserdem waren viele Arbeiten aus dem letzten Zeichenkurs für Accidenzsetzer ausgestellt. Herr Dietrich Leipheimer aus Darmstadt hielt auf Veranlassung des Kunstgewerbevereins einen Vortrag über künstlerische Erziehung der Jugend, und auf Veranlassung des Stuttgarter Buchhandlungs gehilfen-Vereins sprach Prof. Dr. Rich. Muther aus Breslau über die Kunstbewegung der Gegenwart. Aus dem ersten Vortrage ist folgender Satz bemerkenswerth: »Für die ersten beiden Jahre des Kindes ist der Reiz der Farbe und des Glanzes wirkungsvoll. Leider verfügen wir über keine passenden Bilderbücher; solche müssten sich aus farbigen Darstellungen und aus schwarz-weissen oder tieftonigen Silhouetten zusammensetzen.« Aus dem Vortrag des Prof. Muther wollen wir einige kennzeichnende Schlussworte hier wiedergeben, welche der Gegenwart ihr Spiegelbild bieten: »Auf die Imitation der fürstlichen Ansprüche in der protzigen Talmikunst folgte die Fähig keit, eine kunstgewerbliche Bewegung zu haben, die das richtige Prinzip des 20. Jahrhunderts im Einfachen, Echten und Logischen fest setzt. Das Spezialistenthum hört auf, der grosse Zusammenhang zwischen den Künsten ist wieder hergestellt. Kunst und Leben durchdringt eich, dieses ist das selbstverständliche, wichtige und wesentliche Kennzeichen unserer heutigen Kunstbewegung.« Demnächst wird in Stuttgart die schon länger vorbereitete Ver schmelzung des württembergischen Kunstgewerbevereins und des Vereins für dekorative Kunst und Kunstgewerbe stattfinden. Kürzlich wurde hier die neue Volksbibliothek eröffnet, welche im Erdgeschoss die Bücherabgabe und im ersten Stock einen grossen Lesesaal enthält. Dieses prächtige, moderne Gebäude mit gothischen und Reraissance-Formen wird für den Verlagsbuchhändler Kommerzien- rath Karl Engelhorn, dem es sein Entstehen verdankt, ein unver- gänzliches Denkmal bilden. Die Bücher-Abgabe findet täglich von 12—2 und 5—81/3 Uhr statt, für die Jugend an drei Wochentagen von 4—5 Uhr. Der Lesesaal ist Werktags von 12—2 und von 5—93/4 und Sonntags von 5—9 Uhr geöffnet, auch werden dort Vorträge an den Sonntag-Abenden abgehalten. Dem Vorstand der Volksbibliothek, Privatier Rominger, wurde vom König aus Anlass der Eröffnung der Volksbibliothek der Titel Kommerzienrath verliehen. In der Finanzkommission des Landtags wurde das im letzten Briefe mitgetheilte Abkommen zwischen der württembergischen und der Reichspostverwaltung erörtert. Bekanntlich werden die gemein samen Postwerthzeichen in der Reichsdruckerei hergestellt, und ein Mitglied dieser Kommission stellte das Verlangen, dass die bisherigen württembergischen Lieferanten von Papier und anderen Rohstoffen für die Herstellung der Werthzeichen auch fernerhin mit Aufträgen in der gleichen Höhe bedacht werden sollen. I Der Vorstand des Württembergischen Buchhändlervereins sieht sich 1 zu der Erklärung veranlasst, dass alle durch Vertreter auswärtiger Reisebuchhandlungen und durch Kolporteure ausgebotenen Werke in Lieferungen, Bänden oder vollständigen Exemplaren auch durch jede solide württembergische Sortimentsbuchhandlung zu denselben Be dingungen bezogen werden können. Veranlassung zu dieser Erklärung 1 sollen zahlreiche Klagen über immer zunehmende Belästigung des Publikums durch solche Kolporteure gegeben haben. | Das Stuttgarter Neue Tagblatt hat in letzter Zeit zwei beachtens- werthe Neuerungen eingeführt. Um dem Publikum den Einzelkauf des Blattes zu erleichtern, wurden an mehreren Stellen der Stadt I Zeitungs-Automaten aufgestellt, welche gegen Einwurf eines Zehn pfennigstücks eine mit Umschlag versehene Zeitungsnummer aus liefern. Ferner wurde in der Nähe der Druckerei auf freiem Platze ein Kiosk errichtet, an welchem das Blatt sofort nach Erscheinen angeschlagen wird, um in erster Linie den Stellesuchenden unentgelt lichen Einblick zu gewähren. Abends ist diese Anschlagsäule elek trisch erleuchtet, und ein rothes Licht in einer oberen Glaskuppel wird als Zeichen dienen, wenn z. B. ein Extrablatt angeschlagen ist. Die im vorigen Jahre in Vereinen und Presse betriebene Agitation zur Einführung der Durchgangs-Arbeitszeit hat noch keine grossen Ergebnisse gehabt, wenn auch in einzelnen kaufmännischen Geschäften Proben damit gemacht wurden. In letzter Zeit hat eine mittlere Buchdruckerei mit Verlag diese Arbeitszeit eingeführt. Der seit längerer Zeit herrschende schlechte Geschäftsgang im Buch druckgewerbe bleibt noch bestehen. Ueber 100 Buchdrucker warten auf Arbeit, obgleich im alten Jahre kaum noch darauf zu rechnen ist. Trotz der Verbands-Unterstützung herrscht deshalb in vielen Familien Mangel, ausserdem werden verschiedene Gehilfen nach langer Bezugszeit jetzt ausgesteuert. Zur Linderung der Noth veranstaltet die Buchdruckergesellschaft »Klopfholz« am Sonntag, 15. Dezember, eine Morgenunterhaltung. Wie in Stuttgart, so geht es vielfach auch in der Provinz. In unserer Nachbarstadt Esslingen hat das grafische Gewerbe unter dem Einfluss der allgemeinen Krisis viel zu leiden. Während am 1. Januar dieses Jahres in Esslingen in den Buchbindereien, Buch- und Steindruckereien 297 Personen beschäftigt wurden, waren es am 1. Oktober nur 271, also 9 pCt. weniger, -s- Versammlung sächsischer Buchdruckereibesitzer und Zeitungsverleger in Leipzig Am Sonntag, 8. Dezember, fand in Leipzig eine gut besuchte Versammlung sächsischer Buchdruckereibesitzer und Zeitungsverleger statt. Mit derselben war eine Gedächtnissfeier zu Ehren des ver storbenen früheren Vorsitzenden des Deutschen Buchdrucker-Vereins, Kommerzienrath Bruno Klinkhardt und des im Laufe des Jahres ver storbenen langjährigen Vorstandsmitgliedes des Kreises Sachsen, Hermann Ramm, verbunden. Dieselbe ging in der Weihestätte des deutschen Buchgewerbehauses, der Gutenberghalle, vor sich. Herr Buchdruckereibesitzer Mäser, Vorsitzender des Kreises VII, Sachsen, hielt die tiefempfundene Gedächtnissrede, welche mit der Mittheilung schloss, dass die Kreisversammlung beschlossen habe, eine Urkunde über die Ehrung von Berufsgenossen zu errichten. Danach sollen Alle, die sich um das Buchdruckgewerbe aussergewöhnlich verdient gemacht haben, dadurch geehrt werden, dass deren Bildniss von Künstlerhand auf Kosten des Kreises gemalt und zum dauernden Gedächtniss im Sachsenzimmer des deutschen Buchgewerbehauses Aufstellung finden soll. Diese Ehrung soll nur nach dem Ableben erfolgen, und sie soll nur durch hervorragende schöpferische Leistungen zum Besten des Buchdruckgewerbes, vorzugsweise solcher auf ge werblich-sozialem Gebiete, erworben werden können. Diese Ehrung wurde als ersten den beiden Verstorbenen, Bruno Klinkhardt und. Hermann Ramm verliehen. Der Erstgenannte hat als Vorsitzender des Deutschen Buchdrucker-Vereins in den Jahren 1886—1897 diesen Verein im Sinne einer umfassenden und wirksamen Vertretung der gewerblichen Interessen umgestaltet und auch dessen Unterstützungs kassen sowie die Jubiläumsstiftung des Vereins ins Leben gerufen. Der Zweite hat als Vorstandsmitglied des Kreises Sachsen in . den Jahren 1894—1901 mit grossem Erfolge für Stärkung des Vereins und für die Interessen der Buchdrucker in der Provinz gewirkt und als Vorsitzender des Tarif-Ausschusses des deutschen Buchdrucker-Vereins die Tarifgemeinschaft ins Leben gerufen. Musikalische Vorträge be endeten die schöne Feier. Die darauffolgende geschäftliche Versammlung, welche vom Kreis vorsitzenden Herrn Mäser geleitet wurde, nahm zunächst in längerer Verhandlung Stellung zu dem mit dem 1. Januar 1902 in Kraft tretenden Buchdruckertarif. Dabei wurden Bedenken gegen die staffelweise Bemessung des gewissen Geldes sowie die Entlohnung der jüngeren Gehilfen geltend gemacht. Man einigte sich dahin, durch freiwillige Zulagen etwaige Ungerechtigkeiten auszugleichen. Diese Ansicht kam in einer Resolution zum Ausdruck. Die durch Tariferhöhung und andere Umstände bedingte Erhöhung