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Nr. 99 2, © 3680 Buchgewerbe Buchdruck *** Buchbinderei * * *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Eröffnung des Berliner Buchgewerbesaales Etwa 60 Personen waren der Einladung des Ausschusses für den Berliner Buchgewerbesaal gefolgt und nahmen an der Eröffnungsfeier theil, die am Sonnabend, 7. Dezember, vor mittags 11 Uhr abgehalten wurde. Geladen waren alle Spender, welche Beiträge zur Errichtung und Unterhaltung des Buch gewerbesaales gezeichnet, sowie die Vorstände derjenigen Korporationen, welche Zuschüsse zu diesem Unternehmen ge leistet hatten, und denen der Buchgewerbesaal, welcher mit einer Pflegschaft des Deutschen Buchgewerbe Vereins verbunden ist, in Zukunft in erster Linie als Versammlungs- und Aus stellungsraum dienen soll: Des Bundes der Berliner Buch druckereibesitzer, der Korporation der Berliner Buchhändler, des Berliner Faktoren-Vereins und der Berliner Typographischen Gesellschaft. Weiter waren eingeladen und fast vollzählig erschienen die Vorsitzenden aller in Berlin domizilirenden Korporationen der Arbeitgeber und -Nehmer der Berliner grafischen Gewerbe, sowie eine Anzahl anderer Personen, welche ein besonderes Interesse an der Entwicklung des Buchgewerbes nehmen oder zu seiner Förderung beigetragen haben. Der Buchgewerbesaal selbst sowie der Zugang durch das in seinem vorderen Theile noch im Bau begriffene Grund stück waren festlich geschmückt, und die für solche Zwecke besonders hergerichteten grossen Wandflächen und eine An zahl von Tischen mit einer erlesenen Auswahl von Druck sachen bedeckt, welche der Deutsche Buchgewerbeverein aus gestellt hatte. Zunächst betrat als Pfleger des Deutschen Buebgewerbe vereins Herr Kommerzienrath Georg W. Büxenstein die Redner tribüne und führte nach einer Begrüssung der Anwesenden etwa Folgendes aus: Die erste Anregung zur Errichtung eines eigenen Heims für die Versammlungen und Ausstellungen der buchgewerblichen Vereinigungen Berlins wurde im Jahre 1894 in der Berliner Typographischen Gesellschaft durch Herrn C. Kulbe gegeben, doch fand die Idee damals nicht die ge nügende Unterstützung, und die Bestrebungen für die Be schaffung eines eigenen Vereinslokals verliefen im Sande. Etwa fünf Jahre später, in der Sitzung der Typographischen Gesellschaft am 13. Februar 1899, wurde der Gedanke von Herrn A. Stadthagen in erweiterter Form wieder aufgenommen und die Schaffung eines Grundstockes für die Errichtung eines Gutenberghauses in Berlin beantragt. Die Typographische Ge sellschaft unterstützte diesen Antrag und stellte aus ihren be scheidenen Mitteln die Summe von 300 M. für diesen Zweck zur Verfügung in der Hoffnung, dass die Begeisterung für die damals bestehende Gutenberg-Jubelfeier auch weitere Kreise veranlassen werde, die Sache zu fördern und der Verwirk lichung näher zu bringen. Als diese Hoffnungen sich nicht erfüllten, wurde die frühere Kulbe’sche Anregung von Herrn Stadthagen wieder aufgenommen, und die Typographische Gesell schaft beschloss, weitere buchgewerbliche Kreise Berlins um Zuwendungen anzugehen, damit ein eigener Vereins- und Aus stellungsraum gemiethet werden könne. Diese Idee fand viel seitige Zustimmung, und es erfolgten zahlreiche Zusicherungen von Beiträgen für diesen Zweck. Zu der gleichen Zeit be schloss der Deutsche Buchgewerbeverein in Leipzig in allen grossen Druckstädten des Deutschen Reiches Pflegschaften zu errichten, durch welche ein fördernder Einfluss auf das gesammte Buchgewerbe ausgeübt und die werthvollen Sammlungen des Buchgewerbevereins weiteren Kreisen nutzbringend gemacht werden sollten. Redner habe sich zur Uebernahme der Pflegschaft in Berlin bereit erklärt, und es sei ihm gelungen, die auf das gleiche Ziel hinauslaufenden Bestrebungen der Typographischen Gesellschaft und des Deutschen Buchgewerbevereins zu vereinigen. Diese glück liche Lösung der Frage habe dann dazu geführt, dass eine grosse Zahl von Berliner buchgewerblichen Firmen Beiträge von 5 bis 150 M. für diesen Zweck leistete. Der Deutsche Buchgewerbeverein unterstützte die Sache auch finanziell, indem er einen jährlichen Zuschuss von 600 M. zur Verfügung stellte; auch die Korporation der Berliner Buchhändler be willigte in liebenswürdiger Weise einen namhaften Beitrag, ebenso der Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer und der Berliner Faktoren-Verein. So war in kurzer Zeit der Mindest- Betrag von jährlich 3000 M., welcher zur Ausführung des Planes als nothwendig erachtet wurde, aufgebracht. Grössere Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung eines Saales, welcher billigen Anforderungen genügte. Infolge freundlichen Ent gegenkommens des Hauseigenthümers Herrn Kommerzienrath Lüdecke, welcher den Miethspreis im Interesse der guten Sache erheblich ermässigte, konnte der Saal, in welchem wir heute versammelt sind, gemiethet werden. Redner dankte sodann allen denjenigen Firmen und Korporationen, welche die Errichtung des Berliner Buchgewerbesaales durch Beiträge gefördert haben, ganz besonders aber dem Deutschen Buch gewerbeverein, und betonte dabei, dass es Gegensätze zwischen diesem Verein, der von Manchen irrthümlicher weise als eine Leipziger lokale Institution angesehen werde, und dem Berliner Buchgewerbe nicht gäbe. Gerade durch die Errichtung der Pflegschaften in allen grösseren Druckplätzen solle der nationale Charakter des Vereins mehr als bisher zum Ausdruck ge bracht werden. Redner knüpfte hieran den Wunsch, dass das Verständniss für die Kunst im Buchdruck durch die Errichtung des Berliner Buchgewerbesaales nicht nur unter den Berufs angehörigen, sondern auch im Publikum mehr und mehr Ver breitung finden möge, und dass die Harmonie, welche in wirth- schaftlicher Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern bestehe und neuerdings wieder bekräftigt worden sei, auch bei der Benutzung des Berliner Buchgewerbesaales stets walten möge. Als Pfleger des Deutschen Buchgewerbevereins übergebe er hiermit den Buchgewerbesaal der Typographischen Gesellschaft zur Verwaltung. Herr Kommerzienrath Büxenstein schloss seine Rede mit dem Wunsche, dass es Sr. Majestät dem Kaiser vergönnt sein möge, die schweren Wolken der Depression, welche wie eine Gewitter wolke nicht nur auf unserem Beruf, sondern auf weiten Ge bieten der Industrie unseres Vaterlandes lagern, recht bald schwinden zu sehen, und dass auch hier nach einem kurzen Regenschauer bald wieder sonniges Hohenzollernwetter ein treten möge. Der Redner endete mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Nunmehr ergriff Herr Dr. L. Volkmann, der erste Vor steher des Deutschen Buchgewerbevereins, das Wort. Er er klärte, dass er seinerzeit zu guter Stunde nach Berlin gekommen sei, um mit Herrn Kommerzienrath Büxenstein Rücksprache wegen der Pflegschaft zu nehmen. Er habe dabei Gelegenheit gefunden, mit der Typographischen Gesellschaft, deren ernstes Streben überall anerkannt werde, in Verbindung zu treten. Wie der Deutsche Buchdruckerverein auf wirthschaftlichem Gebiet die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Weise zu fördern und Differenzen auszugleichen suche, so sei es das Bestreben des Deutschen Buebgewerbevereins, in technischer Hinsicht Gleiches zu erreichen und alle Kräfte zu gemeinsamer Arbeit an der Entwicklung des Buchgewerbes zusammenzuführen. Er sei stolz darauf, dass die Verschmelzung der Interessen des Deutschen Buchgewerbevereins und der Berliner Typographischen Gesellschaft im Berliner Buchgewerbe- Saal sich in so befriedigender Weise vollzogen habe, und der Buchgewerbeverein durch finanzielle und anderweitige Unter stützung den letzten Anstoss zur Ausführung des von der Typographischen Gesellschaft gefassten Planes habe geben können. Der heutige festliche Tag sei ein vorbildliches Er- eigniss, das vielleicht in anderen Städten, wenn auch in etwas anderer Form, zunächst in München und Stuttgart, Nachfolge finden werde. Die heutige Ausstellung, welche nur einen ge ringen Bruchtheil der etwa 20000 Blätter umfassenden Samm-