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3674 PAPIER-ZEITUNG Nr. 99 des Druckpapiers und eins Gesundung des gesammten, gegenwärtig in so schwerer Krisis befindlichen deutschen Zeitungsverlags erwartet werden. Die unterzeichneten dreitausend Zeitungsverleger bitten den hohen Reichstag, in geeigneter Form durch einen Beschluss die Re gierung zur Aufhebung des Zolles zu veranlassen.« Der Zollsatz für alles unbearbeitete Papier mit Ausnahme von gelbem rauhem Strohpapier, ungeglättetem oder geglättetem Packpapier, ganz grobem grauem Löschpapier beträgt in dem geltenden Zolltarif 10 M. und ist für die Vertrags- oder meist begünstigten Länder bezüglich Druck-, Schreib-, Lösch- und Seidenpapier aller Art auf 6 M. ermässigt. In dem Tarifentwurf, der dem Reichstag vorliegt, ist der bisherige 10 M.-Zollsatz beibehalten. Es ist anzunehmen, dass der 10 M.-Zoll gegenüber den Staaten, welche Deutschland bei den Zollvertrags-Verhandlungen Entgegenkommen erweisen, — wie früher — auf 6 M. herabgesetzt wird, dass also die jetzigen Zölle unverändert bleiben. Unter der Herrschaft dieser Zölle ist aber nicht nur die Papierfabrikation, sondern auch der Zeitungsverlag zu un geahnter Blüthe gelangt und das Verlangen der 3000 Verleger daher völlig unverständlich. Die Papier-Verarbeitung wie der Zeitungsverlag können und werden wohl ganz zufrieden sein, wenn die jetzigen Zölle — wie offenbar von der Regierung beabsichtigt — im Wesent lichen unverändert bleiben. Wozu also der Lärm? Der Eingabe der Zeitungsverleger liegen übrigens un richtige Voraussetzungen zugrunde, die einer Richtigstellung bedürfen. Die Steigerung des Preises für Zeitungsdruckpapier im Jahre 1900 war nicht, wie die Eingabe sagt, durch Ent stehen des deutschen Syndikats hervorgerufen, sondern durch den plötzlich in allen Kulturstaaten eingetretenen Mehrbedarf. Der Krieg mit Spanien hatte zunächst in den Vereinigten Staaten von Amerika, der mit Transvaal und China in den europäischen Staaten, besonders England, eine so grosse Er höhung der Zeitungs-Auflagen hervorgerufen, dass zeitweise überall Papiermangel eintrat, und die Preise nicht nur bei uns, sondern auch in England und Amerika sprungweise stiegen. Infolgedessen entstanden, besonders in den Vereinigten Staaten, Kanada und Schweden-Norwegen, viele neue Anlagen, die bei Nachlassen des grossen Lesebedürfnisses Rückgang der Papier preise verursachten. Zeitungsdruckpapier ist jetzt wieder bei nahe so weit gesunken, wie es vor 1900 war, und es würde vermuthlich wieder ohne Nutzen — vielleicht mit Schaden — geliefert, wenn nicht die durch Wassermangel verringerte Er zeugung von Holzschliff und das Syndikat Ueberfluthung des Marktes verhinderten. Uebrigens sollte man nicht vergessen, dass Zeitungsdruckpapier vor 25 Jahren dreimal soviel kostete als heute. Es ist anzunehmen, dass diese Thatsachen seitens Re gierung und Reichstag richtige Würdigung finden werden. Ausfuhr-Erschwerung Aus London Die ganze englisch sprechende Welt fängt an von der anti- britischen Agitation in Deutschland beeinflusst zu werden, und das natürliche Ergebniss ist, dass deutsches Fabrikat in britischen Kreisen immer mehr und mehr gemieden wird. So lange die auf Ausfuhr an gewiesenen deutschen Fabrikanten nicht aufwachen und die Unwahr heiten, die das tägliche Zeitungs-Menü in Deutschland bilden, durch wahre Berichte bekämpfen, so lange wird das Ausfuhr-Geschäft Deutschlands beeinflusst bleiben. Auch die im Ausland lebenden Deutschen haben den Blödsinn satt, die Marke »Made in Germany« hat ihren Glanz verloren und ist in schlechten Geruch gekommen. Vertreter deutscher Papierfabriken Verhetzung zweier grosser Länder wie Deutschland und England wäre sehr bedauerlich. Dagegen, dass im südafrika nischen Kriege das deutsche Volk ohne Ausnahme mit seiner Sympathie auf Seite der Buren steht, können einige Fabrikanten nichts thun. Die deutsche Presse ist nicht käuflich und kann sich nicht gegen das Volksgefühl stemmen. Nur die Ge schichte wird dereinst entscheiden können, ob die englisch ge färbten Berichte britischer Blätter oder die burenfreundlichen der deutschen Presse der Wahrheit mehr entsprechen. Diese liegt vielleicht in der Mitte. sicherer Trennungsthüren, Rabitzwände usw. nach Vorschrift der Versicherungs-Gesellschaften aufführen lassen. Dieselben zeigen sich aber auch hierbei so unkulant, dass ich den Wunsch habe, bei nächster Gelegenheit meine Versicherung zu kündigen. Da die meisten Ge sellschaften zu einem Ringe znsammengetreten sind, würde mir eine solche Kündigung jedoch nichts nützen, wenn ich nicht gute Gesell schaften fände, die ausserhalb des Ringes sind. Ich wäre Ihnen nun dankbar, wenn Sie mir hierin Rath ertheilen könnten, denn da man besonders die Papierverarbeitung mit den Prämiensätzen hochge nommen hat, sind Sie vielleicht auch schon durch Anregung von anderer Seite in die Lage gekommen, meiner heutigen Frage näher zu treten. Wenn ich mich recht entsinne, besteht übrigens gegen die auch anderwärts zu Tage getretenen Uebergriffe des Versiche- rungs-Gesellschaften-Ringes ein Schutzverband, und es würde mich interessiren von Ihnen zu hören, ob Sie den Beitritt zu demselben empfehlen können, besonders auch im Hinblick auf die Sicherheit bei einem so grossen Objekt. Papienvaaren-Fabrikant Alle namhaften deutschen und in Deutschland zugelassenen ausländischen Feuerversicherungs-Gesellschaften haben sich vereinigt, um den Wettbewerb auszuschliessen. Obwohl die meisten derselben alljährig grosse Gewinne (bis zu 100 pCt.) einheimsen, wollen sie sich damit nicht begnügen, sondern setzen, seit der Verband gebildet ist, die Prämiensätze, be sonders für Fabriken, bedeutend herauf. Die Prämien für die Textil-Industrie sollen beispielsweise bis 500 pCt. erhöht sein. Das Schlimmste aber ist, dass die Gesellschaften ihre Be dingungen verschärfen, und da sie das Monopol haben, bei den Entschädigungen kein Entgegenkommen mehr zu zeigen brauchen. Ein Syndikat dieser Art lässt sich mit Industrie-Ver einigungen nicht vergleichen, weil die Feuerversicherung öffentliche Pflichten erfüllt und deshalb nur mit Konzession arbeiten darf. Von Seiten des Staats ist auch eine schärfere Aufsicht nothwendig befunden und ein Reichsgesetz sowie ein Kaiserliches Aufsichtsamt für Privatversicherungen ins Leben ge rufenworden. Weitere gesetzliche Maassregeln stehen in Aussicht. Gründliche Abhilfe kann jedoch nur dadurch geschaffen werden, dass sich die Versicherten zusammenschliessen und Versicherungs-Gesellschaften auf Gegenseitigkeit gründen, wie deren in den Vereinigten Staaten von Amerika schon viele be stehen, die sich gegenseitig rückversichern. Der Anfang hier zu ist durch Gründung des »Deutschen Feuerversicherungs- Schutzverbandes« gemacht. Demselben gehören bereits 27 wirthschaftliche und industrielle Vereine mit mehr als 5000 Mitgliedern an. Wenn auch noch keine neuen Versiche rungs-Gesellschaften daraus hervorgegangen sind, so entfaltet der Verband doch jetzt schon eine sehr erspriessliche Thätig- keit dadurch, dass er seinen Mitgliedern mit Rath und That beisteht. Er giebt Auskunft über die Versicherungs-Gesell schaften, prüft die Versicherungs-Verträge und ertheilt Rath bei Abschluss derselben; auch bei Schaden-Regulirungen tritt er für seine Mitglieder ein. Ein solcher Verband hat selbst verständlich auch Einfluss auf die Gesetzgebung und kann der Kern einer grossen auf Gegenseitigkeit begründeten Gesellschaft werden. Angesichts der Bedeutung, welche die Feuerversiche rung für jeden Gewerbetreibenden hat, sollte keiner versäumen, den Verband durch Mitglieds-Beitrag zu fördern. Geschäfts führer ist Herr Dr. Otto Prange, von dessen Geschäftsstelle, Berlin SW, Zimmerstr. 60, jede gewünschte weitere Auskunft ertheilt wird. Entwurf eines neuen Zolltarif-Gesetzes Begründung des Reichskanzlers Fortsetzung zu Nr. 98 Zu Nr. 670. Die hierher gehörige Waare, welche im Handel die Bezeichnung y>Papierausstattung^ führt, unterliegt zur Zeit einer sehr verschiedenen Zollbehandlung. Zum Theil findet darauf der Satz für feine Lederwaaren,. zum Theil der Satz von 120 M. der Nr. 20 c 3 An wendung, zum Theil wird die Verzollung zu den für den Inhalt der Behältnisse gütigen Sätzen bewirkt, oder es greift gesonderte Ver zollung der Behältnisse und ihres Inhalts Platz. Wegen der grossen Unzuträglichkeiten, die gegenwärtig mit der Verzollung der in Rede stehenden Waare verbunden sind, ist zur Vereinfachung der Zoll-Ab fertigung im Einverständniss mit der betheiligten Industrie eine be sondere Tarifstelle mit nur zwei Zollsätzen gebildet. Bei Bemessung der Zollsätze ist davon ausgegangen worden, dass den eigentlichen Gegenstand der Verzollung nicht die Behältnisse, sondern das Brief papier oder die Briefkarten nebst den Umschlägen zu bilden haben; denn die Waare wird nicht wegen der Umschliessung, sondern wegen des Inhalts gekauft. Dagegen erschien es angemessen, für das in werthvolleren Behältnissen eingehende Briefpapier usw. einen höheren ' Zoll einzustellen. Ferner musste der für Briefpapier von der in Feuer-Versicherung Aus Mitteldeutschland Seit einigen Monaten verlangen die Feuerversicherungen, bei denen meine Fabrik-Anlagen versichert sind, fast das Doppelte der früheren Prämien. Um wenigstens einigermaassen günstiger fortzu ¬ kommen, habe ich mit erheblichen Kosten eine ganze Anzahl feuer- Nr. 661 angegebenen Beschaffenheit in Aussicht genommene Satz von