Volltext Seite (XML)
3642 PAPIER-ZEITUNG Nr. 98 Darstellung binausgehenden Zweckbestimmung die vertrags mässige Vergünstigung der Zollfreiheit nicht zugestanden werden könne. Von einer derartigen Beschränkung der Ver günstigung steht aber im Text des Vertrages keine Silbe. Diese Auslegung erscheint unhaltbar. Die »Centralstelle f. V.v.H « knüpft hieran folgende Mahnung: »Bei der Erneuerung der Handelsverträge wird in erhöhtem Maasse darauf Gewicht gelegt werden müssen, die sinngemässe Durchführung der vertragsmässigen Vereinbarungen nicht dem Belieben wechselnder Stimmungen zu überlassen, sondern in einer möglichst alle Zweifel ausschliessenden Formulirung einen sicheren Rechtsboden zu schaffen.« Druckproben der Druckerei Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H. in Leipmg. Die Firma versendet ein Folioheft mit Proben von Illustrations- und Dreifarbendrucken, welche unumwundene Anerkennung verdienen. Besonders der Dreifarbendruck ist vorzüglich. Die Druckerei will durch Versendung dieser Probearbeiten neue Kunden gewinnen, und die Arbeiten sind geeignet, diesen Zweck zu ertüllen. Leider kam das Heft mit Kniffen und Beulen bedeckt in unseren Besitz, weil die Ver packung nicht genügend kräftig war, um Beschädigung zu verhüten. Der Entwurf des Etats der Reichsdruckerei für das Rechnungsjahr 1902 setzt gegenüber dem Vorjahr eine um 330 000 M. erhöhte Ein nahme an, da für die Druckarbeiten eine Steigerung des Betriebes zu erwarten ist. Unter den fortdauernden Ausgaben erscheint mit Rücksicht auf das gesteigerte Dienstbedürfniss ein Mehransatz von 97 000 M. für Löhne, ferner von 28 000 M. zur Unterhaltung der Ge bäude und Anlagen, von 80 000 M. zur Beschaffung und Unterhaltung der Maschinen usw. und von 150 000 M. zur - Beschaffung der Be dürfnisse für Betriebs-, Versuchs- und Verwaltungszwecke. Die fort laufenden Ausgaben schliessen mit 6 990 531 M. gegenüber 5 613 651 M. im Vorjahre, oder, nach Abzug dieser Summen von den Einnahmen, mit einem Ueberschuss von 2 116 469 M. gegenüber 2 163 349 M. im Vorjahre im Etat für 1901. Als einmalige Ausgaben werden ge fordert 95 000 M. zur Erweiterung des Grundstücks der Reichsdruckerei (3. Rate) und 885 000- M. zu einer ferneren Erweiterung dieses Grundstücks, im Ganzen 93 678 M. mehr, als im Etat für 1901 an- gesetzt sind. Nach Abzug auch dieser einmaligen Ausgaben bleibt ein Ueber schuss von 1 636 469 M. gegen 1 777 027 M. für 1901. K. Eine Zeitung mit gestohlener Druckerei. Unter der Anklage, behufs Herausgabe einer Zeitung nach und nach eine ganze Druckerei ge stohlen zu haben, hatte sich vor dem Kreisgerichte Steyr, Ober- Oesterreich, der Faktor Karl Hermann Keilig, ein Sachse, der bei dem Druckereibesitzer Arthur Fleischhanderl in Steyr bedienstet war, zu verantworten. Bei der Hausdurchsuchung fand man in seiner Wohnung eine vollkommen eingerichtete Druckerei und den Satz zum Titel der geplanten »Zeitung für Enns und Umgebung. Heraus geber: Karl Hermann Keilig, Enns, Marktplatz 8, Buchdruckerei- Besitzer.« Auch waren schon sämmtliche Fortsetzungen eines Romans mit dem Titel: »Ein schwieriger Fall« gesetzt. Die Lettern und Alles, was sich sonst forttragen liess, hatte Keilig nach und nach gestohlen. Die grösseren Gegenstände stammen aus Altenberg in Sachsen, von wo Keilig wegen Diebstahls und Betruges steckbrieflich verfolgt wird; auch hat die Aktien-Gesellschaft für Schriftgiesserei und Maschinenbau in Offenbach eine Anzeige wegen Betruges gegen ihn erstattet. Bei der Verhandlung wurde festgestellt, dass Keilig, der in Deutschland wegen Diebstahles und Betruges wiederholt vorbestraft ist, die Zeitung zweimal wöchentlich erscheinen lassen wollte, und da ihn die Druckerei nichts kostete, den Bezugspreis auf nur 80 Heller monatlich festsetzte. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten zu sechs Monaten schweren und verschärften Kerkers und zur Ab schaffung aus sämmtlichen österreichischen Kronländern. K. Vorgespiegelter Einbruchsdiebstahl. Mit Bezug auf einen angeblich beim Kaufmann Inderau, in Firma Richard Bürger Nachf., Chromo lithografische Anstalt, Trinitatisetrasse 4 in Dresden, verübten Ein bruchsdiebstahl wird amtlich mitgetheilt, dass Inderau, der unter dem Verdachte, den Diebstahl selbst verübt zu haben, am 23. November von der Kriminalpolizei verhaftet wurde, überführt ist und seine Schuld eingestanden hat. Inderau hatte sich bei der Aachen-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft gegen Diebstahl versichert und in der Absicht, die Versicherungssumme in Höhe der angeblich gestohlenen 17 000 M. zu erlangen, den Einbruch vorgespiegelt. Der Verbleib des angeblich gestohlenen Geldes ist nachgewiesen. Mehrere Tausend markscheine wurden bei einer gründlichen Durchsuchung theils unter der Platte des Schreibtisches, theils in unaufgeschnittenen Büchern verpackt vorgefunden, g. Auflösung einer Zwangsinnung. Die Buchbinder-Zwangs-Innung in Zittau hat mit 12 gegen 4 Stimmen ihre Auflösung beschlossen. Mit dieser Auflösung hat die letzte Zwangs-Innung in Zittau zu bestehen aufgehört, g. I Druckftrma auf Ansiohtskarten. Gegen eine Strafverfügung über 15 M. Geldstrafe beantragte der Inhaber der Lichtdruckanstalt Römmler & Jonas, der Hof-Fotograf Emil Rümmler in Dresden, ge- richtliche Entscheidung. R. hatte es unterlassen, auf Ansichtspost karten äusser dem Namen des Verlegers den Namen des Druckers mit anzugeben. Bei seinem Einspruch beruft er sich auf die in § 6 Absatz 2 des Pressgesetzes über Druckschriften nachgelassenen Aus nahmen, doch entscheidet das Gericht, dass Ansichtspostkarten Druck schriften im Sinne des Absatz 1 des § 6 des Gesetzes über die Presse seien, wonach Name und Wohnort des Druckers und Verlegers auf der Druckschrift genannt sein müssen. Demgemäss wird vom Amts gericht die in der Verfügung festgesetzte Geldstrafe bestätigt, g. Eine vollkommene Setzmaschine, in der sich die Lettern in den Fächern von selbst zusammensetzen, scheint die Buchdrucker-Wittwe Gerdesi in Wittenberg schon im Jahre 1728 besessen zu haben. In einem in ihrer Offizin gedruckten Buch, in dem die Reise Augusts des Starken von Dresden nach Wittenberg (vom 20. bis 24. Mai 1728), seine Ankunft und sein Aufenthalt in Wittenberg mit allen Feierlich keiten bis zur Abreise am 26. Mai ausführlich geschildert wird, singt die Wittwe den Landesherrn in einem Gedicht an, in dem es heisst: Mein Häuschen ist zwar nicht illuminirt gewesen, Denn ich bin ohne Mann, ein Weib, das Leide trägt! Dass aber sich mein Blut in tausend Wünschen regt. Das lassen Dich hiermit die frohen Lettern lesen, Die in den Fächern sich von selbst zusammensetzen Und keinen Druck so hoch als Friedrich August schätzen, g. Neue grafische Zeitschrift in St. Petersburg. Ein neues Journal der Druckerkunst ist soeben erschienen. Herausgegeben wird es von der Firma J. J. Lehmann. Das erste Heft macht einen günstigen Eindruck. Es ist auf gutes Papier gedruckt und mit einer Menge Vignetten und sonstigen typografischen Zierrathen geschmückt, abgesehen von den Illustrationen und Vollbildern, deren erstes ein wohlgetroffenes Bildniss des Grossfürsten Konstantin Konstantinowitsch bietet. Von den reich illustrirten Aufsätzen des ersten Heftes werden gelobt: »Die Bedeutung des Buchdrucks in der Kultur , »Eine historische Be schreibung der öffentlichen Bibliothek« usw. K. Schwerer Unfall. Durch Unvorsichtigkeit hat der im 17. Lebens jahre stehende Maschinenmeister-Lehrling Emil Matthäs in der Buch druckerei Union-Stuttgart auf schreekliche Weise sein Leben einge- büsst. Beim Auflegen eines Transmissionsriemens, was ihm der Maschinenmeister schon öfter untersagt hatte, wurde er von der Transmission erfasst, gegen die Decke geschleudert, der Schädel zer schmettert und Arme und Beine abgerissen, s. Büchertisch Neue Werke über Napoleon I. und seine Zeit aus dem Verlage von Schmidt & Günther in Leipzig. Unter diesem Titel veröffentlicht die Verlagsfirma ein Heftchen, welches sie in beschränkter Zahl an Buchhändler kostenfrei abgiebt. Es enthält, wie sein Titel andeutet, zahlreiche Werke über Napoleon L, seine Familie und seine Zeit. Viele Bilder, darunter die Todtenmasken Napoleons und seines Sohnes, des Herzogs von Reichstadt, sowie viele Porträts hervorragender Personen aus der Umgebung des Kaisers machen das Heft anziehend, und zweckmässig eingestreute Beurtheilungen der angebotenen Bücher regen zum Kauf an. Hoffmanns Haushaltungsbuch für das Jahr 1902 für den täg lichen Gebrauch eingerichtet und durch Beispiele erläutert, nebst Küchen-Kalender, Wasch-Tabellen, Notiz-Kalender, Porto- Tarif und einem von Sophie Roberts verfassten Rathgeber für den Haushalt. Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart. Preis gebunden 2 M. Im geordneten Haushalt soll ebenso wie im kaufmännischen Geschäft jede Ausgabe gebucht werden. Um der Hausfrau diese Aufgabe so bequem wie möglich zu machen, sind für die Eintragung im Haushaltungsbuche 16 Rubriken vorgesehen, von denen jede für sich aufgerechnet werden soll. Am Jahresschluss kann man aus der Zusammenstellung auf Heller und Pfennig nachweisen, wie viel Geld im Jahr für Fleisch, wieviel für Beleuchtung und Heizung usw. ausgegeben wurde. Ein auf zwei Seiten ausgeführtes Beispiel beseitigt jeden bei den Eintragungen etwa auftauchenden Zweifel. Die Ausführung des Haushaltungsbuches ist zweckmässig und ge schmackvoll. Tiefbrandarbeiten. Anleitung zur Ausführung des Tiefbrandes von Adolf Richter. Mit 25 Bildern im verzierten Umschlag. Verlag von Otto Maier, Ravensburg. Preis 2 M. 50 Pf. Unter den Liebhaber-Arbeiten ist der Tiefbrand noch verhältniss- mässig neu, aber er hat anderen Laienarbeiten gegenüber den Vorzug grosser Wirksamkeit. Die Möglichkeit die Holzflächen verschieden zu tönen erhöht die Wirkung der Brandarbeit. In obigem Buche sind über Handwerkszeug, Rohstoffe, Holzarten und Arbeitsweise sehr aus führliche Mittheilungen und Hinweise enthalten, aber den Hauptwerth werden für den Schüler die vorzüglichen Abbildungen haben, die eine Zierde des Buches bilden.