Volltext Seite (XML)
Nr. 80 PAPIER-ZEITUNG 3021 Zweigniederlassung: BERLIN N, Oranienburgerstr. 17 JOACEI. liefert als Specialität: IICHTPAUS -ROHPAPIERE für POSITIV, NEGATIV und SEPIA sowie NEGROGRAPHIE unter Garantie PHOTOGR. ROHPAPIERE die nicht wellen noch durchschlagen undehnbake PAPIERE für alle Zwecke, wo Genauigkeit verlangt wird. LAMBRECHT (PFALZ) den 25. September 1901 "2 TMT A AA €"E2 TELEFON-RUF 56 mmam dhmed"sii TELEGRAMM: „PRIMA“ PAPIERFABRIK FÜR TECHN. ZWECKE Erklärung! Die Auskunftei W. Schimmelpfeng verbreitet nachstehende Aus- kunft über mein Unternehmen: »Das Unternehmen wurde im Dezember 1900 durch den 1870 in Todendorf geborenen Johannes Joachim Hinrich Knaack, der von 1897 bis Oktober 1900 in Kopenhagen und Düsseldorf als Geschäftsführer thätig war, gegründet. Im Februar 1901 trat der Kaufmann Alphonse Duclaud, der vorher in Berlin ein Papierkommissionsgeschäft betrieben hat, als Theilhaber ein. Zur Herstellung kommen verschiedene Arten von Papieren zu technischen und photographischen Zwecken, für deren Her stellungsweise Knaack Patente besitzt. Die Fabrikation ge schieht in einer in der Nähe von Lambrecht gelegenen, von der Wittwe Georg Klein gemieteten Mühle, die von Knaack zweckentsprechend eingerichtet wurde. Als Triebskraft für die Maschinen und zum Trocknen der Papiere wird Elektrizität verwendet, die mit Hilfe einer kleinen Wasserkraft erzeugt wird. Knaack gab uns im Dezember 1900 seine Mittel beim Geschäftsbeginn mit 25000 M. an, Duclaud hat laut Mittheilung der Firma vom Februar 1901 an 25000 M. eingelegt. Von kom petenter Seite erfuhren wir jedoch, dass Knaack, der kein belangreiches Vermögen besitzt, die Mittel zum Beginn des Geschäftes von der Firma Hoffmann & Engelmann in Neu stadt a. H., die auch die Geschäftsräume gemietet hat, erhalten hat. (Hier folgen Mittheilungen über private Verhältnisse von Duclaud). Zwischen den Theilhabern Knaack und Hoff mann & Engelmann in Neustadt anderseits bestehen seit einiger Zeit Differenzen. Infolge dessen ruht der Geschäftsbetrieb, der vordem ein ziemlich guter war, seit Kurzem vollständig. Die Weiterentwicklung der Verhältnisse bleibt von dem Aus gang der Prozesse abhängig, die zwischen den Parteien schweben: Duclaud einerseits und zwischen Knaack.« Gegen mich werden keine Prozesse geführt, und ich fange jetzt keine an um mein Geld zu erlangen, weil ich augenblicklich keine Zeit habe. Ich erkläre hiermit nachdrücklichst, dass obige Auskunft auf Unwahrheit und Verdrehung der Thatsachen beruht Nie stand meine Fabrik still, und ich hatte nie mehr zu thun als gerade jetzt. Wahr heitsgemäss ist der Sachverhalt folgender: Ich, Joachim Knaack, Gründer der Firma „PHOS“ in Kopenhagen und Düsseldorf, trat dort aus, weil mir die Papierfabrik Hoff mann & Engelmann in Neustadt a Hdt,, für meine Erfindungen und Verfahren zur Herstellung von Lichtpausrohpapieren, photographischen Papieren usw. auf chemischem Wege hohe Angebote machte. (Vgl. nachstehende Copie eines Briefes von H. & E., Neustadt): Neustadt a. Haardt, den 21. August 1900 Herrn Joachim Knaack, Düsseldorf Im Besitze Ihres Geehrten vom 20. crt. teilen wir Ihnen mit, dass wir, sobald durch eine dritte Lichtpauspapierfabrik bewiesen ist, dass unser von Ihnen präparirtes Papier allen Anforderungen entsprechend dem Steinbach’schen Lichtpaus rohpapier gleichkommt, gerne bereit sind, Ihnen die Summe von M. 100000 — Hunderttausend Mark — zu verschaffen. In welcher Art dies geschieht, können wir dann nach erbrachtem Beweis besprechen. Heute gingen 4 Rollen 1 satinirte, 1 maschinenglatte für Positiv i 1 do. 1 do. , Negativ an die Firma „Phos“ per Eilgut ab. Wir hoffen, dass die Proben zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgefallen sind, so dass sowohl Sie als auch wir demnächst flott beschäftigt werden. Sobald Sie die Proben fertiggestellt, teilen Sie uns dies bitte mit, und wird dann unser Herr Hoffmann nach dorten kommen, um die Proben abzuholen und dieselben einer dritten Lichtpauspapierfabrik zum Versuch vorzulegen. Den Akt von Herrn Stepprath haben wir erhalten und werden nächster Tage darauf zurückkommen. Hochachtungsvoll ppa. Hoffmann & Engelmann gez. Th. Hoffmann Nachdem ich die in vorstehendem Schreiben verlangten Beweise erbracht hatte, habe ich mich, um in der Nähe einer Feinpapierfabrik zu sein und um erfolgreich dem Ring Rives-Steinbach Concurrenz machen zu können, nach vielen Bedenken und Versprechungen entschlossen, nach der Pfalz zu gehen und hier meine obenstehende Firma errichtet. Zwischen der Firma Hoffmann & Engelmann und mir wurde dann ein notarieller Vertrag abgeschlossen, wonach ich meine Verfahren an H. & E. abtrat, H. & E. mir sofort 25000 M. zahlten und hier eine neue Fabrik zu erbauen sowie die Betriebsmittel für diese Fabrik zu beschaffen hätten. H. & E. konnten sich dann halbpart betheiligen. Nun folgten emsige Arbeit, viele Anerkennungen und viele Misserfolge. Die 25000 Mark habe ich nie bar erhalten, sondern Papier, was anfangs sehr schön aussieht, aber zum Schluss schlecht ausfällt. Ein Verwandter von H. & E., ein Agent aus Berlin, Herr Alphonse Duclaud wurde mir anstatt H. & E. als Theilhaber aufgedrungen mit der ehrenwörtlichen Versicherung und Handschlag, D. würde 25000 M. in meine Fabrik einschiessen. Ein notarieller Vertrag wurde auch hierüber abgeschlossen. Ich wurde auf Reisen geschickt — und es wiederholte sich das alte Lied — ich, die Seele von Allem, wurde vor die Wahl gestellt: entweder Generalpleite oder du wirst unser Angestellter! Gerüchte und Verdächtigungen usw. (siehe Schimmel- pfengs Auskunft) usw., Alle kamen und verlangten Geld, Keiner gab Kredit. Die Einlage Duclauds blieb unterwegs hängen. Ich war der- weile in Berlin, träumte von Millionen und machte eine Zweignieder lassung. Zuhause angelangt und vor die erwähnte Wahl gestellt, war ich verblüfft wie noch nie im Leben, dann habe ich auf Socius und notarielle Verträge verzichtet, falsche Meister entlassen, Geld aus dem Erdboden gekratzt, die vom Socius gemachten Schulden bezahlt und jetzt flüchte ich mich in die Oeffentlichkeit damit diese mich schützt vor Verdächtigungen und allerhand Machi nationen, die das Gesetz erlaubt. Ich habe hier in L imbrecht eine Fabrik, die wohl einzig in der Welt dasteht in Bezug auf zweck mässige Einrichtung und Leistungsfähigkeit. Schulden habe ich keine, Wert der Fabrik usw. 50000 M. (Feuerpolic 1 ). Meine Erfindungen und Verfahren wurden von Fachleuten auf 1/2 bis 2 Millionen M. geschätzt. Die Obermühle mit Wasserkraft habe ich gekauft und bin gerade dabei noch einen 30 PS Dynamo und 2 Motoren sowie einen Rollkalander aufzustellen. Konkurrenten habe ich nicht, Geld auch nicht, aber die beste Absicht vieles zu er werben, und wer mir jetzt keinen ordnungsmässigen Kredit geben will, der soll es bleiben lassen. [130884 Hochachtungsvoll Joach. K^iaack