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3534 ~ Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck * * * *** Steindruck Nr. 95 9 Buchgewerbe Buchbinderei * * *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Handbücher für Schriftsetzer-Lehrlinge 1893 erschienen im Verlag von Klimsch & Co. L. Popiel’s »Anfangsgründe für Schriftsetzer-Lehrlinge« (in Nrn. 81 und 82 der Papier-Zeitung von 1893 besprochen). In diesen Tagen ist nun ein zweites Buch derselben Richtung herausgekommen, nämlich Alexander Schwartz’s »Der Schriftsetzer-Lehrling« (be sprochen in Nr. 87 von 1901). Es hat in der Fachpresse im Ganzen eine freundliche Beurtheilung gefunden; in einer Be sprechung wurde jedoch hervorgehoben, »dass das Buch zu manchen Dingen Erläuterungen giebt, die nur verwirrend wirken können«. Soweit es sich um die Klarlegung der Systemverhältnisse handelt, kann ich diesem Unheil nur zu stimmen. Herr Schwartz ist hierin in denselben Fehler ver fallen, dessen sich Herr Popiel schuldig gemacht hat. Ersterer sagt in seinem Buche hierüber das Folgende: Das sogenannte Schriftsystem, welches in Deutschland und Oester reich eingeführt ist, und welches dem französischen, das durch Firmin Didot in Paris nach dem metrischen Maasse geschaffen wurde, nahezu gleichkommt, besteht in Folgendem: 1 m = 266O metrische Punkte oder Einheiten (1 Punkt ist annähernd gleich gross dem Achtelpetit, der Einheit des früheren deutschen Systems) . . . Die Schrifthöhe ist in den verschiedenen Druckereien keine übereinstimmende und zeigt in Oesterreich und Deutschland Unterschiede von 23,5 bis 27 mm. In Frank reich beträgt dieselbe fast überall 24 mm, die 10'/2 Linien des Pariser Fusses gleichkommen. Diese sogenannte französische Höhe entspricht 63 Punkten des französischen Schriftsystems Seit dem Jahre 1879 besteht auch in Deutschland eine ziemlich allgemein anerkannte und eingeführte Schrifthöhe, um welche sich Hermann Berthold in Berlin verdient machte, welcher gleich Firmin Didot in Paris das Meter als Maass benutzte, dasselbe in 2660 Punkte theilte und eine Höhe von 62,7 Punkten festsetzte. Diese Höhe, mit derjenigen Didot’s nahezu übereinstimmend, wurde bald allgemein eingeführt und erfolgt, auf dieselbe basirend, nunmehr die Neueinrichtung von Druckereien in Oesterreich und Deutschland. Die Leser der Papier-Zeitung, welche sich für die System verhältnisse interessiren, wissen aus früheren Darlegungen, dass Berthold kein neues System schaffen wollte, wie es nach obiger Darstellung scheinen könnte. Dem entsprechend hat er also auch keine Neueintheilung des Meters vorge nommen und keine neue französische Höhe eingeführt. Er war vielmehr einzig und allein bestrebt, das Didot-System, dessen Kegel in Frankreich unveränderlich feststand, auch in Deutschland unveränderlich festzulegen durch die Ueber- tragung auf den Meter, ohne die geringste Veränderung an dem Didot - System vorzunehmen. Ebenso hat er bei Errichtung seines Geschäfts die Durchschnittshöhe der franzö sischen Giessereien, welche ungefähr 622/3 Didot-Punkte betrug, gleich den deutschen Giessereien zu seiner Normalhöhe ge wählt. Das Alles geschah zu dem alleinigen Zweck, dazu bei zutragen, dass die in Deutschland nach dem Didot-System ge fertigten Typen mit dem in der ganzen Kulturwelt eingeführten oder doch bekannten Didot-System in Kegel und Höhe genau übereinstimmen, um die deutschen • Giesserei-Erzeugnisse für den Weltmarkt brauchbar zu machen. Gerade das Gegentheil will Herr Schwartz den Schrift setzer-Lehrlingen lehren. Bezüglich des Systems sagt er, dass das in Deutschland und Oesterreich eingeführte dem von Firmin Didot geschaffenen nahezu gleichkommt! Und betreffs der Höhe sagt er, dass die in Deutschland eingeiührte französische Schrifthöhe ebenfalls nahezu mit derjenigen Didot’s übereinstimmt! Auch irrt er vollständig, wenn er angiebt, dass nach der Höhe von 62,7 Punkten in Deutschland und Oesterreich neue Druckereien eingerichtet werden. Die österreichischen Giessereien geben vielmehr theil weise neuen Druckereien eine um einen drittel Didot-Punkt höhere Schrifthöhe als französische Normalhöhe, was gerade in einem für heranzubildende Setzer bestimmten Buche hervor gehoben werden müsste, weil sie später als Faktore oder Prinzipale durch die Nichtkenntniss dieses Umstandes leicht grossen Schaden verursachen können. Es ist ja allerdings nicht leicht, sich über die System verhältnisse genaue Daten zu verschaffen, weil namentlich in den älteren Handbüchern Irrthümer unterlaufen sind. Ander seits ist aber in neuerer Zeit so viel Verlässliches in Bezug auf die Systemverhältnisse geschrieben worden, dass Jemand, der diese Fachlitteratur verfolgt hat, darin nicht irren kann. Ich möchte daher empfehlen, in einer zweiten Auflage diese unklaren Angaben zu verbessern. Hermann Smalian Hamburger Brief Mitte November Der Geschäftsgang im hiesigen Buchdruckgewerbe ist anhaltend flau. Die Zahl der arbeitslosen Setzer und Maschinenmeister schwankt zwischen 120 und 150. Allmälig macht sich eine freundlichere Stimmung der Hamburg- Altonaer Gehilfenschaft gegenüber dem neuen Buchdrucker-Tarif be merkbar. Wenn allerdings noch hier und da Stimmen laut werden, die namentlich den Staffeltarif scharf verurtheilen, so verschliessen sich doch die ruhig denkenden, verständigen Gehilfen nicht den mancherlei Vortheilen, die ihnen die diesjährige Tarifbewegung ge bracht hat. Die Hamburger Buchdruckereibesitzer haben sich, wie bereits gemeldet, ebenfalls trotz der schweren Opfer, die ihnen der neue Tarif auferlegt, mit den Festsetzungen einverstanden erklärt. Es ist somit begründete Hoffnung vorhanden, dass der neue Buch drucker-Tarif auch in Hamburg allgemein anerkannt und von beiden Theilen im Interesse des ganzen Gewerbes eingehalten wird. Das Kreisamt für den ersten Tarifkreis hat in seiner Sitzung vom 27. Oktober die beantragten Lokalzuschläge behandelt und über die 27 antragstellenden Städte wie folgt beschlossen: 3 Orte Bremen (bisher 15 pCt.), Hamburg-Altona-Wandsbek (bisher 25 pCt.) und Schwerin (bisher 10 pCt.) — sind mit ihren Wünschen abgewiesen; Bergedorf (bisher 5) erhielt 10 pCt., Braunschweig (121/2) 15 pCt., Bremerhaven, Geestemünde, Lehe (10) 15 pCt., Flensburg (10) 12 1/2 pCt., Göttingen (5) 71/2 pCt., Harburg (12 1/2) 17'/, pCt., Kiel (15) 20 pCt., Lübeck (121/2) 15 pt., Oldenburg (5) 7"/2 pCt., Rostock (71/2) 10 pCt. und Wilhelmshaven-Bant (15) 171/2 pCt. Folgende 13 Orte, die bisher überhaupt noch keinen Lokalzuschlag hatten, erhielten: Blankenese 10 pCt., Cuxhaven, Detmold, Hildesheim, Itzehoe, Lüneburg, Melle, Neumünster, Neustrelitz und Osnabrück je 5 pCt., Pinneberg 10 pCt., Rendsburg 5 pCt. und Wolfenbüttel 21/2 pCt. Der Haushaltungsplan der hiesigen Buchdrucker- (Zivangs-) Innung für das Jahr 1902 weist folgende Positionen auf: An Einnahmen: Bei träge der 152 Mitglieder 4200 M., Gebühren für Fach- und Fortbildungs schulen 2200 M., für Ein- und Ausschreiben der Lehrlinge 740 M., Zinsen 160 M. und Geldstrafen 200 M. An Ausgaben: Innungsvor stand (sachlich) 200 M., Innungsversammlungen 100 M., Lehrlings wesen ’ 500 M., Fach- und Fortbildungsschulen 3500 M., Arbeits nachweis 1000 M., Gehälter 1400 M., allgemeine Innungszwecke 600 M., sonstige Ausgaben 200 M., in Summa 7500 M. Der Innungsvorstand bringt in einer Bekanntmachung den § 46 der Satzungen in Erinnerung, nach welchem die Mitglieder bei einer Ordnungsstrafe von 10 M. für jeden einzelnen Fall verpflichtet sind, ihre Gehilfen und Hilfsarbeiter ausschliesslich durch den Arbeitsnach weis der Innung zu beziehen. In der letzten Innungsversammlung wies Herr Rademacher auf die schweren Schädigungen hin, die namentlich das Buchdruckgewerbe erfährt durch die Art und Weise, wie heute öffentliche Arbeiten ver geben werden und führte verschiedene drastische Beispiele für die Unhaltbarkeit des Submissionswesens an. So hat eine Behörde eine Ausschreibung erlassen auf Lieferung von je 100 bedruckten Brief bogen und Kuverts! Die Submissionsfrage wird in der nächsten Sitzung eingehend behandelt werden. Am 29. Oktober hielt Herr Dr. Alfred Köppen, Leiter des Berliner Urania-Theaters, hierselbst vor einem grossen Zuhörerkreise einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über die Kunst der Reklame. Er gab einen interessanten Ueberblick über die Reklame Mittel ver gangener Jahrhunderte und wies, unter Vorführung zahlreicher farbiger Lichtbilder, namentlich auf die heutige künstlerische Ent wicklung der ■ Plakat-Industrie hin. Der Vortragende schloss seine Ausführungen mit der Aufforderung an alle vorwärtsstrebenden Firmen inhaber, sich recht bald ein schönes Plakat zuzulegen, da die künst lerische Reklame am meisten geeignet ist, die Aufmerksamkeit auf ihre Erzeugnisse zu lenken. Die Papierwaarenhandlung von M. Kimmelstiel & Co. hierselbst veranstaltete aus Anlass ihres 25jährigen Bestehens (9. November) in