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3514 rAPIER ZEITUNG Nr. 94 Geschäfts-Nachrichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Sächsische Cartonnagen-Maschinen-Aktiengesell schaft in Dresden. Am 14.November fand eine ausserordentliche Generalversammlung statt. Es wurde einstimmig beschlossen, das Grundkapital der Gesellschaft von 700 000 M. durch Einziehung und Vernichtung von 200 Stück Aktien nebst Dividenden scheinen für 1901 u. ff. auf 500 000 M. herabzusetzen. Von dem hierdurch entstehenden buchmässigen Gewinn sollen zu nächst die Kosten dieser Transaktion gedeckt, der Rest aber zur vollständigen Tilgung des Patent-Kontos, das noch mit 165 000 M. in der Bilanz figurirt, und zu weiteren Abschreibungen verwendet werden. Ferner wurde beschlossen, von den 600 Stück am Geschäftsgewinn theilnehmenden Genussscheinen ebenfalls 200 Stück für kraftlos zu erklären. Die Gesellschaft zahlte für das letzte Geschäftsjahr eine Dividende von 4 pCt. g. Verein für Zellstoff-Industrie Aktien-Gesellschaft in Dresden. Auf der Tagesordnung der zum 16. Dezember einberufenen ordentlichen General-Versammlung stehen unter Anderm folgende Gegenstände: 1. Ein mit der Papierfabrik Niederleschen, Aktiengesellschaft in Niederleschen abzuschliessender Betriebsvertrag. 2. Herabsetzung des Grundkapitals durch Zusammenlegung der Aktien im Verhältniss von 3 zu 1. 3. Ein Antrag, nach welchem den Aktionären anheim gestellt wird, binnen einer ihnen zu setzenden Frist auf jede ihrer Aktien nominal 260 M. in Aktien der Papierfabrik Niederleschen gegen Baar zahlung von 260 M. mit der Wirkung zu beziehen, dass sie von der Zusammenlegung der Aktien ausgeschlossen bleiben. 4. Ermächtigung des Aufsichtsraths, nach Durchführung der Zusammenlegung den § 6 des Gesellschaftsvertrages der veränderten Grundkapitalsziffer ent sprechend zu redigiren. Lloyd’s kanadisches Geschäft. Wir berichteten wieder holt über den missglückten Ankauf der kanadischen Holzschleiferei und Papierfabrik The Sturgeon Falls Pulp Company in Sturgeon Falls, Ontario, durch die englische Papiergross handlung Edward Lloyd, limited in London. Die eng lische Firma fand kurze Zeit nach Uebernahme der kanadischen Fabrik, dass diese lange nicht soviel werth war, als sie dafür gezahlt hatte, und wollte das Geschäft rückgängig machen mit der Begründung, sie sei übervortheilt worden. Dagegen ver wahrten sich die Vorbesitzer, und die Parteien einigten sich nach langen Verhandlungen dahin, dass Herr Charles Fitz patrick, Oberstaatsanwalt von Kanada, durch einen Schiedsspruch den Streitfall erledige. Die Beweisaufnahme und die Ver handlungen dauerten länger als ein Jahr, am 11. November wurde endlich folgender Schiedsspruch gefällt, dem sich beide Parteien unterwarfen: Die Firma »Edward Lloyd, limited« übergiebt das ganze Besitz thum der Vorbesitzerin (The Sturgeon Falls Company) und bezahlt ihr 102 417 Lstr. 19 sh. 7 d., d. h. mehr als 2 Millionen M., Schaden ersatz. Diese Summe setzt sich zusammen aus 68 417 Lstr. 19 sh. 7 d. bereits geleisteter Baarzahlung und 44 000 Lstr., die noch baar zu zahlen sind. Die Lloyd Company bürgt für herauszugebende 6prozentige Obligationen der Sturgeon Company im Betrage von 25 000 Lstr. und erklärt sich bereit, die gesammte Erzeugung der Sturgeon Company während zweier Jahre, die auf die Fertigstellung der Fabrik folgen, zu übernehmen. Die Lloyd Company zieht alle beleidigenden Aussagen zurück, die sie im Laufe des Verfahrens über die Sturgeon Company gemacht hat, und giebt zu, dass das Ergebniss der Waldprüfung anders ausfiel, als sie erwartet hatte. Die Lloyd Company giebt zu, dass der Streitfall mit der Sturgeon Company die Folge eines Missverständnisses war, und bezahlt 7000 Lstr. Kosten des schiedsgerichtlichen Verfahrens. Die Edward Lloyd Company bezahlt demnach ihr kanadi sches Abenteuer mit dem Verlust von über 2 Millionen M., ab gesehen vom vielen Aerger und Zeitverlust der Inhaber, und dabei muss sie noch, wie ihre Erklärungen beweisen, sich als den schuldigen Theil bezeichnen. Die Vertreter der Sturgeon Company berichten, dass die neue Fabrik so rasch wie möglich fertig gestellt werden soll und 100 bis 120 Tonnen Papier im Tag erzeugen wird. Die Papierlackwaaren-Fabrik Gebr. Adt in Forbach ist in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 5 800 000 M. umgewandelt worden. Die französische Zweigniederlassung bei Pont-ä-Mousson wird ein unabhängiges Unternehmen. Die Firma Johannes Tschudi-Kläsi hat in Ennet- bühl eine grosse Fabrikanlage erworben behufs Erweiterung ihrer Papierfabrik in Luchsingen (Kanton Glarus). K. Die Firma Gebrüder John, Breslau, errichtete in Schweidnitz, Bahnhofstrasse 5, eine Niederlage ihrer Dach pappenfabrik und übertrug dieselbe dem früheren Inhaber der Schweidnitzer Dachpappenfabrik, Herrn F. Schubert. Sch. Konkurs-Aufhebung. Franz Staerk, früher Buch händler in Görlitz. Konkurse. Die Firma C. G. Emil Bloms Pappers handel und Tidningsaffair in Gefle (Schweden) hat den Konkurs angemeldet. Forderungen sind vor dem 7. Januar 1902 anzumelden. F. — Polygraphische Kunstanstalt Wede meyer & Co. in Liqu. in Leipzig-Reudnitz, Hohenzollern- strasse 5 a. Verwalter ist Herr Rechtsanwalt Dr. Eichler. Wahltermin 3. Dezember, vormittags 11 Uhr. Anmeldefrist bis 18. Dezember. Prüfungstermin 30. Dezember, vormittags 11 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigepflicht bis 14. Dezember. — Neuer & Co., Buntpapierfabrik in Leipzig-Lindenau. In der am 16. November abgehaltenen Gläubigerversammlung wurde anstelle des vermissten Herrn Rechtsanwalts Justizrath Dr. Barth Herr Rechtsanwalt Dr. Weniger zum Konkursver walter bestellt, g. t Am 17. November starb in Leipzig Herr Moritz Heyne, Theilhaber der Firma Heyne & Erbs, Luxuskarten- und Karton- nagenfabrik in Finsterwalde. f In Frankfurt a. M. starb am 19. November nach langem schwerem Leiden im 54. Lebensjahre Herr Eduard Oster rieth, seit 1871 Mitinhaber der Firma August Osterrieth, Lithografische Kunst-Anstalt, Buch- und Steindruckerei und Buchbinderei. Der Verstorbene bekleidete längere Zeit das Amt eines Vorsitzenden der Sektion III (Main) der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossensehaft und des Kreises III des Deutschen Buchdrucker-Vereins. Er war in Fachkreisen bestens bekannt und als humaner Arbeitgeber allgemein geschätzt. CI. f Herr Karl Winter, bis 1899 Inhaber der Karl Winter- sehen Universitätsbuchhandlung in Heidelberg. K. t In Leipzig-Reudnitz starb am 13. November der Buchbindereibesitzer Herr August Bernhard Rosenhein rich im Alter von 44 Jahren, g. Berichtigung. Weder der in Nr. 89 erwähnte Herr Karl Woge in Arnstadt, noch der laut Nr. 90 zum Kaiser!. Regierungsrath und Mit glied des Patentamts ernannte Herr Dr. Wilhelm Woge in Steglitz b. Berlin sind Mitbegründer der Arnstädter Papier- und Briefumschlag- Fabrik, G. m. b. H. in Arnstadt in Thür. Beide Herren waren viel mehr die Inhaber der erloschenen Firma Gebr. Woge in Arnstadt in Thür., welche ihr Geschäft an die genannte, seit September 1899 be stehende Gesellschaft abgetreten haben. Sowohl die ursprüngliche Nachricht als auch die Be richtigungen kamen uns von solcher Seite zu, die wir für gut unterrichtet halten mussten. Red. Auszeichnung. Herr F. Green, Theilhaber der Firma F. Green & Co., Papierhandlung in London, kürzlich 1 Jahr lang Lord-Mayor von London, wurde vom König von England zum Baronet ernannt. Unfall. In der Caesar'schen Papierfabrik zu Wilhelmsthal bei Elberfeld wollte der Monteur einer Stuttgarter Maschinenfabrik den etwa 200 Pfund schweren Zylinderdeckel einer neuen Dampfmaschine aufbringen. Beim Anziehen kippte der Deckel um und verletzte den Monteur schwer am Schienbeine, t. Ausstand der Papiermaschinenführer in Philadelphia. Der Aus stand dauert fort (vergl. Nr. 92). Zwei Papierfabriken haben seit 8 Tagen ihren Betrieb eingestellt, einige arbeiten mit be schränktem Betrieb, anderen ist es bisher gelungen, voll zu arbeiten, nur eine Fabrik bewilligte die geforderte kürzere Arbeitszeit. Der Ausgang des Kampfes ist ungewiss. Die Maschinenführer wollen, dass die Papierfabriken Sonnabend Nachmittag 5 Uhr geschlossen werden und Montag früh 7 Uhr wieder in Gang kommen, während jetzt der Betrieb Sonnnabend Mitternacht aufhört und Sonntag Mitternacht wieder beginnt. Der Woohenlohn soll der alte bleiben. Die selben Forderungen wurden dieses Frühjahr in Holyoke ge teilt und zu erheblichem Theil durchgesetzt. Es scheint, ass der ganz Nordamerika umfassende Papiermaschinenführer- Verband International Paper Machine Tenders’ Union nach und nach überall diese Forderungen durchdrücken will- Die jetzige Zeit ist dafür gut geeignet, da in Amerika lebhafte Nachfrage nach Papier herrscht.