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3004 PAPIER-ZEITUNG Nr. 80 Deutscher Senefelder-Bund Nach dem kürzlich herausgegebenen Rechenschaftsbericht des Vorstandes über das 3. Quartal 1900 betrug die Mitgliederzahl 7246, gegen das vorherige Quartal eine Zunahme von 200 Mitgliedern. Der Bund zählt zur Zeit 24 Invalide und 45 zu unterstützende Wittwen verstorbener Mitglieder. Im abgelaufenen Vierteljahr wurden 329 arbeits los auf der Reise und 169 arbeitslos am Ort befindliche Mitglieder unterstützt, 470 neue Krankheitsfälle erforderten 12519 Tages-Unter stützungen, und in 18 Fällen wurde Sterbegeld gezahlt. Die Gesammt- einnahmen und Ausgaben des Bundes stellten sich im genannten Zeit ¬ raum wie folgt: Allgemeine Unterstützungskasse Einnahmen: Für Eintrittsgelder und Wochenbeiträge (40 Pf.) . 34 526 M. 45 Pf. » Zinsen, Strafgelder und Sonstiges .... 476 „14„ Summa 35 002 M. 59 Pf. Ausgaben: Erwerbslosen-Unterstützung am Ort und auf der Reise 3 558 M. 51 Pf. Kranken-Unterstützung 25 932 » — » Sterbegelder 1900 „ — » Verwaltungsausgaben, Honorare und Gehälter . . 2 345 , 19 „ Delegirtenversammlung in Köln a. Rh 2 403 „ 81 „ Sonstiges 260 » 16 „ Summa 36 399 M. 67 Pf. Invalidenkasse Einnahmen: Für Eintrittegelder und Wochenbeiträge (10 Pf.) . 8 544 M. 05 Pf. » Zinsen und Sonstiges 1 954 „ 99 „ Summa 10 499 M. 04 Pf. Ausgaben: Invaliden-Unterstützung 2 204 M. — Pf. Wittwen-Unterstützung 1 942 „ „ Sterbegeld für drei Invaliden 300 » — » Verwaltungsausgaben, Honorare und Gehälter . . 1 309 » 55 „ Delegirtenversammlung in Köln a. Rh 2 403 „ 79 „ Sonstiges 238 „ 69 „ Summa 8 398 M. 03 Pf. Behufs der vor Kurzem durch Urabstimmung mit 2/3 Majorität beschlossenen Gebietsabgrenzung, wonach der Bund die Reise- und Arbeitslosen - Unterstützung mit dem 1. Januar an den Verein der Lithografen, Steindrucker und verwandten Berufsgenossen Deutsch lands abtreten wird, wurde vom Vorstand zum 10. November d. Js. nach Saalfeld a. S. eine Delegirten - Versammlung einberufen. Dazu wählen je 150 Mitglieder einen Delegirten. Die vorhandenen 96 Mit gliedschaften sind in 28 Wahlkreise eingetheilt, welche 49 Delegirte zu entsenden haben. Die Generalversammlung wird für die durch Fortfall der Reise- und Arbeitslosen - Unterstützung frei werdenden Gelder andere Bestimmungen festlegen. Setzer oder Korrektor? Zwischen dem Kläger P. und seiner Arbeitgeberin, einer Verlagsanstalt in Hamburg, kam es am 12. Juli d. Js. hinsichtlich der Verwendung des Klägers im Betriebe zu Meinungsverschiedenheiten, die den Verlauf nahmen, dass P. auf der Stelle seinen Abschied erhielt. Der Gemaassregelte klagte beim Ge werbegericht und beantragte die Verurtheilung der Verlagsanstalt zur Zahlung einer Entschädigung von 35 M. 56 Pf. Die Verklagte macht geltend, dass der Kläger als Setzer eingestellt und nur aus hilfsweise als Korrektor beschäftigt worden sei. Als man am 12. Juli ihn angewiesen habe, sich, da Korrekturen nicht mehr zu lesen waren, an den Setzerkasten zu begeben, habe er sich trotz mehrfacher Auf forderung geweigert, dem Befehle zu entsprechen. Diese Weigerung habe seine Entlassung herbeigeführt. In seiner Erwiderung verwahrt der Kläger sich dagegen, dass er nur »aushilfsweise« als Korrektor bei der Verklagten gewirkt habe. Der frühere Faktor W. habe ihm am 17. Mai d. Js. die Zusage ertheilt, dass er von nun an nur zum Korrigiren verwandt werden solle. Als Korrektor hatte er einen Wochenlohn von 28 M., als Setzer nur einen solchen von 26 M. Durch die Vernehmung des früheren Faktors wird ein Beweis dafür, dass der Kläger seit Mai d. Js. ein Anrecht darauf hatte, nur als Korrektor beschäftigt zu werden, nicht erbracht. Soweit der Zeuge W. sich er innern kann, hat der Kläger ihn allerdings im Mai d Js. gefragt, ob er hinfort lediglich als Korrektor beschäftigt werden solle; der Zeuge weiss aber nicht mehr genau anzugeben, welche Antwort er dem Kläger ertheilt hat. Jedenfalls glaubt er nicht, dem Kläger ein bindendes Versprechen gegeben zu haben, und zwar schon deswegen nicht, weil er damals der Verklagten bereits seine eigene Stellung gekündigt hatte. Hiernach erachtete das Hamburger Gewerbegericht die beharr liche Weigerung des Klägers, seine Thätigkeit als Setzer am 12. Juli wieder aufzunehmen, als ungerechtfertigt und seine Entlassung vor Ablauf der Kündigungsfrist für gesetzlich begründet. Die Klage wurde kostenpflichtig abgewiesen, g. Ein »Bild«fehler. Wie das Darmstädter Tageblatt erzählt, brachte das »Daheim« in seiner Nummer 52 zur Illustrirung eines Artikels »Das russische Kaiserpaar in Deutschland« auf der ersten Seite links das Bild des Kaisers von Russland und rechts daneben das Bild der Grossherzogin von Hessen mit der Prinzessin Elisabeth. Unter letzterem Bild steht die Bezeichnung: »Die Zarin mit der ältesten Tochter Grossfürstin Olga.« Ul. Deutscher Buchbinderverband Der Rechenschaftsbericht des Vorstandes über das zweite Quartal 1901 weist in 84 Mitgliedschaften und 17 Gauen 9580 Mitglieder auf, darunter 2701 weibliche. Die Gesammteinnahmen (Eintrittsgelder, Wochenbeiträge usw.) betrugen in diesem Quartal 42474 M. 25 Pf. Ausgaben: Unterstützung männlicher arbeitsloser Mitglieder . . 9074 M. 50 Pf. » weiblicher „ „ . . 571 „ — » » arbeitsloser Mitgl. ausländischer Vereine 448 » 20 » „ 1279 „ 60 „ Rechtsschutz 1250 „ 75 „ Für Unterstützungszwecke wurden rund 39 pCt. der Einnahmen verwandt. Die Hauptkasse des Verbandes nahm 23 980 M. 29 Pf. ein, die Ausgaben für Verbandszeitung, Gehälter, Porto, Drucksachen und sonstige Verwaltungszwecke betrugen 9818 M. 49 Pf. Die Verbands kasse verfügt zur Zeit über ein Vermögen von 166 534 M. 8 Pf. Der Vermögensstand ist nahezu derselbe wie bei Beginn der vorjährigen Lohnbewegung. Ueber Arbeitslosigkeit infolge des schlechten Ge schäftsganges wird geklagt. 779 Mitglieder, also 8 pCt., erhielten Unterstützung für 18 745 arbeitslose Tage, dazu kommt noch eine grössere Zahl ausgesteuerter Mitglieder. Theure Speisekarten. »Umsonst ist der Tod«, sagt ein altes Sprich wort mit Unrecht, denn bekanntlich pflegt der Tod jedesmal ein ganzes Leben zu kosten. Jedenfalls aber ist im Uebrigen Nichts umsonst, und man hat zuweilen Gelegenheit, Betrachtungen über die Richtigkeit dieses Satzes anzustellen. Bei jeder wichtigen Staats aktion und Zusammenkunft Gleichgesinnter aus verschiedenen Ländern oder Städten pflegt ein nahrhaftes Abendessen den befriedigenden und für manche Theilnehmer wichtigen Abschluss zu bilden, und die gast gebende Gemeinde oder Behörde macht sich stets eine Ehre daraus, diese Bewirthung so glänzend und eindrucksvoll als nur irgend möglich zu gestalten, um den Theilnehmern eine freundliche Er innerung an die überstandenen ernsten Berathungstage mit auf den Weg zu geben. Die Kosten solcher Bewirthungen werden in der Regel als Repräsentationsgelder bewilligt und kommen nur selten zur genaueren oder gar öffentlichen Nachprüfung. Es ist also wohl nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, wenn wir erfahren, dass gelegentlich der Begründung der »Australischen Föderation« (Bund der fünf australischen Kolonien) ein Festessen veranstaltet wurde, dessen Speisekarten 5150 M. kosteten. Was mag erst die Bewirthung gekostet haben? ow. Aufhebung des Bücherzolls In Russisch Polen. Der vor nicht langer Zeit eingeführte Zoll auf polnische Bücher aus dem Auslande wird mit Beginn des neuen Jahres wieder aufgehoben werden. Eine Versammlung des Tarirkreises VIII, zu welcher alle tariftreuen Buchdruckereibesitzer der Provinz Brandenburg eingeladen wurden, findet am Mittwoch, den 9. Oktober, abends 8 Uhr, im Vereinshause zu Berlin, Wilhelmstrasse 118, statt. In derselben werden die Prinzipal- Vertreter über die Tarifverhandlungen und die getroffenen Ver einbarungen Bericht erstatten. B. Versammlung der Buchbindereiarbeiter In München. Sonnabend, 28. September, fand im Kreuzbräu eine Versammlung der in Buch bindereien und verwandten Berufszweigen beschäftigten Arbeiter statt, deren Zweck eine Besprechung über die beabsichtigte Ver besserung der bestehenden Arbeitsverhältnisse war. Es wurde eine Resolution angenommen, die im Wesentlichen ausdrückt, dass die Münchener Arbeitsverhältnisse unhaltbar seien und eine Lohnkommission aufgestellt, welche die in der Versammlung angenommenen Forderungen den Arbeitgebern unterbreiten soll. Falls diese nicht angenommen werden, beabsichtigen die Buchbindereiarbeiter in den Streik ein zutreten. N. Büchertisch Die Fabrikorganisation, Ein praktischer Leiter durch jeden Betrieb. Von Emil Schmidt, Bielefeld. Mit 29 Formularen zur Betriebsbuchführung und einer Anleitung zur Aufstellung der Rohbilanz. Zweite unveränderte Auflage. Stuttgart, Verlag von Strecker & Schröder. 54 Oktav-Seiten in Pappband. Preis 1 M. 20 Pf. Dieses sehr praktische kleine Buch wird jungen Fabrikbesitzern und solchen, die bereits bestehende Fabriken übernehmen oder an die Spitze eines grossen Betriebes gestellt werden, wesentliche Dienste leisten. Der Inhalt ist durch den Titel ziemlich genau angegeben. Als Beispiel für die Darlegungen hat ein Betrieb mit etwa 3000 Ar beitern in 15 verschiedenen Abtheilungen gedient. Bei solchem Umfange ist die Organisation schon ziemlich schwierig, und die dafür gegebenen Anweisungen vereinfachen sich bei Anwendung auf kleinere Betriebe. Besonders werthvoll werden die im Anhang ge botenen Muster von Vordrucken und Geschäftsbüchern für den Fabrik betrieb sein. Die vorgeführten Zettel, Scheine und Bücher können von den Verlegern des Werkes bezogen werden. Druck und Aus stattung des Buches sind gut.