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3000 PAPIER-ZEITUNG Nr. 80 hinreichende Menge Glycerin zugesetzt wurde, nach dem Lackiren in einem kühlen Raume lagert, bleibt das Papier so geschmeidig wie es vorher war, kommt es aber dann in warmen Räumen zur Verarbeitung, wo es oft Tage lang liegt, so trocknet dieses Papier so aus und wird so hart, als ob gar kein Glycerin im Farbstrich wäre. Kommt es zufällig wieder in kältere Luft, so saugt es begierig Feuchtigkeit auf und wird wieder so weich, wie es zu Anfang war. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und ein Mittel zu finden, welches geeignet ist dem Papier eine in allen Luftarten möglichst gleichbleibende Geschmeidigkeit zu verleihen, sind schon viele Versuche gemacht worden, ohne mit dem gewünschten Erfolg gekrönt zu sein. Mohnöl wäre vielleicht sehr geeignet, es mischt sich gut mit jeder Leim- oder Kaseinfarbe, ohne Fettaugen auf dem gestrichenen Papier zu hinterlassen, hat aber leider die Eigen schaft übel zu riechen und ein gut Theil Leim zu verzehren. Geringer Zusatz ist zwecklos und könnte höchstens dazu bei tragen beim Streichen das Schäumen der Farbe zu verhüten, wozu es sehr zu empfehlen ist. Giesst man aber 2—3 1 davon in eine 100 kg-Mischung, welche vorher vollständig leimfest war, so wird man finden, dass man wenigstens noch 5 1 Leim zuzusetzen nöthig hat. Am wenigsten bemerkbar ist es, wenn der Farbmischung eine grössere Menge Tragantine-Leim T. K. beigemischt wird. Wenn es nicht auf die Zeit ankommt, so kann man einen sehr dünnen T. K.-Leim, der reichlich mit Mohnöl gemischt ist, vor dem Lackiren oder schon vor dem Färben auf die Rückseite des Papiers streichen, dann bleibt das fertige Lederpapier jahrelang geschmeidig. Ricinusölseife. Ricinusöl besitzt viel Fettgehalt und ver harzt sehr langsam, kann aber unverseift nicht zu Leimfarben gemischt werden. Beim Verseifen muss man die grösste Vor sicht beobachten, damit ja nicht geringe Theile des Oeles un verseift bleiben, man bekäme sonst Tausende von Fettaugen auf das gestrichene Papier. Wendet man dieses Oel aber in gut verseiftem Zustande in genügender Menge an, so wird das Papier nach dem Lackiren lange Zeit geschmeidig bleiben, ohne sich bei verschiedenem Luftwechsel wesentlich zu ver ändern. Entschieden ist dieses Mittel günstiger als Glycerin. Eine Mischung für Weiss-Lederpapiere aus 25 kg trocknen China Clay’s, 25 1 Wasser, 150 kg Blanefixe, 3 1 Chrom-Alaun- Lösung 1:10, 3 1 essigsaurer Thonerdelösung, 20 kg Tragantine- Leim T. K. 1:10, 8 kg Ricinusölseife, 14 kg Kölner Leim in 40 1 Wasser und 2 1 Milch wurde vor nun reichlich sechs Jahren gestrichen und mit weisser Schellacklösung, der ein wenig Ricinusölseife beigemischt war, lackirt. Das damals entnommene Muster ist heute noch so elastisch wie es anfangs war, obgleich es manchen Temperaturwechsel auszuhalten hatte. Aber auch dieses Mittel hat seine Nachtheile. Beim Ver seifen des Ricinusöles, welches zu diesem Zwecke erst im Leimkessel kochend heiss gemacht wird, wurde nach und nach bei fortgesetztem Kochen soviel Aetzkalilauge zugesetzt, als nöthig war, um jede Spur von Oel vollständig zu verseifen. Dadurch wird die Oelseife sehr alkalisch und kann aus diesem Grunde nicht bei allen Farben zum Mischen verwendet werden. Weiss, schwarz, braun, dunkel und hellblau, Ponceau und ver schiedene andere rothe Farben, auch Chromgelb und Quer- zitronlack verändern sich nicht, Anilingrün, Anilingelblack, Violettlack und einige andere Farben dagegen vertragen nur geringen Zusatz von dieser Oelseife, welcher dann zwecklos ist. Zuckermelasse ist viel weniger hygroskopisch als Glycerin, ist auch billig, lässt sich gut mit Leimfarbe mischen, macht das Papier geschmeidig und wirkt in keiner Weise nach theilig auf die Farben ein. Dass Kaninchenleim wegen seiner natürlichen Geschmeidig keit für Kalblederpapiere besser geeignet ist als gewöhnlicher Lederleim, wurde schon erwähnt. In neuerer Zeit wird auch gummiartig elastischer Leim für diese und ähnliche Zwecke fabrizirt. Dieser nicht etwa glycerinhaltige Leim macht jeden weiteren Zusatz zur Erhöhung der Geschmeidigkeit überflüssig, die Papiere bleiben dauernd geschmeidig und werden weder durch feuchte noch durch trockene Zimmerluft beeinflusst. Nun komme ich noch auf ein neues Verfahren, um Leder papier zu erzeugen, welches allem Anschein nach das Bunt- färben des Papierstoffs, wenigstens für diese Zwecke, ersetzen wird. Wenn man bedenkt, dass eine Lederpapier erzeugende Bunt papierfabrik äusser vielen Sorten weisser, d. h. nicht im Stoff ge färbter Rohpapiere, auch eine oft viel grössere Menge ver schiedener färbiger Papiere auf Lager halten muss, welche sich auch nicht 5—10 riesweise durch neue Bestellung ersetzen lassen, so wird man verstehen, dass durch die auf diese Art in Lagerpapieren festgelegten Kapitalien grosser Zinsverlust entsteht. Ungefärbte Papiere müssen so wie so in grosser Auswahl auf Lager gehalten werden, diese kann man auch leichter ergänzen und in grösseren Mengen beziehen als farbige. Jede Buntpapierfabrik sollte sich ihren Bedarf an bunten Stoffen selbst durchfärben; die Firma Radebeuler Maschinen fabrik A. Koebig hat das Patent für eine dazu geeignete Maschine angemeldet. Mittels dieser Maschine wird Papier oder Karton in Rollen mit dazu besonders geeigneten Anilin lösungen entweder von einer oder von beiden Seiten aus durchtränkt und dann gleich auf der Vorderseite mit Farbe gestrichen oder vorlackirt. Diese Maschine kann so gestellt werden, dass man nur einen gewissen Theil der dazu hergerichteten Anilinlösung von der Vorderseite aus durch den Stoff nach der Rückseite ge langen lässt und der grössere Theil auf der Vorderseite und in den obersten Fasern des Papiers zurückbleibt, auf die ge färbte Seite kommt dann sofort eine Art Vorlack, sodass das Papier, nachdem es trocken ist, nur noch einmal zu lackiren ist. Bei Anwendung geeigneter Papiere und nach einigen praktischen Versuchen wird es vielleicht möglich sein, die un gefärbten Stoffe bei einem einzigen Durchlauf bis zum Schneiden und Prägen fertig zu stellen. (Vergl. auch ein pa- tentirtesVerfahren hierfür von Julius Hess in Berlin, Nr. 59 der Papier-Zeitung von 1901 unter »Deutsche Erfindungen« Red.). Im Buche werden folgende mittels Koebig’schen Färbe oder Tränckverfahrens erzeugte Muster enthalten sein: a) das von der Papierfabrik gelieferte Papier; b) dasselbe Papier mit heller Durchfärbung und dunkler Vorderseite; c) dunkelroth durchfärbt und zugleich auf der Vorderseite mit LF-Leim vorlackirt; d) Papier wie Muster b mit LE-Leim vorlackirt und mit Mischung aus 80 Theilen Kaseinlösung 1:10 und 20 Theilen LF-Leim überlackirt. Zum Durchfärben dieser Muster wurde Ponceau R R verwendet; e) Papier wie Muster a blau durchtränkt; f) grauer Manillastoff blau durchtränkt und lackirfertig vor gestrichen (dazu wurde die Farbe mit gummiartig elastischem Leim gemischt). Bronze-Lederpapier. Hierzu rechne ich Papiere, welche auf ihrer waschbaren gefärbten Fläche nur wenig Bronzeschein haben. (Mit reiner oder wenig angefärbter Bronze gestrichene Papiere nennt man »Mattgold- und farbige Bronzepapiere«.) Diese Art Lederpapier wird mit einer deckfähigen Leim- oder Kaseinfarbe vorgestrichen und dann mit Schellacklösung über zogen, welcher eine entsprechende Menge feiner Bronze oder Aluminiumschliffs beigemischt ist. (Die 2 Muster für die Buch- Ausgabe sind mit Erdfarbe vorgestrichen und mit goldbronze haltiger Schellacklösung überzogen.) Seiden-Imitation. Diese mit Seide nachahmenden Mustern geprägten Papiere werden sehr verschiedenartig vorbereitet. Hochglänzende, namentlich waschfähige Glacepapiere, deren Anstriche, genau wie unter »Glacepapier« beschrieben, ge mischt werden, sind hierzu geeignet. Zu derartigen Papieren werden bessere, nicht starke Rohpapiere verwendet, welche weiss oder der Streichfarbe entsprechend farbig sein können. Schellacklösung mit Marseiller Seife, Salmiakgeist und Blauholz- oder anderer Farbholzbrühe gemischt und etwas Chromkali, Kupfervitriol oder Anilinlösung dazu gegeben, giebt mattlackartig glänzende einmalige Anstriche für dunkle Papiere zu Seidenprägung. Anilinlösungen, womöglich mit Schellack gebunden und mit feiner Silberbronze oder Aluminiumschliff gemischt, geben Farben, welche, nachdem sie etwa einen Tag gestanden haben, sehr natürliche helle Seiden-Imitation erzeugen. Um Aehnliches in dunkleren Färbungen zu erhalten, be dient man sich der buntgefärbten Metall- oder Aluminium- bronzen, verarbeitet aber diese frisch gemischt, weil beim längeren Stehen der Leim zerstörend auf die Farbe einwirken kann, mit welcher die Bronze gefärbt wurde. (Hierzu kommen 2 Muster fürs Buch. Sie sind mit Aluminiumbronze gefärbt, welche mit Auramingelb und mit Rhodaminrosa angefärbt einen Tag gestanden hatten.) (Fortsetzung folgt) Der Glückliche ist misstrauisch, denn er hat Manches zu verlieren. Der Unglückliche ist vertrauensvoll, denn er kann nur gewinnen.