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Nr. 91 .© 2, 3398 Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel * * * Steindruck E. Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft In der Sitzung vom 6. November, die im Saale C des Architektenhauses abgehalten und von Herrn Könitzer geleitet wurde, erfolgte die Aufnahme des Herrn Alexander Morvay; zur Aufnahme angemeldet wurde der Vertreter der Firma Chr. Hostmann, Herr Curt Hübner. An Eingängen waren zu verzeichnen: eine Einladung zum Besuch der von der Poly technischen Gesellschaft aus dem Gewerbeausstellungsfonds von 1879 veranstalteten Vorträge, und von der Firma König & Bauer in Kloster Oberzell bei Würzburg ein Probedruck ihrer Rotations-Schnellpresse für wechselnde Formate mit Illustrations-Farbwerk zu 4 Auftragwalzen und mit automatischer Bogenzuführung, bestehend in einem Bogen von 16 Seiten grosser Autotypien im Format der Leipziger Illustrirten Zeitung, gedruckt in der Buchdruckerei von L. Schwann in Düsseldorf, der mit einer Geschwindigkeit von 4500 Druck in der Stunde hergestellt wurde. Herr Leopold Stern hatte eine Sammlung moderner Drucksachen zur Verfügung gestellt, die in der nächsten Sitzung ausgestellt werden sollen. Der Vorsitzende gab einen Ueberblick über die grafischen Ereignisse der letzten Zeit; er erwähnte hierbei die Ausstellung der Diplome und Adressen von der Virchow-Feier, die zwar an grafischen Er zeugnissen nichts Hervorragendes geboten haben, aber jeden Deutschen mit Stolz erfüllen müsse, weil hier ein Mann der deutschen Wissenschaft von der ganzen gebildeten Welt ge ehrt worden sei. Weiter berichtete Herr Könitzer über den in der Handelsstätte Belle-Alliance durch den Faktoren-Verein besichtigten Bug’schen automatischen Anlege-Apparat, dessen exakte Arbeitsweise alle Besucher überrascht und vollkommen befriedigt habe. Wenn auch einer allgemeinen Einführung vielleicht der etwas komplizirte Mechanismus und der dadurch bedingte ziemlich hohe Preis zunächst noch im Wege stehe, so habe der Erfinder doch einen unbedingten Hoehachtungs- erfolg zu verzeichnen. Gleichzeitig sei auch die Monoline- Setzmaschine, die im letzten Jahre erhebliche Verbesserungen erfahren habe und mit Erfolg in den Wettbewerb der Setz maschinen eintreten könne, besichtigt worden. Ueber den Berliner Buchgewerbesaal wurde berichtet, dass kürzlich die elektrische Beleuchtungs-Anlage in Auftrag gegeben worden sei, und dass voraussichtlich Anfang Dezember die Einweihung des Saales erfolgen könne; es werde damit eine Ausstellung von Drucksachen verbunden werden, zu welcher der Deutsche Buchgewerbe-Verein Ausstellungsmaterial zur Verfügung ge stellt habe. Das Stiftungsfest der Gesellschaft werde im Buch gewerbesaal als Herren-Abend gefeiert werden. Hierauf erhielt Herr Druckerfaktor Julius Müller das Wort zu dem Vortrage: Oie älteren Zurichtearten von Illustrationen und die mechanischen Zurichtungen unter besonderer Berücksichtigung des Verfahrens von Max Dethleffs Der Redner bemerkte zunächst, dass es nicht seine Ab sicht sei, Kritik an den neueren Zurichte-Verfahren zu üben, sondern dass er lediglich die überhaupt gebräuchlichen Ver fahren schildern wolle. Die wichtigste Aufgabe des Druckers habe stets in der Zurichtung der Illustrationen bestanden. Der früher allein übliche Faksimile-Holzschnitt und die Strichätzung haben — so führt der Vortragende weiter aus — eine andere Zurichtung erfordert als der tonige Holzschnitt und die Auto typie. Als die letzteren in Aufnahme kamen, wurde von Seiten der Kunstanstalten, welche die Druckplatten herstellten, häufig darüber geklagt, dass Bilder wegen der unzweckmässigen Zu richtung nicht zur vollen Geltung kommen könnten. Diese Klagen waren im Anfang vielfach berechtigt, denn die Drucker glaubten, Kraftzurichtung und Ausschnitte in der früheren Weise herstellen zu können; zuweilen aber waren solche Klagen auch unberechtigt, indem die Besteller der Druck platten durch mit allerlei künstlichen Mitteln hergestellte Ab ¬ züge getäuscht wurden, und die Bilder selbst mit bester Zu richtung und bester Farbe nicht so gedruckt werden konnten, dass sie diesen Probeabzügen gleichkamen. In den letzten Jahren haben sich unsere deutschen Kunst-Anstalten derart vervollkommnet, dass sie nicht nur mit dem Auslande erfolgreich konkurriren können, sondern dessen Leistungen vielfach sogar übertreffen. Der Unterschied zwischen dem früher üblichen Fak simile- und dem modernen tonigen Holzschnitt besteht darin, dass früher der Holzschneider das Bild genau so wiederzugeben suchte wie es der Maler gezeichnet, dass er das Weisse im Bilde heraus schnitt, und die Zeichnung selbst aus schwächeren und stärkeren Strichen bestand. Der moderne Holzschnitt wird, wie die Autotypie, unter Zuhilfenahme der Fotografie hergestellt, und die feinen Tonabstufungen, welche die Fotografie zeigt, werden durch Linienkreuzungen, Wellenlinien, Punkte und Striche wiedergegeben; bei der Autotypie wird durch die fotografische Uebertragung des Negativs auf die Zinkplatte und die hierauf folgende Aetzung dasselbe in vollkommener Weise erreicht. Hierdurch erhält man viel vollere Druckflächen, als dies bei den früheren Illustrationen der Fall war, es wird demnach auch ein weit stärkerer Druck erfordert, den unsere Maschinen fabriken durch Bau stärkerer Maschinen ermöglicht haben. Schon in früherer Zeit, bereits vor 25 Jahren, waren schwere Formen zu drucken, so z. B. die Modezeitungen, bei denen die Original-Holzschnitte im kompressen Satz standen, und der Druck solcher Formen bot mancherlei Schwierigkeiten. Damals verwendete man einen möglichst weichen Aufzug, heute, bei der Autotypie, ist die Sache noch erheblich schwieriger, und der Aufzug kann nicht hart genug sein. Wollte man nun heute in derselben Weise durch mehrfaches Ausschneiden und Aufkleben der einzelnen Stellen zurichten wie früher, so würde man ein unruhiges Bild erhalten, denn es ist ganz unmöglich, bei den zarten Uebergängen von einem Ton in den anderen immer gleich richtig auszuschneiden, ebenso unmöglich aber ist es, das zu viel Ausgeschnittene wieder aufzukleben; man kann deshalb bei den modernen Illustrationen nur in grösseren Partien zurichten. Das viele Nachhelfen muss vermieden werden; darum ist für den Drucker heute ein sicheres Auge für die Erfassung der Lichtwerthe im zuzurichtenden Bilde die Hauptsache. Besonders schwierig wird die Sache beim Buntdruck, weil sich hier die Fehler des Ausschnittes der zu erst gedruckten Form manchmal erst bei den späteren Formen bemerkbar machen. Deshalb ist es sehr erklärlich, dass man seit Einführung der Autotypie und des tonigen Holzschnitts nach einem Ersatz für das Ausschneiden beim Zurichten suchte. Das erste mechanische Verfahren war das Pustet’sehe, das später noch erwähnt werden soll. Das Mäser’sche Schabeverfahren, bei welchem Schichten in verschiedenen Farben auf einen Karton gestrichen sind, wird in der Weise gehandhabt, dass man je nach der Zeichnung ein oder mehrere Farben des Aufstrichs herausschabt; doch auch hier liegt die Gefahr nahe, dass etwa zu viel fortgeschabte Schichten nicht wieder ersetzt werden können. Einen Gegensatz hierzu bildete das Somme'Psche Ver fahren, welches Ende der 80er Jahre in Leipzig, Stuttgart, Berlin und München angewendet wurde, von dem man aber seitdem nicht mehr viel hörte. Hierbei wurde die Zurichtung durch einen Aufstrich mit dem Pinsel bewirkt, der je nach den Tiefen und Mitteltiefen des Bildes stärker oder schwächer war. Zu den weiter folgenden fotomechanischen Zurichte-Verfahren gehören das bereits erwähnte Pustet'sche und das Husnik'sehe, beide arbeiten mit einer Gelatine-Folie; ihnen schliesst sich das de Vinne-Pfiteenmayer'sehe an, das sehr schwierig und kostspielig ist. Bei letzterem wird zunächst ein Abdruck auf eine Celluloid- Platte gemacht, diese mit Grafit eingestäubt, mit einem Gelatine- Ueberzug versehen und durch dessen Belichtung ein Quell-Relief hergestellt. Hiervon wird eine Gips-Matrize genommen und von letzterer, die mit einer Staniol-Folie ausgelegt wird, in erwärmtem Zustande die Guttapercha-Zurichtung abgepresst. Das Guttapercha besitzt aber immer noch Elastizität, es kommt