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Nr. 91 PAPIER-ZEITUNG 3395 auf den Druck harrte man dagegen allerorten mit solcher Ungeduld, dass es heute kaum möglich ist, dem Fortgang seiner Verbreitung zu folgen. Im selben Augenblick, als Gutenberg das Giessen der Lettern in Mainz probirt, versuchen es andere in Bamberg, Haarlem, in Avignon, in Venedig! Und als der grosse Deutsche das Räthsel endlich gelöst, versteht man seine Erfindung sofort überall zu schätzen und nachzuahmen, zu verbessern und auszubilden, weil sie einem allgemeinen dringenden Bedürfniss entsprach. 1450 begann Guten bergs Druckerei ihren Betrieb, und 25 Jahre später blühte der Buch druck in fast allen Städten Europas! Ja, in einzelnen Städten Deutschlands z. B. in Augsburg, Nürnberg, Mainz, gab es bald zwanzig und mehr Druckereien. Man schätzt die Zahl der zwischen 1470 und 1500 in Druck gelegten verschiedenen Werke auf zehn tausend; sämmtliche damals bekannten Autoren lagen noch vor Ende des Jahrhunderts vor; in weiteren 20 Jahren folgten alle irgend zu gänglichen griechischen Denker und Dichter. Doch man verharrte nicht allein bei Vergangenem, sofort griff der Germane die Erforschung der Natur an und zwar am rechten Ende, bei der Mathematik: Johannes Müller aus Königsberg in Franken, genannt Regiomontanus, begründete zwischen 1470 und 1475 eine besondere Druckerei zur Herausgabe mathematischer Schriften in Nürnberg; zahlreiche deutsche, französische, italienische Mathematiker wurden dadurch zur Bearbeitung der Mechanik und Astronomie angeregt; 1525 gab der grosse Nürnberger Albrecht Dürer die erste darstellende Geometrie in deutscher Sprache heraus, und im selben Nürnberg erschien bald darauf das De revo- lutionibus des Copernicus. Auch auf den anderen Gebieten der Ent deckung war man inzwischen nicht müssig gewesen, und die erste Zeitung, die 1505 erschien, bringt schon »Nachrichten aus Brasilien«. Ich wüsste nichts, was so geeignet wäre wie diese Geschichte des Papiers, uns die hohe Bedeutung vor Augen zu führen, welche eine Industrie für alle Lebenszweige gewinnen kann, zugleich sehen wir, wie alles darauf ankommt, in wessen Hände eine Erfindung ge langt. Der Germane hat das Papier nicht erfunden; was aber bei Arabern und Semiten ein belangloser Wisch gewesen war, wurde Dank seinen unvergleichlichen und durchaus individuell eigenartigen Gaben das Panier einer neuen Welt. Die Erfindung des Papiers ist ohne Frage das folgenschwerste Ereigniss unserer gesammten industriellen Geschichte. Alles Uebrige ist im Verhältniss von sehr geringer Bedeutung. Erst der Umschwung in der Textilindustrie und in noch weit höherem Maasse die Erfindung der Dampfmaschine, des Dampfschiffes und der Lokomotive haben ähnlich eingreifend auf das Leben wie das Papier gewirkt; doch auch sie in bedeutend geringerem Grade, da selbst die Ausgestaltung der Lokomotiven nicht direkt, sondern nur indirekt zur Vermehrung des geistigen Besitzes beiträgt. Diese lehrreiche Zusammenstellung bekräftigt die Be rechtigung des Satzes: The consumption of paper is the measure of a people's culture, d. h. Der Papierverbrauch ist der Maassstab für die Bildung der Völker, welchen Carl Hofmann in seinem, 1873 zuerst in Philadelphia erschienenen Handbuch der Papierfabrikation aufstellte. Rollenpapier meterweise Eine sächsische Papierfabrik lieferte mir Rotationsdruck und berechnete mir x Meter, jeden Meter zu 45 g qm, gleich y Kilo. Nach dem Verdrucken stellte es sich heraus, dass die berechnete Meterzahl mit der von mir gefundenen nicht übereinstimmte, und rund 8000 m fehlten. Bei Bezahlung der Waare kürzte ich diese 8000 m. Die Fabrik will eich aber den Abzug nicht gefallen lassen, weil sie behauptet, dass die auf der Faktura berechnete Meterzahl thatsächlich geliefert sei. Anderseits will ich ebenfalls den Wahrheits- Beweis dafür antreten, dass meine Kontrolle der Meterzahl stimmt. Bekanntlich werden bei der Rotationsdruckmaschine die Bogen immer gleichmässig lang geschnitten und bei jeder Umdrehung des Druck- Zylinders ein Bogen gezählt. Reisst das Papier, oder läuft die Maschine aus irgend einem Grunde leer, d. h. ohne Papier, so zeigt die Uhr ruhig weiter. Aus diesem Grunde kann die Maschine niemals weniger, sondern muss mehr Bogen zählen als thatsächlich vorhanden sind Der Zähler meiner Maschine ist vollständig in Ordnung, was wiederholt festgestellt wurde. Wie soll ich mich nun in dieser Sache verhalten? Meiner Ansicht nach kann die Fabrik keine Ansprüche mehr stellen. Druckerei Wenn nicht vertragsmässig bedungen ist, dass das Papier nach der von der Papierfabrik angegebenen Bahnlänge bezahlt werden muss, so kann § 242 BGB zu Rathe gezogen werden, welcher lautet: »Die Leistung ist so zu bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es erfordern.« Nach der Verkebrssitte muss die Waare dem Käufer so über geben werden, dass ihm die Prüfung möglich ist, ob er die richtige Menge erhalten hat. Mit dem an dem Rollapparat der Papierfabrik befindlichen Zählwerk kann er dies nicht thun, mithin muss es ihm gestattet sein, die Bahnlänge mit dem Zählwerk der Rotationsdruckmaschine zu messen. Derartige Zählwerke sind nur ausnahmsweise ganz genau, denn un vermeidliche kleine Fehler derselben multipliziren sich bei den vielen Tausend Umdrehungen und machen bei einer grösseren Ladung oft ziemlich viel aus. Da das Zählwerk der Papier fabrik und der Druckerei gleichen Anspruch auf Richtigkeit haben, empfehlen wir in obigem Fall den Unterschied zu halbiren, d. h. Fragesteller bezahle 4000 m Papier, und die Fabrik verzichte auf die Bezahlung der übrigen 4000 m. Lüftung von Trockenräumen Dem Anfrager in Nr. 88 möchte ich folgenden Rath ertheilen: Die Heizöfen sollen mit einem Mantel derart umgeben werden, dass die durch die Frischluftöffnungen eintretende Luft gezwungen ist, diese Oefen zu bestreichen, infolgedessen erwärmt wird und dann erst in den eigentlichen Trockenraum abgegeben wird. Der Abzug der feuchten Luft kann dadurch befördert werden, dass die jetzt be stehenden drei Kamine entfernt, dafür aber ein einziger Kamin von genügendem Durchmesser aufgesetzt wird, durch dessen Mitte man das Rauchrohr von den Heizöfen führt. Durch das warme Rauchrohr wird auch die Luft im Kamin erwärmt und dadurch genügende Ventilation hergestellt. Die von der Redaktion vorgeschlagene Isolationsluftschicht an der Decke, sowie die Umhüllung des Kamins mit Mauerwerk wird der Wirkung obiger Einrichtung nur förderlich sein. W. Rolf Fremde Checks als Zahlungsmittel Die Zahlung mittels fremder Checks ist zu einer förmlichen Kalamität geworden; auf Rechnungen von 50 bis 100 M. erhält man äusser Wechseln auf Nebenplätze sehr oft 1 bis 3 Checks, gezogen von Braunschweig, zahlbar in Bochum usw. Derartige Checks ver ursachen äusser der Mühe noch 55 Pf. das Stück Einziehungs-Spesen. Jeder, der solchen Check erhält, will die Kosten sparen und giebt den Check weiter, besonders dann, wenn er, wie meistens doch der Fall, denselben von einem sicheren Kunden mit dessen Giro erhalten hat. Hierdurch wird ein solcher Check manchmal, statt sofort, in 3 bis 4 Wochen präsentirt und dann, was heut bei den schlechten Zeiten leicht möglich, nicht mehr honorirt! Sind alle Giranten, ein schliesslich des Ausstellers, für den Betrag und die Spesen haftbar? Es kommt vor, dass solche Checke, wenn man sie bald, 3—4 Tage nach Ausstellung, präsentirt hätte, bezahlt worden wären! Unter Umständen könnte dies der Aussteller durch Aussage des bezogenen Bankiers beweisen. — Ist der Aussteller auch dann haftbar bezüglich Kapital und Spesen? Wenn nicht, bei welchem Giranten hört diese Verpflichtung auf? Soviel mir bekannt, hat Deutschland noch kein Check-Gesetz und soll erst solches erhalten. Regelt sich diese Frage nach dem Wechselrecht? Müsste dann nicht bei verweigerter Zahlung Protest zur Sicherung des Regresses aufgenommen werden? Wenn in der schlanken Weitergabe solcher Checks eine Gefahr für Jeden zu sehen ist, wird diese lästige, Spesen verursachende Zahlweise vielleicht etwas eingeschränkt! E. F. Wer einen Check ausstellt oder als Zahlungsmittel weiter- giebt, übernimmt dadurch seinem Nachmann gegenüber die Haftung dafür, dass der Vorzeiger des Checks die angewiesene Zahlung erhält, und ist für die aus der Zahlungsweigerung entstehenden Spesen haftbar. Will der Aussteller oder Weiter geber die Haftung auf eine bestimmte Zeit beschränken, so muss er dies auf dem Check bemerken. Der Richter wird in Streitfällen jedesmal besonders prüfen, ob etwa der eine oder andere Vormann durch verspätete Weitergabe gegen die Ver kehrssitte gehandelt hat. Ein Check ist kein Wechsel, und Streitfragen über Checks werden nach dem Bürgerlichen oder Handelsgesetz beurtheilt. Rückenkissen mit Papierfüllung Da Kranken, wie überhaupt nervösen Leuten die Daunen kissen oft durch starke Erhitzung sehr lästig werden, empfiehlt es sich, die Kissen mit Papier zu füllen. Dies darf jedoch nicht in glatten Bogen oder Streifen in die Kissen gebracht werden, denn in diesem Falle werden sie schnell hart, man muss das Papier vielmehr vorsichtig in Streifen reissen, sodass sich kleine Spiralen davon bilden. Ein Kissen mit solchen Papierspiralen gefüllt ist weicher und kühler als ein Rosshaar kissen und namentlich als Unterlage für Rückenleidende sehr zu empfehlen. Vielleicht lassen sich die Spiralen auch durch Maschinenbetrieb herstellen. Man achte aber darauf, dass das Papier, das immerhin auch beschrieben oder bedruckt sein kann, keinen schlechten Geruch hat, da Kranke mit über reizten Geruchsnerven leicht darunter leiden. Die Papier füllung für Kopfkissen könnte man eher mit nervenstärkenden Essenzen, wie z. B. Kiefernnadelduft, tränken. H. P. Wir empfehlen für obigen Zweck nur ungebrauchtes Papier zu verwenden, und zwar die im. Fasching beliebten Luftschlangen (Serpentinen) aus ungefärbtem Papier. Red.