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Nr. 89 PAPIER-ZEITUNG 3325 Galanterie-Kartonnagen Angesichts der augenblicklich trostlosen Lage des Papier marktes ist es erfreulich, dass wenigstens ein Zweig des Fachs flott, ja grossartig beschäftigt ist: die Fabrikation von Galanterie- Kartonnagen, von der auch die Buntpapier- und Pappenfabriken recht schöne Aufträge erhalten. Der bedeutendste dieser Galanterie-Artikel ist der Fotografie-Ständer, dessen verschiedene Ausführungen in eine der folgenden drei Unter-Abtheilungen gereiht werden können: Die Ausfuhrwaare, welche nur geringwerthige »ausge stanzte« Muster umfasst, ist schlecht bezahlt und kann dem Fabrikanten nur bei ungeheuren Massen einen bescheidenen Verdienst abwerfen. Hauptsächlichstes Absatzgebiet, hierfür sind England und Amerika. Die Leisten-Ständer stellen eine Nachahmung der Bilder rahmen dar; in dieser Waare verdrängt eine Neuheit die andere, und wird Hervorragendes geleistet. Eine stehende Redensart der Engländer, die diese Waare gern und viel beziehen, lautet ins Deutsche übertragen: »Der Shilling-Artikel wird alle sechs Wochen grösser«, d. h. es wird für das gleiche Geld ständig mehr geboten. In Fantasie-Ständern ist es ausserordentlich schwer, lebens fähige Neuheiten zuschaffen, da sämmtlicheLeder-Nachahmungen und Vergoldungen längst derart »abgedroschen« sind, dass Auf frischungen meist ebenso schnell wieder vom Markte ver schwinden, wie sie aufgetaucht waren. Der einzige grosse Schlager in dieser Art (ein Berliner Erzeugniss) hat seinen Erfolg nur der grossen versilberten Metallfassung zu verdanken und ermöglichte zwar einen riesigen Umsatz, gewährt jedoch keinen dieser Menge entsprechenden Nutzen. Als Neuheit wurde zu den beiden letzteren Arten vielfach eine Passepartout-Einlage verwandt, welche sich sicherlich noch längere Zeit mit gutem Erfolge wird halten können. Auch sonstige einschlägige Artikel, wie die verschiedenen Sorten von Kasten (für Handschuhe usw.), Notiz-Blöcke, Schreibmappen usw. werden fortwährend in grossen Posten verlangt, hauptsächlich in sogenannten »zweifarbigen Serien«. Diese erfordern grossen Zeitaufwand und gute Arbeiter, wo durch für einzelne Artikel der erforderliche Preis sehr schwer zu erreichen ist. Im Grossen und Ganzen lässt jedoch diese Waare annehmbaren Nutzen, und was nicht weniger wichtig ist, trotz Ueberstunden ist die Erzeugung gegenwärtig nicht imstande, die Nachfrage zu befriedigen. Von sonstigen Mustern sind Näh- und Nadelkästchen (Necessaires) bemerkenswerth. Diese Kästchen werden in ver schiedenen Preislagen verlangt, vom 50 Pfennig- bis zum 3, 4 und 5 Mark-Artikel, mit Garn- und Seiden-Röllchen, Scheere und Fingerhut usw. geschmackvoll ausgerüstet. Auch ohne Füllung sind sehr gangbare Ausführungen am Markt; be sonders hat eine Frankfurter Firma eine Serie Kästchen mit einem Sammtdeckel, rund herum mit Metallborde eingefasst, herausgebracht, von welcher ungeheure Mengen abgesetzt wurden. Wünschenswerth wäre es, dass diesem Geschäftszweig der allgemeine schwere Rückschlag auch ferner erspart bliebe, worauf umso mehr gerechnet werden darf, als diese Fantasie- waaren dank ihrer Billigkeit stets und ständig gekauft werden. E. R. Probenschau Papier-Tischläufer von Krotoschiner & Co , Luxuspapier-Fabrik in Ferlin 0, Blumenstrasse 70. Die Firma fertigt bunt ge oruckte und gewellte Papiere für Tischläufer. Die kräftige Wellung des Papiers schützt die Politur des Tisches vor Ver letzungen durch scharfe und kratzende oder heisse Gegenstände. Die Papiere sind in gleicher Weise wie Tapeten mit ornamentartigen und Pflanzenmustern bedruckt. Unter den ersteren sind sehr kräftige schöne satte Farbentöne, während die Blumenmuster, die für das gewellte Papier besonders her- gestellt werden mussten, sich hübsch und anmuthig von dem hellen Grunde abheben. Vergl. Anzeige in dieser Nummer. Glückwunschkarten von Förster & Borries in Zwickau, Sa. yie bekannte Sammlung von Glückwunschkarten sowie von Vordrucken dafür wird jährlich durch Ausscheiden älterer Muster und Einfügen vieler neuer aufgefrischt und wird dank diesem Verfahren von Jahr zu Jahr reichhaltiger. Dem Wechselnden Geschmack wird dabei Rechnung getragen, Sorg- Tait und Kunstfertigkeit der Ausführung entsprechen dem alten Ruf der Firma. Der Dreifarbendruck nimmt berechtigterweise mit jedem Jahre grösseren Raum ein, er eignet sich sowohl zur naturähnlichen Wiedergabe kleiner Blumen wie zum wirkungsvollen Schmuck ganzer Kalenderrückwände. Die kleinen Bildchen auf den Karten sind ausserordentlich genau und zart ausgeführt, sie haben bewundernswerthe Farbenfrische, mögen sie Landschaften oder Blumen darstellen. Unter den mit Raum zum Eindruck der Firma versehenen Kalendern der selben Kunstanstalt befindet sich ein Wandkalender im Quer- Format von 36X231/2 cm, der auf jeder Seite das Kalendarium von sechs Monaten trägt und Post- und Telegrafen-Vorschriften enthält. Auf jeder Seite ist ein grosser Raum für den Firmen- Eindruck des Bestellers freigehalten. Die Anordnung des Kalendariums in einem zweifarbig gedruckten ornamentirten Rahmen ist sehr ansprechend, die Druckausführung sorgfältig. Zwei Wochenabreisskalender, deren Rückwände etwa 35x23 cm grosses Hochformat haben, tragen auf der Rückwand das auf zwölf kleine Felder um den 17X10 cm grossen Abreissblock herum vertheilte Kalendarium. Der Block hat bei jedem Tages datum reichlichen Raum zu Vermerken. Die eine der beiden Rückwände hat wenig Schmuck, der sich in seinen Formen an die neue Kunstrichtung anlehnt, und ist in Schreibstuben und Arbeitsräumen am rechten Platz; die zweite ist reich mit Blumenwerk in vollen Farben geschmückt, sieht freudiger aus als die erstere und empfiehlt sich mehr für die Wohnstube. Leitz-Schnellhefter von Louis Leitz, Registratoren-Fabrik in Stuttgart-Feuerbach. Diese Schnellhefter sollen zum Aufbewahren der von je einer Firma erhaltenen Briefe und der Antwort- Kopien dienen. Sie haben, wie aus dem Bilde ersichtlich, einen freistehenden Falz, der durch Zusammenleimen einer Kartonfalte entstanden und demgemäss doppelt so stark ist wie die übrige Mappe. Die Heftvorrichtung ist in dem Falz angebracht und besteht aus einem biegsamen Metallstreifen, der mit seinen beiden Enden rückwärts durch den Falz fasst, und einem zweiten schmäleren Metallstreifen, dessen Enden durch Löcher des erstbeschriebenen gesteckt sind, während sein Mitteltheil unter dem ersten Streifen liegt. Die gespitzten biegsamen und für die Heftung verwendbaren Metallenden sind etwa 41/2 cm lang. Ueber diese wird, nach dem die Schriftstücke aufgereiht sind, ein Streifen federnden Stahlbleches geschoben, und die biegsamen Streifen werden darüber zurückgebogen. Durch Aufbiegen der durch den Falz geschobenen Enden des ersten Metallstreifens kann man den ganzen Block mit den gehefteten Briefen herausnehmen, ohne den Verband derselben zu lösen. Der zu den Mappen ver wendete Karton ist sehr zähe und wird in sechs verschiedenen Farben hergestellt. Glimmer-Ersatz-Postkarten von Eduard Büttner & Co., Berlin N, Oranienburgerstr. 59. Infolge des von der Reichspostverwaltung ergangenen Verbots der Glimmer-Postkarten bemühte man sich Ersatz für diese Waare zu finden, welcher die Uebelstände, die zum Beförderungsverbot führten, nicht besitzt. Obige Firma bringt nun Postkarten in den Handel, welche den Glimmer- und Flitterkarten täuschend ähnlich sehen. Die auf geklebten celluloidartigen Blättchen haben denselben halb durch sichtigen Glanz wie Glimmer, bei anderen Karten ist durch eigenartige Metallprägung der beliebte Metallflitter nachgeahmt. Beide Verzierungsweisen haben den Vorzug, dass nichts ab blättert. Sie haften auch bei schonungsloser Behandlung fest an der Karte, und wenn einzelne Stücke mit Gewalt abgerissen werden, so haben diese keine scharfe Kanten und sind auch zu gross, um etwa durch einen Luftzug aufgewirbelt zu werden. Die Karten sind demgemäss, laut Aufdruck auf denselben, von der Post zur Beförderung als Postkarte zugelassen.