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3292 PAPIER-ZEITUNG Nr. 88 Sprache: »An die dänischen Leser«. Darin wird mitgetheilt, dass die Originalausgabe des ersten Buches von Tycho Brahe, das im Jahre 1573 in Kopenhagen herausgegeben wurde, jetzt sehr selten ist. In der Königlichen Bibliothek und in der Universitätsbibliothek zu Kopenhagen befindet sich je ein Exemplar, das in der letzteren ist aber etwas schadhaft. Ausserdem findet sich je ein Exemplar in dem Observatorium zu Pulkowo bei St. Petersburg und im Observatorium zu Edin- bürg. Die dänische Festschrift ist mit einem Porträt von Tycho Brahe, Fototypie nach einem zeitgenössischen Gemälde, sowie mit einem Faksimile seiner Handschrift versehen. Der im Werk enthaltene Abdruck »De nova Stella« giebt die Aus stattung der Original-Ausgabe nach Typen und Zeichnungen wieder. Den bedeutendsten Observatorien und gelehrten Ge sellschaften der verschiedenen Länder wurde ein Exemplar der Festschrift zugestellt. F. Schwedisches Buchindustrie-Museum Der allgemeine schwedische Buchdruckereibesitzer-Verein beschloss in seiner am 5. Oktober in Stockholm abgehaltenen Jahresversammlung in Uebereinstimmung mit dem Vorschläge des Buchdruckereibesitzers Wald. Zachrisson in Gothenburg ein solches Museum in Stockholm zu errichten. Dem Vorschläge zufolge soll das Museum alle zur Buchindustrie gehörigen Thätigkeiten umfassen und die Aufgabe haben, alle für die Buchindustrie interessanten technischen, historischen oder künstlerisch werthvollen Gegenstände zu sammeln, diese in zusammengehörige Gruppen zu theilen, sodass alles leicht über sichtlich und zugänglich ist. Ferner soll zu dem Museum eine beständige buchindustrielle Ausstellung gehören, die den Fabrikanten Gelegenheit giebt, zum Fache gehörige Maschinen, wenn möglich im Betriebe, sowie neue Erfindungen und Ver besserungen von Arbeitsmethoden zu zeigen. Das Museum soll in direkter Verbindung mit dem allgemeinen Buchdruckerei besitzer-Verein stehen, jedoch von einem eigenen, von dem Verein gewählten Vorstande, geleitet werden. Als Vorstands mitglieder wurden gewählt: die Buchdruckereibesitzer Fr. Nyholm, Wald. Zachrisson, Direktor Erik Oldenburg, Ingenieur C. Ram- ström, Freiherr Per Hierta in Främmestad, als Disponent für die Berlingska Buchdruckerei in Lund, Kaptain Alexis Hassel- qvist und Professor Karl Warburg. F. Versammlung des Vereins Brandenburgischer Zeitungs-Verleger für den Regierungsbezirk Potsdam. Die am 27. Oktober in Berlin stattgehabte Versammlung beschloss die Abschaffung der Pauschalpreise für Anzeigen auswärtiger Aufgeber; ferner erklärte die Versammlung, dass mehr als 50 Prozent Rabatt vom 1. Januar 1902 ab weder an Anzeigen-Vermittler noch an direkte Anzeigen - Besteller gewährt werden sollen. Ausnahmen sind nur mit Zustimmung des Vorstandes für kleinere Zeitungen bis zu 2000 Auflage zulässig, jedoch nur bis zu dem vom Vorstand genehmigten Höchstrabatt. Die Gebühr für eine Beilage wurde auf mindestens 5 M. pro Tausend bis 25 Gramm Gewicht ohne Falzen festgesetzt, Ausnahmen sind nur für die am Orte bleibenden nicht mit der Post versandten Exemplare zulässig. Füllanzeigen, worunter solche aus dem eigenen Verlage nicht zu ver stehen sind, dürfen vom 1. Januar 1902 ab nicht mehr aufgenommen werden. Von dem einheitlichen Bezüge des Zeitungspapiers wurde wegen gewisser Schwierigkeiten zunächst noch Abstand genommen. Die Aufstellung einer Rabatt-Skala für Anzeigen-Vermittler (sogen. Annoncen-Expeditionen) sowie die weiteren Punkte der Tagesordnung und einige aus der Mitte der Versammlung gegebene Anregungen wurden für die nächste, auf den 17. November festgesetzte Ver sammlung zurückgestellt. B. Eine Buchbinder-Versammlung in Stuttgart fand kürzlich statt mit der Tagesordnung: »Die vorjährige Tarif-Vereinbarung und deren Durch führung in Stuttgart«. Es wurde im Laufe der Versammlung mit getheilt, dass namentlich die grösseren Geschäfte die vorjährigen Abmachungen einhalten und die neueren Arbeiter nach Tarif bezahlen; Anstände gab es nur wegen des Lohnes der Arbeiterinnen und mehr fach in kleinen Geschäften. Das Beispiel des Buchdruckgewerbes, dessen Arbeitgeber für die Ein- und Durchführung des Tarifs ein treten, findet auch im Buchbindergewerbe Nachahmung, was von den Arbeitern in einer Resolution anerkannt wurde, in der es unter Anderm heisst: »Die Versammlung spricht ihre Anerkennung denjenigen Prinzipalen aus, welche mit bemüht sind, gesunde, dem Gewerbe nützende, zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Verbänden ge troffene Vereinbarungen einzuhalten«, -s- Die Lohnbewegung des eisass - lothringischen Buchdrucker-Verbandes, die in den Städten Strassburg, Colmar und Metz erfolgreich verlaufen ist, endigte in Mülhausen und Gebweiler mit einem Misserfolg. (Vorwärts) Die dänischen Buchbindermeister haben den im Jahre 1899 mit der Gehilfen-Organisation geschlossenen Tarif-Vertrag zum 1. Februar 1902 gekündigt und einen neuen Tarif vorgeschlagen, der wesentliche Ver schlechterungen der geltenden Arbeits-Bedingungen enthält. (Vorwärts) Den Aufschwung des Berliner Buchgewerbes zeigt die Eisenbahn- Statistik über das am 81. März 1901 abgelaufene Rechnungsjahr. Während früher Berlin mehr Bücher und Drucksachen von auswärts, insbesondere von Leipzig bezog, ist jetzt der Versand grösser als der Empfang. Berlin hat im letzten Jahre 8006 t Bücher und Drucksachen verschickt. Die Zahl ist um nahezu 2000 höher als im Jahre 1888. Beinahe 3/4 des Versandes, 6604 t, geht über den Anhalter Bahnhof, also wohl in der Hauptsache nach Leipzig. Dafür kommen 3819 t Bücher und Drucksachen auf dem Anhalter Bahnhof für Berlin an. Der Bücher-Verkehr der übrigen Berliner Bahnhöfe ist viel geringer. Die gesammte Einfuhr ist von 6699 im Vorjahre auf 5222 t zurückgegangen. Das Berliner Druckgewerbe verbraucht bedeutend mehr Papier als sein Handel ausführt. Der Empfang von Papier und Pappe ist von 146 000 t im letzten Jahre auf 157 500 t ge stiegen. Hiervon kamen 86 000 t über den Anhalter Bahnhof. Der Versand von Papier und Pappe stieg von 39000 t auf 46000 t (1 t=1000 kg) Ein eigenthümlicher Unfall ereignete sich am 21. Oktober im Stere otypieraume des Oberschlesischen Wanderers in Gleiwitz. Stereotypeur Nadolsky -war dabei, Metall zu reinigen, und mit dem Abkrätzen des flüssigen Bleies fast fertig. Die letzte Krätzschicht sollte noch ab genommen werden. Um die Arbeit gründlich zu machen, wollte Nadolsky die flüssige Bleimasse noch einmal durchrühren. In dem Augenblick, als der Krätzlöffel auf den Boden des Kessels hinab gedrückt wurde und das Blei theilte, kam es zu einer Explosion. Gase, die sich vermuthlich am Grunde des Kessels gebildet haben mussten, entzündeten sich beim Hinzutreten der Luft, aus dem Spalt des flüssigen Bleies schoss eine Stichflamme nach vorn, verbrannte dem Stereotypeur die Oberfläche des linken Handrückens sehr schwer und versengte die linke Hand sowie das Gesicht, die Augen blieben glücklicherweise unversehrt. Es ist angeordnet, dass bei derartiger Arbeit künftig so weit wie möglich eine Schutzmaske und Handschuhe getragen werden sollen. H. Büchertisch Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1901. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Hofrath Dr. Josef Maria Eder. XV. Jahr gang, mit 350 Abbildungen im Text und 36 Kunstbeilagen. Halle a. S. Druck und Verlag von Wilhelm Knapp, 1901. Preis geheftet 8 M. Der neue Jahrgang ist vor Kurzem in gleicher Stärke wie die früheren erschienen. Die Liste der Mitarbeiter zählt die tüchtigsten Fachleute der Fotografie auf, und ihre Originalbeiträge füllen mehr als die Hälfte des Jahrbuches. Unter ihnen sind Prof. Hermann Krone in Dresden mit einem Aufsatz »Der grüne Strahl kurz vor dem Unter gänge der Sonne«, E. Pringsheim und 0. Gradenwitz mit einer Ab handlung »Photographische Rekonstruktion von Palimpsesten« ver treten. Ludwig Tschörner berichtet über »Kamera-Konstruktionen für Autotypie« und Reg.-Rath Fritz in Wien untersucht, warum sich die fotomechanische Zurichtung für Illustrationen so schwer einführt. Prof. A. Albert in Wien bietet eine Untersuchung über das Lichtdruck korn und beschreibt in einem anderen Aufsatze Lichtdruck-Schnell pressen von Voirin-Paris sowie Rotationsmaschinen für Aluminium druck. Von letzteren sind vier verschiedene Bauarten abgebildet. Ein Beitrag zur Erfindung der Buch- und Steindruckwalze und ein Aufsatz über verschiedene Verfahren für mehrfarbigen Druck in einem Arbeitsgange werden jeden Drucker lebhaft anziehen. In der Mit- theilung »Ein Fortschritt im Dreifarbendruck?« berichtet Henry 0. Klein in London über ein neues Raster. Ein Probebild, das eine Kohle zeichnung wiedergiebt, lässt nicht die geringste Spur einer regel mässigen Rastrirung erkennen, dagegen ist der eigenthümliche Charakter der Kohlezeichnung trotz ersichtlich starker Verkleinerung vollständig erhalten. Diese Eigenthümlichkeit des besonders feinen Rasters soll nun dazu benutzt werden, um die Verluste an Feinheiten, die bisher beim Dreifarbendruck unvermeidlich waren, zu beseitigen oder doch zu verringern. Den selbständigen Arbeiten, von denen die angeführten nur einen kleinen Theil bilden, folgt der Jahresbericht über die Fortschritte der Fotografie, in welchem erstens die Leistungen der fotografischen Unterrichtsanstalten gewürdigt und dann neue Ver fahren, Apparate, Erfindungen und Verbesserungen, die im Lauf des Jahres aufgetaucht sind, beschrieben und grösstentheils durch gute Bilder veranschaulicht werden. Ein Verzeichniss der deutschen und österreichischen Patente sowie ein Litteratur-Nachweis beschliessen das Buch, welches durch ein alfabetisches Verzeichniss der Autoren namen übersichtlich ist. 32 vorzüglich ausgeführte Illustrations beilagen zeigen Proben der meisten auf fotografischer Grundlage be ruhenden Vervielfältigungsverfahren.