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PAPIER-ZEITUNG 3286 Nr. 88 Wahl der Stoffe auch den englischen Fabrikanten vollen Ersatz für Esparto, und es sollte nur noch eine Rechnungs-Sache sein, welche Halbstoffe sie für jede Sorte anwenden. Beadle’s Ansicht nach wird Espartogras in England stets Verwendung finden, jedoch nur insofern es im Preise mit den Holzzellstoffen in Wettbewerb treten kann. Die Verwendung ist deshalb wesent- lich'abhängig von den Marktpreisen von kaustischem Soda und Chlorkalk. Die Verarbeitung von Esparto wird sich jedoch auf die Fabriken beschränken, welche gut dafür ausgerüstet sind unc dessen Behandlung am besten verstehen. Holzzellstoff ist zwar geeigneter für Dauer-Druckpapier als Esparto, wenn aber ngland dem von Deutschland gegebenen vorzüglichen Bei spiel folgt, wird es weder Holz noch Esparto zu den Papieren verwenden, die Jahrhunderte überdauern sollen, sondern nur zu anderen Sorten. Natron-Wiedergewinnung aus Strohzellstof-Ablaugen G. Lunge und W. Lohöfer in Zürich, Polytechnikum, ver öffentlichen in der »Zeitschrift für angewandte Chemie«, Heft 44 von 1901, eine ausführliche Arbeit über »Entfernung der Kieselsäure aus alkalischen Laugen, insbesondere der jenigen des Sulfat-Zellstoff-Verfahrens«. Die Forscher gelangen auf Grund ihrer scharfsinnigen, mit vielen Analysen belegten Untersuchungen zu folgenden Schlussfolgerungen: Für die Sulfat-Zellstoff-Fabrikation ist es von grosser Wichtigkeit, dasjenige Natron, welches im Laufe der Fabrikation in das für diese anscheinend werthlose Natriumsilicat übergeht, wieder nutzbar zu machen, ohne dabei das daneben vorhandene, hier besonders werth- volle Natriumsulfid zu zerstören. Es liegt am nächsten, dies dadurch zu erreichen, dass man das Natriumsilicat durch Behandlung mit Kalkhydrat in Aetznatron um wandelt; aber dies verursacht grosse Schwierigkeiten und Verluste, weil der dabei entstehende Niederschlag von Calciumsilicat sehr voluminös, gallertartig und schwer auszuwaschen ist. Dagegen lässt sich die Aufgabe lösen durch Umwandlung des Natrons in kohlen saures Salz unter Ausfüllung der Kieselsäure in leicht filtrirbarer Form. Dies gelingt nicht durch Behandlung der Lösung mit Kohlen säure bei gewöhnlicher oder auch bis zum Siedepunkt unter ge wöhnlichem Druck erhöhter Temperatur, weil dabei die Kieselsäure als sehr schwer filtrirbare Gallerte ausfällt, wohl aber vollkommen durch Einleiten von Kohlensäure in die Lösung der Rohsodaschmelze unter Erhitzung zum Sieden bei einem Ueberdruck von etwa '/, At- mosfäre, wobei die Temperatur auf 108 bis 107° steigt. Die Kieselsäure wird aus Alkalisilicatlösung unter diesen Be dingungen so gut wie vollständig gefällt und zwar in einer Form, welche sehr schnelles und klares Filtriren ermöglicht. Wenn man das Einleiten der Kohlensäure nicht länger als bis zur völligen Aus fällung der Kieselsäure fortsetzt, so geht alles vorhandene Schwefel natrium unverändert aus der Kochoperation hervor. Das Natrium des Silicates geht durch diese Behandlung mit Kohlensäure in ein Carbonat über, in welchem das Verhältniss von Kohlensäure zum Natrium annähernd der Formel Na,CO, + 2 Na HCO, entspricht. Um eine durch Behandeln einer Natriummetasilicatlösung (Na, Si 0,) mit Kohlensäure unter einem Ueberdruck von ‘a Atmosfäre bei 103 bis 107° entstandene Carbonatlösung (l:10H a O. nach Filtration der ausgeschiedenen Kieselsäure bis zu dem für die Praxis erforderlichen Grade, d. h. bis zur Umwandlung von 96 pCt. des Natriums in Aetz natron, zu kaustiziren, sind 120 pCt. des auf die Kohlensäure be rechneten Kalkes nöthig; berechnet auf das vorhandene Natron be trägt diese Menge 170 pCt, da, wie oben erwähnt, statt Na, CO, das Carbonatgemisch Na, CO 3 + 2 Na HCO, entsteht. Bei der Kaustizirung ohne Filtration der ausgefällten Kieselsäure verlangt die Kieselsäure noch 75 pCt. des der Formel Ca Si 0, ent sprechenden Kalkes, da sich ein saures Calciumsalz der Kieselsäure, vielleicht von der Formel 4 (Si 0,) Ca 3 H,, bildet. Es sind also in diesem Falle im Ganzen etwa 250 pCt. des auf das Natron des Silicates berechneten Kalkes nöthig, um eine möglichst kohlensäure- freie Lösung von Aetznatron und Schwefelnatrium zu erhalten. Es bleibt der Praxis überlassen, ob sie aus diesen im Kleinen estgestellten Thatsachen einen Nutzen ziehen kann oder nicht. Tycho Brahe’s Papiermühle Während aus Veranlassung der 300sten Wiederkehr von Tyoho Brahe’s Todestag die Errichtung des Schlosses Uranienborg und des Hilfsobservatoriums Stjerneborg auf der dänischen Insel Hveen im Sunde in der Tageslitteratur eingehende Erwähnung fanden, wurde das von ihm errichtete »Molendinum papyraceum« kaum gewürdigt. Es ist erfreulich, dass »Svensk Pappers-Tid- ning« in ihrer Nummer vom 20. Oktober auch dieser Thätigkeit Tycho Brahe’s gedenkt. Danach fanden sich bei Tycho Brahe, nachdem er im Jahre 1580 Uranienborg fertig gebaut hatte, ganze Schaaren von Schülern eiu, unter diesen auch ein junger Holländer, Wilhelm Blaen, der später als einer der grössten Landkarten-Zeichner und -Herausgeber seiner Zeit be kannt wurde, und dessen Sohn Johan später in demselben Fach Grosses leistete. Als Johan Blaen im Jahre 1663 den nordeuropäischen Theil seines überaus umfangreichen Atlas- Werkes herausgab, nahm er darin auch die Karte seines Vaters von der Insel Hveen mit allen Perspektiven, Plänen und Durch schnitten von Uranienborg auf, sowie die Abbildungen der her vorragendsten Instrumente Tycho’s. Der Däne Resenius in Kopenhagen gab im Jahre 1668 sein Werk »Inseriptiones Haffnienses« heraus, welchem er einige elende Nachbildungen einiger Bilder aus dem erwähnten Atlas beifügte. Er führt unter den an der Uranienborg befindlichen Inschriften folgende auf, die Tycho selbst in lateinischer Sprache verfasste und an einer Wand des Hauses anbringen liess: »Dieser Wassergraben und die Papiermühle mit allem kunstmässigen Zubehör und die oberhalb angelegten Teiche, hier, wo solche niemals vorhanden waren, hat Tycho Brahe nach eigener Einsicht, nach eigener Anordnung und auf eigene Kosten für sich und die Nachwelt 1589 begonnen und 1590 beendet.« Im Schlosse hatte Tycho seine Buchdruckerei. Das Schloss lag mitten auf der Insel, nicht weit südlich davon das zum grossen Theil unter der Erdoberfläche angelegte Observatorium Stjerneborg und südwestlich von diesem unterhalb des Strand bügels auf dem Sandstrande die für damalige Zeit sehr gut eingerichtete Mühle, betrieben mit dem Wasser aus einer ganzen Reihe von grösseren und kleineren Teichen, die Tycho in dem oberhalb liegenden Wiesengelände hatte graben lassen, und zu welchen er das Wasser aus den Quellen und Bächen der Insel leitete. Je nachdem das Rad gestellt und die Wasser- menge vermehrt oder vermindert wurde, konnte das Triebwerk für die Papiermühle, die Mahlmühle und eine Gerberei ver wendet werden. Durch einen in den Sund mündenden Graben floss das Wasser ab. Tycho brauchte das dort hergestellte Papier für seine eigenen Werke, die er in seiner Druckerei vervielfältigen liess. Eins seiner Bücher aus der Zeit, als die Papiermühle in Gang war, befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Uranienborg ist als Druckort angegeben, das Druckjahr dürfte 1596 sein, das letzte Arbeitsjahr Tycho’s auf der Insel Hveen, die er im Jahre 1597 wegen der brutalen Verfolgungen verliess, welchen er seitens der Gewalthaber nach der Thronbesteigung Christians IV. ausgesetzt war »Gelehrte Männer« wurden aus gesandt, um Tycho’s Treiben auf Hveen zu untersuchen. Diese Männer fanden, dass alles dort Errichtete unnölhig sei, somit auch die Papiermühle, und da Tycho nicht die Erlaubniss er- fielt, seine Observationen und chemischen Arbeiten in Kopen- hagen fortzusetzen, verliess er das Land. Die Wasserzeichen Tycho’s sind auf den Blättern seines erwähnten Buches nicht klar zu erkennen, da sie mit Ab bildungen und dem Text überdruckt sind. Es ist jedoch fest- gestellt, dass Tycho sich zweier Wasserzeichen bediente. F. Papierfabrikation in Finland Aus Finland In Nr. 81 Seite 8040 veröffentlichte die Papier-Zeitung einen Aus zug aus dem schwedischen Fachblatt »Svensk Pappers Tidning über die Papierfabrikation in Finland. Da verschiedene Angaben in diesem Aufsatz theils ungenau, theils veraltet sind, ersuche ich um Aufnahme folgender Berichtigung. Im »Bulletin de la Socit de Ghographie de Finlande, Fennia, Tome 17, — Atlas de Finlande, Texte publid par la Socit de Geographie de Finlande, Helsingfors 1899« wird über die finländische Papierfabrikation unter Anderm Folgendes mitgetheilt: »Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestanden im Lande, theils von altersher, theils neu angelegt, etwa 10 Papier fabriken. Die meisten blieben Handpapierfabriken und gingen noch in der Zeit von 1860 bis 1880 ein. Zwei derselben be stehen noch: nämlich die von Frenckell & Son in Tammerfors zu Anfang des 19. Jahrhunderts gegründete und Tervakoski in Janakkala (1818). Die ersten Papiermaschinen wurden ange schafft für Frenckell & Son 1841, für Tervakoski 1852. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann man die Lumpen durch andere Faserstoffe zu ersetzen, da die vorhandenen Lumpenvorräthe für den stets wachsenden Papierverbrauch nicht ausreichten. Unter den neuen Halbstoffen gewannen Holz schliff und Holzzellstoff die grösste Bedeutung. Finland mit seinem Reichthum an Wald und Wasserkräften war für die Herstellung dieser Halbstoffe besonders geeignet. Eine kleine Holz