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Nr. 85 PAPIER-ZEITUNG 3183 10000 Kilo Ladung imit. Pergament von einer Lagerpartie nach heil. Probe a und beanstandet die Sendung mit der Begründung, dass das Papier nicht mustergetreu ausgefallen sei. Die Firma behauptet, dass das Papier in Transparenz, Härte und Reinheit dem Verkaufs muster wesentlich nachstehe, und sendet uns beil. Ausfallmuster b ein. Nach unserem Dafürhalten ist das Papier durchaus nicht geringer und minderwerthiger als das Vorlagemuster, infolgedessen lehnten wir die Verfügungsstellung der Sendung ab. Papierfabrik B. in Y. Muster b ist um ein geringes weniger durchscheinend aber gleich glatt, gleich fest und heller als a. Es liegt kein Grund zur Annahme-Weigerung vor. Kleinverkauf der Papierfabriken Aus Westdeutschland Im vorigen Jahre wurden von allen Papierfabrikanten-Vereinen bessere Preise gefordert, auch die Vereinigung westdeutscher Pack papierfabrikanten erhöhte mehrmals die Preise für gewöhnliche Sorten, und jeder Grosshändler erhielt die Verkaufs-Bedingungen der deutschen Papierfabrikanten, wonach von jeder Sorte Papier nicht unter 1000 kg abgegeben wird. Mit der einheitlichen Preisfestsetzung für die hauptsächlichsten Papiersorten und mit der Erhöhung (theilweise um 20 pCt.) konnte jeder Grosshändler zufrieden sein; Da nicht unter 1000 kg pro Sorte abgegeben werden sollte, musste der Verbraucher zum Grossnändler kommen. Man konnte hieraus den Schluss ziehen, dass die Ver einigung der westdeutschen Papierfabrikanten mit den Grosshändlern Hand in Hand gehen wollte. Wenn auch die Mehrzahl der Packpapierfabrikanten die Be dingungen hielt, so scheint es doch, als wollten sich einige auf Kosten ihrer Vereinsbrüder bereichern und zwar durch Anstellung von Agenten, welche den Verbrauchern in Industrieplätzen ries- weise, sogar haibriesweise verkaufen dürfen, in Widerspruch zu den Verkaufs-Bedingungen der deutschen Papierfabrikanten, wonach nicht unter 1000 kg verkauft werden soll. Zu welchen Preisen geben diese Fabriken 50 kiloweise an die Verbraucher ab? Von vielen kleinen Verbrauchern werden nicht einmal 5 pCt. mehr ge fordert, als die Grosshändler 1000 kiloweise nach den festgesetzten Preisen der Vereinigung zahlen sollen. Wo bleibt da der Gewinn des Grosshändlers mit seinen Lager- und Reisespesen? Früher waren die Packpapierpreise arg gedrückt, ein Fabrikant unterbot den andern, und der Grosshändler kaufte dort, wo das billigste Preisangebot gemacht wurde. Dies ist heute bei den ein heitlichen Preisen dieser Papiere ausgeschlossen. Ich hoffe, dass die Fabriken, welche sich getroffen fühlen, nunmehr den Verpflichtungen der Vereinigung nachkommen und an Verbraucher nur mit 10 pCt. Mindest-Preiserhöhung bei Abnahme von 1000 kg verkaufen werden. Sollten sie aber wie bisher weiter wirthschaften, so werden sie in der Papier-Zeitung öffentlich genannt, damit jeder deutsche Packpapier- Grosshändler sie kennen lernt und — um dem Grosshändlerstand gerecht zu werden — nur solchen Firmen seine Aufträge überschreibt, die an den Verkaufs Bedingungen der Vereinigung festhalten. Packpapier-Grosshändler Wir lehnen es ab, durch Nennung von Namen oder auf andere Art Jemanden, der sein Geschäft redlich betreibt, bloss- zustellen. Wenn ein Papierfabrikant an kleine Verbraucher Verkauft und dabei gut zu fahren glaubt, so ist das seine Sache, wenn wir auch solches Verfahren für unrichtig halten. Die Verkaufs - Bedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten verbieten den Kleinverkauf von Lagerwaare nicht, sondern setzen 500 kg als Mindestmenge für eine An- f^rtigung fest. Wir kennen die Verkaufs - Bedingungen des Vereins Westdeutscher Packpapierfabrikanten nicht, und empfehlen dem Herrn Einsender, sich mit seiner Beschwerde an den Vorsitzenden des »Vereins Westdeutscher Packpapier- Fabrikanten« zu wenden. Fortschritte der Buntpapierfabrikation Von August Weichelt. Nachdruck verboten Fortsetzung zu Nr. 80 Peltine-Leder Ueber dieses Lederersatz-Papier schrieb ich in Nr. 44 der gapier-Zeitung von 1900 ausführlich. Name und Erzeugniss Sind der schottischen Firma Smith & Mc. Laurin durch eng- 'sches Patent geschützt. Die Waare wird bei guter Ausführung sebst vom Fachmann nicht leicht von echtem Leder unter- schieden. Der zähe Rohstoff besteht aus zwei dünnen Lagen vng aneinander liegender, verfilzter, langer Baumwollfasern, wsiche. durch eine dazwischen liegende Schicht von nicht yuganisirtem Kautschuk oder Guttapercha fest miteinander worhunden sind. Man denke sich von einer Tafel Baumwoll- “stte zwei schwache Lagen abgetrennt, jede für sich durch mir dünnes Leimwasser gezogen und nach dem Trocknen 84mm inkBeerzin gelösten Rohgummis oder Guttaperchas zu- Alle Versuche, diesen Peltinestoff nach Art gewöhnlichen I Papiers mit Leim oder Kaseinfarbe so zu streichen, dass der Anstrich fest auf der Stofffaser hafte, scheiterten an der wasser abstossenden Eigenschaft der Gummischicht. Eine gute Decke hätte sich ja mit mehreren Strichen erzielen lassen, aber sie bröckelte trotz festester Leimung nach dem Trocknen ab oder wurde brüchig, wenn man den Stoff so zwischen den Händen rieb, wie man es mit Leder thun kann. Durch reichlichen Zusatz von Glyzerin hätte man die Anstriche leicht ge schmeidiger machen können, da aber Glyzerin wie beim Papier in heisser Luft austrocknet und in kalter Luft wieder Feuchtig keit anzieht, also sehr hygroskopisch ist, so wäre damit wenig geholfen gewesen. Ausserdem war reichlicher Zusatz von Glyzerin schon deshalb ausgeschlossen, weil dieses, wie schon der erste Versuch zeigte, die Gummischicht zum Theil löste und dadurch dem Stoff allen Halt nahm. Durch Zusätze von fettigen oder öligen Bestandtheilen, selbst in verseiftem Zu stande, wäre die Zerstörung oder Auflösung der Gummischicht noch beschleunigt worden. Am zweckmässigsten wäre Zucker melasse gewesen, da diese aber angeblich nicht erhältlich war, wurde gewöhnlicher Syrup genommen. Dieser war ge eignet, die Farbschicht dauernd geschmeidig zu halten, aber auch nach dessen Anwendung konnte keine zufriedenstellende Waare erzielt werden, so lange es nicht möglich war, die Streichmasse besser mit der Kautschuksohicht zu verbinden, welche mit wenigen daran festhaltenden Baumwollfasern eine Schicht bildete, während sieh die vom Kautschuk nicht fest gehaltenen Fasern mit der aufgestrichenen Farbschicht zu einer besonderen Lage vereinigten. Man versuchte dann den Stoff mit dünner Leimlösung, welche mit Anilinlösung angefärbt wurde, zu tränken, zu welchem Zwecke an vier Bürstenstangen der Streichmaschine Lager mit leichten glatten Walzen angebracht wurden, mittels welcher der im Farbtrog befindliche Leimstoff auf den Maschinenzylinder gegautscht und der Peltine-Rohstoff damit durchtränkt wurde. Die Leimlösung schien gut mit der Gummischicht verbunden zu sein, nachdem jedoch die übrigen Aufstriche aufgetragen waren, zeigte sich wieder das alte Uebel, Kautschuk und Farbschicht hielten nicht zusammen. Jetzt wurde in kleinem Maassstab ver sucht, vorher gut durchgeleimten Peltinestoff mit 5 prozentiger heisser Lösung kalzinirter Soda zu behandeln, und da solches Baden von Erfolg war, behandelte man auch die vorgeleimten Rollen auf diese Weise, und zwar mit gleichem Erfolg. Man sagte sich nun, dass ein wahrscheinlich von der benzinhaltigen Kautschukschicht herrührender Fettgehalt durch das nach trägliche Baden in Sodalösung beseitigt und dadurch bessere Verbindung ermöglicht wird, und kam zur Ansicht, dass es besser sei den Stoff vor dem Imprägniren mit Leimlösung in Sodalösung zu baden. Dies erwies sich als ein Irrthum, der nachträgliche Leimstrich hielt wieder nicht und verband sich erst mit der inneren Schicht, nachdem der Peltinestoff noch einmal mit heisser Sodalösung gebadet wurde. Durch das nachträgliche Baden bekam der Stoff auch grössere Geschmeidigkeit, es schien, als ob der im Leim enthaltene Zucker-Syrup erst seine richtige Wirkung äusserte. Durch dieses nun erreichte günstigere Fabrikationsverfahren war es möglich, mit 5 bis 6 Strichen ein besseres Leder herzustellen, als man es vorher mit 8 bis 10 Strichen erreichen konnte. Körperfarben eigneten sich allerdings nicht recht dazu, am besten war es, wenn man mit Anilinlösungen auskommen konnte. Zu hellen Farben, welche sich ohne Zusatz von Weiss nicht herstellen liessen, hat sich feines Kremserweiss (Blei weiss) am besten bewährt. Merkwürdig war dabei, dass obgleich nur mit Kaseinlösung lackirt wurde, keine Klagen darüber laut wurden, dass sich dieses Leder mit Blattgold und heissem Stempel nicht hätte prägen lassen. Vielleicht wird die Prägefähigkeit durch die nicht vulkanisirte Gummischicht begünstigt. Wenn es möglich ist, zwei so schwache Lagen langer Saumwollfasern, welche aussehen, als ob sie durch die Krempel maschine erzeugt wären, mittels Kautschuklösung zu verbinden, so kann es auch möglich sein, nur eine solche Faserschicht auf der Siebpartie einer Papiermaschine mit hinzulaufendem Papierstof zu verbinden und auf diese Weise einen lederartigen Stoff ohne Kautschuk herzustellen. Das Schüttelwerk würde die langen Fasern jedenfalls etwas verfilzen, sodass der Stoff auch in der Laufrichtung ziemlich est würde. Die lederartige Geschmeidigkeit könnte man solchem Stoff durch geeignete Appretur beim Färben schon beibringen, und das Durchfärben mittels Anilinlösung u. dergl. kann sich jede Fabrik nach den in Nr. 80 S. 3000 erwähnten Tränkverfahren selbst besorgen. (Fortsetzung folgt.)