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Nr 84 PAPIER-ZEITUNG 3147 = Pfitzenmeyer’sche Zurichte-Verfahren erwähnt, und Herr Dethleffs betonte, dass er mit seinem Verfahren auf viel ein facherem Wege das gleiche erreicht habe mit dem Unterschiede, dass bei seinem Verfahren die Zurichtung, auch bei grossen Bildern, stets dem Original genau entspreche, was bei dem Pfitzenmeyer’schen Verfahren nicht der Fall sei, weil die zur Verwendung kommende Gipsmater immer etwas zusammen schrumpfe. Dadurch entstehen Unterschiede zwischen Original und Zurichtung. Das sei bei seinem erheblich einfacheren Verfahren ausgeschlossen. Zufällig hatte der Vorsitzende am Tage der Versammlung von Herrn Dr. Albert Abzüge eines grossen Bildes erhalten, das von einem Relief-Klischee in der Buchdruckerei Oldenbourg in München gedruckt war. und hierdurch wurde eine Aus sprache auch über dieses Verfahren herbeigeführt. Von sach verständiger Seite wurde bezweifelt, dass bei grossen Auf lagen die Relief-Klischees dauernd gute Abzüge lieferten; es wurde ferner darauf hingewiesen, dass es doch unmöglich sei, in einem Portrait z. B. den Augapfel und andere kleine Punkte, welche bei der Zurichtung berücksichtigt werden müssten, als Relief hervortreten zu lassen, dass es überhaupt unmöglich sei, mit diesem Verfahren alle feinen Abstufungen genau wiederzu geben. Es wurde eine bedeutende Druckerei in Braunschweig genannt, in welcher man mit den Relief-Klischees Versuche gemacht habe, die indessen zu keinem guten Erfolge geführt hätten. Ein weiterer Mangel dieser Klischees bestehe darin, dass man Galvanos nur unter grossen Schwierigkeiten und mit vielem Zeitaufwande herstellen könne, dass man aber Kupfer-Aetzungen nicht verwenden dürfe, man müsse zum Zink greifen, dessen Ersatz durch Kupfer im Allgemeinen beim Illustrationsdruck doch einen Fortschritt bedeutet habe. Weiter müsse man sich vergegenwärtigen, dass man des Relief- Klischees wegen nicht alle anderen Klischees wegwerfen könne; es sei aber nicht angängig, Relief-Klischees und andere zugleich zu drucken. Im Uebrigen wurde bemängelt, dass in den Berichten der Berliner Typographischen Gesellschaft über die Relief-Klischees die Einwendungen, die schon dort von sachverständiger Seite ge macht wurden, nicht genügend zum Ausdruck gekommen seien. Von anderer Seite wurde hierauf erwidert, dass zu jener Zeit von mehreren namhaften Illustrationsdruokereien nur günstige Aeusserungen vorgelegen hätten, und dass keiner Derjenigen, welche Zweifel in die Richtigkeit der behaupteten Vorzüge der Relief-Klischees setzten, etwas Thatsächliches habe vorbringen können. Technische Vereinigungen sitzen auch über neue Er findungen nicht zu Gericht, wenn sie nicht Gelegenheit hatten, dieselben in der Praxis zu prüfen. Ein öffentlich ab gegebenes absprechendes Urtheil kann sich immer nur auf praktische Erfahrungen stützen, aber nicht auf Vermuthungen, selbst wenn diese von sachverständiger Seite ausgesprochen werden. Die Firma König & Bauer in Oberzell hatte dem Faktoren- Verein einige Bogen mit farbigen Illustrationen zur Verfügung gestellt, welche in der Buchdruckerei W. Büxenstein in Berlin auf einer Zweitouren-Maschine ihrer Fabrik hergestellt wurden, und welche den Beweis erbrachten, dass diese Maschi- nen, welche eigentlich anderen Zwecken zu dienen be stimmt waren, auch für den Mehrfarbendruck, welcher ge naues Passen der einzelnen Formen bedingt, ganz vortrefflich zu brauchen sind. Die vorgelegten Bogen zeigen je acht ver schiedene Thierbilder in vollen Farben aus dem im Verlage Von M. Oldenbourg erscheinenden Werke »Das Leben der Thiere«. B. Der neue Buchdrucker-Tarif Die am Sonntag, 13. Oktober, abgehaltene Mitgliederversammlung des Hamburg-Altonaer Buchdrucker-Vereins beschäftigte sich mit der Stellungnahme zu den in Berlin stattgefundenen Tarifverhandlungen. Berichterstatter war der Gehilfen-Vertreter Georg Klapproth aus Han nover, der mit beredten Worten ein Bild der gepflogenen Verhand lungen gab. Da die neuen Tarifvereinbarungen bereits eingehend in der Papier-Zeitung besprochen worden sind, erwähne ich nur, dass Klapproth selbst aufrichtig bedauerte, eine verhältnissmässig ge- nnge Erhöhung des Gewissgeldes und der Grundpositionen für das Berechnen mit nach Hause gebracht zu haben, und es lieber gesehen hatte, wenn die Prinzipale eine Lohnaufbesserung von 10 und vielleicht noch mehr Prozent zugebilligt hätten. In seinem Schlusswort er mahnte er aber die Kollegen, sich angesichts der augenblicklich über- aus ungünstigen Geschäftslage mit dem Erreichten im Interesse der wehilfenschaft zufrieden zu geben und dem neuen Tarife, der ja doch manche Verbesserung erfahren hätte, ihre Zustimmung nicht zu ver sagen. An den Vortrag, der von einem grossen Theile der Versamm lung mit lautem Beifall aufgenommen wurde, schloss sich eine sehr erregte Debatte. Fast alle Redner sprachen in sehr scharfen Aus führungen namentlich gegen die Einführung des Staffeltarifs und gegen die Absendung des bekannten Telegramms an den Grafen Posadowsky. Während man in der Altersskala eine grosse Gefahr hauptsächlich für die älteren Kollegen erblickte, wurde in der Unter zeichnung der genannten Adresse seitens der Gehilfen-Vertreter eine Herabwürdigung der gesammten Gehilfenschaft gefunden. Auch wurde die laue Schreibweise des »Correspondent«-Redakteurs, L. Rexhäuser, und das Verhalten des Zentral-Vorstandes und der Gehilfen-Vertreter, die sich bei der kleinsten Gelegenheit von den Prinzipalen den Stuhl vor die Thür setzen liessen, einer scharfen Kritik unterzogen. Die 71/2prozentige Lohnerhöhung sei den Gehilfen-Vertretern als Köder für den Staffeltarif von den Prinzipalen hingeworfen worden und damit ein Keil in die Gehilfen-Organisation getrieben. Lebhafte Klagen führten auch die Maschinensetzer über die Behandlung ihrer Experten bei den Verhandlungen. Diese seien von der einen Seite des Saales hinein- und auf der anderen wieder hinausgeworfen worden. Es wurde die Drohung ausgesprochen, dass die Maschinensetzer-Ver einigungen dem Zentral-Vorstande die Gefolgschaft verweigern würden, wenn dieser fortfahren sollte, ihre berechtigten Wünsche zu ignoriren. Inzwischen waren vier verschiedene Resolutionen eingegangen, von denen die nachstehende mit grosser Majorität zur Annahme gelangte: »Die am 13. Oktober 1901 inSchwafTs Ballhaus zahlreich versammelten Hamburger Buchdrucker-Gehilfen erklären sich mit dem Resultat der Tarifverhandlungen durchaus nicht befriedigt, da die eingetretene Er höhung von 7‘/2 pCt. nicht entfernt die seit 1896 eingetretene Ver- theurung aller Lebensbedürfnisse ausgleicht. Allermindestens er warteten die Hamburger Buchdrucker eine entsprechende Erhöhung des Lokalzuschlags. Eine wesentliche Verschlechterung des Tarifs erblickt die Versammlung in der Einführung des Staffeltarifs, zu der ein zwingendes Bedürfniss in den letzten fünf Jahren der Tarif-Ge meinschaft sich nicht ergeben hat. Der Staffeltarif ist umso weniger gerecht, als mit der Einführung desselben das bisher bestandene kleinere Minimum für Kollegen im ersten Gehilfenjahre in der Lehr druckerei nicht beseitigt ist. Die Hamburger Gehilfen erblicken in dem Resultat der Tarifvereinbarung eine Ausnutzung der gegen wärtigen wirthschaftlichen Krise seitens der Prinzipals-Vertreter, die mit dem Geiste einer Tarifgemeinschaft unvereinbar ist. Gleichzeitig drückt die Versammlung ihr Befremden aus über die allzugrosse Nachgiebigkeit seitens der Gehilfen-Vertreter bei den Verhandlungen. Ebenso verurtheilt sie aufs Schärfste das Telegramm an den Grafen Posadowsky und spricht den Gehilfen-Vertretern hierfür ihre vollste Missbilligung aus.« Die Versammlung war von etwa 600 Mitgliedern besucht. Wilh. Rathol Es ist zu wünschen, dass die Hamburger Buchdruckerei- Arbeiter die auf Grund gegenseitiger Zugeständnisse erreichten Vereinbarungen anerkennen und ihre Sonderwünsche dem Wohl der Allgemeinheit unterordnen. Vielen Buchdruckereibesitzern fällt es ohnehin schwer, die durch den Tarif gewährten Lohn- Erhöhungen zu zahlen, da sich die Druckpreise nicht ent sprechend erhöhen lassen. Red. Ausstellung japanischer Farbenholzschnitte in Leipzig Ueber diese in Nr. 81 S. 3042 erwähnte Ausstellung, die bis zum 22. Oktober geöffnet bleibt, schreibt Ernst Kiesling im »Leipz. Tagebl.«: Die aus 360 Nummern bestehende Ausstellung japanischer Farbenholzschnitte, welche zur Zeit die im westlichen Flügel ge legenen Parterre-Räume des Deutschen Buchgewerbebauses einnimmt, bildet einen Theil der Kunstsammlung des Herm S. Bing in Paris. Besitzen die Europäer die mannigfaltigsten grafischen Arbeits weisen zur Wiedergabe bildlicher Darstellungen, so haben die Japaner nur die Holzschnitt - Technik gepflegt. Diese Beschränkung hat eine Vollendung und künstlerische Kraft gezeitigt, die bewunderns- werth ist. Während der deutsche Holzschnitt im 16. Jahrhundert an die Stelle der farbenreichen mittelalterlichen Miniatur-Malerei trat und unter dem Einfluss des Buchdrucks der Farbe entsagen mu-ste, bis er fast ausschliesslich als Schwarzdruck erschien, machte man in Japan dem aus schwarzem Schrifttafeldruck hervorgegangenen Bilddruck in immer erhöhterem Maasse die Farbe dienstbar. Bis auf geringe Abweichungen ist die Technik des japanischen Holzschnitts eng verwandt mit der des älteren deutschen Holzschnitts. Die Verwendung mehrerer Druckplatten zur Herstellung eines farbigen Bildes wurde erst allmälig eingeführt. Zunächst griff man in Japan wie bei uns zu dem Hilfsmittel des farbigen Handkolorits, indem jeder einzelne Schwarzdruck mit Farben übermalt wurde. Gelb und Orange waren besonders beliebt, deren Wirkung oftmals durch Aufstäuben von Goldstaub und Perlmutterpulver (Kira) erhöht wurde. Theilweise wurden die farbigen Bilder auch mit Lack über zogen. Die Erfindung des farbigen Drucks wird Shigenaga (1743) zu geschrieben, während Harunobu die Verwendung unbeschränkter Farbenplatten und das Uebereinanderdrucken zweier Töne (um 1766) eingeführt haben soll. Die Technik des Farbenholzschnittes diente nicht allein zum Druck selbständiger Kunstblätter, wie solche in der Ausstellung ver treten sind, und die zum Schmuck der Wohnräume verwendet wurden, sondern vornehmlich zur Buchillustration. Was das japanische Volk