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3076 PAPIER-ZEITUNG Nr. 82 Handelskammer-Berichte 1900 Ludwigshafen a. Rh. Die pfälzische Papier-Industrie hat sich im Berichtsjahre so ziemlich auf gleicher Höhe gehalten wie im Vorjahr; doch ist eher ein kleiner Rückgang als ein Fortschritt zu bemerken. Auch die Arbeiterzahl ist, wenn auch sehr wenig, zurückgegangen. Beeinträchtigt wurde die Papier-Industrie durch die Erhöhung der Rohstoffpreise, insbesondere auch durch die theuren Kohlenpreise. Die Arbeitslöhne blieben auf gleicher Höhe wie im vorigen Jahre; mitunter traten kleine Steigerungen ein. Den grössten Nutzen warf die Papierfabrikation dann ab, wenn sie sich mit Herstellung einzelner Sonderartikel beschäftigte. Von einer der grössten Fabriken des Bezirkes werden z. B. reine Hadernpapiere für Spielkarten verfertigt. Auch für Kupferdruck und Werkdruck wurde Papier in grossen Mengen verfertigt. Ebenso verlegte sich die pfälzische Papier-Industrie auf Herstellung von feinem Normal-Schreibpapier. Die Preise für diese Papiersorten stiegen seit Beginn des Berichts jahres bedeutend, und insbesondere bei geringeren, unter Verwendung von Holzschliff gearbeiteten Papiersorten machte sich eine Preis steigerung bemerkbar. Der Grund dafür lag hauptsächlich in der Preiserhöhung der Rohstoffe, wie Holzschliff, Zellstoff u. a., die um 20 bis 30 pCt. in die Höhe gingen. Auch die theuren Kohlenpreise waren nicht ohne Einfluss auf die Preissteigerung für Papier. Die Ursache für die Erhöhung der Holzschliff- und Zellstoffpreise ist darin zu suchen, dass auch die Preise für Naturholz infolge grosser Nachfrage in die Höhe gingen. Trotzdem die Rohstoffe vertheuert wurden, konnten die Preise für feine Papiere nicht entsprechend gesteigert werden; auch Lumpen erfuhren bedeutende Preiserhöhung. Es wird darüber geklagt, dass Lumpen, die in der Pfalz und Rhein gegend abfallen, vielfach nach England und Amerika ausgeführt werden, obwohl die einheimische Fabrikation Mangel an diesem Artikel empfindet. Daher wird vorgeschlagen, bei Neuabfassung der Zollverträge auf deutsche Hadern einen Ausfuhrzoll zu legen, wenn Oesterreich-Ungarn, Russland und Italien ihre hohen Ausfuhrzölle nicht fallen lassen. Dieser Antrag wird dadurch begründet, dass die Preise für Hadem heute durch den Weltmarkt gemacht werden. Deutsche Hadern gehen deshalb in grossen Massen nach dem Aus lande. Bei Abschluss neuer Handelsverträge möge darauf hingewirkt werden, dass Russland und Oesterreich den Ausfuhrzoll auf Lumpen fallen lassen, weil durch diesen Zoll der Rohstoff für die deutsche Feinpapierfabrikation sehr vertheuert wird. Die Fabrik von Gebrüder Adt in Ensheim berichtet: Die Fabrikation lackirter Papieneaaren (Hartpapierwaaren) nahm im Berichtsjahre einen befriedigenden Verlauf, und der gesammte Umsatz hielt sich auf gleicher Höhe wie im Vorjahre. Die bereits in früheren Jahren erwähnte Ausfuhr von Rauchtabaksdosen, welche hauptsächlich nach dem Orient gingen, hat jedoch im Berichts jahre sehr abgenommen, was hauptsächlich auf den starken Preisdruck der Nürnberger Konkurrenz und auf Abnahme des Bedarfs zurück zuführen ist. Der Ausfall wurde durch Vermehrung des Absatzes von elektrischen Isolationsgegenständen gedeckt. Das Daniederliegen der Textil-Industrie übte auch auf die Fa brikation von Spulen nachtheiligen Einfluss aus, und in den Abtheilungen von Dosen- und Spulen-Herstellung mussten theilweise Arbeitskürzungen eintreten. Die Zahl der Arbeiter hat sich um etwa 20 verringert. In der Geschäflsbücherfabrikation war der Geschäftsgang zufrieden stellend; eine kleine Erhöhung des Umsatzes ist eingetreten. Durch Vereinigung einer grösseren Zahl von Geschäftsbücherfabrikanten Deutschlands konnte in der ersten Hälfte des Berichtsjahres auch eine Preiserhöhung von 10 pCt. erreicht werden. Da jedoch nicht sämmtliche Fabrikanten der Vereinigung beigetreten sind, so war der Erfolg nicht allgemein, obwohl sämmtliche Fabriken infolge der Erhöhung der Rohstoffpreise höhere Herstellungskosten als im Vor jahre zu verzeichnen haben. Auch bei den Arbeitern machte sich bedeutende Lohnsteigerung bemerkbar. In der Kartonnagenfabrikation war der Geschäftsgang gut, da Aufträge zahlreich einliefen. Besonders von Anfang bis Mitte des Berichtsjahres war die Nachfrage so stark, dass die Aufträge kaum rechtzeitig ausgeführt werden konnten. Allerdings waren um diese Zeit auch die Preise hauptsächlich für Versand- und Verpackungs- Kartonnagen noch sehr niedrig; doch besserten sich die Verhältnisse durch fortgesetzte Erhöhungen der Papierpreise auch bei der Kar tonnagenfabrikation. Gegen Ende des Jahres machte sich bei der selben die Knappheit der Rohstoffe immer mehr fühlbar, sodass die Arbeit mitunter eingestellt werden musste. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter hat etwas zugenommen. Die Gewehrpfropfenfabrikation war im Berichtsjahre besser als im Jahre 1899 beschäftigt, auch die Preise waren befriedigend; nur für die Ausfuhr sind dieselben noch immer so niedrig wie im Jahre 1899. Der Absatz nach Spanien hat sich etwas gehoben. Durch den anfangs 1899 in Amerika gegründeten Munitionsring ist die Ausfuhr dorthin sehr erschwert. Ansichtspostkarten, Liebigbilder. Die bedeutende Preissteigerung der Rohstoffe machte sich sehr bemerkbar, weshalb kein günstiges Ergebniss zu verzeichnen ist. Fotografie-Alben. Erst zur Weihnachtszeit machte sich grössere Nachfrage nach Alben, besonders Schreib-Alben, geltend. Tapetenhandel. Der Handel mit Tapeten war zufriedenstellend, gegenüber dem Vorjahre ist eine Besserung eingetreten. Infolge Steigerung der Papier- sowie der Kohlenpreise trat in der ersten Hälfte des Berichtsjahres auch für Tapeten plötzlich ein Aufschlag von 10 pCt. ein, der für die nicht mit Vorräthen versehenen Händler sehr nachtheilig wirkte. Das kaufende Publikum wurde durch den Preisaufschlag weniger betroffen, da wegen der Konkurrenz der Tapetenfabrikanten entsprechende Preiserhöhung der fertigen Waare sich nicht durchführen liess. Zeifungsgewerbe. Der Kammer ging eine Zuschrift zu, welche die bekannten Klagen der Zeitungsverleger über die erhöhten Papier preise, nebst Begründung der letzteren enthält. Buch- und Accidenzdruckerei. Der Geschäftsgang war im All gemeinen gut; das Geschäft hat jedoch vielfach über Unterbietung der Preise durch die Konkurrenz zu klagen. Besonders nachtheilig war für die Druckereien der Preisaufschlag des Papiers um durch schnittlich 15 pCt. Die Festsetzung der Arbeitslöhne für das ganze Deutsche Reich erfolgt durch das Tarifamt für Deutschlands Buchdrucker mit dem Sitze in Berlin, welches im Allgemeinen die Normen für die Preise in den einzelnen Geschäften abgiebt. Im Musikalienhandel herrscht geringe Kauflust, der Absatz war im Allgemeinen ruhig. Das Angebot auswärtiger grosser Häuser beeinträchtigte vielfach"das sesshafte Gewerbe. Q. E. jr QfiQmnitz, Sa Längs-, Quer u. Diagonal- Schneidmaschinen unerreicht in Leistung, Exactheit u. Genauigkeit des Schnittes, event. mit Bogenleger für Quer- und Diagonal-Schnitt. Neue Längs- und Quer-Schneldmaschlne mit selbstth. Bogenlegen Meg Gangbare Breiten stets in Vorrath und Arbeit. 0 Sohneidmaschinen im Anschluss an die Cartonklebmaschine, Schneidmaschinen für Selden- und Wasserzelohen-Paplere. $, p Rollenständer, System Eichhorn-Köttewitz, zum •veu: beliebigen Aus wechseln leergelaufener durch volle Rollen ohne Betriebsstörung. [128729 Calander, Anfeuchtmaschinen, Holländer (D. R. G. M ), Kollergänge, Rollmaschinen, Satlnlrwerke etc.