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3056 PAPIER-ZEITUNG Nr. 81 Geschäfts-Nachrishten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Aufruf an die sämmtlichen Dütenfabrikanten der Provinzen Rheinland- Westfalen, Bessen-Nassau. Konvention Westdeutscher Dütenfabrikanten! Hierdurch machen wir Sie darauf aufmerksam, dass am 12. Oktober in Düsseldorf, Weinrestaurant Seulen, am Carls- platz, Mittags 21/2 Uhr, eine Versammlung stattfindet, welche für die sämmtlichen Dütenfabrikanten der Provinzen Rheinland- Westfalen, Hessen-Nassau von grösster Bedeutung ist. Wir ersuchen alle Mitglieder der Konvention Westdeutscher Düten fabrikanten und ebenso diejenigen Firmen, welche der Kon vention noch nicht angehören, an dieser Versammlung theilzu nehmen. Die Tagesordnung ist von der grössten Wichtigkeit und Tragweite für die gesammten Firmen genannter Provinzen. Verband Deutscher Düten-Fabrikanten Centrale Berlin W. Wahrburg Thodesche Papierfabrik, Actiengesellschaft in Hainsberg, Sachsen. In der ersten Hälfte des Geschäfts jahres 1900/1901 war die Fabrik gut beschäftigt und konnte auch für einen Theil der Erzeugung bessere Preise erzielen, diesen standen aber wesentlich höhere Ausgaben für Rohstoffe und Kohlen gegenüber, sodass die Gesellschaft aus der vorüber gehend besseren Geschäftslage keinen Vortheil hatte. Roh stoffe, besonders Holzstoff, konnten infolge des anhaltenden Wassermangels nicht immer in genügender Menge beschafft werden, wodurch Störungen im Betriebe und damit Be einträchtigung der Erzeugung verursacht wurden. Nachdem die Rohstoff-Noth behoben war, trat Anfang März 1901 durch das Ausbleiben grösserer regelmässiger Aufträge und den Niedergang der Preise sowohl für geringere als auch bessere Papiere ein allgemeiner Rückschlag ein. Infolgedessen wurde bei einer Erzeugung von 5 189 880 kg und einem Umsatz von 1 617 709 M. nur ein Betriebs-Ueberschuss von 1890 M. gegen 30 288 M. im Vorjahre erzielt. Nach Abschreibungen in Höhe von 69 974 M. erhöht sich somit die bereits vorhandene Unter- Bilanz von 100 078 M. auf 168 163 M. Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart. Wie uns zur Ergänzung der Mittheilung »Aus dem Stuttgarter Buchgewerbe«, S. 3043 dieser Nummer, berichtet wird, sind die Aktien obiger Gesellschaft am 5. Oktober auf der Stuttgarter Börse auf 110 zurückgegangen. Nach einem Telegramm vom 7. Oktober ver theilt die Gesellschaft für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende (im Vorjahr 9 pCt.). Nach erheblichen Ab schreibungen bleibt ein Reingewinn von 212034 M., die vor getragen werden. Chemnitzer Papierfabrik zu Einsiedel b. Chemnitz. Der Aufsichtsrath beschloss, der zum 24. Oktober einberufenen Generalversammlung für das am 30. Juni beendete Geschäfts jahr die Vertheilung einer Dividende von 6 pCt. für die Stamm-Prioritäts-Actien (im Vorjahre 6 pCt.) und von 5 pCt. für die Stamm-Aktien (im Vorjahre 21/2 pCt.) vorzuschlagen. Konkurs-Aufhebung. Buchbinder Emil Richard Hoyer in Stolberg. Konkurse. Buchbinder und Papierhändler Ernst Rudolf Hemmann in Dresden, Holbeinstrasse 64. Konkurs verwalter ist Herr Rechnungskommissar Beyer, Obergraben 2. Anmeldefrist, offener Arrest mit Anzeigepflicht bis 24. Oktober. Wahl- und Prüfungstermin 1 November, vormittags 91/2 Uhr. — Alexander Felix Isleib, Inhaber einer Kartonnagenfabrik in Leipzig. Zur Abnahme der Schlussrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluss- verzeichniss der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlussfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke ist Schlusstermin auf 4. November, vormittags 11 Uhr, vor dem Kgl. Amtsgerichte, Nebenstelle, Johannisgasse 5, bestimmt. + Am 3. Oktober starb in Weisenbachfabrik, Baden, der Papierfabrikant und ehemalige Reichstagsabgeordnete Herr Kommerzienrath Eugen Holtzmann, Mitinhaber der Firma E. Holtzmann & Co., Papierfabriken in Weisenbachfabrik bei Gernsbach, Baden, und Brohl a. Rh. Der Verewigte war viele Jahre Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Papierfabrikanten und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. t Herr Gerhard Blümlein, Chef und Gründer der Firma Blümlein & Co., Lithographische Kunstanstalt in Frankfurt a. M. K. Keine neue Papierfabrik! Wir brachten in Nr. 80 nach einer Greizer Tageszeitung die Mittheilung, dass die Firma Ge brüder Wilisch in Schneeberg, Sa., unweit Greiz die sogenannte Lehnamühle gekauft habe, um dort eine Papier fabrik zu errichten. Die Firma erklärt uns hierzu, dass die Mittheilung erfunden ist, und dass sie weder jetzt noch für später die Errichtung einer Rohpapierfabrik plane. Sie habe zwar die Lehnamühle gekauft, aber nie beabsichtigt eine Papierfabrik zu errichten. Dampfkessel-Explosion Gerichts-Verhandlung Die Dampfkessel-Explosion, die am 20. April 1899 in der Wiedeschen Papierfabrik in Rosenthal bei Blankenstein stattfand, war die Ur sache, dass sich der Dampfkessel-Fabrikant Ernst Ewald Paschke aus Freiberg i. S. und der Papierfabrik-Direktor Paul Otto Hirsch aus Blankenstein wegen fahrlässiger Tötung vor der Geraer Strafkammer verantworten mussten. Der Explosion fielen damals sechs Männer zum Opfer, und eine Anzahl Leute waren längere Zeit erwerbsunfähig, sind aber sämmtlich wieder hergestellt worden. Der Materialschaden betrug 59 000 M., und ein Dampfkessel im Werthe von 15 000 M. wurde zertrümmert. Der Fabrikant Paschke wird beschuldigt, die Explosion dadurch verschuldet zu haben, dass eine Reparatur an einem sogen. Batteriekesselrohr mit minderwerthigem Eisenblech ausgeführt worden ist. Ferner behauptet die Anklage, dass der Direktor Hirsch die nöthige Vorsicht bei der Beaufsichtigung der Dampfkessel äusser acht gelassen und dadurch das Unglück mit verschuldet hat. Paschke hatte 1897 den Kessel, der aus Siemens-Martin-Flusseisen hergestellt war, geliefert. Bei verschiedenen Dampfkesseln der Fabrik von Wiede hatten sich in den Jahren 1897 und 1898 sogenannte Beulen bildungen gezeigt, die durch Wärmestauungen, Ueberhitzung oder durch Bildung von Kristallisationen entstanden sein sollen. Ausser dem sollen die Dampfkessel mit schädlichen, Oel, Harz und Kalk ent haltenden Abgangsdämpfen angewärmt worden sein. Ferner soll das Saalewasser, das zum Kesselspeisen verwendet wurde, Substanzen enthalten haben, welche die Beulenbildung an den Dampfkesseln ge fördert haben. Das scheint man auch eingesehen zu haben, denn es wurde eine Filteranlage zur Reinigung des Speisewassers für die Kessel angelegt. Der explodirte Dampfkessel enthielt 42 000 Liter Wasser. Im Jahre 1898 war das unterste Kesselrohr des Dampfkessels schadhaft geworden und wurde an die Firma Paschke gesandt, die es repariren sollte. Das ist auch geschehen, aber statt erstklassigen Fluss- oder Schweisseisenbleches hat der Ingenieur Schmieder von der Firma Paschke ein Stück sogen. Mantelblech, das angeblich ge prüft und für gleichwerthig angesehen wurde, dazu verwendet. Nach Ansicht der Anklage entsprach das verwandte Eisen aber nicht den »Nürnberger Normen«. Paschke behauptet, dass die Reparatur nicht unter seiner Aufsicht ausgeführt worden sei, er habe vielmehr erst nach der Explosion Kenntniss davon erhalten, dass Mantelblech ver wendet worden ist; jedenfalls hätte er es nie zugegeben, dass Mantel blech verwendet werde, da er doch gewusst habe, dass der Kessel direkt dem Feuer ausgesetzt war. Der Ingenieur Schmieder behauptet, von der Verwendung des Bleches Paschke vorher Mittheilung gemacht zu haben. Schmieder, der 23 Jahre bei Paschke in Stellung war, ist nach der Explosion aus seiner Stellung getreten. Der Mitangeklagte Hirsch stellt in Abrede, dass die Beulenbildung die Ursache der Explosion war oder hierzu beigetragen habe. Er führt die Explosion nicht allein auf das schlechte Reparaturmaterial, sondern vor Allem auf die schlechte Beschaffenheit der Nietnähte des Kesselrohres zurück. Die Beulenbildung könnte zwar dem Kessel schaden, aber es sei aus geschlossen, dass Beulen die Explosion verursachen konnten; ihm sei kein derartiger Fall bekannt. Er behauptet zwar, es seien um die Zeit der Katastrofe Beulenbildungen nicht mehr festgestellt worden, aber es wurde am Tage vor der Katastrofe von einem anderen Kessel wegen Beulenbildung ein Rohr zur Reparatur gegeben. Der Sach verständige Gewerbeinspektor Stryck führte die Explosion auf das verwandte schlechte Reparaturmaterial zurück. Der Oberingenieur Cario vom Magdeburger Dampfkessel-Verein bekundet, dass nicht das schlechte Material die Ursache der Explosion gewesen sei, sondern die falsche Verwendung des Materials. Das Eisen sei falsch auf gelegt worden, habe dadurch eine falsche Faserrichtung erhalten und sei infolgedessen in der Zähigkeit beeinträchtigt worden. Die beiden Ober-Gutachter, Oberingenieur Haage-Chemnitz und Geh. Rath von Bach-Stuttgart sind der Ansicht, dass die Explosion nur auf Beulen bildung am Kessel zurückzuführen ist. Nach stundenlanger Berathung erkennt das Gericht auf Freisprechung der beiden Angeklagten. Es hat die feste Ueberzeugung gewonnen, dass keine Fahrlässigkeit beider Angeklagten nachweisbar ist. (Vogtl. Anz.)