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| Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * * * * Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Sachliche Mittheltungez finden kostenfreie Aufnahme — Nr. 51 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Q Freie Vereinigung Berliner Buchdruckereibesitzer Aufruf an alle Buchdruckereibesitzer In der am 22. Mai d. Js. stattgefundenen Vereinssitzung sind die Unterzeichneten zu einer Kommission zur Bekämpfung der in unserem Fache überhandnehmenden Schleuder - Kon kurrenz gewählt worden. Um den aus dieser Schleuderei entstandenen Missständen zweckmässigst begegnen zu können, ist es nothwendig, zu nächst den Umfang derselben kennen zu lernen. Wir bitten daher alle Kollegen im Fachinteresse, ihre Er fahrungen an Hand von Beweismitteln schriftlich an einen der Unterzeichneten gelangen zu lassen. Berlin, 19. Juni 1900 J. Schaal Bermann Graff E. Fischer Berlin W 8 Berlin N 37 Berlin N Mohrenstrasse 22. Chorinerstrasse 34. Invalidenstrasse 153 Gutenberg-Feier Berlin. Wie der »Verein der Berliner Buchdrucker und Schriftgiesser«, so hat es auch der »Berliner Buchdrucker-Verein« (Gutenberg-Bund) als seine Ehrenpflicht betrachtet, das Ge- dächtniss des Altmeisters durch eine festliche Veranstaltung am letzten Sonntag in der Philharmonie zu feiern. Konnte sich diese Feier nun auch nicht mit der imposanten Massen-Kund gebung des erstgenannten Vereins messen, über die wir unsern Lesern in Nr. 49 berichteten, so nahm sie doch einen durch aus schönen und würdigen Verlauf. Den mit ihren Damen zahlreich erschienenen Festtheilnehmern wurde eine sehr ge schmackvoll ausgestattete Festschrift des Gutenberg-Bundes überreicht, die in gedrängter Kürze eine Uebersicht über das Leben und Wirken Gutenbergs und die Thätigkeit des nach dem Altmeister benannten Bundes enthielt. Nach den einleitenden Musik-Vorträgen des Berliner Sinfonie-Orchesters hielt der Vorsitzende die Begrüssungs ansprache, in der er den Vertretern der Universität, der staat lichen und städtischen Behörden sowie der Presse den Dank für ihr Erscheinen aussprach. Im zweiten Theil gelangte sodann der von Gregor Hornberg gedichtete Prolog zum Vor trag. Der Dichter, der seinen Prolog selbst sprach, schilderte in wirkungsvollen Versen, wie der sinnende Gutenberg erst von Tafeln druckte und dann darauf kam, die Buchdrucker kunst zu erfinden; Erst trennen, dann vereinen, Das muss die Losung sein! — Dem beifällig aufgenommenen Vortrage des Prologs folgte das Beethoven’sche »Die Himmel rühmen« vom Berliner Buch drucker-Gesangverein und darauf die Festrede, gehalten von Herrn Prediger W. Faber. Wie in alten Zeiten am Johannis tage die Freudenfeuer aufflammten, so feiert auch an diesem Tage die gesammte Kulturwelt das Geburtstagsfest Johannes Gutenbergs. Eingehend besprach der Redner die Bedeutung der Erfindung des Altmeisters, dabei an ein altes Gedicht von Joh. Rist erinnernd, in dem es zum Schluss heisst: Dass Menschen können Menschen sein, Das schafft die Druckerkunst allein. Wenn auch nicht vorauszusehen ist, wie sich die Zukunft der Buchdruckerei gestalten wird, so stehen wir doch gegen wärtig auf ihrer Mittagshöhe. Mit einem begeistert auf- enommenen Hoch auf die geniale That Gutenbergs schloss er Redner seine wirkungsvolle Ansprache. Lebhaften Beifall erntete alsdann der von Mendelssohn 1840 komponirte Fest- gesang zur vierten Säkularfeier der Erfindung der Buchdrucker kunst. Den Schluss des offiziellen Programms bildete ein gut gestelltes lebendes Bild: »Gutenberg und seine Epigonen«, das den Altmeister, umgeben von Geistesheroen, wie Schiller, Göthe, Lessing usw. zeigte. Damit aber hatte das schöne Fest nicht sein Ende erreicht, denn noch lange blieben die Festtheilnehmer mit ihren Damen beim fröhlichen Kommers vereinigt. F. H. Von der Pariser Weltausstellung In Nr. 38 der Papier-Zeitung konnte ich auf den Katalog der deutschen Abtheilungen auf der Weltausstellung aufmerk sam machen, heute soll Einiges von dem in Paris Gesehenen Gegenstand der Mittheilung sein. Von dem, worüber an dieser Stelle zu berichten ist, be findet sich der grösste Theil in dem »deutschen Hause«, dem Repräsentationsgebäude des Reichskommissars. Wer auf dem Dampf boot die Seine hinabfährt, etwa an dem Pont de la Concorde sich einschiffend, den begrüsst von der Strasse der Nationen unter den Pavillons der »puissances etrangeres« zuerst der in Gold und reicher architektonischer Ornamentirung erstrahlende venetianische »Palazzo«, mit dem die italienische Regierung in glanzvoller Weise die Reihe er öffnet. Daneben vermögen die folgenden sich kaum zur Gel tung zu bringen, wie sehr auch die meisten durch ihre natio nale Eigenthümlichkeit sich hervorzuthun bemüht sind. Doch unser deutsches Haus, zwischen dem kalten spani schen Ceremonienpalast und dem hölzernen norwegischen Bauernhause scheint mir durch seine weniger prunkende als fröhliche Pracht seinen Dreibundfreund auszustechen. In seiner Architektur an deutsche Muster der Frührenais sance anschliessend mit Erkern, Thürmen, bunten Bildern und Sprüchen geziert, spiegelt es lebensfrohes Selbstbewusstsein und echten deutschen Humor wieder, die jedem Vorüberfahren den daraus herzlich entgegenleuchten. Dieses ist das Heim des deutschen Buchgewerbes. Neben einigen Dienstzimmern des Reichskommissars und den Repräsentationsräumen mit der Sammlung Friedrichs des Grossen haben in den zwei Haupt geschossen die deutschen Klassen: 11. Buchdruckerkunst, verschiedene Drucke (Geräthschaften, Verfahren und Erzeugnisse) 12. Fotografie (Geräthschaften, Verfahren, Erzeugnisse) 13. Buchhandel, Buchbinderei, Zeitschriften, Anschlagzettel 14. Geografische und kosmografische Karten und Geräth- schäften einen würdigen und schönen Platz zur Aufstellung ihrer Aus stellungs-Gegenstände erhalten, wie sie ihn sich besser nicht wünschen konnten. Allerdings, wer 1897 die buchgewerbliche Ausstellung in Leipzig gesehen hat, wird den Raum, insbesondere im Hin blick auf die weiter und höher gesteckten Ziele, zur Ausbrei tung dieser bei uns so stark entwickelten Industrie nicht reich lich finden. Damals hatten aus dem kleineren sächsisch-thüringischen Bezirk 255 Aussteller (darunter nur 52 nicht-leipziger) sich ein gefunden und über einen Raum von 2000 qm verfügt. Aus dem ganzen deutschen Reiche sahen wir jetzt nur 135 Firmen beisammen auf einem Raum von wohl 4—500 qm. Der impo- nirende Eindruck der Massenhaftigkeit bei der Leipziger Aus stellung musste also hier durch die Trefflichkeit des Ausge stellten ausgeglichen werden, was leider nicht durchgehends gelungen ist. Es war von vornherein betont worden, dass bei dieser Ausstellung der Einzelne mit seinen geschäftlichen Interessen zurückstehen müsse, und es nur darauf ankomme, in einer würdigen Gesammtrepräsentation die besten Leistungen der nationalen Arbeit zur Anschauung zu bringen. In richtiger Erkenntniss dieser gebotenen Beschränkung haben die Engländer ihre Ausstellung angeordnet. Das eng lische Komitee hat diejenigen Werke ausgewählt, welche für würdig zur Vorführung befunden wurden. Bei jedem Werke