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Nr. 50 PAPIER-ZEITUNG 1841 Bossi einen Förderer in geistiger Beziehung und feinsinnigen Korrektor ihrer Schriften, so boten ihnen zwei römische Patrizier, j Pietro und Francesco dei Massimi, ein Heim. Noch steht, 1535 durch einen Umbau Baldassare Peruzzi’s verschönt, und heute an der Durchbruchsstrasse Corso Vittorio Emanuele gelegen, der alte Familienpalast der Massimi alle Colonne, in dem die deutschen Drucker ihren Sitz aufschlugen, noch ist der hinten heraus gelegene Saal, in dem die Druckerei eingerichtet war, vorhanden. Die mancherlei geistige und wirthschaftliche Förderung, die Pannartz und Schweinheim in Rom fanden, hat sie übrigens nicht vor Sorge und Mangel bewahrt. Eine der oben erwähnten Bittschriften Giovan Andrea dei Bossi’s führt aus, wie sie zwar mit viel Mühe und Geldaufwand die Kunst des Buchdruckes in Rom eingeführt hätten, wie nun überall Drucker auftauchten, wie ihr Haus von Druckvorräthen angefüllt sei, es folgt ein Verzeichniss von Klassikern, Kirchenvätern usw., welches 12475 Bände aufweist, wie aber Niemand mehr kaufen wolle. Es war thatsächlich in wenigen Jahren des Druckes bereits eine Uebererzeugung eingetreten. Das wird erklärlich, wenn man liest, dass im Jahre 1475 bereits 20 Druckereien in Rom bestanden. Das deutsche Element, namentlich bei den Geistlichen, ist dauernd sehr zahlreieh unter ihnen, und unter den 37 Druckern, die am Ende des Jahrhunderts gezählt werden, befinden sich 25 deutsche. Den Druckereien Roms folgten natürlich auch sehr bald solche in anderen italienischen Städten. 1480 zählt Italien bereits 40 Städte mit Buchdruckereien, die Heimath des Buchdrucks, Deutschland, erst 23. Auch ausserhalb der Stadt der Päpste sind die Buchdrucker vielfach Deutsche. 1469 erhält Johann von Speyer ein Privilegium zum Druck für Venedig, und als er im nächsten Jahre stirbt, treten sein Bruder Wendelin und Johann von Köln für ihn ein. Auch Mailand erhält 1469 seine erste Presse, zwei Jahre später Florenz und Neapel. Aber während in Rom die Druckkunst für lange Jahrzehnte fast ganz in Händen von Deutschen bleibt, sind in den italienischen Provinzialstädten die Träger der weiteren Entwickelung mehr Italiener. Namentlich in Venedig hebt Aldus Manutius die italienische Typografie nach Schönheit des Druckes wie Ge nauigkeit des Textes auf die für damalige Verhältnisse höchste Stufe, und die »Aldinen«, die Drucke seiner Offizin, bilden noch heute das Entzücken von Sammlern und Liebhabern. In Florenz verwendet der Goldschmied Bernardo Cennini zu dem im Jahre 1471 erschienenen Leben der heiligen Katharina von ihm selbst gegossene Lettern. Dagegen ist es wiederum ein Deutscher, Johann Numeister, der in Foligno die erste Ausgabe der Göttlichen Komödie veranstaltet. Die Stadt Feltre im Venetianischen besitzt seit 1868 wie Mainz sein Gutenberg-Denkmal, ein Denkmal des »Erfinders der Buchdruckerkunst« Pamfilo Gastaldi. Der Anspruch Feltres darauf, dass ein Sohn der Stadt die beweglichen hölzernen Lettern vor Gutenberg erfunden und schon 1456 angewendet habe, dass die Buchdruckerkunst also von Italien nach Deutsch land gelangt sei und nicht umgekehrt, hat heute auch wohl in Italien nur bei einzelnen Gelehrten noch Halt. Dagegen ist anzuführen, dass von Gastaldi auch nicht eine einzige gedruckte Zeile erhalten ist, und dass man im ganzen 15. Jahrhundert auch in Italien den Ruhm der Erfindung Deutschland überlässt. Ausserdem schreibt Giovan Andrea dei Bossi 1468 in der schon erwähnten Widmung der Hieronymus-Briefe an Paul II.: »Würdig zu preisen und von allen Geschlechtern zu verehren ist in Wahrheit Deutschland, das durch diese Erfindung uns von grösstem Nutzen gewesen. Dies ist es, was stets der rühmliche und des Himmels würdige Sinn des Nicolaus von Cues, Kardinals zu St. Peter in Ketten, sich wünschte, dass diese heilige Kunst, die damals in Deutschland sich zu entwickeln schien, nach Rom geführt werden möchte«. Diesen Worten, die den deutschen Kardinal von Cues an der Mosel in Beziehung mit der Einbürgerung der deutschen Erfindung in Rom bringen, sei ein römisches Zeugniss angereiht, das von deren Ausbildung auf italienischem Boden spricht. Simon von Lucca druckt 1477 von Rom aus: »Geistvoll hat eine neue Kunst uns Deutschland erfunden, Die ich ihm neulich geraubt, aber auf bessere Art . . Doch was erfanden mit eisernem Fleiss die Deutschen der Vorzeit, Wieder gaben es wir, besser, in sicherem Stil«. Das Selbstbewusstsein, das aus diesen Worten spricht, ist nicht unberechtigt. Italien that im 15. Jahrhundert mehr für die Ausbildung der neuen Kunst wie Deutschland, namentlich auch mehr für Nutzbarmachung und Verbreitung der seit Beginn des Jahrhunderts aufgestapelten Schätze wissenschaftlicher Er- kenntniss. In Deutschland nutzte man die Pressen zuerst zur Befriedigung nothwendigen Bedürfnisses aus: Zur Erbauung und zum Unterricht, zum Druck von Bibeln und von Grammatiken. In Italien wurde die Erfindung sofort auch in den Dienst wissen schaftlicher Arbeit gestellt: neben den Lettern für den Gram matiker Donatus und den Kirchenvater Lactantius standen schon in Subiaco diejenigen für das beststilisirte Prosawerk der lateinischen Litteratur, Cicero’s »de oratore«. Das Denkmal Gutenbergs mit den Standbildern Königs und Senefelders im Buebgewerbehaus zu Leipzig hat ohne Auf stellung und Fundamente 32000 M. gekostet. Zu deren Deckung sind jedoch nur 26099 M. vorhanden, daher, wie der Gutenberg- Ausschuss schreibt, weitere Beiträge willkommen. Deutscher Buchgewerbeverein. Dank dem Entgegenkommen des Bibliographischen Instituts in Leipzig sind nun in dem Ecksaal des Deutschen Buchgewerbe-Museums auch die mit Preisen ausgezeichneten, sowie die verkauften Entwürfe des von dieser Firma veranstalteten Preisausschreibens für kurze Zeit ausgestellt. Ferner sind zwei neue Plattenserien, die die Hochätzung in Zink und Kupfer veranschaulichen, ausgelegt, eine werthvolle Schenkung des Hauses J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig. Vom 18. d. Mts. ab ist die Gutenberghalle dem allgemeinen Besuche zugängig. Der Deutsche Buchgewerbe verein besitzt ein Exemplar der von Gutenberg gedruckten 42zeiligen Bibel, die ständig ausgelegt ist und gerade jetzt besonderes Interesse erregt. Von dieser Bibel sind überhaupt nur noch 20 Stück vorhanden. Zentralverband der Lithografen und Steindrucker. Eine am 14. d. Mts. in Leipzig abgehaltene Versammlung der Chemi- grafen liess sich über den Stand der dortigen Sektion der Chemigrafen des Zentralverbandes der Lithografen und Stein drucker Bericht erstatten. Danach hat die Entwicklung der Organisation seit der Abtrennung von dem Sonderverbande der Lithografen und Chemigrafen einen befriedigenden Verlauf ge nommen. Dem Vorschläge des Agitationskomitees entsprechend, beschloss dann die Versammlung die Aufnahme einer Berufs statistik und nahm Stellung gegen eine Leipziger Firma, die ihren sämmtlichen Chemigrafen mit Rücksicht auf besondere Geschäfts Verhältnisse, wie die Gehilfen dagegen annehmen, um einige unliebsame Arbeiter zu entfernen, gekündigt haben soll. Das Agitationskomitee erhielt Auftrag, wegen der Angelegenheit mit dem Firmeninhaber Rücksprache zu nehmen und das Er gebniss einer späteren Versammlung zu unterbreiten, die eventuell über weitere Schritte berathen soll. g. Büchertisch Die schönsten Stauden für die Schnittblumen- und Gartenkultur. 48 Blumentafeln nach der Natur aquarellirt und in Farbendruck ausgeführt. Text von M. Hesdörfer, E. Köhler und R. Rudel. Verlag von Gustav Schmidt, Berlin W. 12 Lieferungen zu je 90 Pf. Der Werth dieses kleinen Bilderwerkes liegt in den muster- giltigen Buntdrucken. Die Blumen sind allerdings ohne Rücksicht auf malerische Wirkung neben einander abgebildet, dafür aber bis in die kleinsten Spitzen mit ausserordentlicher Schärfe und Genauigkeit wiedergegeben. Sowohl Farbe wie Form der Blumen sind rücksicht lich des gedachten Zweckes vorbildlich. Jede Tafel wird durch ein beiliegendes Textblatt erläutert. Die Ausstattung ist zweckmässig und praktisch, da der Umschlag jeder Lieferung dreitheilig ist, den Inhalt also von beiden Seiten gegen Eindringen von Schmutz und Erde schützt. Die Bestimmungen über die Anlegung und den Betrieb von Dampf kesseln und Dampffässern in Preussen. Erläutert von H. Jaeger, Kgl. Gewerberath.. 2. umgearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin, Carl Heymanns Verlag. 1900. Preis geheftet 3 M. Oktav 208 Seiten. Dieses für jeden Inhaber oder Leiter von Dampfbetrieben nütz liche Werk enthält alle einschlägigen Gesetze und Verordnungen nebst Erläuterungen des sachkundigen Verfassers. Das Buch gliedert sich in folgende Theile: 1. Auszug aus der Gewerbeordnung. 2. Polizei liche Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln. 8. Ge nehmigung, Prüfung und Ueberwachung von Dampfkesseln. 4. Gesetz betr. den Betrieb der Dampfkessel. 6. Anweisung betr. Genehmigung und Untersuchung der Dampfkessel, nebst Gebührenordnung und 12 Vordrucken. 6. Polizeiverordnung, betr. die Einrichtung und den Betrieb von Dampffässern. In diesem letzten Theil sind die Vor schriften für Zellstoffkocher eingehend mitgetheilt.