Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG Nr. 50 dern die Sachen würden sich auch in der Hand unseres Syn dikus vereinigen und ihm grössere Macht verleihen. Seit Juni 1899 hat er 853 Prozesse von Mitgliedern übernommen, von denen 791 durch Urtheil erledigt sind und 62 noch schweben. Diese rasche Erledigung spricht für die Geschäftsthätigkeit des Anwalts mehr als Worte, namentlich wenn Sie sich erinnern, dass wir in früheren Jahren ganz andere Erfahrungen zu machen hatten. 236 schriftliche Rathsertheilungen und Gut achten sind von dem Rechtsanwalt eingefordert und ertheilt worden. Aufforderungsschreiben oder Mahnbriefe an Schuldner, die vom Verein eingerichtet sind, obwohl unsere Gesetze solche nicht vorschreiben, sind 446 ergangen, 246 Mitglieder haben seine Thätigkeit in Anspruch genommen. Hofmann. Der Kreditorenverband vertritt die Mitglieder des Vereins bei Konkursen gegen eine Pauschalsumme von 3 M. Diese Erleichterung scheint in Vergessenheit gekommen zu sein, da sie sehr wenig in Anspruch genommen wird. Billiger kann es nichts geben. Der Kreditorenverband ist über ganz Deutschland verbreitet und je mehr Forderungen in seiner Hand zusammenkommen, desto mehr kann er leisten. Weinberg. Ich bediene mich seit Jahren des Verbandes nicht mehr. Nachdem ich einmal eine Forderung anmeldete und er über meinen Kopf weg einen Vergleich abschloss. 9. Anerbieten einer Unfall-Versicherungs-Gesellschaft, dem Ver ein besondere Vortheile zu bieten. Dem anwesenden Vertreter der Züricher Gesellschaft wurde anheimgestellt, dem .Verein Mittheilungen und Vorschläge zu machen. Der Verein übernimmt jedoch keinerlei Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber. 10. Beschluss über eine an Reichstag und Bundesrath zu richtende Petition, worin die Reichsregierung ersucht wird, beim Ab schluss eines neuen Handelsvertrags mit Russland auf Schutz des deutschen künstlerischen Urheberrechts zu dringen. (In letzter Zeit werden die Klagen über Nachbildung künstlerischer Drucksachen, Plakate usw. immer häufiger, das dortige Gesetz duldet die Nachbildung.) Vors. Wir werden bei den Handelsverträgen auch diese Frage behandeln, in Berlin sind wir augenblicklich damit be schäftigt, und wenn Sie mich damit beauftragen, dass ich bei den Zollverhandlungen darauf zurückkomme (vorgemerkt ist es), dann glaube ich, ist Alles gethan, -was jetzt geschehen könnte. Der Vorsitzende wird in gewünschter Weise beauftragt. 11. Die neue Anwendung des deutschen Zolltarifs. Vors. In der vorigen Hauptversammlung wurde beschlossen, aus den Mitteln des Vereins für Bearbeitung der Zollfragen 1000 M. zu spenden. Ausserdem hatte sich eine Anzahl Herren zusammen gefunden, welche diese Arbeiten durch Geldmittel unterstützten. Die freiwillig gezahlten Mittel sind bisher auf 2700 M. angewachsen. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Kosten dieser Sache viel bedeutender sind, als angenommen wurde und zwar hauptsächlich durch die erforderliche Menge Drucksachen. Im Anfang dieses Jahres wurde vom Reichsamt des Innern ein Tarifschema herausgegeben, das den neu zu schaffenden deutschen Zolltarifen als Unterlage dienen sollte. Dasselbe wurde an Vertreter vieler Industrie-Zweige gesandt, zur Aeusserung sowohl über die Zweckmässigkeit wie Richtig keit der darin aufgeführten Benennungen der Waaren. Unrichtige oder ungenaue Bezeichnung der Waaren war nämlich meistens die Ursache von Zollschwierigkeiten, d. h. von irrthümlicher Anwendung des Zolltarifs sowohl bei uns wie in anderen Ländern. Auf Grund der auf das Rund schreiben eingegangenen Antworten wurde ein neues Tarif schema für alle ins Papierfach gehörigen Waaren entworfen und neuen Verhandlungen im Reichsamt des Innern zugrunde gelegt. Bei diesen Verhandlungen, denen etwa 50 Fachleute beiwohnten, wurde schliesslich das Tarifschema, welches der Verein zur Vorbereitung der Handelsverträge ausgearbeitet hatte, als Grundlage genommen. Mit den vertragschliessenden Staaten sind Verhandlungen geführt worden, um sie zur An nahme möglichst gleicher Tarifpositionen zu veranlassen. Die Arbeiten sind jedoch nicht abgeschlossen, sondern werden noch viel Zeit erfordern. Der Vorsitzende erläutert eingehend einige der gemachten Vorschläge, besonders die vom Verein Deutscher Papierfabri kanten beantragten Eingangszölle auf Papier und bemerkt, dass er die ihm im vorigen Jahr bewilligten 1000 M. noch nicht in Angriff genommen habe. Da sich jedoch diese Arbeiten noch über drei Jahre erstrecken und im Ganzen bis etwa 10000 M. kosten können, so möchte er in den aus den letzten Jahres- Einnahmen des Vereins verfügbaren Mitteln einen Rückhalt für nöthige Ausgaben besitzen. Nach seinem Antrag wurde beschlossen, dass der Vorsitzende die aus den diesjährigen Einnahmen vorhandenen Mittel im Interesse der Zollverhand lungen verwenden kann. Heyer-Köln erbietet sich, durch freiwillige Beiträge die er forderlichen Mittel zu beschaffen, damit die Vereinskasse nicht in Anspruch genommen werden brauche. 12. Ort der nächsten Tagung. Die Wahl des Ortes soll dem Vorstand überlassen bleiben. Der Vorsitzende schliesst nach 3 Uhr, nachdem ihm die Versammlung auf Antrag des Herrn Weinberg für die inn- sichtige Leitung der Berathungen gedankt hatte. Redner sprach die Hoffnung aus, dass es dem Vorsitzenden noch lange Jahre vergönnt sein möchte, zum Nutzen und Frommen des Verbandes thätig zu sein. An die Versammlung schloss sich um 4 Uhr das Festmahl im Hotel Bellevue, woran gegen 50 Herren und Damen theil nahmen. Musik, Klavierspiel des Frl. Vandrey-Hannover, Tisch reden und gemeinsam gesungene Lieder belebten das Mahl. Herr Heyer-Köln hatte mit gewohnter Fixigkeit die Vorgänge in den Versammlungen in launige Verse gebracht, die er bei Tisch vortrug. Herr Max Balz-Berlin wählte ein Thema, welches nicht von Pappe ist, nämlich die Damen. Er verglich sie mit Normalpapier, da die Stoff-Zusammensetzung der Frauen und Töchter zwar kostspielig aber gut sei, wie man beim Be zahlen der Rechnungen erkennt. Die Reisslänge der Geduld sei bei unseren Damen derart, dass sie als sehr gross be zeichnet werden könne. Die Ans-Dehnung des Gebiets der Thätigkeit unserer Frauen auf das gemeinnützige und Kunst leben sei ebenso schön wie gross. Ihr Widerstand gegen Zer knittern sei derart, dass sie selten zum Brechen gebracht werden, stets Elastizität bewahren, also sehr stark. Der Aschengehalt werde sich zweifellos durch die Thätigkeit der Männer, welche hierher geeilt seien, um die Fach-Interessen zu wahren, immer günstiger gestalten. Er brachte deshalb allen, den an- und abwesenden Frauen und Jungfrauen sein Hoch. Der Abend wurde, von prachtvollem Wetter begünstigt, in den Rheinanlagen bei Konzert und Bowle verlebt. Für Sonntag, 10. Juni, hatten die Herren Mayer-Koblenz eine Dampferfahrt nach Rüdesheim vorbereitet, zu der sich um 10 Uhr mehr als 30 Herren und Damen einfanden. Artillerie- Musik, die zur Begleitung einer grösseren Zahl von Unter- Offizieren den gleichen Ausflug machte, liess sich gern be wegen, ihre Kunst zu bethätigen. Herren und Damen vom Papier konnten den schönen Walzerklängen nicht widerstehen und bald war von ihnen auf Deck ein Tanz begonnen, dem sich die Krieger mit ihren Damen anschlossen. Um 1 Uhr wurde auf dem Dampfer ein sehr gutes gemeinsames Mittagsmahl eingenommen, welches wieder durch Tischreden und Musik verschönt war. Herr Focke aus Aussig, der dem alldeutschen Verband angehört und seiner grossdeutschen Ge sinnung wegen schon 14 Tage Gefängniss in Böhmen zu er tragen hatte, war bald mit einigen Mitgliedern bekannt ge worden und so freundlich, bei der Tafel das Hoch auf die Damen auszubringen. Er riss durch seine begeisterte Sprache und die wohlthuenden patriotischen Klänge zur Begeisterung hin. Der Loreleyfelsen wurde mit dem gemeinsam gesungenen und gespielten »Ich weiss nicht, was soll es bedeuten« be- grüsst. Von Rüdesheim aus wurde das Denkmal auf dem Niederwald besucht und gegen 6 Uhr, wieder mit Musik, die Rückfahrt angetreten. Viele verlebten den herrlichen Abend noch am Rhein, Andere waren abgereist, aber Alle von den schönen Tagen befriedigt. Kohlen Nach dem Rundschreiben einer bedeutenden Magdeburger Kohlenhandlung werden für englische Kohlen noch höhere Preise bezahlt als bisher. Mitte Juni wurde 210 M. 50 Pf. bis 260 M. 50 Pf. die 200 Ztr. frei Waggon Magdeburg berechnet. Die böhmischen Gruben können wegen Verkürzung der Arbeitszeit und Wagenmangel den Bedarf nicht befriedigen. Braunkohlen sind deshalb wieder um 5 Pf. und mehr der Ztr. gestiegen. Für den Herbst wird wesentliche Verschärfung der Kohlenknappheit in Aussicht gestellt. Tapetenpreise. Der Verein der deutschen Tapetenfabrikanten macht bekannt, dass auf Nachbestellungen bis 1. Oktober ein Rabatt von 8 pCt. gewährt wird, sodass die thatsächliche Preis erhöhung zur Zeit nur 10 pCt. beträgt. K.